Das Amulett der Fuggerin von Peter Dempf

  • Kurzbeschreibung:
    Eine antike Goldmünze mit dem Kopf eines Imperators, das ist der Talisman der Patriziertochter Sibylla Artzt. Schon als kleiner Wildfang hat sie den Männern den Kopf verdreht. Nun ist sie zu einer lebenslustigen jungen Frau herangewachsen, und die Junggesellen der Stadt umwerben sie. Doch Sibylla entscheidet sich ausgerechnet für den einen, dem der Zugang in die Herrenstube verwehrt geblieben ist: Jakob Fugger, mächtiger Handelsherr, König der Kaufleute. Während Sibylla in Augsburg das Leben einer Fürstin führt und nur zu oft Mittlerin für Jakobs politische Ränkespiele wird, muss sie erkennen, dass Geld und Macht auf Dauer kein Lebensglück gewähren. Sie beschließt, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Sie diskutiert mit Martin Luther und Albrecht Dürer, sie drängt Jakob dazu, die erste Armensiedlung der Welt zu gründen. Und wieder nimmt ihr Leben eine dramatische Wendung: Denn Sibylla trifft auf ihren Jugendfreund Konrad Rehlinger, den sie immer noch liebt. Doch sie ist die Frau eines Fugger. Zutiefst menschlich und faszinierend in seiner Vielschichtigkeit erzählt "Das Amulett der Fuggerin" die Geschichte einer leidenschaftlichen Frau an der Seite des mächtigsten Mannes der damaligen Welt



    Meine Meinung aus der Leserunde hier hineinkopiert:
    Was soll ich sagen? Handwerklich gut gemacht auf jeden Fall. Schöne Sprache, viel Gefühl und gute Recherche, zumindest soweit ich das beurteilen kann.
    Aber dann kommts.
    Die Geschichte ist total fad und zieht sich zeitweise so lang, daß ich mich immer wieder dabei erwischt habe, wie ich vorgeblättert habe.
    Sybillas Handlungen erschließen sich mir überhaupt nicht, weder was in ihr vorgeht, noch was sie antreibt. Die einzige Person mit Substanz in diesem Buch ist Jakob Fugger und der wiederum ist in seiner Art und Weise so langweilig und durchschaubar, das es mich nicht wirklich interessierte, was er tut und macht.
    Zwischenzeitlich kommen dann immer mal wieder Momente wo ich dachte, ja jetzt kriegt er die Kurve doch noch und fesselt mich um direkt danach wieder in Belanglosigkeiten zu schwelgen und mir Dinge zu erklären, die mir nebensächlich erschienen.
    Nicht daß man mich falsch versteht, das Buch war durchaus gut, wegen der wirklich schönen Sprache war es ein Genuß es zu lesen, aber die Figuren bleiben leider, das was sie sind Figuren in einem Buch, ich schaffe es nicht sie zum Leben zu erwecken. Es fehlt mir eindeutig an bildhaften Beschreibungen der Personen und ihrer Gefühle und zwar nicht nur die oberflächlichen, sondern die ganz tief drinnen.


    Leserundenvorschlag ab 10. Juli 2006: "Das Amulett der Fuggerin" mit Autor

  • Hallo Babyjane,


    ich habe das von Dir rezensierte Buch gerade gelesen und möchte meine Gedanken dazu hier mal aufschreiben:


    Das Buch umfasst in drei Hauptkapiteln die Zeitspanne von 1479 bis 1526. Jedes dieser drei Hauptkapitel ist wiederum in kleine, manchmal nur 4 Seiten lange Kapitel unterteilt. Manchmal werden in einem Kapitel Dinge angerissen, die in keinem der folgenden Kapitel fortgesetzt werden. Dadurch wirkt das Buch auf mich manchmal etwas abgehackt. Es baut sich kein durchgängiger Handlungsstrang und damit auch kein Spannungsbogen auf. Das hat mich persönlich gestört.


