'Die Liebenden des Lichts' - Seiten 399 - 540

  • Hm... ich bin nun am Ende und nach dem Epilog hat sich meine eigene Begeisterung total verflüchtigt.
    Wie Amalia und Jonathan gab es gar nicht???? Einen so wichtigen Part aus ihrem Leben erfindet die Autorin einfach? Find ich blöd und ich fühle mich für dumm verkauft.
    Noch ärgerlicher finde ich, daß ich nicht weiß, was ich von der Geschichte um das Foto zu halten haben. Im Netz wird es schließlich immer noch als SEIN Bild genannt. Stimmt das nun? Oder nicht?


    Schreibstil und Story, fand ich mitreißend, bewegend und traurig, vorallem, aber aufgrund der vermeintlichen Authentizität (was ein Wort) jetzt wo ich weiß, wie weit hergeholt das alles ist, bin ich genervt und verärgert. :cry

  • Milla
    schon klar, aber daß sie sich solch wichtie Personen einfach ausdenkt, fand ich enttäuschend und ein starkes Stück. Ich frag mich da immer, ob sich die betreffenden Personen bei sowas nicht im Grab herum drehen und ich empfinde es irgendwie als Respektlosigkeit. :-(

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Milla
    schon klar, aber daß sie sich solch wichtie Personen einfach ausdenkt, fand ich enttäuschend und ein starkes Stück. Ich frag mich da immer, ob sich die betreffenden Personen bei sowas nicht im Grab herum drehen und ich empfinde es irgendwie als Respektlosigkeit. :-(


    Hmm, ich empfinde es eher als künstlerische Freiheit, aber das empfindet man dann eben einfach unterschiedlich ;-)

  • Deine Empörung verstehe ich gar nicht, Jane, da sich der Roman nicht als Biographie o.ä. brüstet.


    Außerdem war mir das mit den beiden schon lange klar, da mich das Thema so interessierte, daß ich allen möglichen Personen aus dem Buch hinterhergoogelte. :-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Endspurt.
    Teil 4 beginnt gleich mal mit einem für mich schwierigen Part, als Sylvia nämlich über ihren alten Freund James Joyce erzählt, der meint "Paris ist wie ich, eine überhebliche Ruine oder, wenn man will, ein abgestürzter Zecher" :lache Die Leserunde ruft! :grin
    Von Anais Nin war ich dann so angetan, daß ich mir gleich eines ihrer Tagebücher zugelegt habe.


    Na endlich lüftet sich mein anfänglicher Verdacht, das da ein kleines Geheimnis bzgl. Gertas Herkunft mit im Spiel ist und sie gar nicht die leibliche Tochter ihres Vaters ist, sondern eines Prager Bohemiens. Das erklärt auch das freizügige Verhalten von Gertas Mutter gegenüber ihrer aufgelösten Verlobung. Für den Vater ist das sicher nicht einfach, die Frau schwer krank, das aufkommende Grauen der NSDAP, seine Firma, die Tochter zwar scheinbar in Sicherheit, die Verlobung allerdings aufgelöst, in Wohngemeinschaft mit einem Künstler ohne Geld, und die Mutter, die immer wieder betont, daß sich Gerta auch wirklich ihrer Gefühle sicher sein soll und sie ihren Zukünftigen liebt. Der arme Mann wird da sicher an vergangene Tage erinnert, ist er ja eigentlich nur zweite Wahl.


    Die Paris Impressionen sind einmalig!

  • Zitat

    Original von Eli
    Von Anais Nin war ich dann so angetan, daß ich mir gleich eines ihrer Tagebücher zugelegt habe.


    Oh, da habe ich seinerzeit gelesen: Das Delta der Venus, Die verborgenenen Früchte und zwei Bände ihrer Tagebücher. Ist aber bestimmt auch schon an die 20 Jahre her...

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • @ Batcat
    Geht mir genau so.
    Für mich ist dieses Buch auch eine Wiederentdeckung einiger Schriftsteller, die ich schon vor ewigen Zeiten :grin gelesen habe, so auch A. Nin, Mann, Hem :grin, Anatol France, die "kleine Beauvoir" wie Sylvia im Buch sagt. Muß mal schauen, was davon noch übrig ist.
    Habe mir die Tagebücher 1934-39 gekauft und bin schon gespannt, was A.Nin in diesen Jahren erlebt hat.

