Bücher vs. Fernsehen

  • Wie lange jemand vor dem Fernseher sitzt, sagt statistisch heute nur noch wenig aus - denn Fernsehen wird inzwischen ja zunehmend als Nebenbei-Medium eingesetzt und kein Amerikaner sitzt tatsächlich sieben Stunden vor der Kiste. Was im übrigen der Grund ist, weshalb bestimmte Daily Soaps im deutschen TV bestimmte Dramaturgien haben. Abends um 18 Uhr passiert noch viel nebenher, da kommen die Kinder nach Hause, der Göttergatte etc., weshalb die Geschichten anders erzählt werden als am Nachmittag, wo mehr Konzentration zur Verfügung steht. Mal ganz nebenbei.


    Das Fernsehen hat sicher seine problematischen Seiten, keine Frage. Aber die Menschheitsgeschichte ist voll von Manipulationen und Dummheiten und wie lange gibt es dieses Medium bereits?


    Zitat

    Original von Grizzly
    Ob das Publikum mit dem Film, oder besser, mit dem Format 'Film' auch umgehen kann, ist fraglich.


    Warum soll es das nicht können?


    Zitat

    Original von Grizzly
    So einfach ist das und danach funktioniert die Spaßgesellschaft. Profit und Unterhaltung - eine gefährliche Mischung, wenn ihr mich fragt.


    Ich verdiene mit der Mischung Geld - aber was soll daran gefährlich sein?

  • Antwort kommt morgen, bin zu müde, um jetzt noch einen Riesenbeitrag zu schreiben.


    Für die Freunde guter Filmkunst: um 00:05 kommt ein Werner Herzog-Film auf VOX, glaube ich.

  • Zitat

    Original von Apek


    Ich verdiene mit der Mischung Geld - aber was soll daran gefährlich sein?


    Das diese "Mischung" unweigerlich zur Gefahr wird, will ich nicht behaupten. Aber sie trägt und fördert einen großen Teil dazu bei, dass die Menschen unserer Gesellschaft nicht mehr so oft auf ihre Mitmenschen eingehen. Wer oft vor dem Fernseher sitzt, kann eben nicht gleichzeitig mit einem Freund über ... diskutieren.
    Und die TV-Branche fördert dieses "Auseinanderleben" (passt dieser Ausdruck?) , indem sie den Konsumenten zwingt, vor der Glotze zu hängen. Hat hier jemand "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" geguckt? Da passiert die ganze Sendung lang nichts, am Ende jedoch geschiet etwas sehr spannendes, aber dann, bevor der Spannungshöhepunkt zu ende ist, ist die Sendung beendet und man "muss" die nächste Folge ansehen, damit man sieht, wie der Konflikt (o.ä.) ausgeht. Und warum ist das so? Ganz klar: Der Sender und Co. möchten Geld haben. Es ist also das Ziel des Senders, den Konsumenten der jeweiligen Sendung als Kunden zu behalten. Dies wird dadurch erreicht, dass sie ihn immer und immer wieder an die "Kiste" bringen. Und je öfter man vor eben dieser sitzt, desto wahrscheinlicher ist es, dass man süchtig wird. Und es ist das Interesse des Senders und Co., den Konsumenten süchtig zu machen oder zu halten, weil dies Geld einbringt.
    Aber wozu schreibt ich das eigentlich? Ihr kennt das ja alle. Zugegeben, ich habe das jetzt alles verallgemeinert, doch der Kern stimmt wohl so.


    ABER: Auch das Lesen eines Buches trägt dazu bei, dass sich Menschen "auseinanderleben" (wenn auch nicht annähernd so extrem) . Denn, wer kann schon lesen und nebenbei mit Freund/Familie plaudern?


