'Das Amulett der Fuggerin' - Seiten 001 - 175

  • Ich habe zwar erst die ersten 8 Kapitel gelesen, bin aber jetzt schon sehr angetan, sowohl vom absolut tollen Schreibstil als auch von den Figuren - Sibylla habe ich jetzt schon in mein Herz geschlossen, ich mag neugierige Kinder, die nicht viel überlegen, sondern einfach tun oder fragen :grin Bei der Tanzszene, die Herr Palomar angesprochen hat, musste ich auch grinsen - ganz schön direkt die Kleine :lache Selbst Jakob Fugger musste sich ein Lachen verkneifen - obwohl ich mir eine Ehe zwischen beiden noch nicht wirklich vorstellen kann... Mal abwarten :-)

  • Auf einen Typ wie den Lebzelter kann man verzichten.
    Er entführt und vermutlich mißbraucht junge Mädchen, wie Sibylla beobachtete, als sie sich in die Lochstadt schleicht. Konrad warnt sie noch, sich vom Lebzelter fernzuhalten.
    Was ich nicht verstehe, wenn des Lebzelters Taten allseits bekannt sind, warum unternimmt niemand was gegen ihn?


    Die langen Diskussionen zwischen Jakob und Herzog Maximillian und später zwischen den Fuggers über Landbesitz und Politik finde ich ehrlich gesagt, etwas langweilig!

  • Tja, da geht es mir wohl anders als vielen: Mir gefallen ausgerechnet die Szenen mit Fugger, speziell die großen Zusammenhänge, während mich z.B. die starke Betonung des Sexuellen gelegentlich ziemlich augenrollen ließ. Ich lese historische Romane nun mal, weil ich in erzählerischer Ausformung etwas über die damalige Zeit erfahren möchte; und dazu gehört nun einmal auch die Politik.


    Flüssiger, sauberer Stil. Die Zeitsprünge stören mich überhaupt nicht. Irgendwie müssen ja die großen Zeiträume durchschritten werden. Das finde ich wirklich gut gelöst.


    Die Lebzelter-Episode macht allerdings für mich keinen rechten Sinn. Ich bin bei diesem Thema ziemlich empfind...lich, deshalb erscheint mir die Person der Sibylla hier auf einmal unglaubwürdig. Mir kann auch niemand erzählen, die psychischen Reaktionen seien früher ganz anders gewesen, denn dann wäre ihre Verfassung


    nicht so wie geschildert. Das empfinde ich als widersprüchlich.


    Ansonsten ist es ein angenehm unterhaltsamer Roman, für meinen Geschmack etwas zu sehr "Frauenbuch" (das nur als Hinweis an andere Eulen :grin), aber wirklich gut gemacht.


    Und die Aufmachung ist wirklich beneidenswert! :anbet

  • Zitat

    Original von Iris
    Ich lese historische Romane nun mal, weil ich in erzählerischer Ausformung etwas über die damalige Zeit erfahren möchte; und dazu gehört nun einmal auch die Politik.


    :write


    Die Szenen, in denen die Fugger Strategien erarbeiten und in die Politik eingreifen, sind für mich in diesem Buch auch die spannendesten.


    Jedoch stört mich momentan die Ausrichtung: Die Fugger-Brüder werden so gefühllos geschildert. Ob sie wirklich so skrupellos waren? Sicher sprechen ihre Taten für (oder hier eher gegen) sie, aber den Aufstieg von einfachen Webern zum europäischen Handelsimperium zu schaffen ist eine herausragende geschichtliche Leistung. Trotzdem waren es doch auch Menschen, die Gefühle hatten und denen in stillen Stunden sicherlich die Ausbeutung, auf der der Reichtum zum größten Teil fußt, bewußt wird. Bin zwar noch nicht allzu weit mit dem Lesen, aber auf Jakob scheint sein Erlebnis in der Schenke kaum nachhaltig beeindruckt zu haben...

  • Zitat

    Original von Iris
    Ansonsten ist es ein angenehm unterhaltsamer Roman, für meinen Geschmack etwas zu sehr "Frauenbuch" (das nur als Hinweis an andere Eulen :grin), aber wirklich gut gemacht.


    Falls du mich damit meinen solltest, ich habe das Buch schon längst gelesen und hatte so meine Schwierigkeiten damit, die aber von dir und Friderike schon teilweise angesprochen wurden, so dass ich mich weiterhin auf meine Zuschauerrolle beschränken kann. :grin
    Zustimmen kann ich auf jeden Fall, dass das Buch von der Aufmachung her ein absolutes Schmuckstück ist und dass es mir deshalb und wegen der guten Szenen über die Fugger-Strategien nicht mehr aus dem Haus kommt.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Ich habe diesen Teil auch heute beendet und muss sagen, dass ich für die Fugger-Szenen wohl zu wenig Vorwissen habe, denn es fiel mir stellenweise etwas schwer, den Plänen und Taktiken zu folgen. Ich werde mich daher mal etwas über die guten Fugger informieren, denn mehr als der Name ist mir leider nicht bekannt *schäm*


    Eine zu starke Betonung des Sexuellen ist mir bislang nicht aufgefallen, im Gegenteil, ich empfand die Szenen bislang und die Andeutungen überhaupt nicht störend sondern eher als dazugehörig und als relativ "diskret" ohne Effekthascherei beschrieben.


