Carme Riera - In den offenen Himmel

  • Ich habe ein Kleinod entdeckt, das ich Euch nicht vorenthalten will: "In den offenen Himmel" von Carme Riera.
    Hier erst einmal der Klappentext:
    "Havanna, 1850. Im kolonialen Kuba der Zuckerbarone und Tabakmillionäre lernt die Mallorquinerin Maria im Haus des reichen Plantagenbesitzers José Joaquín de Fortaleza, was Luxus im tropischen Überfluss bedeutet. Doch es ist auch die Zeit der Intrigen gegen die spanische Krone. Und als der korrupte Generalkapitän, um sich selbst aus der Affäre zu ziehen, einen Sündenbock braucht, scheint Maria wegen ihrer Herkunft das ideale Opfer zu sein."
    Carme Riera gilt als beste katalanische Autorin der Gegenwart - und das merkt man dem Buch auch an. Der Roman spielt auf Mallorca und Kuba, in einer politisch hoch brisanten Zeit, als in Madrid die Kindkönigin Isabella II. auf dem Thron saß und die Regierungen so regelmäßig wechselten, wie Tag und Nacht. Abgekoppelt vom spanischen Mutterland führen die Zuckerbarone ein feudales sorgloses Leben auf der Insel - nach und nach wird klar, dass die meisten Emporkömmlinge sind,m Einwanderer, deren Vermögen auf dem Menschenhandel basiert. Sklavenaufstände prägen denn auch die Randbedingungen, in denen dieser opulente Familienroman spielt.
    Die Handlung beschränkt sich auf etwas mehr als vier Jahre - Maria, die bettelarme Mallorquinerin, tritt mit ihrer Schwester Isabel die Seereise nach Kuba an. Isabel erliegt an Bord der Pest und die erkrankte und deswegen zunächst stumme Maria wird von der Famile des Bräutigams der toten Schwester für die Braut gehalten. Als Maria sich zu erkennen geben kann, brechen Gräben in der Familie auf - schließlich aber heiratet der Mann, welcher ihr Schwiegervater hätte werden sollen, das mittellose Mädchen. An seiner Seite lernt sie den Luxus schätzen und beginnt wieder, wie schon in der Heimat, zu dichten. Dass eines ihrer profanen Gedichte von den Revolutionären als deren Schlachtlied benutzt wird, wird Maria schließlich zum Verhängnis...
    Über lange Seiten ergeht Riera sich in reinen Beschreibungen - von Landschaften, Familienhintergründen, Gedanken der Figuren - dennoch wird es nicht wirklich langweilig. Einziges Manko des Buches: wer sich noch nie mit der spanischen Geschichte um 1850 beschäftigt hat, der wird über viele Namen und Ereignisse stolpern. Was aber niemandem vom Lesen abhalten sollte, denn abgesehen vom "Lerneffekt" (was ich bei historischen Romanen liebe!) ist das Buch wunderschön zu lesen. Gelegentlich werden Daten und historische Ereignisse verdreht, worauf leider auch im Buch nicht hingewiesen wird. Und gelegentlich überwiegt der Patriotismus der katalanischen Autorin - dennoch mein Fazit: schnell bestellen und ab damit in den Urlaubskoffer!
    :wave Silke