    Zitat

    Überlade ich nun eine Szene effektvoll, schaffe ich immer eine Distanz


    Das sehe ich genauso. Es gibt im Film "Signs" eine Szene,in welcher die Familie am Essenstisch sitzt und weiß, dass draußen vor der Tür die Aliens sind. Es soll das vlt. letzte gemeinsame Mahl sein. Doch dann kommt aus bestimmten Gründen ein Streit auf, der damit endet, dass alle Familienmitglieder total mit dem Nerven am Ende sind. Jedenfalls: Diese Szene ist, wie ich finde, sehr emotional und eindringlich, obwohl nicht ein einziger Computereffekt verwendet wurde.Man sieht einfach die Familie weinen, hört das Schluchzen der Kinder und das Besteck klirren etc. . So eine Szene könnte ich mir persönlich in einem Buch nicht annähernd so schön vorstellen, weil der Autor zu viel beschreiben müsste. Um diese Situation zu schildern, bräuchte man eine ganze Seite oder mehr.
    Also,ich bleib dabei: Buch und Film haben beide ihre guten und schlechten Seiten.Beides kann einen vereinsammen lassen und einen schlauer machen.


    MfG,He-Man
    :wave

    "Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, was wir wollen, sollten wir lieber dankbar sein, dass wir nicht Alles bekommen, was wir verdienen. "
    (Dieter Hildebrandt, dt. Kaberettist, *1927)

  • Zitat

    Original von He-Man
    Und die TV-Branche fördert dieses "Auseinanderleben" (passt dieser Ausdruck?) , indem sie den Konsumenten zwingt, vor der Glotze zu hängen.


    Mit vorgehaltener Knarre? ;-)


    Du schreibst ja selbst, dass das mit dramaturgischen Mitteln wie den Cliffhangern geschieht. Was ist daran verwerflich? Cliffhanger sind der älteste Kniff des Erzählens überhaupt, so hat Sheherazade ihr Leben gerettet.


    Ich will das Fernsehen nicht schönreden - jedes Ding hat zwei Seiten und das Fernsehen selbstredend nicht nur gute, aber die Vereinsamung findest Du natürlich auch beim Buch, wie Du ja selbst schreibst. Und an diesem Punkt hat das Fernsehen sogar noch Vorteile. Ich jedenfalls schaue mir gerne gemeinsam mit Freunden Filme an, das macht doch doppelt Spaß. Beim Buch wirds a bisserl schwerer, wenn sich alle rund um den Schmöker quetschen.


    Das eigentliche Problem, das ich sehe, liegt weniger in der Unterhaltung, da finde ich Fernsehen und Kino unverzichtbar - aber in puncto Informationen. Bilder verführen sehr viel schneller als ein gut geschriebener Artikel. Aber das ist ne andere Baustelle. ;-)

  • Apek : wir sind wahrscheinlich unterschiedliche typen und stlelen unterschiedliche anforderungen




    Zitat

    das soziale Leben verkümmert, Bewegungsmangel und Fettleibigkeit gehen mit steigendem Fernsehkonsum einher, Sprachgefühl geht verloren, Kinder sehen Dinge, die sie nicht einordnen können (Folge: psychische Störungen).


    Sind dies nicht aber auch alles dinge, die auch durch übermäßigen Bücherkonsum zustande kommen? mal abgesehen von dem verlorenen Sprachgefühl.
    Ich halte die Aussage bedenklich, dass Fernsehen einen größeren einfluss auf unsere Psyche hätte, als bücher. Das sieht man am besten am Beispiel Werther, wo ein einziges Buch zu unzähligen Selbstmorden führte. Einen solch starken Einfluss hatte das Fernsehen bisher noch nicht, oder zumindest nicht so offensichtlich.
    Man kann meiner Meinung nach nicht die auswirkungen des dominierenden Mediums bei einer Vergleichsdiskussion kritisieren, wenn alle anderen Medien selbigen einfluss hätten wenn sie stärker verbreitet wären.

  • Zitat

    Original von Apek
    Wie lange jemand vor dem Fernseher sitzt, sagt statistisch heute nur noch wenig aus - denn Fernsehen wird inzwischen ja zunehmend als Nebenbei-Medium eingesetzt und kein Amerikaner sitzt tatsächlich sieben Stunden vor der Kiste.


    Kein Amerikaner? Die Tatsache, daß der Kasten im Schnitt sieben Stunden läuft, reicht schon. Dann ist es völlig egal, ob der Zuschauer vier, fünf oder die vollen sieben Stunden damit zubringt, in die Röhre zu glotzen.


    Zitat

    Was im übrigen der Grund ist, weshalb bestimmte Daily Soaps im deutschen TV bestimmte Dramaturgien haben. Abends um 18 Uhr passiert noch viel nebenher, da kommen die Kinder nach Hause, der Göttergatte etc., weshalb die Geschichten anders erzählt werden als am Nachmittag, wo mehr Konzentration zur Verfügung steht. Mal ganz nebenbei.