    Der Fokus liegt sehr auf Sibylla und Jacob Fugger. Das übrige Weltgeschehen, wie zum Beispiel Personen, wie Albrecht Dürer, Kaiser Maximilian I und Martin Luther tauchen gelegentlich als Randfiguren auf. Auch die übrigen Mitglieder der Familie Fugger bleiben eher holzschnittartig.


    Interessant und informativ waren die beschriebenen Verflechtungen des Hauses Fugger bis in die höchsten Kirchenkreise und die Zwickmühle, in der Jacob Fugger in seinem Spiel um die Macht oft steckte. Die Rücksichtslosigkeit, mit der er auf Kosten weiter Teile der Bevölkerung seinen Reichtum vermehrt hat, nachvollziehbar geschildert. Das ist von Peter Dempf wohl gut recherchiert worden. Als positiv habe ich es weiterhin empfunden, dass es keine übertrieben brutalen Folter- oder Hinrichtungsszenen gab. Ganz nebenbei habe ich Lust bekommen, mir Augsburg mal anzusehen.


    Mein Fazit: Bei der Auswahl historischer Romane werde ich doch eher zu anderen Autoren greifen.

  • Interessant. Ich hab mal die ersten 10 Seiten gelesen und dann ein anderes Buch angefangen. Obwohl mich das Thema Fugger eigentlich sehr interessiert. Aber dann bin ich wohl nicht die Einzige die sich schwertut....
    ich werd trotzdem nochmal nen versuch starten

  • Ich werds mal mit notieren, auch wenn es nicht soooo "positve" Meinungen gibt :wave

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Oh ich sehe gerade, dass ich meine Abschlussmeinung /Rezension damals nach der Leserunde noch gar nicht hier gepostet hatte, na dann:



    Meine Rezension:


    Nein, nicht der berühmte Jakob Fugger ist in diesem Roman die Hauptfigur, sondern seine Frau Sibylla. Ein interessanter Ansatz, um die damalige Zeit und das Leben im Umfeld des großen Fuggers kennenzulernen. Peter Dempf zeichnet seine Figuren zwar lebensecht und lebendig, aber dennoch mit einer gewissen Distanz, die auch auf der reinen Fokussierung auf Sibyllas Gedanken- und Gefühlsleben beruhen kann. Andere Figuren werden fast ausschließlich "von außen" charakterisiert. Besonders gut haben mir die Einbindung der aktuellen historischen Ereignisse mit ihren Persönlichkeiten, aber auch dem Schicksal der vielen namenlosen Menschen dieser Zeit gefallen. An einigen Stellen erschienen mir die Zeitsprünge etwas abrupt und irritierend und für meinen Geschmack hätten am Ende ruhig noch mehr Fragen, die das Buch aufwirft, beantwortet werden können. Nichtsdestotrotz ein interessanter historischer Roman mit einem Einblick in das Leben der Sibylla Fugger, die an der Seite ihres berühmten Mannes vielleicht nie wirklich glücklich wurde. Das Interesse an der Fugger-Familie und ihrem Schicksal wurde durch diesen Roman bei mir auf jeden Fall geweckt.


    7 Punkte! :wave

  • Milla, ich danke Dir, nach BJs Rezi hatte ich fast keine Lust mehr, das Buch zu lesen, jetzt glaub ich, bekommt es doch noch eine Chance, es subbt schon eine Weile bei mir.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Das Amulett erzählt die Geschichte einer schönen und selbstwussten Frau in einer interessanten Zeit. Sibylla ist mit einem sehr interessanten und einflussreichen Mann verheiratet. Mit Jakob Fugger zusammen erlebt sie den Uebergang vom Spätmittelalter in die Renaissance. Sicher über Jakob Fugger und seinen Hauptschuldner Maximilien I. hätte man noch x Seiten schreiben können, sehr wichtige Aspekte fehlen. Schlussendlich ist der Roman aber doch recht gut recherchiert und der Autor zeigt es auch nicht zu auffällig.