    Von den Figuren ist für mich Jakob bisher am interessantesten, er verkörpert so viele, teilweise widersprüchliche Eigenschaften in sich, ich bin gespannt welche Seite von ihm langfristig siegt...

  • Zitat

    Original von milla


    Eine zu starke Betonung des Sexuellen ist mir bislang nicht aufgefallen, im Gegenteil, ich empfand die Szenen bislang und die Andeutungen überhaupt nicht störend sondern eher als dazugehörig und als relativ "diskret" ohne Effekthascherei beschrieben.


    Von den Figuren ist für mich Jakob bisher am interessantesten, er verkörpert so viele, teilweise widersprüchliche Eigenschaften in sich, ich bin gespannt welche Seite von ihm langfristig siegt...



    :write :write


    Vor allem ist er wohl eines: Macht- und Erfolgsbessesen.


    Die menschliche Seite ist bei ihm nicht besonders ausgeprägt.


    Aber wie steht ja schon auf Seite 110: "Kaufleute durften nicht an die Menschen denken".
    Daran hat sich im Prinzip ja bis heute nichts geändert.



  • Ich habe gerade gegoogelt:


    Da war ich wohl etwas voreilig, Sozialsiedlung



    Und hier noch das Hochzeitsbild von Jakob und Sibylla.

  • Zitat

    Original von milla
    Eine zu starke Betonung des Sexuellen ist mir bislang nicht aufgefallen, im Gegenteil, ich empfand die Szenen bislang und die Andeutungen überhaupt nicht störend sondern eher als dazugehörig und als relativ "diskret" ohne Effekthascherei beschrieben.


    Das sehe ich genauso.
    Die "Reliquie" setzt diesbezüglich ganz andere Akzente.
    Vielleicht nehmen wir es deshalb so anders wahr als Iris.


    Rosenstolz
    Die Sozialsiedlung taucht im dritten Teil noch auf.
    Jakob hat das nach Darstellung im Buch nicht freiwillig gemacht. :grin


    :wave

  • Weiterführende Literatur kann ich durchaus nennen: Günther Ogger, Kauf dir einen Kaiser - ein sehr gut recherchiertees und leicht zu lesendes Buch, das spannend ist wie ein Krimi. Für den etwas verwöhnteren Charakter gibt es Pölnitz: Jakob Fugger (nur über das Antiquariat zu beziehen).

  • Tjo...danke, Peter ... ist notiert. :-)


    @Rosenstolz...cool :knuddel1...*stöberngehe*

  • Zitat

    Original von Peter Dempf
    Weiterführende Literatur kann ich durchaus nennen: Günther Ogger, Kauf dir einen Kaiser - ein sehr gut recherchiertees und leicht zu lesendes Buch, das spannend ist wie ein Krimi. Für den etwas verwöhnteren Charakter gibt es Pölnitz: Jakob Fugger (nur über das Antiquariat zu beziehen).


    Jener Günter Ogger, der mich schon mit "Nieten in Nadelstreifen" zur Weißglut brachte. :wow
    Ich mag seine Schreibe nicht, zu einseitig und tendentiös.


    Pölnitz ist notiert. Der "Jakob Fugger" von ihm scheint schwer erhältlich zu sein. Der hat auch keine ISBN, sondern nur eine ASIN-Nummer, was immer das auch sein mag.


    Vom gleichen Autor gibt es jedoch noch "Die Fugger", welches auch normal erhältlich ist.


    Herr Dempf, kennen Sie dieses Buch und wenn ja, können Sie es empfehlen? Bei amazon gibt es erst eine Rezension und die ist nicht so gut ausgefallen...

  • Zitat

    Original von Iris
    Ansonsten ist es ein angenehm unterhaltsamer Roman, für meinen Geschmack etwas zu sehr "Frauenbuch" (das nur als Hinweis an andere Eulen :grin)


    Und falls Du mich auch meinst: ich habe mir das Buch eh schon für die Leserunde besorgt und bin heute Nacht auch noch eingestiegen... :grin

  • Leider habe ich erst die ersten beiden Kapitel gelesen und kann noch nicht viel sagen.


    Die Ausstattung ist in der Tat sehr schön :anbet und sprachlich gefällt es mir gut.


    Aufgefallen ist mir bei der Geburtsszene "übler Duft". Duft ist für mich ein Wort mit positivem Konnotat, insofern ist die Wortkombination für mich widersprüchlich. Ich hätte eher "übler Geruch" oder gar "übler Gestank" gesagt. Liege ich damit falsch? :gruebel

  • Nach meinem Sprachempfinden nach hast Du recht. :-)
    Es ist mir beim Lesen aber nicht aufgefallen.


    In meinem Herkunftswörterbuch steht allerdings, daß "Duft" seit dem 18. Jahrhundert im Sinne von "feine Ausdünstung, feiner Geruch" verwendet.


