KLEINER BERICHT ZUR INGRID NOLL- LESUNG VOM 29. JUNI 2006 IN BRAUNSCHWEIG BEI DER BUCHHANDLUNG GRAFF
Mittlerweile durch einige Lesungen (Hallo Geli :wave) schon zum routinierten Besucher geworden, betrat ich wie immer um 19.30h die Buchhandlung Graff zusammen mit Mama Sterntaler. Die ersten Reihen waren bereits fast komplett besetzt, aber wir erwischten noch gute Plätze am Rande einer der ersten Reihen.
Die von den fleißigen Mitarbeitern herangeschleppte Stuhlmenge konnte locker mit der von Bastian Sick mithalten und füllte sich auch sehr sehr schnell.
Um 20 Uhr betrat dann Ingrid Noll, die für ihr Alter von über 70 Jahren wirklich sehr jung aussieht, die Lesebühne und sagte mit schelmischen Blick auf den Graff- Chef Herr Wrensch: "Also ich darf zwar erst um 20.15h anfangen, aber ich dachte, ich kann ja schon mal vorher ein paar ihrer Bücher signieren, wenn Sie das möchten!"
Wie auf Knopfdruck sprang alles auf und drängelte sich sehr schnell um die Bühne und um 20.15h hatte sie dann den ersten Ansturm bewältigt.
Nach einigen lobenden Worten von Herrn Wrensch legte sie dann los mit ihrer Geschichte von Lore und Anneliese, die im Rentenalter eine WG gründen, nachdem Anneliese aus Versehen unter die Bärlauchsuppe für ihren Gatten etwas Herbstzeitlose gerutscht ist.
Ingrid Noll hat sich seit ihrem erstem Roman "Der Hahn ist tot" schriftstellerisch so sehr weiter entwickelt, dass sie mittlerweile wirklich eine sehr routinierte Schreiberin geworden ist und sich abgerundet und amüsant auszudrücken weiß.
Ihr Humor, den sie genau mit dem richtigen Worten umzusetzen weiß, hat immer wieder für Lachsalven und Gekicher im Publikum gesorgt.
Es war wirklich absolut klasse, ihr zuzuhören!
Anschließend erzählte sie noch von ihrer Arbeit und beantwortete Fragen aus dem Publikum. Beispielsweise habe sie noch nicht all zu lange einen Computer, ihr erstes Buch habe sie komplett in alten Schulheften ihrer Kinder niedergeschrieben und dann später abgetippt. Ihr Sohn habe sie dann aber dazu überredet, einen PC zu kaufen und mittlerweile arbeite sie sehr gerne daran. Sie schreibe immer, wenn sie eine Idee bekommen habe für ein paar Stunden am Tag, aber sie pflegt auch ihre 105 Jahre alte Mutter, die bei ihr zu Hause lebt.
Ihr Leben habe sich nicht sehr verändert, seit sie schriftstellerischen Erfolg hat, sagt sie. In ihrem Alter ist das nicht mehr so schlimm, wenn ein Buch mal weniger Erfolg habe, weil sie sich nicht mehr so darüber definiere, wie das beispielsweise sehr junge Autoren tun.
Ob sie denn irgendwann aufhören wolle? Sie plane das gar nicht, wenn ihr keine Ideen mehr kommen, dann werde sie wohl aufhören.
Sie erzählte außerdem, dass schon zwei Filmproduzenten sich für "Ladylike" interessieren.
Zum Schluss wurde sie dann gefragt, ob ihr Ehemann bei all ihrer kriminalistischen Phantasie und der vielen Möglichkeiten, wie ihre Protagonistinnen sich störender Männer entledigten, nicht manchmal Angst bekäme. Da lachte sie und sagte: Er ist Arzt, ich berät mich oft, wie ich meine Figuren möglichst schonend und mit wenig Leid umbringen kann, eigentlich sollte ich eher diejenige sein, die Angst hat."
Es war ein wirklich sehr gelungener Abend, Ingrid Noll ist eine sehr sympathische und gut gelaunte Frau und wer die Möglichkeit hat, zu einer Lesung von ihr zu gehen, sollte das unbedingt tun, er verpasst nämlich sonst etwas.