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Als führte der Alte noch vom Krankenbett aus die Regie, misslingt schon die Annäherung gründlich. Kaum biegt der Sohn mit seiner Maschine auf den Parkplatz des Seniorenheims ein -- kippt das schwere Motorrad und erschlägt ihn fast. Gert, ehemaliger Fernsehmoderator, wegen eines sexuellen Übergriffs auf eine Mitarbeiterin entlassen, ist auf heikler Mission. Sein Leben war endgültig zum Katastrophengebiet geworden, als bei einem Autounfall (durch seine Schuld?) seine junge Geliebte getötet wurde und die Presse sich in gierigen Sensationsmeldungen schier überschlug. Nun, nach zehn Jahren und ohne recht zu wissen warum, arbeitet er sich durch schweißtreibend labyrintische Flure zum kranken Vater vor. Von dem er sich zeitlebens verachtet fühlte. Gert ahnt, was in dem abgedunkelten Zimmer auf ihn wartet.
Meine Meinung
Schon lange nicht mehr habe ich ein Buch an einem Nachmittag und fast ohne Unterbrechung gelesen. Heute war es wieder einmal so weit. Es lag einerseits natürlich daran, dass es nur 173 Seiten hat und leicht verständlich geschrieben ist. Es passiert eigentlich nicht viel in dieser Vater-Sohn-Konflikt-Geschichte. Mit beeindruckendem Einfühlungsvermögen schildert der Autor abwechselnd aus der Perspektive des Vaters Bert, nunmehr alt, krank, einsam und auf Hilfe angewiesen all die Verfallserscheinungen, die das Alter mit sich zieht und aus der Perspektive des Sohnes Gert, ein ewiger Verlierer, der keinen Fettnapf auslässt, es dem Vater bis heute nie recht machen hat können und eigentlich nie „erwachsen“ geworden ist.
Während der gemeinsamen Autofahrt reflektieren die beiden ihr Leben. Beide sind Verlierer, beide lebten nicht das Leben, das sie sich gewünscht haben, und sind eigentlich gescheitert. Nach und nach erfährt der Leser – teils sehr pikante und überraschende – Details aus der beiden Leben.
Die tiefen Abgründe zwischen ihnen, getragen von Schuldzuweisungen, Vorurteilen und Eigensinn können offenbar auch jetzt nicht überwunden werden.
Es ist ein sehr trauriges Buch, ein Buch über den Tod, über das Altern, über gescheiterte Existenzen, vertane Chancen und den oft fehlenden Mut, eigene Wege zu gehen, aufeinander zuzugehen und Konflikte aktiv zu bereinigen.
Thomas Lang (wikipedia)
Für das Schlusskapitel dieses Buches erhielt Thomas Lang den Bachmann-Preis 2005. Die vorhergehenden Kapitel wurden danach ergänzt.
Thomas Lang, geb. 1967 in Nümbrecht, NRW, studierte Literaturwissenschaften und lebt als freier Lektor und Korrektor in München. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit verfasst er Sachartikel für Computerzeitschriften.