Der Fluch des Florentiners - Rolf Ackermann

  • Der Fluch des Florentiners, Rolf Ackermann, Droemer Verlag, München, 2006, 444 Seiten, ISBN -10 3-426-19708-1,
    ISBN-13 978-3-426-19708-0, 19,90 €


    Klappentext:
    Zwei spektakuläre Diamantendiebstähle erschüttern die Welt der Schmuckhändler. Francis Roundell, Sicherheitschef des renommierten Auktionshauses Christie's in London ahnt einen Zusammenhang zwischen den Überfällen und dem großen Interesse zweier Männer an einer Versteigerung, die mehr als zwanzig Jahre zurückliegt: Damals hatte Christie's einen ebenso wertvollen wie außergewähnlich schönen Stein in einem Katalog aufgeführt. Experten hielten ihn für den seit 1920 spurlos verschwundenen geheimnisumwitterten Florentiner. Kurz vor der Versteigerung war das Angebot ohne Kommentar zurückgezogen worden. Soll es tatsächlich Zufall sein, dass die zwei Männer ausgerechnet zum Zeitpunkt der Raubüberfälle alles über diesen Stein von damals wissen wollen? Francis Roundell glaubt nicht daran. Er wittert das große Geschäft für Christie's und beauftragt die beste Schmuckexpertin des Hauses, Marie-Claire de Vries, die Geschichte des Florentiners zu recherchieren. Könnte es sein, dass dieser Diamant, den Kaiser und Könige trugen und der allen Unglück brachte, wieder aufgetaucht ist? Gehören die beiden geraubten Diamanten etwa zum Florentiner?
    Ihre Nachforschungen führen Marie-Claire nicht nur an die Schauplätze, an denen der Florentiner seine geschichtsträchtige Rolle spielte, sondern sie lernt außer den beiden undurchsichtigen Männern auch einen steinreichen indischen Schmuckhändler kennen. Alle wollen den Florentiner finden, doch aus welchem Grund? Sind die Motive der drei geheimnisvollen Schmuckliebhaber tatsächlich so selbstlos, wie sie bekunden? Oder treibt sie doh nur die nackte Gier? Und welches Interesse hat der Orden der Ritter vom Goldenen Vlies an dem Florentiner? Marie-Claire erliegt nicht nur der Faszination des Diamanten, sondern auch dem Charme der drei Männer, bis sie erkennen muss, dass sie sich damit in höchste Gefahr begeben hat. Trifft aucch sie die fatale Macht des sagenumwobenen Diamanten?


    Autor:
    - Autorenporträt bei den Büchereulen


    Meine Rezension bei Amazon:
    Mit dem „Fluch des Florentiners“ präsentiert uns Rolf Ackermann einen Actionthriller, dessen Handlung in der Gegenwart spielt, der aber als bereicherndes Element eine Vielzahl historischer Informationen rund um den legendären Florentiner, einen in Form eines Brioletts geschliffenen, gelblichen Diamanten von 137,27 Karat, und seine Besitzer im Laufe der Geschichte enthält. Der Florentiner, erstmalig 1477 urkundlich erwähnt, kam auf verschlungenen Wegen von Indien nach Europa und war im Laufe der Zeit im Besitz der Bourbonen, der Medici und der Habsburger.


    Wien, 2005. Da dem Auktionshaus Christie’s ein Edelstein angeboten wurde, der eventuell der Florentiner sein könnte, bekommt Marie-Claire de Vries, gelernte Goldschmiedin und Edelsteinexpertin, von ihrem Vorgesetzten, dem Sicherheitschef des Auktionshauses Christie’s, den Auftrag, Nachforschungen über den Florentiner anzustellen, dessen letzter bekannter Aufbewahrungsort die Schatzkammer in der österreichischen Bundeshauptstadt war. Marie-Claire versucht herauszufinden, ob der Stein durch die Habsburger beim Verfall der Monarchie außer Landes geschmuggelt und zerteilt wurde oder ob er verkauft wurde. Zeitgleich wird in Bayern ein Adeliger von arabischen Tätern überfallen, dessen Frau vergewaltigt und ein weiterer Edelstein entwendet. Bei einer Sprengstoffexplosion in einem Museum in Florenz wird ein weiterer Edelstein gestohlen, die Explosion fordert mehrere Tote und Verletzte. Der Edelstein aus Bayern und der aus Florenz sind unter dem Namen Großer und Kleiner Sancy bekannt und sollen ehemals gemeinsam mit dem Florentiner zu einer indischen Statue gehört haben. Schnell kristallisiert sich heraus, dass irgendjemand die drei Edelsteine vereinen will. In Frage kommen die Mitglieder der Ordens der Ritter vom Goldenen Flies, aber auch die indischen Brüder Kasliwal, die aus familiären und finanziellen Gründen an einer Rückführung der Edelsteine interessiert wären, möglich ist aber auch, dass terroristische Gruppen die Edelsteine zur Finanzierung ihrer Aktivitäten nutzen wollen. Schnell gerät Marie-Claire in den Strudel dieser Gruppen und Ereignisse…


