Bücher vs. Fernsehen

  • Es soll nun keine derartige Diskussion werden, in dem man filme mit büchern vergleicht, hierbei kann das Fernsehen nicht gewinnen. Ist dies aber der Fehler des Films, oder der Filmemacher?
    Tatsächlich möchte ich hier eine Diskussion darüber anzetteln, mit welchem Medium mehr möglich ist? denn meiner meinung nach nutzen die Studios nicht die möglichkeiten des visuellen Mediums wohingegen Autoren längst wissen wie man das ganze spektrum der sprache einsetzt. Gleichwohl denke ich aber, dass sprache wesentlich einschränkender ist, als bilder... weshalb ich im eigentlichen das Medium Fernsehen bevorzugen würde...
    was denkt ihr darüber?

  • Ich finde ganz und gar nicht, dass Sprache mehr einschränkt und Bilder mehr Möglichkeiten bieten.


    In Filmen geben mir die Filmemacher ja ihre eigenen Gedanken und Interpretationen zum Buch/Story/Ideenvorlage vor. Da bleibt wenig Platz für eigene Fantasie, denn ich sehe ja die Bilder und die kann ich mir schlecht umdenken.


    Bücher bieten mit ihrem Einsatz der Sprache viel Spielraum für Fantasie. Ich sehe vor meinem innren Auge wie ICH es mir vorstelle. Entsprechend meinen bisherigen Erfahrungen, Erlebnissen und Wünschen. Für mich kann sich ein Buch völlig anders lesen als für jemand anderen, der jedoch die gleichen Buchstaben zu Worten formt.


    Wenn du dich mal durch diverse Rezensionen wühlst, wirst du feststellen, dass die Leute unterschiedliche Eindrücke von ein und der selben Geschichte haben.


    Bei Filmen gibts dann eher nur den Unterschied spannend/langweilig/witzig/humorlos... ;-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

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  • Zitat

    Gleichwohl denke ich aber, dass sprache wesentlich einschränkender ist, als bilder


    Ich bin genau gegenteiliger Meinung: Bilder zwingen einem etwas auf, Sprache lässt einen Spielraum der eigenen Fantasie.
    Mit dem Satz: "Sie trug ein rotes Kleid." ist jeder selbst gefragt... jeder kann sich selbst vorstellen, wie das Kleid geschnitten ist oder welches rot gemeint ist.
    Bilder zb in Filmen dagegen entsprechen den Vorstellungen einer Person, die diesen Satz zb im Drehbuch gelesen hat. Es ist nur eine Möglichkeit von vielen, die dem Zuschauer aufgezwungen wird. So sieht das Kleid aus und nicht anders.


    Meine Meinung.


    LG,
    Rava

    Ich, ohne Bücher, bin nicht ich.


    Bücher sind lebensnotwendig. Ohne Bücher existiere ich. Aber ich lebe nicht.

  • Zitat

    Original von Mondkind
    Tatsächlich möchte ich hier eine Diskussion darüber anzetteln, mit welchem Medium mehr möglich ist? denn meiner meinung nach nutzen die Studios nicht die möglichkeiten des visuellen Mediums wohingegen Autoren längst wissen wie man das ganze spektrum der sprache einsetzt.


    Mich als Drehbuchautor interessiert natürlich ganz besonders, was Du damit meinst, dass die Möglichkeiten des visuellen Mediums nicht ausgenützt würden. Erklärst Du mir das?

  • Heaven
    gibt denn ein bild keinen raum zur spekulation, und interpretation?


    Ravannah
    ich bin auch eher der Meinung, dass sprache den Autor einschränkt nicht den Leser. Natürlich man kann viel spielen, aber ebenso fällt es schwer etwas genauestens zu beschreiben. Kennst du nicht die Situation, dass du versuchst jemanden einen Traum zu beschreiben? das ist beinahe unmöglich. sicher du kannst ihn nacherzählen, aber ihn nur im ansatz das wahre spektrums des traums widerzugeben, ist fast unmöglich.
    und im falle des roten kleids, wenn der schnitt von bedeutung ist wird es der autor genau beschreiben.



