Der Himmel über Darjeeling -- Nicole Vosseler

  • Ich hatte ja mit Südwinde am Anfang so meine Probleme, aber der Himmel über Darjeeling hat mich von Anfang an völlig in seinen Bann gezogen. Ich kann mich eigentlich den anderen nur noch begeistert anschließen. Den Rückblick in die Vergangenheit als eigenständigen Abschnitt zu führen fand ich mehr als gelungen. Es war wie eine Geschichte in der Geschichte und nicht weniger schön und tragisch wie die Geschichte zwischen Ian und Helena.


    Ich bin jedenfalls mit Helena nach Indien gereist, hab die Farbenpracht, die Eindrücke, die Düfte, den Geschmack des Tees, des farbenprächtigen Essens mit ihren Sinnen erlebt :grin


    Für mich war das ganz großes Kopfkino, für dass ich heute Abend sogar das Grillen bei meiner Schwester hab sausen lassen, weil ich unbedingt die letzten 50 Seiten noch lesen wollte *g*


    Ingesamt habe ich heute gut 10 Stunden in dem Buch gelesen, konnte es nicht aus der Hand legen.


    Von mir 10 Punkte :-)


    Bei unter dem Safranmond bin ich auf jeden Fall bei der Leserunde dabei :-)

  • Heute Nacht war ich richtig froh, dass ich um eins aufwachte. Um halb sieben war ich fertig mit dem Buch, in dem ich über mehrere Tage wunschlos glücklich gelebt habe.


    Über den Inhalt muss ich nicht mehr viel sagen, dafür gab es genügend Vorschreiber. Nur so viel: Alles an dem Buch war stimmig, ich habe zwar auch zunächst beim zeitlichen Einschub gezögert, fand ihn aber genau richtig, spannend, gefühlvoll, informativ. Auf keine einzige Zeile hätte ich verzichten wollen.


    Das war ein ganz großes Lesevergnügen, und die Beschreibungen aller Art waren zum Niederknieen.


    Es gab da einen Satz: "Unbarmherzig brannte die Sonne vom gleißend hellen Himmel herab, ließ den gelblichen Boden bersten, pulverisierte seine Kruste zu Staub, verflüssigte ihn wieder in der hitzeflirrenden Luft am Horizont" - da habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, mir einen neuen Beruf zu suchen. Niemals könnte ich das in solche Worte kleiden.


    Noch nie habe ich mit so großem Genuss über SEITEN hinweg die Beschreibung einer Stadt (Delhi) verschlungen.


    Es gibt noch vieles mehr, das in mir nachhallt. Schade, dass ich das Buch nicht als Hardcover gekauft habe.


    Nicole, danke für das unvergessliche Leseerlebnis. :anbet

  • @ Bouquineur und Rita


    vielen lieben Dank für Eure tollen Rezis und das viele Lob! :anbet


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Für mich war das ganz großes Kopfkino, für dass ich heute Abend sogar das Grillen bei meiner Schwester hab sausen lassen, weil ich unbedingt die letzten 50 Seiten noch lesen wollte *g*


    auweia - da bin ich ja doppelt froh, dass Dir die letzten Seiten auch noch gefallen haben! :lache Ich hoffe, Ihr könnt das nachholen - und Grüße unbekannterweise an Deine Schwester!


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Bei unter dem Safranmond bin ich auf jeden Fall bei der Leserunde dabei smile


    :hop


    Zitat

    Original von Rita
    da habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, mir einen neuen Beruf zu suchen. Niemals könnte ich das in solche Worte kleiden.


    Nee, Rita, bloss nicht! :knuddel1
    a) habe ich für meinen poetischen, üppig-schwelgerischen Stil auch schon manche Kritik eingefahren. Den mag einfach nicht jeder. :-)
    b) passiert mir das selbst immer wieder, dass ich Bücher in die Finger bekomme, bei deren Lektüre ich mich soooo klein mit Hut fühle
    c) hatte ich über solche Dinge schon manch eine Diskussion mit Kollegen aus dem gleichen oder anderen Genres. Ich persönlich bewundere und beneide meistens zeitgenössische Autoren, die schlicht und schnörkellos schreiben - und trotzdem lebendige Szenen vor dem inneren Auge erstehen lassen. Und Krimis kann ich sowieso gleich gar nicht! :yikes
    Ich glaube, da ist das Autoren-Gras auf der anderen Seite des Zaunes zwangsläufig immer grüner als das eigene!