    Mag sein. Sie werden so erzählt, daß die Zuschauer den Rest ihrer Konzentration, den sie nicht auf die Begrüßung von Familienmitgliedern oder in die Zubereitung des Abendbrots aufwenden, in die Soap investieren. Daß sie es überhaupt tun, ist das Problem.


    Zitat

    Das Fernsehen hat sicher seine problematischen Seiten, keine Frage. Aber die Menschheitsgeschichte ist voll von Manipulationen und Dummheiten und wie lange gibt es dieses Medium bereits?


    Zu lange, wenn du mich fragst. Ich warte auf den Bildersturm der postmodernen Gesellschaft, darauf das die Ikonen und Heiligenfiguren der Spaßgesellschaft zerschlagen werden.


    Das Fernsehen ist - so bedauerlich es klingen mag, man muss es honorieren - in einem Punkt revolutionär: wohl kein anderes Medium kann den Zuschauer manipulieren, für dumm verkaufen und ihm gleichzeitig ein angenehmes Gefühl vermitteln. Der Wohlfühl-Effekt.


    Zitat

    Warum soll es das nicht können?


    Ich müsste einen guten Film ein Dutzend Mal schauen, um nur ein Viertel der stilistischen Feinheiten zu erkennen. Der Film ist ein schnelles Medium, er kaut uns vor, spuckt es uns vor die Füße und schaut zu, wie wir uns daran zu schaffen machen. Ich komme nicht aus bildungsfernen Kreisen und habe trotzdem Probleme, Filme gedanklich zu rekonstruieren, zu strukturieren und die Motivik herauszuarbeiten; etwas, das ich mit Literatur nahezu täglich mache, fällt mir mit Filmen ungleich schwerer und braucht, gemessen an der Zeit, die ich in die Rezeption des Mediums investiere, bedeutend länger als das bei Romanen und Erzählungen der Fall ist.


    Zitat

    Ich verdiene mit der Mischung Geld - aber was soll daran gefährlich sein?


    Wahrscheinlich ist diese Mischung das kleinere Übel. Das größere Unglück liegt in der Veränderung des Informationsbegriffs, der sich sozusagen dem Unterhaltungsdogma untergeordnet hat. Die Information bekommt ein dramaturgisches Moment. Sie wird selbst zur Unterhaltung.

  • Zitat

    Original von Grizzly
    Mag sein. Sie werden so erzählt, daß die Zuschauer den Rest ihrer Konzentration, den sie nicht auf die Begrüßung von Familienmitgliedern oder in die Zubereitung des Abendbrots aufwenden, in die Soap investieren. Daß sie es überhaupt tun, ist das Problem.


    Darüber kann man natürlich streiten und manches Familienleben würde sicher besser laufen ohne die Kiste. Aber so ist unser modernes Leben, das Fernsehen existiert und dann schreibt man als Autor natürlich Geschichten, die den Zuschauer möglichst mit Spannung die Handlung verfolgen lassen. Sonst schaltet keiner ein oder zappt auf einen anderen Kanal. Und es gibt ja nicht nur miserables, sondern auch köstliches, was die gesamte Familie (oder große Teile derselben) unterhält, kann ja auch zum Gemeinschaftserlebnis werden.


    Zitat

    Original von Grizzly
    Zu lange, wenn du mich fragst. Ich warte auf den Bildersturm der postmodernen Gesellschaft, darauf das die Ikonen und Heiligenfiguren der Spaßgesellschaft zerschlagen werden.


    Holla, die Waldfee! Klingt ja krass, aber macht mich neugierig. Was genau meinst Du damit? Kann ich mir hier um 7 Uhr morgens mit meinem Tässchen Kaffee wenig darunter vorstellen.


    Zitat

    Original von Grizzly
    Wahrscheinlich ist diese Mischung das kleinere Übel. Das größere Unglück liegt in der Veränderung des Informationsbegriffs, der sich sozusagen dem Unterhaltungsdogma untergeordnet hat. Die Information bekommt ein dramaturgisches Moment. Sie wird selbst zur Unterhaltung.


