Flammen über Scarborough Street - Anne Perry

  • Kurzbeschreibung:
    London im Ausnahmezustand. In der Stadt herrschen Anarchie und Chaos. Bomben explodieren und machen ganze Häuserzeilen dem Erdboden gleich. Die Polizei ist hilflos, oder will vielleicht sogar hilflos sein. Denn Thomas Pitt kommt einem Korruptionsskandal auf die Schliche, in den auch Polizeichef Wetron verwickelt ist. Zur gleichen Zeit fordern einflussreiche Adelskreise, unterstützt von einer Pressekampagne, stärkere Machtbefugnisse für die Polizei. Pitt muss handeln, bevor alles aus dem Ruder läuft ...
    Da reicht ihm ein Mann die Hand, den Pitt bisher nur von seiner düstren Seite kannte: sein erklärter Erzfeind Charles Voisey, einst Anführer des inneren Kreises, dessen Terrorpläne gegen die Monarchie der Polizist Pitt vor kurzem erst zunichte machte. Obwohl ihn seine Freunde eindringlich warnen, geht Pitt die Allianz mit dem undurchsichtigen Voisey ein, an dem er plötzlich sogar menschliche Züge zu entdecken glaubt. Oder ist alles nur ein Spiel und sein kluger und unberechenbarer Widersacher von einst will ihn aus Rache ins Verderben ziehen?


    Autorin:
    Anne Perry,1938 in London geboren und in Neuseeland aufgewachsen, lebt und schreibt in Schottland. Ihre historischen Kriminalromane zeichnen ein lebendiges Bild des spätviktorianischen London. Zuletzt bei Heyne erschienen: "Die Frau von Alexandria".


    Eigene Meinung:
    Wer Anne Perry kennt, weiß, dass ihre Krimis nicht unbedingt vor Action strotzden, sondern sie meist sehr detailliert die Personen und politischen Hintergründe des viktorianischen Londons beschreibt. So hatte ich also nicht allzu viel von diesem Roman erwartet. Doch es war noch schlimmer als befürchtet: auf 396 Seiten lässt sie ihre Hauptpersonen weitschweifig über Korruption reden, entwickelt die Geschichte kaum und verläuft sich in Nebensächlichkeiten. Keine Ahnung wie ich es geschafft habe, diesen Krimi bis zum Ende zu lesen.
    Nicht empfehlenswert - leider.

  • Zitat

    Original von Soso
    Wer Anne Perry kennt, weiß, dass ihre Krimis nicht unbedingt vor Action strotzden, sondern sie meist sehr detailliert die Personen und politischen Hintergründe des viktorianischen Londons beschreibt. So hatte ich also nicht allzu viel von diesem Roman erwartet.


    Tja, und bei mir ist es so, dass gerade die detaillierten und hervorragend recherchierten Hintergründe den Reiz dieser Bücher ausmachen. In der Hinsicht unterscheidet sich Anne Perry von vielen anderen Krimi-Autoren dieses Genres, was auch der Grund dafür sein mag, dass ihre Romane weiterhin übersetzt werden und sich einer großen Leserschaft erfreuen, während viele andere angefangen Reihen historischer Kriminalromane bereits nach wenigen Büchern wieder eingestellt werden.


    In diesem Roman ermittelt Pitt, der nicht mehr als Polizist in der Bow Street tätig ist, sondern mittlerweile für den Staatsschutz arbeitet, im Millieu der Anarchisten. Was jedoch zunächst aussieht wie ein politisch motivierter Anschlag, führt ihn immer tiefer in ein Netz aus Korruption und Erpressung, das sich bis in die höchsten Polizeikreise zieht. Unter dem Vorwand, gegen die Anarchie vorzugehen, fordern Politiker die Bewaffnung der Polizei und ein Gesetz, das es ermöglicht, willkürlich und auf Verdacht hin, in die Privatsphäre der Bürger einzudringen, Durchsuchungen ohne konkrete Handhabe vornehmen zu können und durch heimliches Befragen der Dienerschaft Zugang zu den Geheimnissen von Menschen der gehobenen und höheren Gesellschaftsklasse zu bekommen - alles natürlich unter dem Deckmantel, dass niemand etwas befürchten muss, der nichts zu verbergen hat. In dem gesamten Roman gab es teilweise erschreckende Parallelen zur heutigen Zeit, und man fragt sich, was sich in den letzten 110 Jahre eigentlich geändert hat ...


    Schön an den Romanen von Anne Perry finde ich die persönliche Entwicklung der Figuren, die Abgründe, aber auch die sympathischen Züge, die die Autorin selbst denen verleiht, die man aufgrund ihrer Taten eigentlich verabscheuen müsste. Gerade diese Menschlichkeit zeigt gut die Konflikte, in denen Thomas Pitt sich oftmals befindet. Waren die Bücher anfangs Krimis, in denen Charlotte und Emily ebenfalls an den Ermittlungen teilhaben konnten, so sind sie mittlerweile wesentlich ernster und düsterer geworden. Weil Anne Perry sich jedoch so genau an die historischen Vorgaben hält, wäre eine andere Entwicklung kaum möglich gewesen.


    Fazit: Sehr empfehlenswert.

    Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt. (Rudyard Kipling)

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Laila ()

  • Die Meinung von Soso kann ich zwar nachvollziehen, mich ihr aber nicht anschließen!


    Wie Laila habe ich den Erzählstil samt seiner detaillierten Beschreibungen genossen, mit Spannung die gesellschaftlichen und politischen Intrigen verfolgt und fasziniert die Parallelen zur heutigen Zeit zur Kenntnis genommen.


    Wer einen unaufgeregten, aber durchaus spannenden Erzählstil mag und von den manchmal etwas umständlichen viktorianischen Verhältnissen und Denkweisen nicht genervt ist, wird sich von diesem Buch sicher gut unterhalten fühlen :-).


    Ich habe es sehr gern gelesen und gebe 8 Punkte!