Auferstehung der Toten - Wolf Haas

  • 1. Band der Simon Brenner-Reihe


    Kurzbeschreibung:
    In Zell am See geht es etwas langsamer zu als im Rest der Welt. Hier wird man nicht erschossen, sondern tiefgefroren. So ist es einem steinreichen amerikanischen Ehepaar ergangen, das man an einem klirrend kalten Wintermorgen im Sessellift findet. Die Polizei beißt sich an der Sturheit der Zeller schnell die Zähne aus. Licht in diesen Fall kann nur ein Mann wie Privatdetektiv Brenner bringen, ein ehemaliger Polizist, der wegen seiner nervenzermürbenden Langsamkeit aus dem Job geekelt wurde. Brenner hat das Gespür für den Rhythmus der österreichischen Provinz.


    Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi-Preis 1997


    Über den Autor:
    Wolf Haas wurde 1960 in Maria Alm am Steinernen Meer geboren. Nach seinem Linguistik-Studium war er zwei Jahre Uni-Lektor in Swansea (Südwales), anschließend arbeitete er als Werbetexter in Wien. Mit seinem Romandebüt "Auferstehung der Toten" schrieb er sich auf Anhieb "in die erste Liga der deutschsprachigen Krimiautoren" (Facts). Mehrere seiner Romane wurden mit dem Deutschen Krimi-Preis ausgezeichnet. Wolf Haas lebt als freier Autor in Wien.


    Meine Meinung:
    Hm, was soll ich sagen? Ich wusste, dass Haas' Schreibstil gewöhnungsbedürftig ist. Sehr gewöhnungsbedürftig. Dass der Gebrauch von Verben eher die Ausnahme ist als die Regel, daran kann ich mich gewöhnen. Auch daran, dass man oft vergeblich nach dem Subjekt des Satzes sucht. Aber an Formulierungen wie "dem Brenner sein Chef" kann ich mich beim besten Willen nicht gewöhnen, da rollen sich mir auch beim 50. Mal die Zehennägel hoch. Das alles wäre vielleicht nicht so schlimm, wenn mich die Geschichte selbst überzeugt hätte. Hat sie aber nicht. Als Krimileser möchte man einfach nicht auf der dritten Seite lesen, dass der Fall gelöst wurde. Man hofft es natürlich, aber man will es auf der letzten Seite oder zumindest gegen Ende des Buches erfahren. Die Geschichte hatte durchaus Potential, welches meiner Meinung nach aber nicht ausgeschöpft wurde. Die Auflösung war zwar schlüssig, schien mir aber aus dem Nichts zu kommen. Hm, was soll ich sagen? Dem Haas sein Stil ist einfach nicht mein Ding.

  • Bevor man sich an einen Roman von Wolf Haas wagt, sollte man unbedingt einmal in das Buch hineinlesen und sich am Schreibstil von Haas versuchen. Nicht jedem liegt dieser. Er erzählt seine Geschichte nicht in grammatikalisch korrekten Sätzen. Den Sinn versteht man jedoch immer.


    Was mir besonders an den Haas Krimis gefällt, ist wie er das Umfeld des Krimis beschreibt. Wie er die Gesellschaft zeigt und darstellt ist einmalig. Das zeigt sich in den nachfolgenden Krimis mMn noch besser.

  • Ich hab noch nie ein Buch von ihm gelesen, aber meine Schwester und eine Bekannte von uns liebt diese Krimis. Ich alllerdings bekomme Gänsehaut, wenn ich nur seinen Namen lese :-] (Vielleicht sollte ich aber doch einmal ein Buch lesen) - das, seitdem ich eine Kurzgeschichte von ihm gelesen habe, die einfach schauderhaft war.


    Zitat

    ber an Formulierungen wie "dem Brenner sein Chef" kann ich mich beim besten Willen nicht gewöhnen,


    Tja, das ist Österreichisch :-]
    (Zumindest spricht man teilweise in dem Eck, von dem ich her komme, so :grin )

  • Hallo, Taciturus.


    Zitat

    Bevor man sich an einen Roman von Wolf Haas wagt, sollte man unbedingt einmal in das Buch hineinlesen und sich am Schreibstil von Haas versuchen.


    Es ist mir ein bißchen peinlich, aber der Sinn dieses Satzes erschließt sich mir nicht. :grin


    Gerade die ersten Brenner-Romane "Komm, süßer Tod", "Silentium", "Der Knochenmann" und "Auferstehung der Toten" haben mir sehr großes Lesevergnügen bereitet; "Wie die Tiere" schon nicht mehr, "Das ewige Leben" war ein würdiger Abschluß der Reihe. Was man sich auf jeden Fall ersparen sollte, das ist dieser obskure Formel-1-Roman, der ist ein Griff ins Klo (hat aber auch nichts mit Brenner zu tun).