    Robert Ackermann verknüpft in seinem Roman spannende Handlung mit einer Vielzahl historischer Informationen über Edelsteine, die verschiedenen Machthaber, die den Florentiner in ihrem Besitz hatten, aber auch Informationen über die Stadt Wien. Ortswechsel zwischen Wien, der Schweiz und Marrakesch sind gut in den logischen Handlungsstrang eingebunden und wirken als belebendes Element der Handlung. Die gleich zu Beginn recht hohe Spannung wird ohne Brüche beibehalten und bis zum Ende hin sukzessive gesteigert. Angenehmerweise versteht es der Autor ein hohes Handlungstempo zu halten, ohne auf Stilmittel wie Cliffhanger u. ä. zurückgreifen zu müssen, und zeigt damit wie auch in der sonstigen sprachlichen Gestaltung ein höheres Niveau als viele seiner Kollegen. Insbesondere was die kriminalistischen Details der Handlung angeht, erscheint es, als ob Rolf Ackermann über großes Know-how in diesem Bereich verfügt, weil diese sehr realistisch wirken. Wenn man der Verlagsinfo über den Autor glauben schenken darf, könnte dies auf seine berufliche Vergangenheit beim Nachrichtendienst zurückzuführen sein.


    Viele Tippfehler stören den Lesefluss ein wenig und sind insbesondere bei Namen von historischen Figuren ein Ärgernis. Das ist aber sicher nicht dem Autor sondern eher dem Verlag anzulasten.


    Leider sind die Charaktere sehr klischeehaft gehalten. Die Männer sind durchgehend überdurchschnittlich gut aussehend, sprachlich versiert, haben hervorragende Umgangsformen und sind in irgendeinem Gebiet absolute Spezialisten. Die Frauen glänzen mit hervorragendem Aussehen, sind modern und selbständig, wenn Ihnen allerdings einer dieser Traummänner über den Weg läuft, verlieren sie sofort vollständig den Verstand und treten gar wie geifernde Hyänen in Konkurrenzkampf zueinander.


    Sieht man darüber hinweg (bei James Bond ist es schließlich nicht anders), bietet „Der Fluch des Florentiners“ als Thriller mit Intrigen, Macht und Leidenschaft nicht nur spannende sondern durchaus auch informative Unterhaltung. Ich würde mich freuen, wieder einen Thriller von Rolf Ackermann lesen zu dürfen, bei dem die Charaktere dann aber mit Ecken und Kanten überzeugen!

  • Ich habe das Buch nun auch gelesen und kann mich der wunderbaren Rezension von Pelican nur anschließen. Deswegen werde ich nur noch auf ein paar weitere Aspekte eingehen, welche mir aufgefallen sind.


    Als Österreicher liest man dieses Buch vielleicht mit ein wenig anderen Augen. Hauptschauplatz dieses Buches ist Wien, daher wird natürlich auch einiges von Wien und Österreich beschrieben. Manchmal ließen die Beschreibungen der Orte eher an Werbeprospekte erinnern. Vor allem die Beschreibung des Wörthersees könnte sich 1:1 in einem Reisekatalog finden.


