Wo kein Zeuge ist - Elizabeth George

  • Titel der Originalausgabe: “With no one as witness”


    Das Buch ist Band 13 in der Reihe.


    Zum Buch


    Ein Teenager wird tot auf einem Grabstein in London aufgefunden - alles scheint auf einen Ritualmord hinzuweisen. Als man Thomas Lynley und Barbara Havers von New Scotland Yard den Fall überträgt, ist soeben klar geworden, dass ein brutaler Serienmörder bereits sein viertes Opfer gefunden hat. Brisant ist, dass die ersten drei Opfer alle dunkler Hautfarbe waren. Doch warum reagiert die Polizei erst jetzt? Rassendiskriminierung, so lautet der Aufschrei der empörten Öffentlichkeit. Die forensischen Untersuchungen lassen keinen Zweifel: alle Morde tragen dieselbe Handschrift. Welche Gemeinsamkeit verbindet aber die Opfer? Barbara Havers, degradiert wegen eigenmächtigen Handelns, stößt auf eine erste heiße Spur. Doch der Tod eines fünften Jungen weicht vom Muster ab. Waren Lynley und Havers auf der falschen Fährte? Hat der Killer seinen modus operandi verändert - oder hat ein Nachahmungstäter zugeschlagen? Trotz fieberhafter Ermittlungen kann die Polizei den verstörenden Verlauf des Falles nicht verhindern….


    Zur Autorin


    Akribische Recherche, präziser Spannungsaufbau und höchste psychologische Raffinesse zeichnen die Bücher der Amerikanerin Elizabeth George aus. Ihre Fälle sind stets detailgenaue Porträts unserer Zeit und ihrer Gesellschaft. Elizabeth George, die lange an der Universität "Creative Writing" lehrte, lebt heute in Seattle, USA.


    Meine Meinung


    Die Bücher von Elizabeth George lese ich schon seit Jahren und eine Zeitlang hab ich sie sogar gleich nach dem Erscheinen als englisches Hard Cover gekauft, weil ich es nicht abwarten konnte. Das vorletzte fand ich dann aber sehr zäh und das letzte habe ich gar nicht gekauft, noch nicht mal mehr als Taschenbuch, weil ich mich gar nicht aufraffen konnte, es zu lesen und es hatte auch eine ganze Reihe schlechter Kritiken bekommen.


    Irgendwie sind mir die Figuren aber doch ans Herz gewachsen und da in diesem Band wieder hauptsächlich Lynley und Havers die Ermittlungen führen (im letzten Band spielte wohl Deborah St. James die Hauptrolle), hat mich „Wo kein Zeuge ist“ dann doch interessiert. Vielleicht hat die Autorin ein bisschen viel versucht unterzubringen: ein Serienmörder, Kinderpornographie, Pädophilie, Rassismus, Machtkämpfe innerhalb von New Scottland Yard und private Entwicklungen im Leben verschiedener Hauptfiguren. Trotzdem hat sie aber alles ganz gut unter einen Hut gebracht.


    Allerdings zog es sich schon etwas - die Untersuchungen kamen lange Zeit praktisch nicht von der Stelle. Was aber gleichzeitig auch umso schlimmer war, mit einem freilaufenden Serienmörder, dessen Trieb langsam aber sicher am Eskalieren war. Meiner Meinung nach hätte es nicht geschadet, das Buch um hundert Seiten zu kürzen. Lynley kam mir irgendwie anders vor als ich ihn in Erinnerung hatte, aber zum Glück war Havers war wieder ganz die Alte inklusive allerlei schnoddriger Bemerkungen. :grin Insgesamt hat mir das Buch trotz einiger Längen gut gefallen.


    Ich habe das Buch auf Englisch gelesen, kann also wenig zur Übersetzung sagen. Ich hatte mal in die deutsche Ausgabe geschaut und festgestellt, dass die Herkunft der Figuren im Original anhand ihrer Sprache sehr viel deutlicher herauskommt als in der Übersetzung, wo alles mehr oder weniger glattgebügelt ist. Und was mir noch aufgefallen ist: Im Original denkt der Serienkiller von sich als Er (z.B. He had assumed that He’d feel better later on, when clarity and honesty demanded that He evaluate His choice of object), was sich für mich so las, als würde sich der Täter als eine Art Gottheit sehen, was sehr gut zum Profil passte. In der Übersetzung wurde das nicht übernommen, wenn ich das richtig gesehen habe. Also, für die, die überlegen, ob englisch oder deutsch, würde ich die englische Ausgabe empfehlen.


    Ach ja, ich hab den letzten Satz der deutschen Kurzbeschreibung bei Amazon weggelassen, weil ich mir das ganze Buch über schon gedacht hatte, dass genau das passiert, was dann am Ende passiert ist und ich hab irgendwo gelesen, dass genau das auch im deutschen Klappentext steht. :fetch
    .



  • Ich geb mal 9 Punkte, ein Punkt Abzug wegen gewisser Längen im Mittelteil.

