Götter - Gaben - Rituale von Felix Müller

  • Felix Müller, dozent und museumsabteilungsleiter in Bern fasst darin zusammen, was man über die religion des 1. jahrtausends v.u.z. in mittel und nw-europa weiss.


    Wie fast alles vom PvZ-Verlag hat auch dieses buch hand und fuss.


    Ich muss nur bei den schweren fibeln als leidgeprüfte fibelträgerin einen einspruch loswerden: klar, einige der dinger sind wirklich untragbar und waren bestenfalls schaustücke für eine angezogene statue; ich würde die grenze der gefühlsmässigen tragbarkeit bei etwa 1,5 kg ziehen, aber man weiss nicht, was prähistorische 'victims of fashion' sich alles an schmuckgewicht zugemutet haben. Schwere fibeln deuten auf schwere überbekleidung. Wenn die fibel kein gegengewicht zum stoff/fell darstellt, drückt das ding - sofern man es vorne verschliesst, und nicht auf der schulter mit der unter-kleidung verheftet, einem früher oder später den hals ab.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Jetzt muß ich doch mal nachfragen.


    Geht es nur um die Beschreibung und Katalogisierung von Funden, oder finden auch - wie der Titel andeutet - Rituale Eingang ins Buch? Aus den Amazon-Kritiken (gut, die müssen nicht stimmen, könnten aber ;-) ) läßt sich schließen, daß das Buch - salopp ausgedrückt - ein Katalog von Opfergaben ist.


    Ich habe vor längerer Zeit von Rudolf Simek „Religion und Mythologie der Germanen“ gelesen und war recht enttäuscht. Da drin fand ich viel über Funde, aber wenig über Religion und Mythologie.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das problem ist, dass wir für religionsausübung und rituale fast keine schriftlichen nachweise haben... und wenn, nur fremde und polemische; diese dinge können meisst nur anhand des befunds selbst rekonstruiert werden, es wurden uns von den druiden keine berichte hinterlassen... und alles was man über keltische und druidische religion und rituale schreibt, ist schlicht und ergreifend interpretation oder phantasievolle erfindung...


    Dieses buch so sagt der autor schon am beginn ist nichts für leute, die sich neuheidnische rituale zusammenbasteln wollen.
    Es wird ein zeitgleicher kulturvergleich in puncto kultausübung mit Griechen und Römern gemacht, es werden zunächst griechische und römische quellen nach berichten von zeitgenossen nach deren religiösitaät durchsucht, dann wird nachgesehen, was wurde im keltischen gebiet nördlich der Alpen alles gefunden, und wie passt es zu den berichten und zu dem klassischen bild.
    Kurz: es geht um 'religion im spiegel der bodenfunde', und die werden in ihren verschiedenen spielarten vorgestellt...
    Drinnen werden beschrieben: mögliche Gründe für und Arten von Religiosität, Staatskulte, Stammesheiligtümer, Tempelschätze, Statuenschmuck, Gallorömische Umgangstempel, Quellheiligtümer mit heilzwecken, Gewässeropfer, kuriose Deponierungssitten, massenhaft dinge von einer sorte an einer gewissen stelle, nur ringe, nur fibeln, kaputte dinge, etc, Waffenkulte, Schädelkulte, Menschenopfer...


    Katalog ist es in strengem sinn keiner, nur eine auswahl von niederlegungsarten, und wovon sich die kultausübenden am leichtesten als spende für ihren gott getrennt haben. Der Autor versucht sehr vorsichtig zu interpretieren, was das sein könnte, was man da gefunden hat, und ob es hinweise gibt, warum an einem ort nur fingerringe, am anderen nur fibeln an einem dritten nur schwerter, dort nur münzen oder unbrauchbare beile liegen.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Es ist mir klar und bewußt, daß es für die Religion zu der Zeit des Buches kaum Belege oder Quellen gibt, vieles wird auch durch die Christianisierung verloren gegangen sein; ich suche auch nichts für neuheidnische oder sonstige esoterische Rituale.


    Aber „Religion im Spiegel der Bodenfunde“, Quellen untersuchen und mit den Funden „abgleichen“ - das klingt nach etwas, wie ich es suche. Mich hatte an dem Simek-Buch gestört, daß er zwar die Funde beschreibt, jedoch überhaupt keine Interpretation bietet (so ist es mir in Erinnerung geblieben).


    Zitat

    MagnaMater
    Der Autor versucht sehr vorsichtig zu interpretieren, was das sein könnte, was man da gefunden hat, und ob es hinweise gibt, warum an einem ort nur fingerringe, am anderen nur fibeln an einem dritten nur schwerter, dort nur münzen oder unbrauchbare beile liegen.


    Genau so etwas erwarte ich von so einem Buch.


    Danke für die Erklärung :wave; das Buch ist gebraucht noch zu haben - da werde ich mich ziemlich bald mal drum kümmern.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")