    Man muß Haas' Sprache mögen. Nebensätze wie "Aber dings." sind unkonventionell und mögen verstörend wirken, und auch der originelle Gebrauch etwa des Genitivs wirkt auf Sprachpuristen vielleicht abstoßend, aber insgesamt ist das sehr fein und amüsant gemacht, gut durchgehalten und eben, wie gesagt, extrem originell. Klassische Krimileser kommen bei Haas nicht auf ihre Kosten, weil die Krimihandlung auch immer eher Nebensache ist. Freunde intelligenter Unterhaltung und unkonventioneller Sprachnutzung hingegen haben mit Haas Spaß.

  • Schade, milla, dass dir das Buch nicht gefallen hat. Ich hab auch ein bißchen gebraucht, aber nach ein paar Seiten bin ich reingekippt und hab sie dann alle der Reihenfolge nach gelesen, wobei für mich "Wie die Tiere" durchaus ein Highlight war.
    "Dem Brenner sein Chef" ist für mich normaler Sprachgebrauch, ein bißchen verhochdeutscht. ("dem Brenna sei Chef" würde das ungefähr heißen). Es ist natürlich schwer bis unmöglich, Dialekt schriftlich abzubilden, aber meiner Ansicht nach macht Wolf Haas das recht gut.


    Mir gefällt das, was ich seine Abrechnung mit der Kronenzeitungsmentalität nenne. (unser Pendant zur "Bild") Es ist einfach Nestbeschmutzung vom Feinsten. :-)


    Tom : was ist an dem Satz unklar?

    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das nicht allemal das Buch.
    Georg Christoph Lichtenberg

  • Zitat

    Original von milla


    Ich wusste, dass Haas' Schreibstil gewöhnungsbedürftig ist.


    Das ist er! Aber ich habe mich eigentlich recht schnell daran gewöhnt.



    Zitat

    Auch daran, dass man oft vergeblich nach dem Subjekt des Satzes sucht.


    Gesucht habe ich eigentlich nicht. :lache



    Zitat

    Aber an Formulierungen wie "dem Brenner sein Chef" kann ich mich beim besten Willen nicht gewöhnen, da rollen sich mir auch beim 50. Mal die Zehennägel hoch.


    So schlimm wie für mich Säsisch oder gehörter Kölner Dialekt? (Inklusive Stimme nach oben am Ende des Satzes.)


    Da auch noch in meinen Breitengraden der Dativ dem Genitiv sein Tod ist, ist für mich diese Art der Formulierung völlig normal. :lache



    Zitat

    Als Krimileser möchte man einfach nicht auf der dritten Seite lesen, dass der Fall gelöst wurde.


    Mich beruhigt das. Einen Krimi, bei dem der Fall nicht gelöst wird, möchte ich lieber nicht lesen. :-)



    Mir hat mein erster Brenner jedenfalls sehr gut gefallen! Ich finde dieser Krimi ist eine herrliche Abwechslung von dem Krimieinheitsbrei, den man sonst so oft liest. Die Sprache ist anders, aber mir gefällt sie. Der Humor ist intelligent und erfrischend. Und die Geschichte ganz nett. Nicht überragend, aber das macht in diesem Fall nichts, weil der Krimi eben ansonsten wo viel Abwechslung bringt.


    Ich werde mir auf jeden Fall den nächsten Brenner bald besorgen!


    Klare Kaufempfehlung vor mir, allerdings sollte man tatsächlich mal im Laden reinlesen um zu testen, ob man mit der Sprache warm wird.



    Zitat

    Original von Tom
    und auch der originelle Gebrauch etwa des Genitivs wirkt auf Sprachpuristen vielleicht abstoßend,


    Gebrauch des Genetivs? Ich glaube, ich habe in diesem Buch maximal einmal einen Genetiv gelesen. :gruebel

  • Hallo


    Ich hab dem Hass sein Buch :grin direkt an einem Tag durchgehabt und hatte meinen Spass, wie im ersten Post schon steht fand ich es ein wenig seltsam das bereits auf der 3 Seite verlautbart wurde er hat den Fall gelöst, eh kloa :D aber dennoch komisch, ich bin jetzt nicht gerade ein Krimi Fan aber der Stil des Hass hat mich sofort in den Bann gezogen und ich fand es wie die Filme doch sehr unterhaltsam und kurzweilig.


    Fazit: Die nächsten Bücher werde ich mir sicherlich auch anschaffen.