'Das Amulett der Fuggerin' - Seiten 372 - Ende

  • Das Kapitel beginnt gleich mit dem Tod Jakobs Bruder Ulrichs. Obwohl er betroffen scheint, steht wie so oft das Ansehen der Familie im Vordergrund und das geplante Tournier für den Kaiser wird trotzdem veranstaltet.


    Maria hat mit Jakob viel durchgemacht und kann endlich, wenn auch erst heimlich, glücklich sein. Das Wiedersehen mit ihrem Jugendfreund Konrad hat mir in diesem Teil gut gefallen.


    Schwer ist es für Sibylla, den Intrigen Raimunds zu entgehen. Er scheint sie regelrecht zu hassen und versucht immer wieder sie bei Jakob anzuschwärzen.


    Sehr gewagt ist auch der Besuch von Sibylla und Konrad in einer Badeanstalt. Zum Glück hat sie dieser Raimund, der mir immer unsympatischer wird, nicht entdeckt.

  • Zum Amulett


  • Hmm also ich muss sagen, meine Sympathie gegenüber den Hauptfiguren hat stark nachgelassen :-(


    Jakob schien ja von Anfang an eher gefühlskalt zu sein, wie sein Umgang mit dem Tod des ältesten Bruders mal wieder zeigt. Richtig genervt oder gelangweilt bin ich mittlerweile von seiner Art, in Notsituationen immer Gott anzuflehen und ihm vermeintlich irgendeinen Handel anzubieten, nach dem Motto "Wenn er mich nur aus dieser einen Situation rettet, dann bereue/baue/stifte/etc. ich...". Hat er die Situation überstanden, ist auch sein Versprechen vergessen und kommt ihm erst wieder in der nächsten heiklen Situation zu Bewusstsein, widerlich.
    Sibylla steht ihm da in nichts nach, meiner Meinung nach. Das einst so fröhlich-forsche Kind lebt jetzt in seiner eigenen Welt, umgeben von Prunk und Gold und fernab jeder Realität. Selbst die Szenen mit Konrad haben für mich eher etwas Märchenhaftes, mit dem sie ihren Alltag vergessen will. Einzig in den Begegnungen mit Maria tritt sie mitten in die Wirklichkeit vieler Menschen, die wegen dem Ruhm der Fugger dahinvegetieren. Aber auch hier habe ich nicht das Gefühl, dass es sie nachhaltig beeindruckt und berührt. Solange sie in der elenden Hütte steht und die Verhältnisse mit eigenen Augen sieht, den fürchterlichen Gestank atmen muss, ist sie erschüttert, dann lässt sie ein Körbchen packen oder auch eine Sozialsiedlung bauen (das gleiche, nur in größerem Stil) und schon hat sie ihr schlechtes Gewissen beruhigt. Eine wirkliche Auseinandersetzung findet nach meinem Empfinden weder in ihr noch zwischen ihr und Jakob statt.


    Völlig unklar war für mich die Szene über Jakobs uneheliches Kind. Also ist Jakob nicht generell unempfänglich für die sexuellen Reize der Frauen. Was unterscheidet Sibylla von den anderen Frauen? Dann Sibylla, sie ist schockiert, macht ihm eine kleine entrüstete Szene und dann wird wieder den Alltagsgeschäften (in dem Fall ein gesellschaftlicher Tanz!) nachgegangen. Ist mir völlig unverständlich, vor allem weil bisher darauf auch keinen Bezug mehr genommen wurde (bin auf S. 474).


    Überhaupt gibt es mittlerweile einige lose Fäden, sei es das Geheimnis des Amuletts, das uneheliche Kind Jakobs, die Einstellung des neuen Buchhalters, der ein Enkel von Ulrich Schwarz ist, die Giftanschläge, zu der auch ein neuer direkt im Fuggerhaus gekommen ist. Apropos, der neue Giftanschlag kann nach Sibyllas Überlegungen nicht Jakob gegolten haben, das klingt spannend und wird hoffentlich wieder aufgegriffen.


