Mord im Zeichen des Zen - Oliver Bottini

  • Kurzinhalt
    Louise Bonì, Hauptkommissarin bei der Freiburger Kripo aus dem Dezernat Kapitalverbrechen, 42 Jahre alt, geschieden, steht wieder einmal vor einem tristen Wochenende mit den Schatten der Vergangenheit. Doch dann stört ein Anruf des Dezernatsleiters ihre Erinnerungen, und Louise bekommt den merkwürdigsten Auftrag ihrer Karriere als Polizistin: Sie soll einen japanischen Mönch suchen, der östlich von Freiburg in Sandalen und Kutte durch das verschneite Land streift, und herausfinden, was er vorhat. Als sie den Mönch eingeholt hat, wird ihr rasch zweierlei klar: Er ist verletzt, und er ist auf der Flucht. Als Louise die Hintergründe eines schrecklichen Verbrechens aufklärt, verändert sich auch ihr Leben drastisch.


    Meine Meinung
    Ein tolles Buch voller ungeahnter Spannung, wenn man nicht gerade "Krimi" mit "Action und Ekelszenen" gleichsetzt. Denn beides findet man in diesem Buch eher weniger.


    Es fängt sehr ruhig an und lange Zeit passiert eigentlich kaum etwas - eigentlich - denn gleichzeitig ist dieses Buch irrsinnig spannend geschrieben. Ich vermochte es kaum aus der Hand zu legen.


    Allerdings sollte man sich klar machen, das gerade die erste Hälfte des Buch weniger von einer Krimihandlung bestimmt wird als von einer überaus interessanten Hauptperson. Louise Boni, mit vielen Problemen belastet, die man in einem Roman fast als klischeehaft bezeichnen möchte = Alkoholprobleme, zerrüttete Ehe, unglückliche Kinderheit, Probleme im Job. Und trotzdem wird man beim Lesen den Eindruck nicht los, das Oliver Bottini mit seiner Hauptperson noch einen Schritt weiter geht als seine Autorenkollegen - jedenfalls schafft er mit Louise Boni eine sehr glaubwürdige Kriminalbeamtin.


    Echte Krimihandlung setzt erst in der zweiten Hälfte des Buches ein, ebenfalls recht ruhig und oft mehr angedeutet als ausgesprochen. Aber trotzdem fesselnd!


    Alles in allem, für mich ein wirklich tolles Buch, das ich selbst Leuten empfehlen würde, die sonst nicht unbedingt der Krimileser sind!


    Der Autor
    Oliver Bottini wurde 1965 in Nürnberg geboren.


    Nach der Schule studierte er Literaturwissenschaft und Psychologie, in seiner Freizeit machte er eine Ausbildung zum Kung-Fu- und Qi-Gong-Meister. Seit vielen Jahren widmet er sich dem Studium des Buddhismus - speziell des Zen-Buddhismus - und hat bereits mehrere Arbeiten zum Thema veröffentlicht. Beides schlägt sich auch in diesem Roman nieder.


    Er lebt zusammen mit seiner Frau in München und arbeitet noch als Journalist und Redakteur.

  • @ Prisca,


    danke für Rezi :wave
    Ich habe das Buch auch erst vor kurzem gelesen.
    Mir hat es super gefallen. Ich finde auch das Louise Boni sehr gut rüberkommt,
    über ihre Gedankengänge musste ich manchmal leicht schmunzeln.


    Auch ich kann das Buch nur weiterempfehlen.

