Der Himmel über Darjeeling -- Nicole Vosseler

Ich hab vor einiger Zeit "Das Haus der Spione" von Nicole C. Vosseler gelesen und muss sagen, dass ich nicht so angetan war - es hat wohl nicht so ganz meinen Nerv getroffen. Sobald wollte ich dann eigentlich kein Buch der Autorin mehr anrühren und habe auch die Rezis und Leserunden ignoriert. Dann bekam ich Weihnachten "Der Himmel über Darjeeling" geschenkt. Erst einmal habe ich mich über die hübsche Aufmachung gefreut, diese warmen Farben treffen schon meinen Geschmack und dass hier auch diese wunderbaren Illustrationen wie bei der "Madonna von Murano" enthalten sind, toll!

Nach den ersten Seiten dachte ich mir nur "Ohje, das wird wohl ein sehr vorhersehbarer Schmöker, geheimnisvoller Fremder, starke Frau, Vernunftehe...".

ABER!

Vorhersehbar - ja, aber das Geheimnis wird so interessant erzählt, dass es unglaublich spannend und fesselnd ist, die Auflösung zu lesen. Die letzten 100 Seiten habe ich in einem Rutsch gelesen, toll erzählt!

Geheimnisvoller Fremder, starke Frau - mitnichten! So einfach ist das nicht - im Gegenteil, die Figuren sind sehr komplex entwickelt, haben ihre Schwachstellen, für die man sie zwischendurch immer mal wieder schütteln möchte, aber gerade dadurch werden sie glaubwürdig.

Vernunftehe - tja, ich weiß nicht, vielleicht, aber doch irgendwie anders als erwartet.

Dazu ist es der Autorin wunderbar gelungen, Indien zu beschreiben, die Farben, die Gerüche, die Hitze... das Buch zu lesen, ist wie ein Miniurlaub in einer anderen Welt.

Liebe Nicole, vielen Dank für das Lesevergnügen. "Südwinde" habe ich mir gleich auf meine Wunschliste gesetzt, ich bin mir sicher, dass mir dieses Buch auch gefallen wird.

Titel: Der Himmel über Darjeeling
Autorin: Nicole C. Vosseler
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: März 2008
Seitenzahl: 544
ISBN-10: 3404158474
ISBN-13: 978-3404158478
Preis: 7.95 EUR

Das sagt der Klappentext zu diesem Buch:

Cornwall, 1876. Helena Lawrence, mit siebzehn Jahren Vollwaise, sieht sich und ihren kleinen Bruder vor dem finanziellen Ruin. Der attraktive, geheimnisvolle Ian Neville macht ihr ein Angebot: Er wird für ihr Auskommen sorgen, wenn sie ihn heiratet. Nach anfänglichem Widerwillen sieht Helena keinen anderen Ausweg und begleitet Ian nach Indien. Quer über den Subkontinent reisen sie bis nach Darjeeling auf Ians Teeplantage. Helena verliebt sich in das fremde, märchenhafte Land - und in ihren Mann. Doch Ian verbirgt ein dunkles und gefährliches Geheimnis ...

Meine Meinung:

Es ist sicher kein leichtes Unterfangen, vielmehr dürfte es sogar sehr schwierig sein, Leserinnen und Leser gut zu unterhalten. Gute und anspruchsvolle Unterhaltung findet man daher leider auch nicht allzu oft in den Regalen unserer Buchläden. Meist kann man da nur noch zwischen irgendwelchem 08/15-Romanen wählen. Hat man einen von ihnen gelesen, hat man alle gelesen.

Glücklicherweise gibt es in diesem Unterhaltungsliteratur-Tunnel auch ein ganz helles Licht. Und dieses Licht trägt den Namen: Nicole C. Vosseler.

Nicole hat ein wunderbares, ein fesselndes Buch vorgelegt. Es wird wohl kaum eine Leserin bzw. einen Leser geben, der dieses Buch vor seinem Ende abbricht oder es vielleicht sogar an seinem Niveau Kritik übt. Naja, Nörgler gibt es immer.

Nicole hat eine in sich stimmige Geschichte geschrieben und immer wieder webt sie historische Begebenheiten und Hintergründe in eben diese Geschichte ein. Gerade auch durch diese Hintergrundbeschreibung versteht die Leserin bzw. der Leser so manchen Zusammenhang und so manche Handlung der Protagonisten ganz einfach besser, als sie bzw. er es eben ohne diese Informationen tun würde.