    Hier stimme ich Dir vollkommen zu. Wie ich schon weiter oben schrieb - ich sehe überhaupt kein Problem im Fernsehen als Unterhaltungsmedium. Aber die Art der Information ändert sich, im übrigen auch durch das Internet. Du kennst ja sicher die Bücher von Neil Postman, der das recht anschaulich beschreibt.

  • Zitat

    Original von ApekDarüber kann man natürlich streiten und manches Familienleben würde sicher besser laufen ohne die Kiste. Aber so ist unser modernes Leben, das Fernsehen existiert und dann schreibt man als Autor natürlich Geschichten, die den Zuschauer möglichst mit Spannung die Handlung verfolgen lassen.


    Die Handlung verfolgen, Fernsehen ist bei vielen allerdings nur Geräuschkulisse.


    Zitat

    Original von ApekUnd es gibt ja nicht nur miserables, sondern auch köstliches, was die gesamte Familie (oder große Teile derselben) unterhält, kann ja auch zum Gemeinschaftserlebnis werden.


    Damit wären wir beim selektiven Fernsehen. Das dürften viele inzwischen verlernt haben.

  • Das ist ja kein Widerspruch. Ich bin sicher, das kennt fast jeder von uns. Manchmal läuft die Kiste eher nebenher, manchmal setzt man sich gebannt davor.


    Bei uns war z.B. "Berlin, Berlin" immer ein fester Sendetermin für die komplette Familie und damit ein schönes Gemeinschaftserlebnis.

  • Zitat

    Original von Apek


    Darüber kann man natürlich streiten und manches Familienleben würde sicher besser laufen ohne die Kiste. Aber so ist unser modernes Leben, das Fernsehen existiert und dann schreibt man als Autor natürlich Geschichten, die den Zuschauer möglichst mit Spannung die Handlung verfolgen lassen. Sonst schaltet keiner ein oder zappt auf einen anderen Kanal. Und es gibt ja nicht nur miserables, sondern auch köstliches, was die gesamte Familie (oder große Teile derselben) unterhält, kann ja auch zum Gemeinschaftserlebnis werden.


    Ich ertappe mich immer wieder bei dem Gedanken, was ein Außerirdischer wohl dächte, schaute er mittels Röntgenstrahlung allabendlich in unsere Wohnzimmer und sähe einen Haufen Primaten, die sich um einen flimmernd-leuchtenden Klotz versammelten und diesen in einem völlig regungslosen Zustand anstarrten. Er hielte dies für eine primitive Form von Religion und würde seinen Artgenossen wohl erzählen, daß die meisten Primaten drei bis sieben Erdenstunden damit zubrächten, die Statue ihrer Gottheit anzubeten.


    Zitat

    Holla, die Waldfee! Klingt ja krass, aber macht mich neugierig. Was genau meinst Du damit? Kann ich mir hier um 7 Uhr morgens mit meinem Tässchen Kaffee wenig darunter vorstellen.



    Das war natürlich nur bildlich gesprochen, ich bin kein Che der Mediengesellschaft, ich warte lieber brav auf den Sieg der Vernunft, ohne nicht doch eine Bitte an die Schicksalsweberinnen der Geschichte zu haben: der Weg aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit sollte sich noch einmal auftun. Am Ende dieses Wegs wartet die fernsehfreie Zone, es muß ein Ort der Glückseligkeit sein. Ich weiß, ich verlange verdammt viel, aber wir leben ohnehin in einer Zeit, in der Bescheidenheit nichts mehr zählt.


    Zitat

    Hier stimme ich Dir vollkommen zu. Wie ich schon weiter oben schrieb - ich sehe überhaupt kein Problem im Fernsehen als Unterhaltungsmedium. Aber die Art der Information ändert sich, im übrigen auch durch das Internet. Du kennst ja sicher die Bücher von Neil Postman, der das recht anschaulich beschreibt.