  • Danke für die Rezi - das hört sich doch ganz gut an. Und die Tatsache, daß der Autor ebenfalls in meinem Geburtsjahr in meiner Geburtsstadt auf die Welt kam, verpflichtet doch fast schon zum Kauf *Ausreden fürs Bücherkaufen such* :-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • So, nachdem ich zeitmangel- und leseflautengeplagt endlich wieder mal ein Buch einigermaßen am Stück und mit Genuss ganz durchgelesen habe, will ich auch was dazu schreiben: Es lag nicht daran, dass Zeitmangel und Leseflaute besser geworden wären, dass mir das Buch gefallen hat - es lag eindeutig am Buch! :anbet


    Louise Bonì ist für mich eine Protagonistin zum Einfühlen, und damit war die Geschichte für mich schon halb gewonnen. Was nicht heißt, dass ich alles gut finde, was sie tut. :rolleyes


    Für mich Kuschelkrimileserin hatte das Buch übrigens ganz schön viel Action, dennoch nicht so viel, um mich abzuschrecken. Die Geschichte beginnt erst mal ganz schön schräg - unbekannter dünn angezogener japanischer Mönch wandelt durch baden-württembergische Schneelandschaft und die Polizei hinterher :wow -, aber wenn man sich drauf einlässt, zieht Louise Bonì einen hinein in ihre Welt als Kommissarin, als Tochter, als Frau mit Sehnsüchten, als Frau mit Problemen. Sie zeigt einem ein bisschen vom Freiburger Umland, auch jenseits der französischen Grenze, und wer sich da auskennt, für den ist es bestimmt noch mal farbiger. Sie lernt einiges über den Buddhismus, und wir lernen mit, weil der Autor sich auf diesem Gebiet besonders gut auskennt und das vermittelt, ohne uns vollzuschütten. Und sie lässt uns am Ende des Buches mit einem gelösten Rätsel um den japanischen Mönch und der Neugier auf den nächsten Band zurück - welche Rolle wird sie bei der Freiburger Kriminalpolizei dann spielen, und wie wird es mit ihr persönlich weitergehen?


    Ich fand das Buch jedenfalls klasse und habe den zweiten Band schon auf meine Wunschliste gesetzt. :-]

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Eins der wenigen Bücher, die ich geliehen habe und bei dem ich wieder erlebt habe, warum ich so ungern Bücher ausleihe- es fällt so schwer gute Bücher zurückzugeben.


    Klar - trinkende Polizistin ist schon etwas klischeehaft- aber das ganze ist so spannend, glaubwürdig und ins Ambiente hineinbeschreiben, die Qualen der Kommisarin sind die Gedanken des Lesers und ihre Gedanken die Qualen des Lesers- einfach ein schöner langsamer Krimi.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Eigentlich habe ich ja nach einem kurzen Anlesen beschlossen, daß das Buch nichts für mich ist. Die Rezi der Piratenschwester bringt mich aber zum Grübeln. Vielleicht sollte ich dem Buch einen weiteren Blick schenken? :gruebel

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Hmm, ich kann mich Eurer Begeisterung leider nicht anschließen... :-(


    Beim Reinlesen war ich noch ganz angetan, den Kommissar fand ich amüsant geschildert und so wollte ich weiterlesen.


    Den Anfang fand ich dann auch klasse. Einfach eine ungewöhnliche Geschichte mit diesem Mönch, der da im Winter leicht bekleidet unterwegs ist und mit keinem spricht.
    Aber dann zieht es sich... es passiert nicht viel und der trinkenden Polizisten konnte ich auch nicht allzu viel abgewinnen. Diese Mischung aus aktuellem Geschehen und den Erinnerungen/Träumen der Ermittlerin fand ich auf die Dauer anstrengend - und wenig interessant.


    Und Freiburg-Umgebungs-Feeling kam bei mir beim Lesen auch nicht wirklich auf...

  • Mir hat der Krimi gut gefallen mal etwas anderes. Ein Mönch der alles ins Rollen bringt.
    Die Polizistin habe ich nicht immer gemocht, irgendwie hat mich Ihr Trinkerei gestört!

  • Ich war von diesem Krimi nicht so begeistert.
    Er zog sich und war nicht wirklich spannend. Es passierte einfach nicht wirklich viel.
    Außerdem haben mich die Probleme der Kommissarin auch eher genevt, als dass sie interessant waren.
    Ich habe zwar duchgehalten, aber den nächsten Band lese ich nicht.

  • Da ich den 3. Band aus der Serie um die Kommissarin gewonnen habe, musste ich die beiden Vorgängerbände besorgen. Mord im Zeichen des Zen habe ich durch - aber anz so einfach war es nicht. Die war ja wirklich total kaputt, die Louise Boni.