  • Das Buch habe ich heute beendet. Ich kann gar nicht genau sagen warum, aber es hat mich unglaublich traurig gemacht, den ganzen Tag. In diesem Buch steckt so viel Schmerz, und erst nachdem ich mich tüchtig ausgeweint habe, ging es besser. Es liegt mir immer noch auf dem Magen, aber ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen, habe gestern bis fünf Uhr morgens durchgelesen.

  • *reicht kamelin Tempos und die gut gefüllte Schokoschale aus dem Küchenregal*


    tröstet's Dich bissi, dass ich seinerzeit beim Schreiben auch etliche Tränen vergossen hab ? :-)

  • @ Bouquineur


    Ich hab grad meiner Lektorin gemailt, ob etwas bei Lübbe geplant ist oder ob wir da sonst irgendwie was in die Wege leiten könnten. :wave
    (Eine Autoren-Website mit allem Drum und Dran ist von mir schon lange anvisiert, musste aber bislang hinter der Textarbeit zurückstecken - aus den Augen habe ich dieses Projekt aber nicht verloren! Ich hoffe, ich kann das im Laufe des Sommers mit dem ITler meines Vertrauens in die Wege leiten :-) )

    Die Rechercharbeiten zum Safranmond waren größtenteils mühselig bis zum Haare raufen :lache, aber ich war selbst völlig fasziniert von den Schauplätzen. :-]

  • Nicole, danke für deine tröstenden Worte.


    Vielleicht hast du recht. Es würde nicht recht passen, wenn ich erst in wundervollen Worten alle Einzelheiten des Wolkenhimmels und des vorbeirauschenden Bachs und des Musters im Vorhang und des Geruchs der Obstschale auf dem Couchtisch beschreiben würde, um dem armen Opfer dann aber doch endlich den Dolch ins Herz zu rammen. :lache


    Trotzdem bleibe ich dabei: Dein Stil ist bewunderswert. Lass dir ja nichts anderes einreden!


    Ich freu mich auch schon auf dein nächstes Buch.

  • Zitat

    Original von Nicole
    tröstet's Dich bissi, dass ich seinerzeit beim Schreiben auch etliche Tränen vergossen hab ? :-)


    Das habe ich mich übrigens auch gefragt (kann ich mir auch irgendwie nicht anders vorstellen).


    Hätte man eigentlich die Geschichte im Mittelteil so schreiben können, dass sich die beiden Storys kapitelweise abgewechselt hätten? Mir war das zu viel Unterbrechung, schliesslich ...

  • Zitat

    Original von kamelin
    Hätte man eigentlich die Geschichte im Mittelteil so schreiben können, dass sich die beiden Storys kapitelweise abgewechselt hätten? Mir war das zu viel Unterbrechung, schliesslich ...


    Das hätte ich für eine sehr unglückliche Lösung gehalten, denn es ging ja gerade darum, Helena in eben diesem Moment diese Geschichte zu erzählen. Und nur auf diese Weise kann der Leser mit Helena zusammen die Geschichte in ihrer vollen Eindringlichkeit miterleben.

  • @ Bouquineur


    wg. Leseprobe: das Marketing will sich drum kümmern; sobald ich was Handfestes weiß, schreib ich's hier rein! :wave


    @ Rita


    Zitat

    Original von Rita
    Es würde nicht recht passen, wenn ich erst in wundervollen Worten alle Einzelheiten des Wolkenhimmels und des vorbeirauschenden Bachs und des Musters im Vorhang und des Geruchs der Obstschale auf dem Couchtisch beschreiben würde, um dem armen Opfer dann aber doch endlich den Dolch ins Herz zu rammen. :lache


    :rofl


    Das ist wohl wahr! :lache


    Zitat

    Original von Rita
    Trotzdem bleibe ich dabei: Dein Stil ist bewunderswert. Lass dir ja nichts anderes einreden!


    Dankeschön! :kiss
    Ich muss zu meiner Schande eingestehen, dass ich bislang noch nichts von Dir gelesen habe :schaem Aber die Rezis, die ich zu Deinen Büchern gesehen habe, waren großartig - also musst Du es ja draufhaben! :-]
    Deshalb gleich zurück: Lass auch Du Dir nichts anderes sagen! :knuddel1


    @ kamelin


    Zitat

    Original von kamelin
    Das habe ich mich übrigens auch gefragt (kann ich mir auch irgendwie nicht anders vorstellen).


