Ludwig Homann "Der Hunne am Tor"

  • "Der Hunne am Tor"
    Ludwig Homann
    287 Seiten
    Haffmans Verlag (Januar 2002)
    ISBN: 3251005022


    Klappentext:
    Fridtjof Beese, inzwischen ein alter Mann, lebt in einer kleinen westfälischen Gemeinde und scheint mit seinem Leben abgeschlossen zu haben. Doch er wird auf schreckliche Weise von seiner Vergangenheit eingeholt, als er erfährt, dass sein Enkel sich in einer rechtsradikalen Kampfsportgruppe herumtreibt, die sich gerade rüstet, mit einem neu in der Gemeinde aufgestellten Wohncontainer für Asylbewerber kurzen Prozess zu machen. In dieser Situation trifft Fridtjof einen Verwandten ebenjenes Jugendfreundes, der er im Dritten Reich den Nazis ausgeliefert hat, einen Schriftsteller aus Israel. Zum ersten Mal kann Fridtjof über seine Vergangenheit sprechen ...


    Über den Autor:
    Ludwig Homann, geboren 1942 in Schlesien, lebt als freier Schriftsteller in Glandorf bei Münster in Westfalen. Im Haffmans Verlag erschienen: "Engelchen" (Erzählung) – "Ada Pizonka" (Roman) – "Klaus Ant" (Ein Erziehungsroman) – "Der weiße Jude" (Roman).


    1998 erschien im Haffmans Verlag Ludwig Homanns Roman "Der weiße Jude", die Geschichte des vom Nationalsozialismus begeisterten Gymnasiasten Fridtjof Beese, der wider Willen seinen besten Freund denunziert. Erzählt wird, wie Fridtjof, der im Dritten Reich als "Judenfreund", als "weißer Jude" galt, mit seiner Schuld, die er selbst für unverzeihlich hält, zu leben versucht. "Der Hunne am Tor" ist eine Fortführung dieser Geschichte, für die Ludwig Homann 2000 den Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis erhielt.


    Meine Meinung:
    Fridtjof Beese geht auf die 70 zu und ist seit 2 Jahren Witwer. Er lebt einsam und zurückgezogen in seiner eigenen Welt, in der er fast schon gefangen ist.


    Hinter seinem Grundstück werden „die Dunklen“ in einen Wohncontainer einquartiert. Sie lümmeln auf der Friedhofsmauer herum, verwüsten Gräber und durchqueren seinen Grund als Abkürzung. Bis auf vier afrikanische Sportler, die hätte Fridtjof gern als Freunde.


    Eine rechtsradikale Gruppe im Ort will für Ordnung sorgen, aber als er sieht, dass auch sein Enkel dort mitmacht, fühlt er sich von seinem eigenen Tun während der NS-Zeit eingeholt. Er hört Stimmen, die ihm längst vergessen geglaubte Parolen und Schlagwörter in seine Gedanken spucken.


    Und da ist Rixa, seine Jugendliebe, deren Schwester Methi er jedoch heiratete. Alte Gefühle brechen wieder auf – waren sie je verschlossen? Doch darf er sie heute noch lieben, was sagen die Leute im Ort? Er ist in sich gefangen.


    Es war der Alltag des Fridtjof Beese, seine Einsamkeit, seine innere Unruhe, seine heimliche Liebe zu Rixa und seine "Dämonen", was mich an diesem Buch nachhaltig gefangen genommen hat. Ich habe das Buch schon vor ein paar Tagen beendet. Konnte aber nicht gleich danach meine Meinung dazu niederschreiben, es musste sich erst alles setzen. Auch jetzt sind meine Gedanken noch häufig bei Fridtjof Beese. Ludwig Homann hat einen bewegenden, leisen und einfühlsamen, aber auch ungewöhnlichen Roman geschrieben. Dieser ist zwar die Fortsetzung von "Der weiße Jude", man kann aber "Der Hunne am Tor" auch als einzelnen Roman gut lesen.


    Anfangs musste ich mich etwas an den Schreibstil von Homann gewöhnen, das Buch, das ich vorher las, hatte lange geschachtelte Sätze, dieses hat eher eine kurze und knappe Satzform. Aber das gelang mir recht schnell.


    Fazit:
    Dies war ein Buch, dessen Protagonist bei mir ganz persönlich angekommen ist. Es ist von hoher Aktualität geprägt und äußerst lesenswert.