Das Buch macht Lust auf „mehr Indien“.

Stilistisch gibt es nichts zu bemängeln. Die Geschichte wirkt mit leichter Hand geschrieben, aber in dieser Leichtigkeit findet sich kein Platz für irgendwelche Oberflächlichkeiten. Auch peinliche, aufgesetzte Schwülstigkeiten oder sprachliche Unfälle sucht man in diesem Buch vergeblich. Gefühl wird da beschrieben wo es notwendig ist und wo es hingehört und immer findet die Autorin genau das richtige Maß. Nicole hat ihren ganz eigenen Stil und sie hält ihr Schreibniveau ohne Abwärtsfahrten eisern durch. Man hat als Leser den Eindruck, es machte ihr einfach Freude diese Geschichte aufzuschreiben – und das wird dem Leser, wenigstens ist das mein Eindruck, auch so vermittelt.

Sucht man anspruchsvolle und niveauvolle Unterhaltung, sucht man nach einem Buch, das sich nicht schon nach der letzten Seite wieder aus dem Gedächtnis verabschiedet, dann sollte man ganz einfach mal „Der Himmel über Darjeeling“ lesen.

Noch eine persönliche Bemerkung: Auch durch dieses Buch werde ich wohl nicht zu einem passionierten Teetrinker werden.......

Zitat

Original von Nicole

Es ist schon auch ein bisschen was anderes als "HüD": anfangs etwas behäbig, bis es Fahrt aufnimmt - ein wenig wie ein großes Segelschiff, das erst mal genug Wind in die Segel kriegen muss

Solltest Du dich an Bord der "Endeavour" mit Brittany, Captain Cook & Co. begeben, so wünsche ich Dir auf jeden Fall eine gute Fahrt - und bin natürlich sehr gespannt zu erfahren, wie's Dir mit dem Buch dann ergangen ist.

oh, ich seh ja erst heute, dass Du geantwortet hast - danke dafür!

Ich kann mir schon vorstellen, dass mir das Buch gefallen wird - als "Seefahrertochter" mag ich das Meer. Die Voraussetzungen sind also ganz hervorragend!

Ich komm in das Buch nicht rein
Nachdem ich schon den Prolog ausgelassen habe, vergeht mir bei der eigentlichen Geschichte nach einer halben Seite regelmäßig die Lust
Derweil hatte ich mir so drauf gefreut... Aber das wird schon noch, ich bin zuversichtlich

Nach anfänglichen Schwierigkeiten habe ich nun rein gefunden
Ich bin zwar noch nicht sehr weit, aber ich bin schon ganz gefangen

Sooo, ich geb auch mal meinen Senf dazu =)
Dieses Buch hat mir meine Brieffreundin mal zum Geburtstag geschenkt, mit persönlicher Widmung vorne drin....das allein hat schon dafür gesorgt, das ich dieses Buch liebe.
Das Lesen hat unglaublich Spaß gemacht. Indien wird beschrieben wie ein Paradies...klar kommen auch die Schattenseiten vor, aber generell gewinnt man einen sehr positiven Eindruck...die Farben, die gute Küche, die Kleidung...alles klingt toll und exotisch.
Für mich als Teeliebhaberin, war das Buch auch insofern schön, als das die Herstellung so liebevoll beschrieben wurde.
Und auch die Liebesgeschichte war natürlich nicht schlecht, auch wenn ich die Versöhnung etwas...glatt und kitschig fand am Ende.
Aber das trübt den gesamteindruck nicht!
Das Buch war für mich wie Urlaub =)

Nachdem ich dieses wunderschön geschriebenen Roman jetzt ausgelesen habe, würde ich mir eine Fortsetzung wünschen, wie es mit Helena und Ian weitergeht.
Aber deshalb habe ich mir jetzt Unter dem Safranmond auf meine Wunschliste gesetzt und werde sehen, dass ich es so schnell wie mögilch bekomme und lese.

Zitat

Original von Nicole
@ Esme

Dann hoffe ich zudem, dass Du mit Maya und ihrer Lebens-Reise eine ebenso schöne Lese-Zeit haben wirst wie mit Helena und Ian!