    Als Täter kommt natürlich Hannes in Frage, der meiner Meinung nach ein sehr starker und toll beschriebener Charakter ist, er ist die „echteste“ Figur für mich. Ich hoffe, er bekommt im letzten Teil noch eine größere Bedeutung!

  • Ich konnte es nicht lassen und habe den Rest in einem Rutsch durchgelesen ;-)


    Auch wenn ich am Ende wieder einigermaßen mit Sibylla versöhnt bin - warum weiß ich gar nicht genau, vielleicht weil ihr Widerstand gegenüber Jakobs Politik heftiger ausgefallen ist und er mir glaubwürdiger erschien als vorher - war ich bei den plötzlichen Szenenwechseln etwas irritiert. Am Ende des einen Kapitels kämpft Jakob mit dem Tod, am Anfang des nächsten Kapitels sitzt er mit dem König zusammen im Kontor.


    Einige lose Fäden, die ich im vorigen Posting erwähnt habe, haben sich aufgeklärt, andere nicht. Zusammen mit den plötzlichen Szenwechseln wirkt die Geschichte für mich wie eine chronologische Sammlung von kürzeren und längeren Momentaufnahmen aus dem Fuggerhaus (ich weiß nicht wie ich es besser ausdrücken kann), die einiges verdeutlichen, anderes im Dunkeln lassen.


    Hannes' Schicksal hat mich sehr getroffen, obwohl er nur eine Randfigur war, hat er mich mit am meisten beeindruckt, denn für mich war nicht Konrad der Held, der Sibylla immer wieder gerettet hat, sondern Hannes, der für seine Rechte und seinen Glauben eingetreten ist und dabei zutiefst menschlich geblieben ist.


    Was mir richtig gut gefallen hat, war die Verwicklung von Martin Luther und dem Hause Fugger, eine tolle Idee! :anbet


    @ Peter Dempf:
    Beruht diese Begegnung auf Tatsachen oder entspringt sie der Fantasie?

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Dann müssten die beiden ja quasi ihr ganzes Leben und Handeln in Frage stellen. Und wer tut das schon "freiwillig"?


    Das stimmt schon, nur hat es mich gestört, wie in der Mitte des Buches Sibylla so erschüttert dargestellt wird, sie aber nichts gegen die Missstände tut - ganz lange sucht sie ja noch nicht einmal das Gespräch mit Jakob. Erst später wird ihr auch ihr eigenes Tun klar, siehe S. 540: Im Grund genommen war sie wie Jakob, der glaubte, sein Seelenheil mit Schenkungen an die Kirche zu erhalten.


    Erst ab diesem Punkt nehme ich ihr die wirkliche Erkenntis über die Missstände ab.


    Apropos schöne Zitate, besonders gut gefallen haben mir die Überlegungen zu Jugend und Alter auf S. 468 :anbet

  • Ich bin nun auch fertig mit dem Buch. :-)


    Gegen Ende waren mir die Abstände zwischen den einzelnen Kapiteln manchmal etwas zu lang, zu oft war schon eine längere Zeit vergangen und vieles war schon wieder "ganz anders". milla hat es ja auch schon geschrieben, eben noch todkrank und nun schon wieder monatelang gesund. So als Beispiel.
    Dass Sibylla Jakob endgültig verlassen hat fand ich eigentlich ziemlich bemerkenswert. Aber Konrad war ja auch zu nett :grin.
    Dass es insgesamt gesehen einige lose Fäden gab, auf die nicht mehr weiter eingegangen wurde, ist mir auch aufgefallen.


    Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen, es war leicht zu lesen und ich habe einiges für mich Neues erfahren. Mein Interesse an den Fuggern und ihrer Zeit wurde geweckt. :-)

  • Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Figuren waren sehr gut dargestellt, so dass man glaubte, sie persönlich zu kennen.
    Die Geschichte fand ich sehr gut recherchiert und ich konnte mich auch ohne die entsprechenden Geschichtskenntnisse in die Lebensumstände und die damalige Situation hineinversetzen.
    Es fehlte nicht an Humor, persönlichen Tragödien und auch die Liebe kam nicht zu kurz.
    Genau das, was ich von einem guten Buch erwarte!!


    Dankeschön für dieses tolle Buch und weitere so interessante Themen!!

  • Dann will ich noch mein Abschluss-Fazit anbringen:


    Nein, nicht der berühmte Jakob Fugger ist in diesem Roman die Hauptfigur, sondern seine Frau Sibylla. Ein interessanter Ansatz, um die damalige Zeit und das Leben im Umfeld des großen Fuggers kennenzulernen. Peter Dempf zeichnet seine Figuren zwar lebensecht und lebendig, aber dennoch mit einer gewissen Distanz, die auch auf der reinen Fokussierung auf Sibyllas Gedanken- und Gefühlsleben beruhen kann. Andere Figuren werden fast ausschließlich "von außen" charakterisiert. Besonders gut haben mir die Einbindung der aktuellen historischen Ereignisse mit ihren Persönlichkeiten, aber auch dem Schicksal der vielen namenlosen Menschen dieser Zeit gefallen. An einigen Stellen erschienen mir die Zeitsprünge etwas abrupt und irritierend und für meinen Geschmack hätten am Ende ruhig noch mehr Fragen, die das Buch aufwirft, beantwortet werden können. Nichtsdestotrotz ein interessanter historischer Roman mit einem Einblick in das Leben der Sibylla Fugger, die an der Seite ihres berühmten Mannes vielleicht nie wirklich glücklich wurde. Das Interesse an der Fugger-Familie und ihrem Schicksal wurde durch diesen Roman bei mir auf jeden Fall geweckt. :wave


    EDIT: @ Rosenstolz, ups jetzt klingt mein letzter Satz wie bei dir abgeschrieben :lache

  • Hi,


    ich bin jetzt auch hier angelangt...trotz (oder gerade wegen) der dusseligen, nervigen Hitzewelle draußen :-(... und muß sagen: das Buch ist insgesamt gesehen nicht schlecht, aber ich hatte mir wohl mehr erwartet: bessere und tiefere Einblicke in das Leben der Fugger-Familie ... und da bleibt mir doch oft das Buch - trotz wirklich generell guter Schreibweise - ein wenig im Ansatz stecken. So richtig warm wird man mit den Protagonisten nicht...und insgesamt gesehen bleibt mir persönlich die Sybilla doch recht unsympathisch.


    Allerdings bewirkt die Zeichnung von ihr...die bei mir wirklich das Gefühl hervorruft, es mit einem eher verwöhnten Kind zu tun zu haben, bei mir, wie bei Milla und Rosenstolz, doch die Neugier, ob die Fuggerin nun wirklich so war oder doch anders.


    Und vielleicht ist das Ziel des Buches ja damit schon erreicht?


    Auf jeden Fall bedanke ich mich hiermit für das Buch und bei allen Mitlesern für eine sehr interessante Leserunde.


    Und beim Autor für die Begleitung derselben.


    :wave
    Ikarus

  • Ein paar Dinge bleiben für mich noch unklar, auch nachdem ich jetzt ein paar Tage meine Leseeindrücke habe sacken lassen:


    1. Die Rose
    Am Anfang gibt es eine Rose und am Ende schenkt Konrad Sibylla wieder eine Rose, eine gefrorene. Was ist das für ein Symbol?
    Ein Symbol für Sibyllas zweites, beginnendes Leben?


    2. Der Junge mit den flachsblonden Haaren, der vor dem Kontor lauert.
    Ist das Hannes, der von Jakob für den Teufel gehalten wird?