  • Ich muß auch mal gucken gehen, welche Bücher ich von Anais Nin noch habe... leider sind die im obersten Bücherregal und dann auch noch in der 2. Reihe - ich war schlicht zu faul, da rauf zu klettern! :-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • :wow Habe das Kindertagebuch 1919-20 und die Tagebücher 1944-1947 gefunden und gestern 1934-39 gekauft.
    Von Hem habe ich nur ein mir völlig unbekanntes Werk mit dem Titel "Die grünen Hügel Afrikas" gefunden. Das kenn ich gar nicht.
    Sonst stehen noch einige Beauvoir´s im Regal, ein France und das wars dann auch. Ich weiß nicht, wo die alten Bücher alle hingekommen sind... :-(

  • Gestern noch ausgelesen :-]


    Batcat
    Die rue Monge führt direkt Richtung der Mitte der Welt, der ile de la cite! ;-)


    Bandi spricht in Zusammenhang mit dem Foto la Gare Saint Lazare von Malerei mit dem Fotoapparat, für mich ist dieser Roman Kino im Kopf, wie schon weiter oben angesprochen wurde.
    Und wieder schön beschrieben, wie Bandi sein Ziel im Auge behält und verfolgt, gemeinsam mit seinen Freunden eines Tages die beste Fotoagentur der Welt zu gründen. Der Mann ist gut! :anbet


    Gerta entwickelt sich zu einer temperamentvollen Frau, die genau weiß, was sie will und sich auch nicht durch Spötteleien vom ihrem Weg abbringen lässt. Maria Eisner spricht in diesem Zusammenhang von kleinbürgerlichem Ehrgeiz. Sehr spannend auch, wie sie zu einer "PR-Maschine" wird, wenn es darum geht, ihre eigenen Fotos unter Bandi´s Namen zu verkaufen, um das Überleben zu sichern und strategisch vorzugehen.


    Die Trennung von Jonathan ist überraschend locker über die Bühne gegangen, könnte man doch meinen, daß die Auflösung der Verlobung einen heftigen Skandal hervorrufen könnte. Er nennt sie bei späteren Treffen honey, ist bester Dinge und scheint mit der Siutation kein gesellschaftliches Problem zu haben. Sehr saubere, glatte Sache ;-)


    Aus Andre Friedmann ist mittlerweile Robert Capa geworden, wobei mir persönlich Friedmann einfach besser gefällt und ich meine, daß ein kurzer Name nicht unbedingt leichter zu vermarkten ist.


    Und zwischendurch treffen wir wieder auf ein paar bekannte Namen, wie Jean Cocteau oder Louis Aragon.


    Ein letztes Mal lachen mußte ich dann kurz vor Ende, trotz heftigster Kriegswirren, als Gerta von "Andre Friedmann, alias Robert Capa, dem König der Bindungsängste" :lache spricht.
    Dann habe ich geweint...
    Mit Tränen in den Augen habe ich das Buch zugeklappt und mir vorgenommen, irgendwann Gertas Grab am Pere Lachaise zu besuchen.

  • Ach ja, schön... schnief...


    Ich fand die beiden letzten Teile auch besser als den Anfang. Da hat sich die Geschichte besser entwickelt, ich hatte nicht mehr den Eindruck, dass da schnell noch ein paar Fakten zwischen geschcben werden mussten, es war flüssig zu lesen.


    Die Idee der deutschen Freiheitsbibliothek fand ich klasse.


    Mich wunderte, das Gerta Jonathan tatsächlich heiraten wollte und ziemlich spät erst zurückzog.


    Nun weiß ich auch, wo der Begriff "Himmelhochjauchzend zu Tode betrübt" herkommt, es ist der Text zu einem Schumann-Lied (S. 444)


    Die Reaktion Bandis auf das Chaos in der gemeinsamen Wohnung fand ich merkwürdig. Gerta hat ihn und die "blonde Schlampe" im Café gesehen und sich von ihm getrennt und er hat nix besseres zu tun, als ins Café zu laufen, um zu gucken, ob Mara noch da ist? Hallo? Männer :fetch


    Die Trennung von Jonathan lief wohl so einfach und schnell, weil es keine Liebe war und er an Amalia hing. Schön, dass sie Freunde sein konnten.