    Natürlich fallen einem dann auch manche Fehler auf. ZB erklärt der Autor zweimal im Buch, dass es in Österreich seit 1919 keine Adelstitel mehr gibt. Trotzdem kommen bei ihm durchwegs Österreicher mit einem "von" im Namen vor. Oder auch ein Doppeladler als Staatswappen des heutigen Österreichs. Ich weiß nur Kleinigkeiten, aber gehört zu einer Recherche dazu.


    Manchmal hatte Ackermann Probleme historische Informationen und Informationen über Diamanten in den Text zu integrieren. An manchen Stellen wirkt es zu sehr als abgeschriebener Lexikonteil.


    Nebenbei geht der Autor auch immer wieder auf aktuelle Fragen der Sicherheitspolitik ein. So finden sich Meinungen zu aktuellen Fragen rund um Terrorismus und vor allem dessen Bekämpfung, Videoüberwachung öffentlicher Plätze, Interpol oder auch den Diebstahl der Saliera aus dem Kunsthistorischen Museum.


    Alles in allem ein solider Krimi, spannend und gut zu lesen. Mir hat er gut gefallen.

  • Das Buch hat ja an sich alles, was ein guter Thriller so braucht: eine gute Grundidee mit der Suche nach einem legendären Schatz (in dem Fall nach wertvollen Edelsteinen – eine nette Abwechslung), mystische Geschichten, die sich darum ranken samt zugehöriger Flüche, ein traditioneller sagenumwobener Geheimorden sowie eine (Single)-Heldin, die auf mehrere geheimnisvolle (Single)-Männer stößt. Dazu kommen viele tatsächliche historische Informationen über den Hochadel vor allem Österreichs, wissenswertes über Edelsteingewinnung und –vermarktung und nicht zuletzt eine lesenswert Reisebeschreibungen von Wien über Berlin und Grenoble nach Marrakesch - diese Einbindungen fand ich als besonderen Schmankerl des Buches.


    Leider war es trotz dieser vielversprechenden Zutaten kein besonderer Lesehöhepunkt. Zu sehr verliert sich das Buch im Hauptstrang in seinen vielen Einzelheiten, ohne wirklich neue Erkenntnisse zu gewinnen. Immer wieder musste ich überlegen: „Was wollte die Protagonistin eigentlich mit dieser Aktion erreichen?“ und „Was war nochmal ihre Aufgabe?“ So interessant die vielen historischen Einflechtungen auch sind, die Geschichte wirklich weiterbringen tun sie nicht und (da gebe ich taciturus vollimmen recht) teilweise lesen sich die Versuche, die ganzen Erkenntnisse geschickt an den Leser zu bringen, sehr bemüht. Damit zieht sich das Buch (leider) ganz schön in die Länge. Dazu kommt der Zufall, der im Buch eine große Rolle spielt. Außerdem sind manche Ereignisse für mich einfach nicht nachvollziehbar. So ganz durchschaut habe ich die Denkweise der Marie-Claire de Vries leider nicht.


    Die Protagonistin ist auch sonst ein besonderer Fall – im Hinblick auf das andere Geschlecht erinnerte sie mich eher an eine 14jährige als an eine 40jährige. Soviel Reinfallen auf schönen Schein passt einfach nicht zur sonstigen Beschreibung einer Karrierefrau mit immerhin drei Ausbildungen.


    Gut verknüpft hingegen fand ich die tollen Ortsbeschreibungen der besuchten Städte, ich konnte mir das Umfeld bildlich vorstellen und bekam direkt Lust aufs Reisen.


    Fazit: Wer Lust auf einen Thriller mit einem interessanten Thema und vielen Hintergrundinfos dazu hat und sich nicht an der etwas hergeholten Geschichte drumherum stört, dem sei das Buch empfohlen. Von mir gibt’s 6 Punkte, Abzüge gabs auch nochmal wegen dem für mich zu märchenhaften Schluss.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Der Autor Ackermann war mir vor diesem Buch noch gar kein Begriff, bin bei Jokers über dieses Buch im Angebot gestolpert und habe es glücklicherweise auch gekauft.
    Es hat mir sehr gut gefallen, es war spannend und lies sich flüssig lesen.


    Die überdurchschnittlich gut aussehenden Männer und die Frauen, die mit hervorragendem Aussehen glänzen, sind mir gar nicht aufgefallen. :gruebel :grin