    Das Amulet der Fuggerin ist vor allem ein Roman über Sibylla Fugger und nicht ein Roman über Jakob Fugger. Eindrücklich ist das Doppelbild der Sibylla, die arme Maria, die dem Leser einiges über das Leben in dieser Zeit eröffnet, sofern man nicht Fugger hiess. Da ich diese Zeit des Wandels sehr interessant finde, las ich diesen Roman mit grossem Interesse.

  • :gruebel
    Kann mich an das Buch mittlerweile kaum noch erinnern, allerdings finde ich es Schade, daß von den 15 Teilnehmern der Leserunde mit Freiexemplaren, nur Milla, Rosenstolz und ich eine Rezi verfaßt haben..... :gruebel

  • Ich habe das Buch vor einigen Wochen im Urlaub beendet. Bis zum Schluß durchgehalten habe ich vor allem, weil meine Auswahl an Büchern im Urlaub sehr begrenzt war.


    Durch das Buch "Puppenspieler" von Tanja Kinkel angefixt hat mich das Buch vor allem wegen der Familie Fugger und Augsburg interessiert.


    Sybilla war für mich nicht unbedingt eine sympathische Haupt-Protagonistin, aber durch die Erlebnisse und Gespräche mit Maria hat man sehr viel erfahren über das damalige Leben in Augsburg auch aus der Sicht der "Arbeitnehmer" der Fugger. Interessant waren für mich auch die Verflechtungen mit der Kirche.


    Es war alles in allem nicht gerade spannend geschrieben. Einfach ganz nett für den Urlaub.


    Von mir 6 Punkte und bei historischen Romanen werde ich andere Autoren in Zukunft bevorzugen.

  • So, hier bin ich wieder, und diesmal habe ich "durchgehalten", und wurde belohnt, denn jetzt ist meine Meinung doch eine sehr positive. Ich muss dazu sagen das ich aus Augsburg komme, wo die Fugger doch immer noch irgendwie sehr lebendig sind, und das nicht nur im Geschichtsunterricht, grade deshalb interessiert mich dieses Thema doch besonders....


    Zum Buch:
    interessant fand ich schon das hier eher die schlechten Eigenschaften des Herrn Fugger in den Vordergrund geschoben wurden, natürlich muss ein Geschäftsmann dieser Größenordnung eine gewisse Überheblichkeit an den Tag legen, aber ob der Herr Fugger wirklich so ein kaltherziges Monstrum war - wir werden es wohl nie erfahren, ich allerdings stelle ihn mir nicht ganz so schlimm vor. Auch Ehefrau Sibylla ist ja eher auf Glanz und Gloria aus, und sonnt sich im Geld und Prunk, kommt erst sehr spät ins Überlegen, ob nicht doch etwas schief läuft und die Reichen sich nicht doch wenigstens ein bisschen um die Belange der Armen (hier in der Person von Maria Binternagel und Famile) kümmern sollten. Immer an ihrer Seite ist ihre alte Amme Anna die ich persönlich am sympathischten finde....


    ich persönlich würde auch 7 Punkte geben



    Tanja Kinkels "die Puppenspieler" würde ich auch eher noch einmal lesen als dieses hier. Trotzdem hab ich mir die Bücher des Autors jetzt mal auf die Wuli gepackt, was aber wohl daran liegt das ich Augschburger bin, und mich die Geschichte die in meiner Heimatstadt besonders interessiert. :-)

  • auch ich wurde durch kinkels "puppenspieler" angeregt, mehr über die fugger zu erfahren und dieses möglichst in einen schönen historienschmöker verpackt. dieses hier reicht an kinkel echt nicht heran.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • einspruch stattgegeben.
    zumindest ich wollte das hier vorgestellte buch auch nicht schlechtmachen.
    das kinkelbuch sprach mich einfach mehr an.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)