Inhaltsangabe lt. Klappentext
Gabriela wächst in den 1920ern in einem jüdischen Elternhaus in Budapest auf. Streng im othodoxen Glauben erzogen, rebelliert die junge Frau schon bald gegen die engen religiösen Regeln und Werte iher Familie und Umgebung. Als sie eines Tages nach dem Schlittschuhlaufen von einem jungen Mann, Gabor, nach Hause gebracht wird, ist dies ein Skandal, der wochenlangen Hausarrest zur Folge hat.
Als sie die Demütigungen seitens der Eltern nicht mehr aushält, von zu Hause ausreißt und sich schließlich mit Gabors Hilfe versteckt, bringt dies ihre Familie in eine unmögliche Situation, die nur durch die Hochzeit des jungen Paares gelöst werden kann.
Doch in Gabor findet Gabriela nicht die erhoffte große Liebe, mehr noch, das letztlich lieblose Verhältnis zu dem jungen Kommunisten, der nur die Revolution im Sinn zu haben scheint, treibt sie in tiefe Verzweiflung. Nach einem psychischen Zusammenbruch wird Gabriela von ihm geschieden, und die junge Frau beschließt, ein neues Leben zu beginnen.
Romantische Abenteuer, die Suche nach einer neuen Heimat und immer wieder neu gepackte Reisekoffer prägen Gabrielas Leben, bis sie in Berlin ein Schneideratelier eröffnet, das sich schon bald zu einem florierenden Modesalon entwickelt. Aber nicht nur das: Endlich scheint sie auch den Mann gefunden zu haben, der der Rastlosigkeit ihres Lebens ein Ende bereiten könnte.
Die Originalausgabe erschien 2000 unter dem Titel "I Loved So Much" (Ahavti Kol Kach) im Verlag Yedioth Ahronoth, Tel Aviv, Israel.
Zur Autorin
Judith Rotem wurde Ende des Zweiten Weltkrieges als Kind einer orthodoxen jüdischen Familie in Budapest geboren. Nach einigen Monaten im KZ Bergen-Belsen gelangte sie mit ihrer Familie in die Schweiz und später nach Israel. Mit 18 Jahren heiratete sie und gebar in der Folgezeit neun Kinder. Nach zwanzigjähriger Ehe verließ sie ihren Mann und begann ein neues Leben jeseits der strengen Schranken der Religion. Sie schrieb für diverse Zeitungen und Magazine und arbeitete als Ghostwriterin für zahlreiche Holocaust-Überlebende. Heite ist Judith Rotem eine der angesehensten Autorinnen Israels. "Eine Frau mit Vergangenheit" ist ihr zweiter Roman und der erste in deutscher Übersetzung.
Wertung
Gabriela erzählt ihre Geschichte an der Schwelle zum Tode ihrer Nichte und deren Tochter. Die Nichte - Noemi - war ihrer Tante schon immer ähnlich und trat in deren Fußstapfen als "schwarzes Schaf" der Familie. In den Schilderungen ihrer Tante erkennt Noemi die Hintergründe für ihre eigene Situation. Die Erzählweise und die Verknüpfung der agierenden Personen über mehrere Generationen hat mich stark an "Hannahs Töchter" erinnert (im positiven Sinne).
Zudem erfährt man etwas über den Alltag der jüdischen Religion, wobei es hier stellenweise schwierig war, speziell jüdische Ausdrücke zu verstehen. Ein Glossar o.ä. hätte die Sache erleichtert.
Außerdem gibt es einen Abriß über die Geschichte der ungarischen Juden im zweiten Weltkrieg und ein wenig Geschichte über die Entstehung des Staates Israel/die zionistische Bewegung.
Das Buch ist neben all dem aber auch die Frage nach der Liebe: deren Entstehung/deren Erhalt/deren Verlust, gestellt von einer an sich starken Frau, die in schwierigen Lebenssituationen aber immer wieder mit Depressionen kämpfen muß.
Ich verstehe nicht, warum dieses Buch bisher so wenig Beachtung erfahren hat, zudem es schon 2002 erschienen ist.
Die Lektüre lohnt sich wirklich.