Diese Rezension bezieht sich auf die Ausgabe die 2006 bei Weltbild erschienen ist:
Rückentext
Candappas einjähriger Held betrachtet die Welt um sich herum und muß sich wundern, nicht zuletzt über seine Eltern, die so schrecklich abhängig von ihm sind und den ganzen Tag beschäftigt werden müssen. Und er hinterfragt die vermeintlich unveränderliche Ordnung der Dinge: Kann man Rennen nicht vor dem Laufen lernen? Welches kranke Hirn hat sich eigentlich Fausthandschuhe ausgedacht? Schmecken Wolken wie Zuckerwatte? Und gibt es denn gar kein Plastik in neutralen Farben?
Autor
Rohan Candappa, 38 Jahre alt, arbeitete 10 Jahre in der Werbebranche. Heute ist er Schriftsteller und Filmemacher. Er lebt mit Frau und Tochter in London und arbeitet momentan an einem neuen Film, einer Fernsehserie, einem Roman und an neuen Regalen fürs Badezimmer.
Meine Meinung
Wie sieht die Welt aus den Augen eines Einjährigen aus? Das weiß wohl niemand. Auch nicht - oder gerade nicht - nach dem Genuss dieses Buches. Sollten Einjährige heutzutage wirklich so denken, dann täten mir die Eltern einfach nur leid. Denn der Hauptakteur dieser "Autobiographie" ist ein kleiner Anarchist. Seine Gedanken wechseln eben mal von den verschiedenen Arten von Aa zum nächsten taktischen Plan um seine Eltern - Haargesicht und Glattgesicht - in den Wahnsinn zu treiben.
Aus den Augen dieses Kindes sind seine Eltern nicht nur da um sich gefälligst um ihn zu kümmern bzw. von ihm beschäftigt zu werden, nein, sie sind der FEIND. Das wird mehr als einmal deutlich ausgedrückt. Manchmal hat der Junge, dessen Namen man nirgends erfährt ("Und ich dachte schon, mein Name sei 'Vorsicht!' "), zwar Mitleid mit ihnen, lässt ihnen etwa Breireste damit sie nicht verhungern oder sucht Glattgesicht verzweifelt im Supermarkt unter Horrorvorstellungen was der Armen ohne ihn alles zustoßen könnte, aber die Grundphilosophie bleibt gleich. Eltern sind Feinde. Nach zärtlichen Äußerungen oder Liebesbekundungen sucht mal also fast vergeblich.
Der Held, der zwar im Geiste bereits Sinatra, Nixon und - das musste sein - die Teletubbies zitiert, spricht allerdings erstaunlicherweise seinen ersten ganzen Satz im 23. Monat. Ein bisschen zurückgeblieben könnte man meinen, oder? Oder vielleicht doch eher eine Weigerung an einem totalitären System teilzuhaben, das ein Kind ohne jedes Verbrechen hinter Gitter(bettchen) steckt?
Ich fand das Buch äußerst amüsant und musste wirklich häufig lachen. Allerdings kann ich nicht beurteilen wie Eltern (vor allem solche die es gerade erst geworden sind) auf dieses Buch zu sprechen sein werden, da der Junge zwar durchaus seine niedlichen Seiten hat, der Großteil des Buches aber von seinem Kampf gegen Glatt- und Haargesicht handelt. Sollte der Autor aus eigenen Erfahrungen mit seinem Kind geschrieben haben muss er durch die Hölle gegangen sein. ^^;
Wer sich für die Weltanschauung eines rotzfrechen kleinen Bengels mit der geistigen Bildung eines mindestens 20jährigen interessiert, wird hier ein amüsantes kleines Machwerk finden, dass vielleicht auch als Parodie auf Biographien von Teenie-Stars gesehen werden kann.
ASIN/ISBN: 3442153263 |
Edit: Aktuellen Buchlink zu Amazon eingefügt