  • Es gibt ja schon einen Nachfolger, der auf Englisch Januar 2007 erscheint, und in dem...


    *Spoiler, auf keinen Fall reinschauen, wenn Ihr "Wo kein Zeuge ist" noch nicht durchgelesen habt!*



    Ich kann mir auch vorstellen, dass es danach erstmal einen Band mit Havers und Nkata als Team gibt. Die beiden wurden ja in "Wo kein Zeuge ist" ziemlich ausgebaut. Und dann erst wieder einen Lynley-Band. Dass die Serie zu Ende ist, glaub ich nicht.

  • Zunächst war ich skeptisch, denn der erste geschilderte Mord trägt Anzeichen typischer Verschwörungstheorien, wie sie gerade "in" sind. Doch alles kommt ganz anders...
    George hält ihre Leser bis zur letzten Seite in Atem. Es gelingt ihr nicht nur, eine äußerst spannende und "logische" Kriminalgeschichte zu entwickeln. Nebenbei gibt sie zudem Einblicke in die privaten Schicksale ihrer Ermittler und schafft auf diese Weise schillernde Charaktere, denen man sich auch nach dem Lesen noch verbunden fühlt.
    Einziges Manko: das Foto auf dem Cover finde ich nicht ansprechend ;-)
    Ein hervorragendes Buch, das mich sehr beeindruckt hat!

  • Endlich wieder ein spannender Krimi mit Lynley und Havers! Nachdem ich die letzten 2 Bände nicht mehr so prickelnd fand, war ich erst etwas skeptisch, wurde aber positiv überrascht. Wirklich eine spannende Story und Lynley und Havers mag ich einfach gern. Gefallen hat mir auch, dass Nkata mehr in Erscheinung trat.
    Aber insgesamt war die Geschichte für meinen Geschmack und bißchen zu voll gestopft und etwas zu lang.



    Gefreut hat mich dagegen, dass sich endlich was in Barbaras Privatleben tut! ;-)

  • Zitat

    Die Bücher von Elizabeth George lese ich schon seit Jahren und eine Zeitlang hab ich sie sogar gleich nach dem Erscheinen als englisches Hard Cover gekauft, weil ich es nicht abwarten konnte


    Das galt bisher für mich auch, aber beim nächsten Buch von E. George werde ich das nicht wieder tun, denn "With no one as witness" hat mich so gelangweilt, dass ich nach der Hälfte aufgegeben habe.

  • Ich hab es jetzt auch gelesen, und fand es auch etwas langatmig, lange Zeit tat sich ja wirklich nichts bei den Untersuchungen. Das Ende fand ich auch ziemlich unbefriedigend, wenn ich jetzt nicht wüsste, dass noch ein Buch folgt, würde ich auch sagen, E.G. will ihre Serie beenden, oder neue Protagonisten in den Vordergrund stellen Havers/Nkata.


    Besonders irritierend fand ich den Journalisten, der ungestraft in dem Privatleben der Ermittler rumwühlen durfte und die Artikel schreiben sollten, obwohl der Betreffende dagegen war. Da hätte ich Nkata wirklich einen hervorragenden Anwalt gegönnt, der Hillier mal ein bisschen in Schach hält :bruell. Wie kann man auch nur so mit Menschen umspringen, ich hätte ihn mehrmals mit Begeisterung und Anlauf in den Allerwertesten.....


    Ob ich das nachfolgende Buch mit der angekündigten Story zu dem Zeitpunkt interessant finden werde, kann ich mir nicht vorstellen, eigentlich will ich von dem Jungen gar nix mehr wissen.


    Ich habs auch recht früh herausgefunden, wer der Serinekiller war und was es mit dem letzten Jungen auf sich hatte.


    Ich hoffe, ich habe jetzt nicht zuviel irgendwie geplaudert, das täte mir leid, aber ich denke, jeder ders gelesen hat, weiss, was ich meine und den anderen habe ich nicht zuviel verraten. Aber es ist immer schwer, über ein Buch zu diskutieren und dabei dann auch nicht zuviel zu verraten.


    LG
    Patty

  • Für mich sieht das leider auch nach einem Ende der Serie aus, obwohl ich das natürlich nicht hoffe. Havers ist eine meiner absoluten Liebkingsfiguren in der Literatur.
    Das schon erwähnte folgende Buch interessiert mich gar nicht, ich bin viel zu sauer/traurig über das was passiert ist, als das ich lesen möchte, wie es dazu kam.

  • @ Chiclana


    [sp]Helens Tod kam ja nicht "überraschend". Zu mindest habe ich schon mal darüber gelesen ( anderes Forum)?[/sp]


    Nach Scheintot werde ich dieses Buch lesen.

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • In meinen Augen ist es mit Abstand ihr schlechtestes Buch. Habe es nach 1/3 abgebrochen. Das Beste Schlafmittel überhaupt, sofern man es im Bett liest....

    Manchmal ist es besser durch Schweigen den Eindruck von Inkompetenz zu erwecken, als durch Reden letzte Zweifel daran auszuräumen.