    Apek
    natürlich, auch wenn das eher sache des regisseurs ist ;)


    Die meisten Filme sind eine blose Draufsicht auf die charaktere, man erwartet, dass sich der zuschauer in das innnenleben der protagonisten hineinfühlt, es quasi selbst in sich abbildet. Das ist meiner meinung nach eine völlig falsche vorgehensweise. Dass es auch anders geht, erlebt man gerade in Bollywood-Filmen in denen die Träume und Phantasien in überaus kitschigen Tanzszenen dargestellt werden. Etwas ähnliches wünsche ich mir von allen filmen, nur dass es keine übertriebenen tänze sein sollten, ich finde man sollte hierbei vielmehr mit farben und eingänglichen bildern arbeiten... bei büchern macht man das schließlich schon lange, da werden metaphern verwendet wie nichts, in Filmen kommt so etwas viel zu wenig vor, und wenn dann sind sie meist zu hintergründig.

  • die meisten buchverfilmungen die ich gesehen haben fand ich einfach schrecklich, sie sind dem buch nicht gerecht geworden.


    ich finde auch das bücher mehr hergeben als filme, da läuft mein eigener film im kopf ab, die kleider die personen alles ist so wie ich es mir vorstelle. im film bekommt man immer wieder die gleichen stars zu sehen, denen bin ich schon lange über. da bleibe ich lieber bei meiner eigenen fantasie. wenn ich ein buch lese bin ich nicht in 3 stunden damit durch, sondern brauche zum teil sogar mehrere tage, d.h. es verbindet mich mehr mit den personen, und sie wachsen mir richtig ans herz und die geschichte bleibt mir länger in erinnerung. ersteres kann man kaum in einem film rüberbringen, ebendso die kleinen "nebensächlichkeiten" die, die charaktere erst so wirkich sympahtisch/unsympathisch machen. im buch bekommt man auch viel detailiere beschreibungen der gefühle.


    bücher erlebt man direkt mit, man fiebert und leidet mit dem helden, taucht in fantastische welten, kämpft gegen drachen und hexen, man ist mitten drin und nicht nur zuschauer.



    wohingegen ich aber auch zugestehen muss das solche bollywoodfilme unglaublich toll gemacht sind, ganz besonders die tanzeinlagen, da wüsste ich nicht wie man die im buch beschreiben sollte ohne das es "lächerlich" wirken würde. d.h. auf soetwas müsste man im buch verzichten.

  • Zitat

    Original von Grizzly
    Bücher, ganz klar. Fernsehen macht dumm. :-)


    Das sagen (auch hier) viele Leute. Aber ich finde, dass dies totaler Quatsch ist. Will mir hier wirklich jemand weiß machen, dass ich durch das Lesen eines Buches von (z.B.) Preston/Child schlauer werde, als durch das Gucken eines Tom Cruise Filmes? Oder, dass man vom Buch "Roter Oktober" mehr lernt, als vom Film "Stirb langsam"?
    Das kann doch niemand ernsthaft glauben.
    Es kommt immer darauf an, welches Buch und welchen Film ich gucke, bzw. lese.
    Bei einem Sachbuch oder schon bei einem historischen Roman, lerne ich etwas. Aber genau so ist es auch bei Filmen. Es kommt immer auf das "Programm" an.
    Meiner Meinung nach, kann man bei Filmen sogar mehr lernen: Ein Dokumentarfilm über (z.B.) Löwen kann mir wesentlich mehr und genauer über das Verhalten dieser Tiere beibringen, weil ich nicht nur den Kommentar höre, sondern gleichzeitig das dazugehörige Bild habe.
    Von daher kann mir keiner sagen, "fernsehen macht dumm".


    MfG,He-Man,der sehr gerne auch TV guckt


    :wave

    "Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, was wir wollen, sollten wir lieber dankbar sein, dass wir nicht Alles bekommen, was wir verdienen. "
    (Dieter Hildebrandt, dt. Kaberettist, *1927)

  • Zitat

    Original von Mondkind
    Heaven
    gibt denn ein bild keinen raum zur spekulation, und interpretation?


    Nein, ein Bild ist immer ein Bild und man sieht wie es ist und nicht wie es sein könnte.


    Nur Filme mit ungewissem Ende lassen ein wenig Raum für Fantasie.