    Neneee, ich habe beim Schreiben zeitenweise durchaus einen erhöhten Kleenex-Verbrauch! :lache
    Mir geht durchaus von dem, was ich so schreibe, sehr viel an die Nieren. Manchmal merke ich selbst, dass ich mich vor besonders heftigen Szenen drücken will - oder noch fieberhaft nach einer weniger grausamen Lösung suche.
    Bei HüD hatte ich


    erst als eine Art Zusammenfassung geschrieben, ohne Gefühle, ohne mich in seine Psyche zu vertiefen. Doch meine Lektorin hat mich prompt dabei erwischt und mich zurück an den Schreibtisch geschickt :schaem.
    Mich hat es selber gegraust vor all dem Haß, durchmischt mit Schmerz, durch den ich in Ians Haut in den Tagen gewatet bin, in denen ich diese Kapitel schrieb. Aber anders geht es für mich nicht, sonst kann ich all diese Emotionen auch nicht übermitteln. :-)


    Zitat

    Original von kamelin
    Hätte man eigentlich die Geschichte im Mittelteil so schreiben können, dass sich die beiden Storys kapitelweise abgewechselt hätten?


    Theoretisch wäre das möglich gewesen, klar. :-)
    Ich hatte mir verschiedene Strategien durch den Kopf gehen lassen, wie ich die Vorgeschichte einbauen soll, mich dann aber sehr schnell für diese entschieden.
    Der Roman beginnt klassisch-viktorianisch: Helenas Geschichte (Teil I und III) enthält viele Elemente aus der englischen Literatur des 19. Jahrhunderts und ist linear konstruiert. Die Geschichte von Winston und Sitara, die Mohan erzählt, folgt als Geschichte-in-der-Geschichte der klassischen indischen Erzähltradition (wenn man den Begriff noch weiter ausdehnen möchte: der orientalischen Erzählformen wie die verschachtelten Erzählungen der "1001 Nacht"), wie sie sich z.T. noch bis in die modernen Bollywood-Filme erhalten hat. Weil der 2. Teil vor Helenas Geschichte beginnt, aber an seinem Ende (Ian in Cornwall) sich wieder auf den Anfang des gesamten Romans bezieht, beschreibt er einer Art Schleife oder Halbkreis, ehe dann die Handlung um Helena wieder gerade verläuft.
    So sollte der Roman englische und indische Erzähltraditionen verbinden, lineare und kreisförmige Strukturen (vgl. auch das Gespräch zwischen Winston und dem Raja über das Wesen der Zeit in Teil II, Kap. 2) - so wie Ian/Rajiv. :-)
    (waaah, ich hoffe, es ist verständlich, was ich hier schreibsel - aufmalen wäre glaub praktischer gewesen :lache)


    Zudem fand ich den Gedanken reizvoll, dass das reine Erzählen einer Geschichte auf den Verlauf der Rahmenhandlung Einfluß nimmt. Dahinter steckt für mich der Gedanke, wie machtvoll Geschichte(n) doch sein können.


    Darüber hinaus fand ich es selbst faszinierend, einen Roman-im-Roman zu schreiben, mit einer eigenen Atmosphäre und eigenem Erzählstil - und es dem Leser so auch zu ermöglichen, in ein Indien abzutauchen, das einfach noch in vielerlei Hinsicht ein anderes war als jenes, das Helena kennenlernt: der Sepoy-Aufstand von 1857 bildet in der Geschichte Britisch-Indiens einen Wendepunkt und zerschneidet diese Epoche des Subkontinentes in ein "Davor" und ein "Danach". So wie auch Teil II den Roman in zwei solche Abschnitte davor-danach trennt. :-)

  • Zitat

    Original von Nicole
    @ Bouquineur


    wg. Leseprobe: das Marketing will sich drum kümmern; sobald ich was Handfestes weiß, schreib ich's hier rein! :wave


    super, dankeschön :wave


    Nach einer Website von Dir hatte ich übrigens gegoogelt. Ich finde es schön, wenn Autoren eigene Sites haben. Da kann man immer so toll stöbern :-)

  • @ Bouquineur


    gerne! :wave


    Was eine HP betrifft: bei allem, was meine Bücher betrifft, mache ich einfach keine halben Sachen. Eine hingeschlunzte oder bis auf einen freundlichen Wilkommensgruß leere HP will ich Euch Lesern nicht antun :grin - und ich habe die letzten anderthalb Jahre nur Zeit und Kopf für die Texte gehabt.
    Konkrete Vorstellungen für Outfit und Inhalte der HP gibt's, sind auch schon mit dem Fachmann besprochen - und sobald ich aus dem Urlaub zurück bin, fangen wir auch an. Sobald's was Fertiges zum Anklicken und Durchstöbern im Netz gibt, erfahrt Ihr's natürlich pronto! :-]


