Stirb sanft, Geliebte - Jaffe, Michele

  • Kurzbeschreibung:


    Ein Serienmörder, der sich selbst Loverboy nennt, spielt ein makabres Spiel: Zwei Wochen bevor er seine Beute grausam zu Tode foltert, schickt er dem FBI jeweils eine verschlüsselte Botschaft. Die Agenten könnten das Opfer retten, wenn es ihnen gelänge, das Rätsel rechtzeitig zu lösen. Schon fünfmal sind sie an dieser Aufgabe gescheitert.


    Jetzt hat Loverboy Opfer Nummer sechs in seiner Gewalt, und Profilerin Imogen Page soll ihn endlich stoppen. Schon bald macht der Killer die Ermittlungen zu einem Spiel auf Leben und Tod zwischen ihr und ihm …


    Eigene Meinung:


    "Stirb sanft, Geliebte" ist aus meiner Sicht ein sehr spannender Thriller. Es gibt keinen einzigen Hinweis auf den wirklichen Killer, man denkt "jetzt-weiß-ich-wer-es-ist" und schon ist im nächsten Satz alles wiederlegt.
    Allerdings muss ich sagen war ich zuerst etwas skeptisch, als ich las die Ermittlerin hätte "übersinnliche Fähigkeiten", sie kann Gefühle und Emotionen schmecken. :yikes Aber das hält sich eher ein bisschen im Hintergrund und stört finde ich überhaupt nicht.
    Was ich leider nicht ganz verstehen kann ist, warum der Verlag das Buch unter Ladythriller bewirbt, kann mir darunter nichts vorstellen und passt auch irgendwie nicht ganz zum Buch.
    Alles in allem ein spannender Thriller, der sich "runterliest wie Öl" :chen



    Leseprobe:

    Kapitel 1


    Ich hoffe, mit Reißverschlüssen kommst du besser zurecht.


    « Das Mädchen kicherte an seiner Schulter, während er am Türschloss herumnestelte.


    »Allerdings«, erwiderte er humorlos. Er wusste immer noch nicht so recht, wie man mit Mädchen redete. Es war nicht schwer, sie dazu zu bringen, mit ihm nach Hause zu kommen, aber das Reden …


    Er konzentrierte sich auf die unzähligen Kratzer in dem dicken beigefarbenen Lack um den Türknauf herum, verursacht von Generationen betrunkener Studenten, die versucht hatten, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Er war nicht betrunken, aber seine Finger zitterten. Endlich schaffte er es, und die Tür ging knarrend auf. Er drückte dagegen und küsste das Mädchen leidenschaftlich, um sie nach drinnen zu drängen. Er war besser, wenn er nichts sagte und die Augen schloss. Sie machten sich nicht die Mühe, das Licht einzuschalten, sondern zogen sich sofort aus. Er schob sie auf das Wasserbett und hatte endlich das warme, beruhigende Gefühl eines Mädchenkörpers unter sich.


    »Ohhh, schön!«, murmelte sie, schlang die Beine um ihn und zog ihn an sich.


    Das dritte Newton’sche Gesetz: Jeder Kraftwirkung entspricht eine gleich große, aber entgegengesetzt gerichtete Gegenwirkung.


    Sie bog ihm die Hüften entgegen, und er glitt in sie hinein. Sie war warm und weich und roch angenehm nach Babypuder- Deodorant und Rotwein. Während er die Hände über ihren Körper gleiten ließ, wirbelten ihm Zahlen durch den Kopf.


    Ein Auto bricht um 5:45 Uhr zu seinem Ziel auf. Es bewegt sich fünf Meilen mit einer Geschwindigkeit von 45 Meilen pro Stunde bis zu einem Stoppschild, wo es nicht vollkommen zum Stehen kommt, aber langsamer wird, bevor es für vier Minuten auf 60 Meilen pro Stunde beschleunigt.


    Während er sich auf ihr bewegte, stellte er sich vor, wie das Licht der Autoscheinwerfer über die geduckten Umrisse der verschneiten Bäume entlang der geraden Strecke zuckte, ihre Silhouetten gegen den festgebackenen Schnee abzeichnete. »Fester.« Sie biss ihn aufstöhnend in die Schulter. »Fester.«


    Das zweite Newton’sche Gesetz: Kraft ist gleich dem Produkt der Masse eines Körpers und der Geschwindigkeit, mit der er sich bewegt.