    Die Bollywoodfilme mag ich persönlich überhauptnicht, sind mir zu bunt und zu kitschig.

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zitat

    Nein, ein Bild ist immer ein Bild und man sieht wie es ist und nicht wie es sein könnte.


    Nur Filme mit ungewissem Ende lassen ein wenig Raum für Fantasie.


    :write



    Zitat

    Die Bollywoodfilme mag ich persönlich überhauptnicht, sind mir zu bunt und zu kitschig.


    :anbet
    Endlich hat's wer erkannt!


    LG,
    Rava

    Ich, ohne Bücher, bin nicht ich.


    Bücher sind lebensnotwendig. Ohne Bücher existiere ich. Aber ich lebe nicht.

  • Ich bin zuerst einmal der Meinung, das Fernsehen nicht dumm macht. Vielleicht dann, wenn man sich ausschließlich damit beschäftigt. Und ich gebe zu, dass ich auch gerne mal sinnloses Zeug im TV gucke, warum nicht?


    Für mich lassen Bücher mehr Phantasie offen als bei Bildern. Bei einem Bild kann ich mir nichts weiter vorstellen. Das Bild ist so und ich habe keine Möglichkeit etwas zu ändern. Bei einer Geschichte kann ich mir die Farben selbst vorstellen, die Umgebung selbst zusammenstellen und das Gesicht eines Menschen selbst modellieren. Das geht bei Bildern nicht.


    Genauso ist es mit Filmen. Da wird auch etwas festgelegt, das ich nicht ändern kann.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Fernsehen macht definitiv dumm, aber Bücher machen auch dumm. Wenn man sich Schwachsinn anschaut oder Schwachsinn liest, dann verblödet man einfach, das ist nunmal so. :grin (Und deshalb kann Fernsehen auch schlau machen, wie Bücher schlau machen können.)


    Ansonsten werden hier zwei Medien verglichen, die recht wenig miteinander gemein haben. Film und Fernsehen liefern ja nicht nur Bilder, sondern auch den Ton, und die verfügbare Platte der Stilmittel (Schnitt, Licht, Perspektive, Kamerabewegung usw. usf. - ich bin leider kein Fachmann) ist sehr umfangreich. Diese Mittel stehen einem Buchautor nicht zur Verfügung, dafür andere. Natürlich arbeiten Bücher sehr viel mehr mit der visuellen Phantasie des Konsumenten, aber das heißt nicht, daß die Phantasie bei Film und Fernsehen völlig außenvor bleibt. Die Wahrnehmung von Büchern ist stark geprägt durch die vom Leser bestimmte Wahrnehmungsgeschwindigkeit, die bei visuellen und auch akustischen Medien vorgegeben ist. Die Unterschiede sind vielfältig.


    Man liest häufig, daß Leser von einer Buchverfilmung enttäuscht sind oder umgekehrt. Ich glaube, daß man in 90% der Fälle einfach davon ausgehen muß, daß es so sein wird, weil die Medien zu wenige Gemeinsamkeiten haben, um mit ihren verschiedenen Mitteln das gleiche erreichen zu können.

  • Zitat

    Original von Branka
    Ich bin zuerst einmal der Meinung, das Fernsehen nicht dumm macht. Vielleicht dann, wenn man sich ausschließlich damit beschäftigt. Und ich gebe zu, dass ich auch gerne mal sinnloses Zeug im TV gucke, warum nicht?


    glaube jeder guckt gerne mal sinnloses zeug - mach ich auch gerne mal. und fernsehen macht nicht dumm - halt je nachdem was man guckt, ich mag z.b. gerne dokus über fast alles. ich habe nicht das gefühl es würde mich dumm machen, das habe ich eher wenn ich sowas wie GZSZ (bitte nicht schlagen) jeden tag gucken würde oder deal or no deal (tippen ohne denken) jeden tag wann würde ich mir bald wie ein stück toast vorkommen.
    wobei ich den serien auch die berechtigung geben muss das man dabei mal ganz nett abschalten kann. :-)

  • Zitat

    Original von Mondkind Apek
    natürlich, auch wenn das eher sache des regisseurs ist ;)


    Einspruch, Euer Ehren. Der Regisseur setzt das um, was ihm der Drehbuchautor aufschreibt, zumindest in groben Zügen. Deshalb ja auch meine neugierige Frage.