  • Vielen Dank für die ausführliche Antwort. An sich gebe ich dir völlig recht - diese Schleife ist vom inhaltlichen Timing her genial, vor allem weil sie da aufhört, wo das Treffen zwischen Helena & Ian beginnt. Dass du damit auf die sog. klassische indische Erzähltradition bzw. die orientalischen Erzählformen zurückgegriffen hast, wusste ich nicht, da kenne ich mich nicht aus. Ist aber Mal interessant zu wissen.
    Was mich als Leserin daran gestört hat war, dass ich diesen Teil ziemlich schnell "weggelesen" habe, um rasch wieder an den Ausgangspunkt zu kommen, denn die Geschichte wurde an einem Punkt unterbrochen, der in Grunde einen ersten Plot darstellt. Die Spannung ist kaum noch zu steigern, und ausgerechnet an dieser Stelle muss ich als Leserin wieder von vorn anfangen, das fand ich fast zu viel verlangt, wenn du versteht was ich meine. Darum bin ich lesetechnisch durch diese Kapitel (22!!) gehetzt, um zu erfahren wie es weiter geht. So richtig geniessen konnte ich den II. Teil von daher nicht (obwohl bei all der Brutalität bzw. dem Schmerz >geniessen< eher In Anführungszeichen gesetzt werden müsste).
    Das wollte ich damit sagen. Schreibtechnisch betrachtet verstehe ich deine Strategie mit der "Geschichte-in-Geschichte :-)

  • Jetzt kann ich meinen Senf doch nicht mehr für mich behalten. ;-)


    Das:

    Zitat

    Nicole
    der orientalischen Erzählformen wie die verschachtelten Erzählungen der "1001 Nacht"


    hat mich sehr gefreut. Hatte ich doch (wie damals geschrieben) beim Lesen genau den Eindruck, in einem „indischen Tausendundeine Nacht“ gelandet zu sein, und dieser Eindruck somit „von höchster Stelle“ bestätigt wurde. :-)


    Zitat

    Kamelin
    Was mich als Leserin daran gestört hat war, dass ich diesen Teil ziemlich schnell "weggelesen" habe, um rasch wieder an den Ausgangspunkt zu kommen, denn die Geschichte wurde an einem Punkt unterbrochen, der in Grunde einen ersten Plot darstellt.


    Das „Problem“ hatte ich ganz einfach gelöst: ich mußte einfach wissen, wie es ausgeht. Und habe die letzte Seite zuerst gelesen. :rolleyes Dann konnte ich die „Geschichte in der Geschichte“ ganz in Ruhe genießen. Diese hat mir übrigens, trotz des vielen Leids und letztlich tragischen Ausgangs, nicht zu viel ausgemacht, vermutlich weil es eine Erzählung über die Vergangenheit (aus der Sicht der Protagonisten) war und damit das Ende unzweifelhaft feststand, eigentlich schon zu Beginn der Erzählung. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn die Geschichte von Winston und Sitara eigentlicher Gegenstand des Buches gewesen wäre. Daran will ich lieber nicht denken. :cry

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Jetzt kann ich meinen Senf doch nicht mehr für mich behalten. ;-)



    Das „Problem“ hatte ich ganz einfach gelöst: ich mußte einfach wissen, wie es ausgeht. Und habe die letzte Seite zuerst gelesen. :rolleyes Dann konnte ich die „Geschichte in der Geschichte“ ganz in Ruhe genießen. Diese hat mir übrigens, trotz des vielen Leids und letztlich tragischen Ausgangs, nicht zu viel ausgemacht, vermutlich weil es eine Erzählung über die Vergangenheit (aus der Sicht der Protagonisten) war und damit das Ende unzweifelhaft feststand, eigentlich schon zu Beginn der Erzählung. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn die Geschichte von Winston und Sitara eigentlicher Gegenstand des Buches gewesen wäre. Daran will ich lieber nicht denken. :cry


    Lass dich umarmen!!
    Also, der Impuls vorzublättern hat auch stark in mir gearbeitet, aber ich habe mich nicht getraut, weil ich fürchtete, der Handlung dann nicht mehr folgen zu können bzw. die Geschichte dann nicht mehr zu verstehen. Aber ich war um Haaresbreite davor muss ich gestehen. ;-)
    Was mich so traurig gemacht hat war vor allem ...