  • Als ein verwundeter japanischer Mönch im verschneiten Liebau, einem kleinen Ort östlich von Freiburg auftaucht, wird die Hauptkommissarin der Freiburger Kripo Louise Bonì mit der Lösung des Falls beauftragt.
    Zunächst kann sich niemand erklären woher der Mönch stammt und warum er verwundet ist bis die Ermittlungen Louise nach Frankreich in ein buddhistisches Zen – Kloster führen.
    Dort kommt sie einem furchtbaren Verbrechen auf die Spur.
    Oliver Bottini erzählt „Mord im Zeichen des Zen“ aus der Sicht einer alkoholkranken, geschiedenen Hauptkommissarin, die neben ihrem Kampf mit dem Vorgesetzten auch ihre Vergangenheit bewältigen muss. Dabei kommt es immer wieder zu Rückblenden bei denen Geschehnisse erläutet werden, die zu ihrer Alkoholabhängigkeit führten.
    In einer passend düsteren Atmosphäre skizziert Bottini Louises Kampf mit dem Alkohol, ihr Versagen und ihre Ängste in ihrem Beruf und ihre Bemühungen und den Willen diesen Fall aufzuklären.
    Die düstere Atmosphäre fand ich sehr stimmig und eben diese schaffte es auch Spannung aufzubauen und die Neugier am Verlauf der Handlung aufrecht zu erhalten.
    Dadurch, dass Louise Bonìs Privatleben eine große Rolle spielt und auch Auswirkungen auf den aktuellen Fall hat wirken sowohl Handlung als auch Charaktere sehr authentisch.
    Dennoch fand ich das Ende etwas enttäuschend, da trotz einiger unerwarteter Wendungen viele Fragen offen blieben und ich mir deswegen mehr Aufklärung gewünscht hätte.
    Alles in allem ist „Mord im Zeichen des Zen“ ein guter und stimmiger Krimi mit einer authentischen Hauptfigur von der ich gerne noch weitere Fälle lesen werde!


    4 von 5 Sternen!

  • Die Idee hat mir gefallen. Vom Thema her fand ich das Buch wirklich interessant. Aber warum müssen eigentlich die Ermittler "immer" Alkoholiker sein oder sonstwie nicht mit den Leben zurechtkommen. Ausserdem fand ich die Geschichte besonders am Anfang manchmal etwas verworen. Es war mir nicht immer klar, wer jetzt mit wem wohin fährt..

  • Bei Amazon hat jemand seine Rezension mit "Mord im Zeichen des Gähn" überschrieben, dem muss ich mich leider anschließen. Den Prolog und die ersten ein, zwei Kapitel fand ich richtig gut, ich war gespannt, was es mit dem durch den Schnee laufenden Mönch wohl auf sich haben könnte und habe mich auf einen vermeintlich tollen Krimi gefreut. Letzlich habe ich mich nur so dahingequält und ab S. 150 nur noch quergelesen.


    Die Handlung schreitet kaum voran und was ich noch als viel schlimmer empfunden habe: die (Alkohol- und diversen anderen) Probleme der Kommissarin Boni nehmen für meinen Geschmack einen viel zu großen Raum ein. Ich finde es mehr als schade, bei Krimis immer wieder auf diesen alkoholabhängigen Ermittlertyp zu treffen, dem es nicht gelingt, sein Leben auf die Reihe zu bekommen. Einen weiteren Bottini werde ich nicht lesen.


    3 von 10 Punkten :wave

  • Ich habe heute die Vefilmung in der ARD gesehen. Fand ich gut, kein Standartkrimi. Interessante kaputte Kommissarin (Melika Foroutan spielte super).
    Der Film spielte in Aachen. Da dachte ich, muss ich die Romanvorlage lesen, spielt ja in meiner Heimat. Und dann lese ich hier, dass Boni im Roman in Freiburg ermittelt ?( Bin mal gespannt, was noch alles geändert wurde.