    Zitat

    Original von Mondkind Apek
    Die meisten Filme sind eine blose Draufsicht auf die charaktere, man erwartet, dass sich der zuschauer in das innnenleben der protagonisten hineinfühlt, es quasi selbst in sich abbildet. Das ist meiner meinung nach eine völlig falsche vorgehensweise. Dass es auch anders geht, erlebt man gerade in Bollywood-Filmen in denen die Träume und Phantasien in überaus kitschigen Tanzszenen dargestellt werden. Etwas ähnliches wünsche ich mir von allen filmen, nur dass es keine übertriebenen tänze sein sollten, ich finde man sollte hierbei vielmehr mit farben und eingänglichen bildern arbeiten...


    Ehrlich gesagt habe ich nicht ganz verstanden, worauf Du hinaus wolltest. Die Bollywoodfilme kann man schwer vergleichen, sie haben ihre Bildsprache aufgrund vieler Restriktionen der indischen Zensur und natürlich einer insgesamt sehr konservativen Sexualmoral entwickelt, so sind viele Tänze nichts anderes als Sublime für den guten, alten Koitus.


    Es gibt auch genügend Streifen, die extrem visualisieren (wie z.B. 2001), aber was wird dadurch besser, bzw. was hat man versäumt, wenn man es nicht getan hat? Das Mitfühlen und Mitleiden mit einem Protagonisten passiert doch am besten, wenn man ihn schlicht und einfach begleitet.


    Jedenfalls haben beide Medien ihre Möglichkeiten. Und Kino und Fernsehen sind eben die Massenkunst unserer Zeit.

  • Zitat


    Nein, ein Bild ist immer ein Bild und man sieht wie es ist und nicht wie es sein könnte.


    und das ist für dich auch blos ein bild ohne raum für interpretation und spekulation?


    man kann ja nun über die bollywood-filme denken wsaman will, ich persönlich mag sie auch nicht, bis auf black der war gut (sah ich auf dem heimweg von indien) aber sie beweisen uns doch, dass man in filme wunderbar hineininterpretieren kann, apek hat ja nun schon eine großartige analyse für die wirren tanzszenen dieser streifen abgegeben.
    In fachwissen bin ich dir sicher hoffnungslos unterlegen apek deshalb gebe ich garkeine widersprüche sondern versuche nur nocheinmal genauer zu erklären was ich gemeint habe. und um es vorweg zu sagen, es gibt natürlich immer außnahmen, es ist keine allumfassende darstellung, sondern reduziert sich auf den massenmarkt der uns umgibt, und meiner persönlichen einschätzung.
    Filme sind eher linear und zeigen im gegensatz zu büchern nicht das innenleben der protagonisten, obwohl dies meiner meinung nach mit dem Medium Fernsehn mindestens genauso gut machbar ist wie mit Büchern. Um es nun zu verdeutlichen ein beispiel: Ein Charakter nennen wir ihn Test (ich finde das ist ein guter name) erfährt von dem Tod einer ihm nahe stehendne Person, meinetwegen seiner schwester, ich stelle mir dann einen langsamen Zoom auf Test's schockierte Pupille vor, die kamera fährt dann schneller zurück, Test steht etwas dephus herum um ihn ist nichts alles nur schwarz, die Kamera fährt um ihn herum und während dessen wird das schwarz zum geräusch eines herzschlags kurz mit bildern von test's schwester ausgefüllt.


    ok gut, ich bin sicher nicht so der held im beschreiben, aber so etwas ist im fernsehn gut möglich und wird trotzdem nicht gemacht.

  • Zitat

    Original von MondkindIn fachwissen bin ich dir sicher hoffnungslos unterlegen apek deshalb gebe ich garkeine widersprüche sondern versuche nur nocheinmal genauer zu erklären was ich gemeint habe.


    Das ist doch vollkommen in Ordnung, genau darum ging es mir ja. Ich muss hier keine Punkte in Sachen "Filmexperte" machen, ich finde einfach die Diskussion darüber spannend. Und als Filmschaffender ist man an Feedback natürlich immer interessiert.


