Titel der niederländischen Originalausgabe: "De Onzichtbaren"
Zum Buch
Karel G. van Loon lebte mit seiner Familie drei Monate im thailändischen Mae Sot. Er besuchte Camps birmanischer Flüchtlinge und entdeckte hinter den unergründlichen Masken der Menschen, denen er begegnete, tiefverwurzeltes Leid. Aber er sah auch singende Kinder, herumalbernde Schüler und junge Verliebte.
Inmitten der Ereignisse, die um ihn herum geschahen, spürte er die ergreifende Geschichte Min Theins auf. Anhand seines Schicksals zeigt er, wie die Diktatur Menschen vorsichtig gemacht hat. "Gemischtes Blut" erregt Verdacht, die Regeln der Regierung zu unterlaufen, ist eine Todsünde. Etwas, das Min Thein aus erster Hand lernt: Zunächst in seiner Jugend, denn sein Vater ist Birmane und Buddhist, seine Mutter eine Karen, Mitglied der christlichen Minderheit. Später als Anwalt und schweigender Sympathisant der Oppositionspartei. Der Fluchtversuch, den er mit seiner schwangeren Frau unternimmt, endet mit einem Granatenangriff im Dschungel. In einem Flüchtlingslager erzählt er einem westlichen Beobachter seine Lebensgeschichte - blind aber nicht gebrochen.
Zum Autor
Karel G. van Loon, geboren 1962 in Amsterdam, aberbeite als freier Journalist für Zeitungen und für das Fernsehen. Sein 1997 erschienenes literarisches Debüt, der Erzählband "Vannacht is de wereld gek geworden", wurde mit dem Rabobank Lenteprijs voor Literatuur ausgezeichnet. Für den Roman "Passionsfrucht" erhielt Karel G. van Loon 1999 - nach Harry Mulisch und Cees Noteboom - den Generale Bank Prijs. 2002 erschien "Lisas Atem". Karel G. van Loon starb am 1. Juli 2005 in Hilversum.
Meine Meinung
Die Kurzbeschreibung ist irreführend. Die Hauptfigur des Romans Min Thein ist fiktiv, seine Geschichte aus den Schicksalen vieler zusammengezogen. Das Buch ist die Folge einer Einladung des Autors durch Stichting Vluchteling, die, um auf vergessene Flüchtlingsgruppen aufmerksam machen wollte, eine Reihe von niederländischen Autoren gebeten hat, eine Zeit in einem Flüchtlingslager zu verbringen und darüber ein Buch zu schreiben - in welcher Form auch immer.
Das Buch war sehr interessant, zumal ich bisher kaum etwas über Birma (heute Myanmar) gelesen hatte. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass der Autor sich selbst nicht sicher war, ob er einen Roman oder ein Sachbuch schreiben wollte. Für ein Sachbuch war es mir nicht informativ genug, für einen Roman war es für meinen Geschmack zu linear aufgebaut. Die Charaktere fand ich sehr blass, die Ehefrau Min Theins wird grad mal in ein paar Sätzen erwähnt und selbst die Hauptfigur, aus deren Sicht der Roman in der Ich-Form erzählt wird, blieb mir fremd. Vielleicht hätte ich das Buch nicht unmittelbar nach Rohinton Mistrys "Das Gleichgewicht der Welt" lesen sollen, wo die Figuren so lebensecht geschildert waren, dass sie mir sehr ans Herz gewachsen sind und ich auf jeder Seite mitgelitten habe, als würde es sie wirklich geben. Bei diesem Buch bin ich eher distanziert geblieben.
.