    Eine, zugegeben, pennälerhafte Rezension, die ich über Postman schrieb, schlummert tatsächlich in den Abgründen des Forums. Das ist allerdings nebensächlich und man sollte meine alten Verbrechen nicht aus der Versenkung holen. Ich teilte seinerzeit die Prämisse, daß Fernsehen nur dann gut sei, wenn es richtig schlecht ist; mittlerweile habe ich meine Meinung, schon wegen einer weiterführenden wissenschaftlichen Beschäftigung damit, geändert: Fernsehen ist in fast jedem Fall richtig schlecht. Gut ist es, wenn es als Medium der Kunst funktioniert. Nun haben wir den Salat, der hier in abgewandelter Form schon dutzendfach durchgekaut wurde: wer entscheidet, was Kunst ist? Wer entscheidet, was trivial und was nicht trivial ist? Ich lasse diese Frage offen, weil ich nur für mich sprechen kann. Für die meisten Menschen sind die allwöchentlich anlaufenden Hollywood-Spektakel große Filmkunst, der künstlerische Wert dieser Produktionen verhält sich in den Augen des Mainstream-Zuschauers proportional zum Eventcharakter, dem Budget, der Liste namhafter Schauspieler und dem prozentualen Anteil an Spezialeffekten in Relation zur Gesamtspieldauer. Ist das Kunst? Ist das gut? Ist das gut, weil man am nächsten Tag darüber sprechen kann?

  • Zitat

    Original von Apek
    Das ist ja kein Widerspruch. Ich bin sicher, das kennt fast jeder von uns. Manchmal läuft die Kiste eher nebenher, manchmal setzt man sich gebannt davor.


    Welchen Grund gibt es den Fernseher nebenbei laufen zu lassen? Musik eignet sich als Geräuschkulisse wesentlich besser :-]. Medienkonsum sollte bewusst sein und letztendlich würde sich einige vielleicht auch mit der Familie beschäftigen.

  • Oryx
    Oryx, alte Haubitze! Mit "24" kann ich selbst recht wenig anfangen, aber es hat die Branche revolutioniert. Kein Producer, mit dem ich zusammen sitze, der mir nicht ein Ohr abkaut, ob wir vielleicht eine neuartige Erzählform wie "24" finden könnten.


    Zitat

    Original von Grizzly
    Für die meisten Menschen sind die allwöchentlich anlaufenden Hollywood-Spektakel große Filmkunst, der künstlerische Wert dieser Produktionen verhält sich in den Augen des Mainstream-Zuschauers proportional zum Eventcharakter, dem Budget, der Liste namhafter Schauspieler und dem prozentualen Anteil an Spezialeffekten in Relation zur Gesamtspieldauer. Ist das Kunst? Ist das gut? Ist das gut, weil man am nächsten Tag darüber sprechen kann?


    Das ist eine sehr spannende Diskussion. Allerdings habe ich einen Einspruch Euer Ehren - die Hollywoodspektakel sind für die meisten Menschen keine große Filmkunst, sondern einfach pure Unterhaltung. Wobei es unter den Blockbustern erstklassige Werke ebenso wie miserable gibt. "Gut" definiert natürlich jeder für sich, wobei es zumindest handwerkliche Parameter gibt, die man beurteilen kann. Aber das Gesamturteil aus Handlung, Charakteren, Inszenierung usw. ist eben vollkommen individuell. Könnte man das planen, gäbe es ja keine Flops mehr.

  • Zitat

    Original von Apek"Gut" definiert natürlich jeder für sich, wobei es zumindest handwerkliche Parameter gibt, die man beurteilen kann. Aber das Gesamturteil aus Handlung, Charakteren, Inszenierung usw. ist eben vollkommen individuell. Könnte man das planen, gäbe es ja keine Flops mehr.


    Deswegen setzt man auch auf: Stars (od. zumindest das was man dazu erklärt hat) und Special Effects. Das reicht natürlich nicht, also wird eine Marketingmaschine angeworfen die einen permanent erklärt, warum ausgerechnet Film X das Ereignis des Jahres ist - das ganze noch gewürzt mit Zusatzinfos, Klatsch und Tratsch.

  • Da kommen wir jetzt aber weg vom eigentlichen Thema Fernsehen. Dort findet die eigentliche Innovation statt und dort wird auch insgesamt mehr verdient. Und Stars haben im Fernsehen nicht die Bedeutung wie im Kino, da hat es dann teilweise, was das US-Fernsehen betrifft, schon auch mit Qualität zu tun, warum eine Serie reüssiert. Siehe "24" oder LOST.