    Zitat

    Original von MondkindIn fachwissen bin ich dir sicher hoffnungslos unterlegen apek deshalb gebe ich garkeine widersprüche sondern versuche nur nocheinmal genauer zu erklären was ich gemeint habe. und um es vorweg zu sagen, es gibt natürlich immer außnahmen, es ist keine allumfassende darstellung, sondern reduziert sich auf den massenmarkt der uns umgibt, und meiner persönlichen einschätzung.
    Filme sind eher linear und zeigen im gegensatz zu büchern nicht das innenleben der protagonisten, obwohl dies meiner meinung nach mit dem Medium Fernsehn mindestens genauso gut machbar ist wie mit Büchern. Um es nun zu verdeutlichen ein beispiel: Ein Charakter nennen wir ihn Test (ich finde das ist ein guter name) erfährt von dem Tod einer ihm nahe stehendne Person, meinetwegen seiner schwester, ich stelle mir dann einen langsamen Zoom auf Test's schockierte Pupille vor, die kamera fährt dann schneller zurück, Test steht etwas dephus herum um ihn ist nichts alles nur schwarz, die Kamera fährt um ihn herum und während dessen wird das schwarz zum geräusch eines herzschlags kurz mit bildern von test's schwester ausgefüllt.


    Dass Filme linear sind, sehe ich nicht so. Es gibt solche und solche Filme. Es gibt schließlich auch Dan Brown und Hermann Hesse. Szenen, wie Du sie beschreibst, habe ich auch schon gesehen und bin wenig davon begeistert. Bei mir stellt sich dabei nämlich überhaupt nicht der Effekt ein, Mitgefühl mit dem Menschen zu entwickeln, weil die Szene einfach surreal ist. Oder wie oft geht neben Dir ein schwarzer Raum auf? ;-)


    Angenommen, Du siehst Test, wie er von der Todesnachricht erfährt und er schluckt dreimal, der Polizist tätschelt ihm die Schulter und geht, Test steht noch immer starr im Raum, zündet sich zitternd eine Zigarette an und dreht sich dann um. Du siehst den für zwei Personen gedeckten Tisch, ein Kerzchen flackert, Test setzt sich hin, zieht wieder zitternd an seiner Fluppe und löffelt sich etwas auf den Teller, Du hörst nichts als das klackende Geräusch des Löffels auf dem Teller, Zoom auf den Löffel, Du siehst, wie eine Träne hineintropft usw.usf. - das ist jetzt keine Glanzszene und gerade mal hingerotzt, aber erzielt mehr Wirkung als ein visueller Effekt, weil die Stille und Einsamkeit nun greifbarer ist.

  • Zitat

    Das ist doch vollkommen in Ordnung, genau darum ging es mir ja. Ich muss hier keine Punkte in Sachen "Filmexperte" machen, ich finde einfach die Diskussion darüber spannend. Und als Filmschaffender ist man an Feedback natürlich immer interessiert.


    so habe ich das auch nicht aufgefasst, keine sorge. :)


    Zitat

    Oder wie oft geht neben Dir ein schwarzer Raum auf?


    neben mir niemals, in mir ständig, und das ist es was ausgedrückt werden sollte, natürlich nur meiner meinung nach. Natürlich ist die Szene die du beschrieben hast, wunderbar zum mitfühlen, aber nur wenn der Zuschauer ein mindestmaß an Empathie besitzt.
    Natürlich, hast du auch damit recht, dass meine Ausführung surreal ist, aber genau das will ich ja auch. Warum sollte uns etwas in Filmen stören was in Büchern gang und gebe ist?

  • In den Büchern, die ich lese, ist das nicht so - bei Büchern verhält es sich meiner Ansicht nach nicht anders als bei Filmen, das hatte ich ja oben schon beschrieben. Du hast ein breites Spektrum. Auch bei Filmen finden sich Arthouse Streifen, die andere Pfade beschreiten, kommerziell aber weniger erfolgreich sind. Letztlich sind die Filme besonders erfolgreich, deren Figuren dem Zuschauer besonders am Herzen liegen. Und am einfachsten fühle ich mich in Figuren ein, wenn sie mir authentisch und real erscheinen, wenn ich sie regelrecht begleiten kann auf ihrer Reise durch die Geschichte.