  • @ Kamlin
    Dann spoilere ich auch mal:


    Was Helena angeht. "Dass Sie hier sind, das ist Karma“, antwortete er leise. „Es war unausweichlich, es musste sein, und es hat einen Sinn.“ (Seite 116, Mohan Tajid zu Helena) Mehr, treffenderes, ist eigentlich nicht zu sagen. Sie war die richtige zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Auch wenn es bisweilen auf den ersten Blick nicht so aussah. Die gemachten Erfahrungen waren notwendig, um letztlich die Weissagung (Seite 12) zu erfüllen. Alles hat wohl seinen Preis. Auch das Glück.


    Und Ian, der ist sowieso ein Fall für sich. Es gibt nur wenige Charaktere in einem Buch, die ein so hohes, sagen wir Identifikationspotential aufweisen wie er. Ohne jetzt näher darauf eingehen zu wollen, konnte ich sein Denken und Handeln sehr gut nachvollziehen; bisweilen mehr, als mir lieb war. Ob ich bisweilen wie er gehandelt hätte, steht dabei auf einem ganz anderen Blatt.


    Dazu dann noch Mohans Erklärungen. Etliche seiner Weisheiten haben mir erstmals in meinem Leben schlüssige Erklärungen für so manches in meiner eigenen Biographie liefern können.
    Der “Himmel über Darjeeling“ hat eine so beruhigende Wirkung auf mich, daß ich das Buch nach der „Frau des Zeitreisenden“ gelesen habe, um mich aus der Depression, in die mich jenes Buch gestürzt hatte, zu befreien (erfolgreich, wie man etwas früher hier in diesem Fred nachlesen kann). Und ich habe den dritten Lesedurchgang geplant für direkt nach der Leserunde zur „Bücherdiebin“. Obwohl, je mehr Rezis dort kommen, um so mehr denke ich, dieses Buch nicht lesen zu sollen. Was mich allerdings mit Sicherheit nicht hindern wird, HüD nochmals (oder noch mehrmals) zu lesen. :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • @ kamelin


    Zitat

    Original von kamelin
    Dass du damit auf die sog. klassische indische Erzähltradition bzw. die orientalischen Erzählformen zurückgegriffen hast, wusste ich nicht, da kenne ich mich nicht aus. Ist aber Mal interessant zu wissen.


    Das ist auch ein sehr spezielles Thema. :-) Ich hatte mir darüber zuvor auch nie wirklich Gedanken gemacht - aber wie es das Schicksal so wollte, stolperte ich gerade zu der Zeit, als ich über der Struktur des Romans brütete, über einen Aufsatz, der sich damit beschäftigte. Mir fielen dann auch gleich ein, zwei Romane indischer Autoren ein, die diese Erzählstruktur aufwiesen - und ich wusste, ich hatte meine Roman-Konstruktion gefunden. :-]


    Zitat

    Original von kamelin
    Die Spannung ist kaum noch zu steigern, und ausgerechnet an dieser Stelle muss ich als Leserin wieder von vorn anfangen, das fand ich fast zu viel verlangt, wenn du versteht was ich meine.


    Natürlich verstehe ich das! :knuddel1
    Das ist immer das Los einer Autorin: im stillen Kämmerlein denkt und brütet man so viel, macht sich zig Gedanken zum Roman - aber wie er dann auf die Leser wirkt, erfährt man häufig gar nicht. Deshalb bin ich sehr froh über Eure Meinungen hier im Eulennest - die erlauben mir ein sehr breit gefächertes Bild davon, was der betreffende Roman bei Euch Lesern auslöst. :-)
    Danke dafür, kamelin! :wave


    Ich hab ja fast ein schlechtes Gewissen, dass Dir so vieles so nahe ging - aber andererseits bich ich auch glücklich darüber, dass der Roman es geschafft hat, Dich so zu berühren!


    @ kamelin und SiCollier


    ah, danke, dass Ihr Euch Gedanken über Richard macht! :anbet
    Der Arme geht ja sonst immer ein wenig unter... Er war übrigens die Person, die mir beim Schreiben am meisten Kopfzerbrechen bereitet hat. Anfangs glaubte ich, eine sehr gute Vorstellung von ihm zu haben, und ich wollte so gerne viel mehr über ihn schreiben, ihm schreiberisch näher kommen. Aber immer, wenn ich mehr aus ihm herauskitzeln wollte, um es niederzuschreiben, entzog er sich mir. Bis ich schließlich knurrig kapitulierte und ihn so ungreifbar sein ließ. Am Ende machte es auch für mich Sinn, aufgrund seiner Lebensgeschichte und seiner Erfahrungen.


    @ kamelin



    @ SiCollier



    Zitat

    Original von SiCollier
    Alles hat wohl seinen Preis. Auch das Glück


    Damit bringst du's auf den Punkt! :anbet