    Das Ende war ja wirklich hart. Mir erschien es auch merkwürdig, dass die Filme mit den Bildern verschwunden sind, während der Brief an Bandi unversehrt aus der Jackentasche gezogen werden konnte. Aber vielleicht ist das ja auch ein künstlerisches Detail.


    Alles in allem ein interessantes Zeugnis der europäischen Geschichte und zweier Fotografen. Mir hat es gut gefallen.


    Dass Jonathan und Amalia nicht "echt" waren, störte mich nicht. Nur die Aufreihung der Berühmtheiten fand ich zu Beginn übertrieben, später wurde es entweder weniger oder ich hatte mich daran gewöhnt.


    Das Buch hat viele Anstöße zum Weiterlesen und -forschen gegeben.

  • Die Idee der deutschen Freiheitsbibliothek fand ich klasse.
    Ja, das fand ich auch eine klasse Idee!


    Mich wunderte, das Gerta Jonathan tatsächlich heiraten wollte und ziemlich spät erst zurückzog.
    Ich glaube, anfangs wußte sie selbst noch nicht so recht, was sie wollte. Ich denke auch, es hat seine Zeit gedauert, bis sie wirklich erkannte, daß das nicht ihr Leben gewesen wäre, das sie an Jonathans Seite hätte führen können. Es braucht sicher auch Mut, so eine sichere Bank wie Jonathan auszuschlagen und (gerade zu dieser Zeit) in eine ungewisse Zukunft zu blicken. Außerdem hatte sie ja Gefühle für ihn.


    Die Reaktion Bandis auf das Chaos in der gemeinsamen Wohnung fand ich merkwürdig. ... Männer :fetch
    Ja, DAS hatte ich mir auch gedacht. MÄNNER!!!


    Die Trennung von Jonathan lief wohl so einfach und schnell, weil es keine Liebe war und er an Amalia hing. Schön, dass sie Freunde sein konnten.
    Amalia hat die Sache ganz bestimmt vereinfacht. Allerdings hätte ich anfangs nicht gedacht, daß es so werden kann nach dem Ende der Beziehung. Ich dachte mir echt das eine oder andere Mal, wie sie wohl aus DER Nummer wieder heil rauskommt *ggg*.


    Das Ende war ja wirklich hart. Mir erschien es auch merkwürdig, dass die Filme mit den Bildern verschwunden sind, während der Brief an Bandi unversehrt aus der Jackentasche gezogen werden konnte. Aber vielleicht ist das ja auch ein künstlerisches Detail.
    Ich habe jetzt nicht mehr die genauen Formulierungen des Buches im Kopf. Aber möglicherweise ist der Brief unversehrt geblieben, weil so ein Stück Papier ja "unwichtig" ist.... Filme dagegen nicht.


    Dass Jonathan und Amalia nicht "echt" waren, störte mich nicht.
    Ich kam da ja sehr schnell drauf, weil ich diese beiden beim googeln nicht gefunden habe ;-). Gestört hat es mich auch nicht, aber ich fand es irgendwie schade. Die beiden waren sympathisch und hätten ein "echtes Leben" verdient gehabt ;-).


    Das Buch hat viele Anstöße zum Weiterlesen und -forschen gegeben.
    *unterschreib* :write
    Ich habe mir jetzt das Sylvia Beach Buch über Shakespeare and Company zugelegt und bin schon sehr gespannt darauf!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Liebe und andere Nebensächlichkeiten


    Das ja kein Irrtum aufkommt! Ich fand die Darstellung der Liebe zwischen Gerta und Bandi glaubhaft beschrieben. Darf ich -als Mann- zugeben, daß mich zum Ende, zum tragischen Ende,


    eine kleine,
    zugegeben mehrere kleine,
    nein wirklich eine ganze Reihe großer Tränen bewegt haben?


    Die Gegensätze zw Luxus und Armut werden glaubhaft und mit großer Sprachgewandtheit beschrieben. Wieviel Recherche war da wohl nötig?


    Zwei Kritikpunkte bleiben:


    Erstens: Gerta (ein treudeutscher Name) geht mit dem Fakt ihrer eigentlichen Herkunft sehr locker um. Wird überhaupt beschrieben; daß sie auf den Brief der Mutter reagiert? Wenn sie ihn auch spät erhalten hat?


    Zweitens:
    Die Nachricht vom Tod der Mutter scheint sie gar nicht zu berühren. sie müßte doch irgendwie reagieren. Oder?