    Überlade ich nun eine Szene effektvoll, schaffe ich immer eine Distanz, betrachte sie gleichsam von außen (ein Effekt, den man auch bei Erzählerstimmen, sogenannten Voice Overs hat). Deshalb, zumindest ist das meine Interpretation, verzichtet man überwiegend darauf. Last but not least ist der dramatische Effekt viel größer, wenn der Zuschauer ihn selbst entdeckt und er nicht mit einem eiffelturmgroßen Zaunpfahl daherkommt. ;-)

  • Ich finde, dass beide Medien ziemlich unterschiedliche Mittel zur Verfügung haben und somit auch bestimmte Situationen besser rüberbringen können.


    Ein Beispiel habe ich leider nur im Bezug auf Filme (besonders, weil es in meinem Lieblingsfilm "Herr der Ringe" so oft vorkommt): Es gibt Situationen, da genügt ein Blick, um alles zu sagen, man weiß ganz genau, was die Personen gerade denken/fühlen... und das kann nunmal nur ein Film. Meiner Meinung nach, belehrt mich, wenn es anders ist.

  • Meine Aussage, Fernsehen mache dumm, möchte ich relativieren; es kommt natürlich darauf an, was man konsumiert, genauso wichtig ist, wie lange man konsumiert. Im Durchschnitt schaut der Deutsche am Tag über drei Stunden fern, das wird von italienischen Kindern schon übertroffen und gipfelt in den knapp sieben Stunden, die ein US-Amerikaner vor der Glotze sitzt. Das ist durchaus bedenklich: das soziale Leben verkümmert, Bewegungsmangel und Fettleibigkeit gehen mit steigendem Fernsehkonsum einher, Sprachgefühl geht verloren, Kinder sehen Dinge, die sie nicht einordnen können (Folge: psychische Störungen). Noch dazu bietet sich das Fernsehen an, seine Konsumenten politisch zu indoktrinieren, durchs Setzen von Agendas oder der Stimulation von Emotionen, ändern sich Wahrnehmung und Verhalten (diese Änderung kann von der Wahlentscheidung im Vorfeld einer politischen Wahl bis hin zur Anwendung von Gewalt reichen) des Publikums.


    Die Propaganda beteffend, gibt es also kein besseres Medium als Film und Fernsehen. Das ist historisch verbürgt und auch in freien (freieren) Gesellschaft Praxis. Ich will den Rahmen des Forums und den der Diskussion nicht sprengen, man könnte über das Thema noch lange und viel mehr schreiben - ob es was nützt, ist die entscheidende Frage. Das Fernsehen hat den Kampf schon längst gewonnen; das liegt auf der Hand, das zeigt die Statistik: ca. 98% aller deutschen Haushalte besitzen ein Fernsehgerät, ich gehöre auch dazu. Natürlich ist nicht alles schlecht, was über die Mattscheibe flimmert. Film ist meistens Kunst, etwas, in das Regisseure, Schauspieler, Drehbuchautoren, Cutter und Kameramänner ihr Talent und Handwerk stecken, sich einbringen, sich verwirklichen, sich ausdrücken, das scheint mir doch das wichtigste und ist mir an der Kunst das Heilige. Ob das Publikum mit dem Film, oder besser, mit dem Format 'Film' auch umgehen kann, ist fraglich.


    Der Einwand, man müsse vorsichtig, nur richtig mit dem Medium Fernsehen umgehen, damit man seine prallen Früchte ernten könne, ist unfreiwillig komisch, weil viele Menschen eben nicht richtig damit umgehen können. Und das einzige Medium, daß diesen bedauerlichen Sachverhalt an diese Menschen herantragen könnte, ist dummerweise das Fernsehen. Leider sägt sich niemand den Ast ab, auf dem er gerade sitzt, denn: Fernsehsender, Filmproduzenten sind Unternehmen(r), die Regeln folgen und eine goldene Regel lautet: Profit. Die Nachfrage dürstet nach Unterhaltung, die Medien liefern Unterhaltung. So einfach ist das und danach funktioniert die Spaßgesellschaft. Profit und Unterhaltung - eine gefährliche Mischung, wenn ihr mich fragt.

    »Wer die Dummköpfe gegen sich hat, verdient Vertrauen.«
    Sartre

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