  • Richtig, die neuen US-Serien sind westentlich erfrischender wie der hunderste Aufguss von Superman. Gerade LOST in der 2. Season verlangt vom Zuseher erhöhte Aufmerksamkeit. Man muss auf Details achten, auch wenn man voller Spekulationen zurückbleibt.
    24 hat dieses 180° Drehmoment, alles ist Schein (ausser Jack Bauer), niemand ist vom Verdacht ausgenommen, ein "offensichtlicher Unentschiedener", der leicht zu manipulieren schien, ist plötzlich die treibende Kraft einer Verschwörung und eine Nebenfigur wird zum Hauptcharakter.


    Das Kino bleibt da eher konventionell.


    Ich mag übrigens auch Infotainment aber bitte nicht a la FOX News.

  • Zitat

    Original von Grizzly
    Das ist eine sehr spannende Diskussion. Allerdings habe ich einen Einspruch Euer Ehren - die Hollywoodspektakel sind für die meisten Menschen keine große Filmkunst, sondern einfach pure Unterhaltung. Wobei es unter den Blockbustern erstklassige Werke ebenso wie miserable gibt. "Gut" definiert natürlich jeder für sich, wobei es zumindest handwerkliche Parameter gibt, die man beurteilen kann. Aber das Gesamturteil aus Handlung, Charakteren, Inszenierung usw. ist eben vollkommen individuell. Könnte man das planen, gäbe es ja keine Flops mehr.


    Okay, bewegen wir uns auf ein anderes Terrain. Selbst wenn wir den meisten Zuschauern die Fähigkeit unterstellen, zwischen handwerklich guten und schlechten Blockbustern unterscheiden zu können, bleibt immer noch das Kassensiechtum des ambitionierten deutschen Films oder des Independentkinos, die beide dem amerikanischen Mainstream nach handwerklichen Gesichtspunkten weit, weit überlegen sind. Wie erklärt sich das? Deutsches Kino kann hervorragend unterhalten, trotzdem will es niemand sehen. Ausnahmen gibt es immer. Deutsches Kino kann richtig intelligent sein, trotzdem will es niemand sehen. Gleiches gilt für amerikanische Filmprojekte, die ambitioniert und durchdacht sind - Flops an der Kinokasse. Es findet an der Kinokasse eine Selektion statt, die Zuschauer entscheiden, was sie sehen wollen und was nicht, und der Produzent, der Geld reinholen will, muss sich dem Diktat des Konsumenten unterwerfen. Das, was das Kino für mich über Jahre so attraktiv gemacht hat, geht verloren. Ergo: ich bin froh, daß es arte und 3sat gibt.

    »Wer die Dummköpfe gegen sich hat, verdient Vertrauen.«
    Sartre

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Grizzly ()

  • Grizzly
    Ich habe mich im anderen Thread zwar schon verabschiedet, fände es aber unhöflich, Dich hier ins Leere reden zu lassen. Aaaalso meine Antworten...


    In einem Punkt hast Du mich missverstanden - ich meinte nicht die Zuschauer, die handwerklich gute Filme beurteilen können. Damit meinte ich Professionelle oder wenigstens Filminteressierte. Der Zuschauer findet sich entweder unterhalten oder eben nicht. Völlig legitim.


    In einem Punkt muss ich Dir widersprechen:


    Zitat

    Original von Grizzly
    Okay, bewegen wir uns auf ein anderes Terrain. Selbst wenn wir den meisten Zuschauern die Fähigkeit unterstellen, zwischen handwerklich guten und schlechten Blockbustern unterscheiden zu können, bleibt immer noch das Kassensiechtum des ambitionierten deutschen Films oder des Independentkinos, die beide dem amerikanischen Mainstream nach handwerklichen Gesichtspunkten weit, weit überlegen sind.


    Das Gegenteil ist der Fall. Handwerklich ist Hollywood das Nonplusultra und zwar in fast jeder Beziehung. Das ist nicht nur beim Film so, sondern beim Fernsehen noch gravierender: Ich verweise nochmal auf LOST oder "24", die dermaßen professionell gedreht sind, dass einem die Spucke weg bleibt. Jede einzelne Episode von LOST kostet allerdings so viel, wie ein mittlerer, deutscher Kinofilm. Unglaublich, aber wahr.


    Egal, wen Du in Hollywood in der Crew hast - vom Beleuchter bis zum Kameramann arbeitest Du nur mit Topleuten. Das ist eben eine komplette Industrie. Allein in Los Angeles leben 80.000 eingetragene Schauspieler, um nur eine Zahl zu nennen.