Nicole , ich denke, die schöne Lesezeit werde ich auch mit Maja haben. Bestelle es mir gleich einmal bei Amazon und Südwinde wahrscheinlich auch noch dazu.

Nachdem ich dieses Buch schon im Mai angefangen hatte, habe ich es heute endlich fertig gelesen. Lange Zeit lang es einfach nur so rum, bis mich gestern der Wille packte und wieder zu versuchen und siehe da, auf einmal war es wirkich wundervoll zu lesen. Wahrscheinlich war im Mai einfach nicht so ganz der richtige Zeitpunkt dazu.

In die Geschichte habe ich sehr sehr schwer rein gefunden, so schwer wie noch nie in einen Schmöker. Das lag zum Einen an der Sprache, was mir auch beim "Wiederaufnehmen" aufgefallen ist. Nicole hat einen wirklich tollen Schreibstil, aber manchmal kam mir die Sprache für dieses Buch zu 'schwierig' vor (das sollte jetzt durchaus als Kompliment gedacht sein ). Ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben soll

Sämtliche Hauptpersonen, allen voran Helena, waren mir am Anfang zutiefest unsympathisch, aber das wich Seite um Seite auch sehr. Kaum mochte ich Helena so richtig gerne, wurde auf einmal ihre Geschichte unterbrochen. Zugegeben, zuerst habe ich mich deswegen etwas geärgert und das Buch wieder unterbrochen (für eine Stunde), aber dann nahm ich es wieder zur Hand und war tief gefangen in der Geschichte. Dieser Einschub rund um Ian hat mir sogar besser gefallen als die eigentliche Geschichte.

Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich 'Der Safranmond' lesen möchte, mittlerweile steht er auf meiner Wunschliste ziemlich weit oben. Ich kann sagen, dass ich nach einigen (ziemlich großen) Anfangsschwierigkeiten dieses Buch wirklich genossen habe und mich schon auf weitere Bücher von Nicole freue

Was mir noch einfällt: Ein 'Register' habe ich etwas vermisst Mir ist klar, dass die Meinungen darüber auseinander gehen, aber ich gehöre zu den Leuten, die so was mögen Einige Ausdrücke und ein paar Erklärungen kannte ich von Linda Holemans Indien-Trilogie, aber einige Begriffe waren neu für mich und natürlich habe ich es verabsäumt, sie aufzuschreiben um sie jetzt googlen zu können.

Nichtsdestotrotz freue ich mich jetzt auf den Safranmond

Meine Eindrücke
Der Autorin ist ein wunderbares Buch voller Dramatik und Leidenschaft gelungen, ein richtig schöner Indienschmöker. Mit detaillierten Beschreibungen macht sie die Atmosphäre der Handlung greifbar und lässt fremde Orte vor unseren Augen entstehen. Doch ab und zu entstanden dadurch auch ein paar Längen.
Als nach ca. 300 Seiten ein fast 200 Seiten langer Zeitsprung in die Vergangenheit stattfand, war ich skeptisch, ob mich die Handlung weiterhin fesseln würde, wo ich doch unbedingt wissen wollte, wie es mit Helena und Ian weitergeht. Doch es geht fast genauso spannend weiter. Voller Dramatik und Hoffnungslosigkeit ist die Geschichte, die Helena erzählt bekommt, gespickt mit historischen Informationen.
Im Großen und Ganzen war absehbar, wie die Geschichte endet, doch die Autorin hat sich einige interessante und überraschende Wendungen und Details einfallen lassen, wodurch das Lesen sehr kurzweilig wurde.
Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen und die ausführlichen Beschreibungen der Personen verliehen ihnen Tiefe und machten ihr Verhalten nachvollziehbar.

Fazit
Ein schöner historischer Schmöker voll Leidenschaft und Dramatik, der mir wieder Lust auf historische Romane gemacht hat.
Auf jeden Fall war dies nicht mein letztes Buch von Nicole C. Vosseler.

Zitat

Original von Nicole
vielen, vielen Dank, Aurian, für diese schöne Rezi!

Aufgrund ganz vieler Empfehlungen ist dein Buch "Südwinde" auf meinen Wunschzettel gewandert. Ich bin schon sehr gespannt darauf.

LG, Aurian