    3. Die Fiebererkrankung in der Oberstadt
    Ist Hannes dafür verantwortlich, oder hat er wirklich - wie behauptet - auf Geheiß des Arztes die Krankheit durch die Wasserzusätze eindämmen wollen?


    4. Die Todesfälle in Venedig und auf der Rückreise
    Was das wirklich Sibylla?


    Insgesamt fand ich das Buch aber nicht so übel, wie es streckenweise wohl den Eindruck gemacht haben muß. :-)


    Es wurde meinen Ansprüchen sicherlich nicht immer gerecht, aber mein Interesse am Leben von Jakob Fugger wurde - wie bei einigen Mitlesenden hier- durchaus geweckt. :grin (mal sehen wie viele ähnlich klingende Formulierungen sich noch finden)


    Auch ich möchte dem Autor für die Begleitung der Leserunde danken und ihm für seine neuen Projekte viel Erfolg wünschen.


    :wave

  • Zitat

    Auch ich möchte dem Autor für die Begleitung der Leserunde danken und ihm für seine neuen Projekte viel Erfolg wünschen


    Hm.... welche Begleitung? Seht ihr mehr als ich???



    Ok, ich hab es dann auch in diesen Teil geschafft und das Buch heute morgen beendet.


    Was soll ich sagen? Handwerklich gut gemacht auf jeden Fall. Schöne Sprache, viel Gefühl und gute Recherche, zumindest soweit ich das beurteilen kann.
    Aber dann kommts.
    Die Geschichte ist total fad und zieht sich zeitweise so lang, daß ich mich immer wieder dabei erwischt habe, wie ich vorgeblättert habe.
    Sybillas Handlungen erschließen sich mir überhaupt nicht, weder was in ihr vorgeht, noch was sie antreibt. Die einzige Person mit Substanz in diesem Buch ist Jakob Fugger und der wiederum ist in seiner Art und Weise so langweilig und durchschaubar, das es mich nicht wirklich interessierte, was er tut und macht.
    Zwischenzeitlich kommen dann immer mal wieder Momente wo ich dachte, ja jetzt kriegt er die Kurve doch noch und fesselt mich um direkt danach wieder in Belanglosigkeiten zu schwelgen und mir Dinge zu erklären, die mir nebensächlich erschienen.
    Nicht daß man mich falsch versteht, das Buch war durchaus gut, wegen der wirklich schönen Sprache war es ein Genuß es zu lesen, aber die Figuren bleiben leider, das was sie sind Figuren in einem Buch, ich schaffe es nicht sie zum Leben zu erwecken. Es fehlt mir eindeutig an bildhaften Beschreibungen der Personen und ihrer Gefühle und zwar nicht nur die oberflächlichen, sondern die ganz tief drinnen.


    Ziemlich ernüchternd fand ich dann den letzten Satz.
    Die Sache mit dem Griff nach den Sternen..... der war irgendwie brutal und gemein. Ist man denn nur was, wenn man nach seinem Tod eine Gruft mit Namen vorweisen kann?
    Ich denke nicht....

  • Zitat


    Nicht daß man mich falsch versteht, das Buch war durchaus gut, wegen der wirklich schönen Sprache war es ein Genuß es zu lesen, aber die Figuren bleiben leider, das was sie sind Figuren in einem Buch, ich schaffe es nicht sie zum Leben zu erwecken. Es fehlt mir eindeutig an bildhaften Beschreibungen der Personen und ihrer Gefühle und zwar nicht nur die oberflächlichen, sondern die ganz tief drinnen.


    :write .... das kann ich nur unterschreiben.


    ich bin jetzt auch durch und kann mich komplett Babyjanes Beitrag anschließen. Die Spannung hat mir auch völlig gefehlt und wenn die Sprache nicht so schön gewesen wäre, hätte ich sicher aufgegeben. letztlich bleibt das buch bei mir in einer seltsamen erinnerungskonstruktion von hach die fugger, spannendes thema, schöne Sprache und mein gott bin ich froh, dass ich was neues spannendes lesen kann.