    Ich sage damit nichts über die inhaltliche Qualität - da ist viel konventioneller Mist dabei, keine Frage. Aber auch glänzendes.


    Zitat

    Original von Grizzly
    Deutsches Kino kann hervorragend unterhalten, trotzdem will es niemand sehen. Ausnahmen gibt es immer. Deutsches Kino kann richtig intelligent sein, trotzdem will es niemand sehen.


    Es ist Dir vermutlich kein großer Trost, aber das geht jedem Kino der Welt so, nur eben dem amerikanischen nicht. Auch Franzosen, Italiener, Spanier usw. landen nur alle Jubeljahre mal weltweite Erfolge. Dauerhaft schaffen das nur Amerikaner oder aber Menschen wie Peter Jackson, die nach amerikanischen Standards (sprich: teuer, aufwändig) produzieren.


    Meine Erklärung: Wir haben oft einfach nicht den Mut zu großen Gefühlen. Die typisch europäische Angst vor Kitsch oder guter Unterhaltung.


    Immerhin landen wir so im 10-Jahresrhythmus Kracher, die auch weltweit für Aufsehen sorgen, wie "Das Boot" oder "Lola rennt".


    Zitat

    Original von Grizzly
    Es findet an der Kinokasse eine Selektion statt, die Zuschauer entscheiden, was sie sehen wollen und was nicht, und der Produzent, der Geld reinholen will, muss sich dem Diktat des Konsumenten unterwerfen.


    Das ist nicht als Affront gedacht, werter Grizzly: Aber genau diese Einstellung haben nicht gerade wenige Filmschaffende und genau deshalb hat der deutsche Film nicht den Erfolg, den er haben könnte.

  • Zitat

    Original von GrizzlyDeutsches Kino kann hervorragend unterhalten, trotzdem will es niemand sehen.


    Die Leute wollen deutsches Kino sehen, das es niemand sehen will stimmt also nicht. Erfolgreich sind aber wieder nur die Filme für die Wirbel gemacht wird.


    Zitat

    Original von GrizzlyEs findet an der Kinokasse eine Selektion statt,


    Der Zuschauer lässt sich treiben und damit wären wir wieder bei dem notwendigen Wirbel. Ich bezweifle das die Mehrheit der Konsumenten tatsächlich aktiv auswählt.


    Zitat

    Original von Grizzlydie Zuschauer entscheiden, was sie sehen wollen und was nicht, und der Produzent, der Geld reinholen will, muss sich dem Diktat des Konsumenten unterwerfen.


    Das kommt auf den Standpunkt. Die Branche verhält sich z.Z. so als ob der mündige Kunde nicht existiert.

  • Zitat

    Original von ApekDas Gegenteil ist der Fall. Handwerklich ist Hollywood das Nonplusultra und zwar in fast jeder Beziehung. Das ist nicht nur beim Film so, sondern beim Fernsehen noch gravierender: Ich verweise nochmal auf LOST oder "24", die dermaßen professionell gedreht sind, dass einem die Spucke weg bleibt. Jede einzelne Episode von LOST kostet allerdings so viel, wie ein mittlerer, deutscher Kinofilm. Unglaublich, aber wahr.


    Die Frage ist: Wie lange kann das noch gut gehen? Die Mehrzahl der Filme sind jedenfalls Verlustgeschäfte.


    Zitat

    Original von ApekEs ist Dir vermutlich kein großer Trost, aber das geht jedem Kino der Welt so, nur eben dem amerikanischen nicht.


    Und warum? Das amerikanische Kino ist nicht notwendigerweise besser. Sie vermarkten sich allerdings perfekt, nicht nur das Produkt selbst, sondern auch noch die Produktion - kaum ein Schauspieler in englischsprachigen Ländern der nicht von Hollywood träumt und die heimische Filmwirtschaft geht den Bach runter.


    Zitat

    Original von ApekMeine Erklärung: Wir haben oft einfach nicht den Mut zu großen Gefühlen. Die typisch europäische Angst vor Kitsch oder guter Unterhaltung.


    Es fehlt vorallem an Geld. Mal 20 Mio. auf den Kopf haun ist in Europa schwer möglich.