    Das könnte man wiederum so verstehen, daß "Duft" nur ein äußerst gering zu spürender Riechton ist (sowohl positiv als auch negativ empfunden), "Geruch" schon etwas deutlicher zu spüren ist und bei "Gestank" bemerken es dann auch die Menschen, die nicht so gut riechen können. :grin


    Die Wortverbindung "übler Duft" wäre dann aber trotzdem etwas widersprüchlich. :gruebel


    :wave

  • Nachdem ich leider erst heute morgen mit meinem vorherigen Leserundenbuch fertig geworden bin, kann ich erst jetzt einsteigen.


    Auch ich möchte zuerst meine Begeisterung für die Gestaltung des Buches zum Ausdruck bringen. Lesebändchen sind einfach wunderbar und auch der Umschlag ist sehr hübsch.


    Ich habe jetzt 100 Seiten gelesen und bin gefesselt von dem Roman. Den regelmäßigen kapitelweisen Wechsel zwischen den beiden Charakteren finde ich äußerst gelungen und bin gespannt, ob dies nach einer wohl kommenden Hochzeit der beiden weiter beibehalten bleibt.


    Auf Sybilla und ihre geschichtliche Bedeutung bin ich noch gespannt. Einerseits scheint mir Sybilla eine sehr, sehr starke Persönlichkeit zu sein, andererseits habe ich bisher, wenn es um Fugger geht, nie an die Frau an der Seite gedacht. Jedenfalls freut mich, dass es in dieser Geschichte um diese interessante Persönlichkeit geht.


    Gespannt bin ich auch, ob das Amulett noch eine größere Bedeutung hat. Denn das Buch nach einem im Elsternest befindlichen Schmuckstück zu taufen, macht mir bisher noch wenig Sinn.

  • Ich reihe mich dann auch ein, habe gestern noch die ersten paar Seiten gelesen, bevor mir die Äuglein zu gefallen sind.


    Ich kann noch nicht wirklich viel sagen, außer daß ich es irgendwie seltsam fand, daß Jakob der Wehmutter ein Goldstück gibt, damit sie über den Kometen schweigt. Das hab ich ganz ehrlich nicht gerafft. Erstmal hat er ja wenig mit dem Kind zu tun und dann ist es doch ein gutes Zeichen, wenn ein Komet bei der Geburt am Himmel erscheint. Naja, klärt sich vermutlich, wenn ich weiterlese.
    Was mich aber irrtiert hat ist, die Artztin....müßte es nicht Ärtztin heißen? Oder ist das ein Eigenname? Bin ein bißchen verwirrt.


    Hoch interessant und mit klaren Worten umschrieben fand ich die Geburtsszene. Wirklich gut, ausnahmsweise mal nicht dieses "sie greift in sie hinein und rückt das Kind in die richtige Position"-Gewäsch. Da scheint sich der Autor wirklich gut informiert zu haben, zumindest erweckt es bei mir den Eindruck.


    Was den Vater des Kindes angeht.... nunja Männer halt.
    Um meine Aussage aus einem anderen Fred aufzugreifen, ich bin nicht nur froh in einer Zeit zu leben, in der ich auch als Frau ins Pornokino darf, sondern auch in einer Zeit, in der sich mein Vater über mich als Mädchen gefreut hat wie ein Schneekönig. :-]


    Ach ja die Illustrationen gefallen mir auch sehr gut. :-]

  • Zitat

    Original von Friderike
    In meinem Herkunftswörterbuch steht allerdings, daß "Duft" seit dem 18. Jahrhundert im Sinne von "feine Ausdünstung, feiner Geruch" verwendet.


    :wave


    Danke Friderike!


    Welches Herkunftswörterbuch benutzt Du? *neugierig bin*

  • Ich bin zwar mit diesem Teil noch nicht komplett durch, will aber dennoch schon mal ein paar Gedanken dazu schreiben.


    Die Erklärung der doppelten Buchführung von Jakob Fugger hat mich etwas amüsiert, da ich in einer Nebentätigkeit Technikern Rechnungswesen und Controlling und damit natürlich auch die Vorteile der doppelten Buchführung näher zu bringen versucht habe. Mit dieser Erklärung hätten die das nie verstanden... :grin


    Die Sprache gefällt mir bisher (bin ca. bei Seite 100) sehr gut.


    Mit der Geschichte selbst habe ich allerdings noch so meine Probleme. Ich weiß noch nicht, warum ich die Geschichte mit dem Lebzelter erzählt bekomme und finde sie daher bisher reichlich überflüssig, auch wenn sie gut erzählt ist. Mal sehen, ob mir das noch klarer wird.


    Das Buch ist, wie ich schon sagte, sehr schön aufgemacht. Was ich allerdings doch ein wenig vermisse, ist eine Zeittafel.


    Sehr gut gefallen mir die Passagen mit Fuggers Geschäftsbestrebungen, davon würde ich gerne noch mehr lesen. Mal sehen, ob das auch so kommt.