Hape Kerkeling - Ich bin dann mal weg. Meine Reise auf dem Jakobsweg
Erschienen im Malik Verlag, 22.05.2006
345 Seiten, mit 35 s/w-Fotos
Kurzbeschreibung
Kein Witz: Hape Kerkeling, Deutschlands vielseitigster TV-Entertainer, geht zum Grab des heiligen Jakob: 800 Kilometer durch Frankreich und Spanien bis nach Santiago de Compostela, und erlebt die außergewöhnliche Kraft einer Pilgerreise.Es ist ein sonniger Junimorgen, als Hape Kerkeling, bekennende couch potato, endgültig seinen inneren Schweinehund besiegt und in St.-Jean-Pied-de-Port aufbricht. Sechs Wochen liegen vor ihm, allein mit sich und seinem elf Kilo schweren Rucksack: über die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen, durch das Baskenland, Navarra und Rioja bis nach Galicien zum Grab des heiligen Jakob, seit über tausend Jahren Ziel für Gläubige aus der ganzen Welt. Mit Charme, Witz und Blick für das Besondere erschließt Kerkeling sich die fremden Regionen, lernt er die Einheimischen ebenso wie moderne Pilger und ihre Rituale kennen. Er erlebt Einsamkeit und Stille, Erschöpfung und Zweifel, aber auch Hilfsbereitschaft, Freundschaften und Belohnungen – und eine ganz eigene Nähe zu Gott. In seinem Buch über den Wert des Wanderns zeigt der beliebte Spaßmacher, wie er auch noch ist: abenteuerlustig, weltoffen, meditativ.
Über den Autor
gibt es z.B. bei Wikipedia einiges zu lesen.
Er hat auch eine eigene Homepage.
Meine Meinung
Ich bin eine ganze Weile um dieses Buch herum geschlichen. Es wurde bei Elke Heidenreichs "Lesen" vorgestellt, es gab dazu unzählige Artikel in irgendwelchen Zeitungen, es gab sogar mehrere Interviews (Ich hab gesehen: Gero von Boehm trifft..)
Schließlich bin ich in diverse Buchhandlungen gegangen, um mal reinzulesen. Aber überall war es eingeschweißt. Blöd. Schließlich gab es ein offenes Exemplar (Okee, ich weiß, ich hätte es mir überall öffnen lassen können, aber dann fühle ich mich verpflichtet) Und was ich da las, verführte mich schon zum Lesen. Doch ich kaufte es in meiner Lieblingsbuchhandlung. Da lag es sogar auf dem Tresen und die freundliche Buchhändlerin meines Vertrauens meinte "Da werden Sie eine Menge Spaß dran haben, mir hat es sehr gut gefallen". Das ließ doch hoffen.
Und ich fing an, las es teilweise Mr. Geli vor.
Wenn man erwartet, dass der Komiker auch den Jakobsweg als Grundlage für Komisches nimmt, ist man falsch. Nicht ganz, denn so manches Mal musste ich mindestens grinsen, aber sein Ziel war, herauszufinden, wer er ist. Ursprünglich war dieses Buch ein Tagebuch seiner Reise. Im Jahre 2001 machte er sich auf die Wanderschaft. Es ist nach Tagen gegliedert, gemäß seiner Reiseroute. In 41 Tagen hat er die 800 Kilometer des Jakobswegs von Saint-Jean-Pied-de-Port bis nach Santiago de Compostela gemeistert. Nicht immer glücklich, nicht immer "pilgernd", oft auch mürrisch und zweifelnd. Aber er hat es geschafft. Dieses Buch ist eher kein Reiseführer, auch wenn er immer wieder den Weg und die Umgebung schildert, es ist eher ein Teil seiner Biografie. Aber auch eine Schilderung über sein Verhältnis zu Gott. Und zu seinen Mitmenschen. Also vieles
Diese Reise mitzuerleben war für mich ein großes Lesevergnügen, auch weil nicht immer nur alles witzig und einfach war. Und auch, weil eine Botschaft mitschwingt, die zeigt, dass er ein normaler Mensch ist, der wie ich und Du Motivationsschwierigkeiten und Ängste hat. Am Ende jeden Tages hat er eine Erkenntnis formuliert, für sich. Was der Leser daraus mitnimmt (ob überhaupt), ist ihm überlassen.
Der Schreibstil ist nicht immer der Schönste, manchmal dachte ich, dass er in der falschen Zeit schreibt, manche Formulierung ist, wie ihm der Schnabel gewachsen war, und auch manches Bild (von ihm selbst fotografiert) ist nicht gerade geglückt. (z.B. ganz viel Himmel und unten irgendwo eine Domspitze)
Doch das Lesen an sich fand ich wunderbar. Mitzuerleben, wie der moppelige Witzemacher sich den Strapazen aussetzt, Wünsche ans Universum formuliert, Freunde findet, seinen Kopf ausschaltet, um aufs Herz zu hören, hat mir Spaß gemacht.
Ich kann dieses Buch wärmstens empfehlen.
Ein wunderschönes Zitat zum Abschluß:
"Dieser Weg ist hart und wundervoll. Er ist eine Herausforderung und eine Einladung. Er macht dich kaputt und leer. Restlos. Und er baut dich wieder auf. Gründlich. Er nimmt dir alle Kraft und gibt sie dir dreifach zurück. Du musst ihn alleine gehen, sonst gibt er seine Geheimnisse nicht preis. ...
Der Camino ist nicht einer, sondern tausend Wege, aber er stellt jedem nur eine Frage: "Wer bist Du?" "