    Er legte sein ganzes Gewicht in den nächsten Stoß.


    Sechs Minuten lang bewegt sich die Geschwindigkeit des Autos zwischen 35 und 75 Meilen pro Stunde.


    Er konnte sich vorstellen, wie der Fahrer ein Tic Tac im Mund hin und her rollte, um den bitteren Geschmack aufgewärmten Kaffees zu überdecken, und wie er sich mit zusammengekniffenen Augen vorbeugte, als könnten die paar Zoll ihm tatsächlich helfen, den dichten Morgennebel besser zu durchdringen.


    »O mein Engel, das ist so gut!«, sagte das Mädchen an seiner Schulter, als seine Lippen, seine Zähne über ihren Hals streiften.


    Wenn das Auto weiter beschleunigt – »O ja, genau so.«


    – und die Straße abschüssig wird –


    »O Gott, gleich … gleich.«


    – erreichen die Passagiere ihr Ziel –


    »Ja, das ist es … jetzt … ja!«


    Das Telefonklingeln schrillte durch ihre Schreie.


    Er zog sie an seine Brust, um sie zum Schweigen zu bringen, und griff nach dem Hörer.


    »Hallo?«


    »Ich bin so froh, dass ich dich erreiche! O Gott, es ist schrecklich, einfach schrecklich! Es gab einen Unfall. Das Auto ist aus der Kurve geraten und …« Er hörte, wie jemand am anderen Ende tief Luft holte. »Dein Vater ist tot.«


    Er spürte, wie das Mädchen ihn fester umschlang. Er fragte nur: »Wann?«


    Die Stimme am anderen Ende der Leitung schwieg einen Moment. »Wie bitte?«


    »Ich sagte, wann ist es passiert?«


    »Ach so. Äh, sie geben den Todeszeitpunkt mit sechs Uhr vier an.«


    »Sechs Uhr vier«, wiederholte er. »Danke, Nelson.«


    »War das wichtig?«, fragte das Mädchen ein wenig schmollend, als er auflegte.


    »Nein. Tut mir Leid, Babe. Wo waren wir stehen geblieben?«


    »Ich glaube nicht, dass ich …«


    Er schnitt ihr das Wort ab, indem er ihren Po mit adrenalingestärkten Händen packte und weitermachte, wo er aufgehört hatte.


    Wenn die Straße abschüssig wird – Ihre Augen begannen zu leuchten, und sie seufzte: »O jaaa.«usatz


    – und die Bremsen des Autos versagen – »Das ist es!«


    – erreichen die Passagiere ihr Ziel –


    »O Engel, ja, ja, JA!«


    – um sechs Uhr vier.


    »Mein Gott, du bist wirklich eine Naturgewalt«, flüsterte sie später, als er wieder in ihr war.


    Das erste Newton’sche Gesetz: Jeder Körper verharrt im Zustand der Bewegung, solange ihn keine von außen wirkenden Kräfte veranlassen, diesen Zustand zu ändern.


    Er lächelte in sich hinein und sagte: »Ja, das bin ich.«




    Jahre später lächelte er auf ganz ähnliche Art, als er an seinem Schreibtisch saß und mit den Fingerspitzen am Rand der vergilbten Zeitungsseite entlangfuhr, die den Tag seines Triumphs dokumentierte. Es hatte mehrere Todesmeldungen gegeben, aber die der Lokalzeitung mochte er am liebsten. Der Verstorbene hinterlässt einen Sohn, stand da, und diese Worte kamen ihm wie Poesie vor. Er war derjenige, der überlebt hatte. Diese Runde hatte er gewonnen.


    Lasst die Spiele beginnen.


    Er würde auch die anderen gewinnen.


    Vorsichtig schloss er das Album und legte die Finger auf die tief in das dicke Leder eingeprägten Buchstaben, nahm die Lettern F-A-M-I-L-I-E-N-E-R-I-N-N-E-R-U-N-G-E-N einzeln mit den Fingerspitzen wahr. Fünf Minuten lang verinnerlichte er Gefühl und Botschaft, die sie vermittelten, wie eine göttliche Beschwörung.


    Dann legte er Schere und Kleber weg, steckte seine neueste Schöpfung in einen Umschlag, schaltete die Schreibtischlampe aus und schloss ab. Es war Zeit zu gehen.


    Mir ist egal, ob ihr bereit seid oder nicht – ich komme!