Tourtagebuch – Selim Özdogan

  • Ich habe jetzt die Diskussion hier verfolgt, mir die Leserundenbeiträge (vor allem die von Selim Özdogan) durchgelesen, und mir die Homepage des Autors zu Gemüte geführt.


    Hach, ist das schön, wenn man von den Eulen nicht nur zum dauernden Bücherkauf und -lesen aninimert wird, sondern endlich mal ein ganz anderes Erfolgserlebnis haben kann: ein Buch, das ich nicht brauche, und einen Autor zu entdecken, von dem ich bestimmt nichts lesen will- weder neu noch gebraucht. :grin


    Edit. Schreibfehler natürlich wieder zu spät gesehen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Hallo Tom,


    ganz kurz: er schreibt "Ich schreibe besser als ihr" etc. Mein Eindruck ist, dass sich dies aus einer Verstimmung an dem Abend ergab. Es ist also weniger Tom gemeint, als der Autor Özdogan, der zuvor mit Bestsellerlisten etc. konfrontiert wurde. Das ist meine Lesart.
    Ich bin übrigens gar nicht so davon überzeugt, dass Selim besser schreibt; in dem Büchlein sind Fehler, Ungenauigkeiten, teilweise wirkt es eher wie ein Blog als ein lektoriertes Buch. Vielleicht schreibt er anders (ganz bestimmt sogar), hat einen anderen Ansatz, ein anderes Ziel, eine andere Vorstellung von "schreiben müssen". Das ist m. E. legitim. Sogar der Gedanke, dass er besser schreibt, ist legitim. Und die Zurücknahme ebenfalls. Anders gefragt: hast du diesen Gedanken, besser zu schreiben, nicht machmal? Und im nächsten Augenblick das Gefühl, dass vielleicht alles nichts taugt?


    Das macht es doch aus, eben kein funktionierender Popstar zu sein, sondern zwischen der Euphorie, einen verdammt guten Text gemacht zu haben, und Selbstzweifeln zu pendeln. Ohne die Euphorie, eine gewisse Selbstüberschätzung, würde man das Schreiben wahrscheinlich ganz aufgeben. Aber es geht (für mich) auch darum, zu kämpfen, sich nicht zu verbiegen, dem Erfolg alles zu opfern, denn damit (höchst subjektiv) stirbt auch das, was die Magie des Schreibens begründet.


    Liebe Grüße,
    Marcel