Sie nahmen mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr - China Keitetsi

  • Inhaltsangabe lt. Klappentext


    Sie ist noch ein Kind, als sie von Soldaten der "National Resistance Army" in der Nähe ihres Heimatdorfes in Uganda aufgegriffen und in ein Rekrutierungslager gebracht wird. Dort gibt man ihr einen neuen Namen: China nennt ihr Ausbilder sie, weil sie Schlitzaugen hat. Und sie bekommt ein Gewehr.


    Als die Neunjährige an ihrem ersten Kampfeinsatz teilnimmt, wird sie völlig unvorbereitet mit der grausamen Realität des Krieges konfrontiert.


    Aber sie lernt schnell: Um zu überleben, muß sie ihre Gefühle ausblenden.
    Immer tiefer gerät das Mädchen in eine Spirale der Gewalt, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint.


    Erst mit neunzehn Jahren kann China endlich fliehen. Doch die Flucht bedeutet nicht die ersehnte Freiheit, sondern wird für die junge Frau zu einem langen Kampf ums Überleben. Sie durchquert fünf Länder Afrikas, bis sie den Kontinent verlassen kann und in Dänemark eine neue Heimat findet.


    Zur Autorin


    China Keitetsi wurde in einem kleinen Dorf in West-Uganda geboren.
    Heute (Anmerkung: Das Buch ist aus 2002) ist sie 26 Jahre alt und lebt in Soberg (Dänemark), wo sie in einem Kindergarten arbeitet und eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin macht.


    Meinung


    Der Weg zur Kindersoldatin wurde der Autorin durch ein nicht funktionierendes, von Kälte, Lügen und Gewalt geprägtes Elternhaus geebnet. Sie lief weg und geriet dann in die Hände der NRA.


    Interessant ist der Status, den sie als Kindersoldatin "genießen" durfte: So wird Kindern in Uniformen von der Bevölkerung ein hoher Respekt entgegengebracht, sie erhalten Wertschätzung und Aufmerksamkeit, die sie unter normalen Umständen in der ugandischen Gesellschaft nicht hätten. Außerdem werden Kinder ganz normal befördert, d.h. sie erhalten militärische Ränge und somit auch Befehlsgewalt über erwachsene Soldaten und Zivilisten.


    Die Autorin räumt unverblümt ein, daß sie sich in dieser Machtstellung nicht unwohl fühlte, sie bekennt offen ihren persönlichen Machtmißbrach in Form von Willkür und Bestechlichkeit.


    Ich mußte oft schlucken, wie abgebrüht die Autorin handelte.
    Aber sie hat nie Wertmaßstäbe vermittelt bekommen. Im Elternhaus hat sie sie nie erfahren, die schulische Bildung war spärlich, Religion spielte überhaupt keine Rolle und auch die Armee ist sicher keine Brutstätte ethischer Erziehung.


    Das Buch gewährt zudem einen interessanten Einblick in die Historie Ugandas (Erläuterungskapitel am Ende des Buches) sowie die schwelenden Konflikte im Land.


    Mich hätte aber noch die weitere Entwicklung der Autorin interessiert: Beschrieben werden leider nur ihre ersten Schritte in Dänemark.
    Mir ist es nahezu unbegreiflich, wie man nach dieser Kindheit - die eigentlich keine Kindheit war - ein normales Leben führen kann.


    Alles in allem ein lesenswertes Buch, das betroffen macht.

  • Gestern habe ich dieses Buch begonnen. Ich findes es erschütternd, wie das Mädchen von seiner Familie behandelt wird. Einzig Tante Florida zeigt ihr, dass es Liebe und Zuneigung überhaupt gibt. Aber die wird ja eines Tages auch weggeschafft. Ich freue mich schon, dass ich heute Abend weiterlesen kann. Wenn ich es beendet habe, werde ich meine Meinung posten. :wave

  • Ich habe das Buch schon vor einigen Jahren gelesen - der Eindruck der mir blieb, war der einer sehr starken Frau, die eine Kindheit jenseits europäischen Vorstellungen hatte. Ich las es auch sehr interessiert, wegen der vielen Erkärung über Uganda.


    In Wien wurde das Stück kürzlich auf die Bühne gebracht - hier mehr.