    So, jetzt gehe ich und hole den letzten Brief meiner großen Liebe heraus und werde ihn lesen - mit Tränen in den Augen (Aber sie lebt noch und liebt einen anderen - noch eine Träne)


    andermann

  • Ja, ich fand die Reaktion Gertas auf den Brief und den Tod ihrer Mutter auch nicht ausreichend geschildert. Es taucht nur in Nebensätzen auf, dass sie dadurch härter geworden ist.

  • Zitat

    Original von Delphin
    Da ich für die Leserunde ein Gratis-Leseexemplar bekommen hatte, werde ich es an eine andere Eule weiterreichen. Eingetütet ist es es schon und gleich geht es zur Post. :-]


    :wave


    Tja, bei diesem Buch hat es sich wieder mal bewahrheitet: Delphin und ich kommen büchermäßig nicht zusammen. :lache


    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, fand es spannend und lebendig geschrieben, und die Sprache hat mir auch gefallen.


    Einige kleine Ungereimtheiten (z.B. die hier auch mehrfach erwähnten Schuhe) sind mir auch aufgefallen, aber sie haben meinen Lesegenuss unter dem Strich nicht getrübt.


    Das Verhältnis Zeitgeschichte/Liebesgeschichte war für mich genau richtig. Ich habe die Stimmung der Zeit gut mitbekommen, ohne dass es mir zu viele politische Ausführungen gewesen wären.


    Dass Amalia und Jonathan erfunden waren, hat mich nicht weiter gestört. Ich finde es verständlich, dass in einer Romanbiografie Handlungen und auch Personen hinzugefügt werden, denn es war nun mal niemand dabei, und nicht alle Begegnungen sind überliefert. Amalia war ein Kunstgriff, um Gerta aus dem Pensionat nach Paris zu bringen und um dann die Brücke zwischen den Künstlern und den Reichen zu schlagen und aufrecht zu erhalten. Jonathan war nötig, damit die Gepflogenheiten in der Welt der Wohlhabenden und der Druck, unter den Gerta geriet, geschildert werden konnten (vielleicht manchmal ein bisschen klischeehaft überzeichnet, aber ich mag sowas ja ;-) ).


    Das Einzige, was mir nicht so gefallen hat, war das Verhältnis zwischen Anfang und Ende des Buchs; in der zweiten Hälfte überschlug es sich für mich zu sehr, nachdem die erste Hälfte sehr ausführlich gewesen war. Die Sprünge haben mich etwas gestört: Gerta und Bandi haben sich gekriegt, Vorhang, Happy end. Dann gibt es auf einmal massive Probleme, sie trennen sich. Wieder Schnitt, dann kommen sie wieder zusammen, und sämtliche Schwierigkeiten haben sich in Luft aufgelöst. Und plötzlich sind sie in Spanien, ganz schnell, ganz kurz, und dann ist Gerta tot. Das ging mir alles zu schnell. Am besten hätte ich es gefunden, wenn der Spanien-Teil weggelassen worden wäre... aber der gehörte ja nun mal zu Gertas Leben dazu.


    Ob Gertas Brief echt ist? Ich kann's mir fast nicht vorstellen. Und wenn nicht, dann hätte ich ihn mir etwas weniger kitschig gewünscht, denn Gerta (und ihre Beziehung zu Bandi) hatte so viele Ecken und Kanten, dass mir der Brief etwas zuuuu romantisch ist (obwohl, ja, in so einer Ausnahmesituation sieht das vielleicht wieder anders aus).


    Also, allerliebste Delphin, herzlichen Dank fürs Weitergeben, das Buch war bei mir ein voller Erfolg! :knuddel1


    Ich hab mir jetzt jedenfalls das Buch bestellt, das BJ irgendwo weiter vorne verlinkt hat:

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • MaryRead
    Ob Gertas Brief echt ist? Ich kann's mir fast nicht vorstellen. Und wenn nicht, dann hätte ich ihn mir etwas weniger kitschig gewünscht, denn Gerta (und ihre Beziehung zu Bandi) hatte so viele Ecken und Kanten, dass mir der Brief etwas zuuuu romantisch ist (obwohl, ja, in so einer Ausnahmesituation sieht das vielleicht wieder anders aus).


    Nimm es einfach so hin
    Der Brief ist echt



    Wo soll dann wohl sonst die Romantik in solchen Büchern bleiben :kiss


    andermann