Inhalt:
Als der verhasste Herzog Filippo Maria Visconti in einer Gewitternacht ums Leben kommt, rufen die Bürger von Mailand die Republik aus. Doch es gibt eine Erbin: Bianca Maria, die vom Herzog legitimierte uneheliche Tochter. Als Dreizehnjährige wurde sie mit dem Söldnerführer Francesco Sforza vermählt. Sforza rüstet ein Heer, um das Recht seiner Frau zu erzwingen. Bald steht er vor den Toren der Stadt. Wie wird das Volk von Mailand sich entscheiden? Dies alles und mehr hat der Künstler Bonifazio Bembo in den Spielkarten aufgezeichnet, die er nach dem Vorbild der trionfi, der großen Festumzüge, gestaltet hat: die Liebenden, den Turm, das Rad des Schicksals. Er allein weiß, was sie bedeuten. Da stößt er auf andere Karten, die nicht von seiner Hand stammen und deren Bilder eine andere Geschichte erzählen: Wer ist der Gehängte, wer der Teufel, der hinter allem steckt? Ein Rätsel, das Bonifazio lösen muss, weil nicht nur sein eigenes Leben davon abhängt, sondern auch das Schicksal von Bianca Maria. Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden in Oberitalien die ersten Tarot-Karten, kostbare Blätter, mit Gold verziert, die auf den Inventarlisten der Fürsten als wertvolles Besitztum geführt werden. In dem ältesten Kartenspiel dieser Art, dem "Visconti-Sforza-Tarot", finden sich Hinweise auf Personen und Geschehnisse jener Zeit. Die Geschichte, die sich dahinter verbirgt, hat Belinda Rodik in ihrem Roman auf brillante Weise rekonstruiert.
Autorin:
Belinda Rodik, geboren 1969 in Oberösterreich, lebt heute in Gütersloh. Bekannt wurde sie durch ihre Sachbücher über das Tarot-Spiel. Darüber hinaus hat sie sich auch mit ihrem historischen Roman "Trimalchios Fest", ausgezeichnet mit dem Gourmand Award 2001 als bestest Werk zur Geschichte der Kochkunst, einen Namen gemacht.
Meine Meinung:
Das Buch ist in 8 Kapitel aufgeteilt, die jeweils nach einer Tarotkarte benannt sind und meist einen Zeitsprung von ein paar Jahren aufzeigen.
Der Klappentext bezieht sich auf Handlungen, die erst nach ca. der Hälfte des Buches beginnen. Und er klingt aufregender, als es im Buch dargestellt wird.
Zu Beginn verweilen wir eine ganze Weile in der Kindheit des Malers Bonifazio Bembo. Er erleidet einen schweren Verlust, in dessen Folge er und sein Vater auf das Castello von Abbiategrasso umsiedeln, um dort Deckengewölbe zu malen. Hier lernt Bonifacio Bianca Maria Visconti kennen und später auch lieben.
Natürlich bleibt es eine unerfüllte Liebe, denn er ist nur der Sohn eines Malers, eines Handwerkers, während sie die später legitimierte Bastardtochter des Herzogs von Mailand ist. Und so recht erwidert wird seine Liebe wohl auch nicht, denn Bianca Maria wendet sich sehr rasch von ihm ab, als sie erfährt, das sie mit dem ruhmvollen Francesco Sforza verheiratet wird.
Das hindert Bonifazio nicht, wie ein liebeskranker Trottel durch die Geschichte zu tappen.
Bonifazio ist nämlich eines der größten Ärgernisse des Buches. Trottelig und waidwund lebt er dahin, das er eine Verschwörung zum Schluß aufdeckt, erscheint mehr als seltsam. Er scheint ohne jede Menschenkenntnis und entwickelt sich nicht weiter im Laufe des Buches.
Zum anderen ist der Stil der Erzählung recht eigenartig. Belinda Rodik versteht es, Spannung aufzubauen. Aber sobald der Höhepunkt erreicht ist, unterbricht sie und fängt ein paar Jahre später in einem neuen Kapitel wieder an. Dann erzählt sie in Rückblicken, was geschehen ist. Das ist dann leider nicht mehr ganz so spannend.
Frauen kommen bei ihr auch nicht besonders gut weg. Eigentlich kommen nur 2 vor. Bianca Maria, die wir am Anfang kennenlernen, auch aus ihrer Sicht schreibt die Autorin. Dann aber plötzlich, nach ihrer Verlobung, verschwindet sie aus dem Geschehen, taucht nur noch in den Gedanken Bonifazios auf. Erst gegen Ende spielt sie wieder als Person eine Rolle, aber da bleibt sie fremd.
Die zweite Frau ist Laura, ein verschlagenes Stück, das Bonifazio übel mitspielt und bei der Verschwörung noch eine Rolle spielt. Beide Frauen sind ohne Tiefe dargestellt und brechen dem naiven Bonifazio das Herz.
Tarotkarten haben mich bisher nicht besonders interessiert, und das Buch hat auch nichts daran geändert. Leider konzentriert sich das Buch zu sehr auf das Leben und die Gedankenwelt von Bonifazio. Geschichtliche Hintergründe werden nur angerissen. Mir waren die Ausführungen dazu zu verschwommen. Irgendetwas neues gebracht hat mir dieses Buch jedenfalls nicht. Weder über die politische Lage damals, noch über die Malerei noch über Lebensbedingungen zu der Zeit. Es wird viel gegessen und getrunken, man merkt, das das andere historische Buch von der Autorin mit kulinarischen Genüssen zu tun hatte.
Das Buch liest sich trotz allem flüssig. Durch den anfänglichen Verlust Bonifazios, der gut beschrieben ist, fühlt man sich ihm zuerst verbunden und interessiert sich für ihn. Leider aber passiert irgendwie weiter nichts wichtiges und er verblasst dann zum konturlosen Weichling .
Die interessanteste Figur war meiner Meinung nach sein zwielichter Freund Fecino. Schade, das wir von ihm nichts weiter erfahren als das, was Bonifazio von ihm denkt.
Fazit:
wer gerne hauptsächlich über die Menschen und unglückliche Liebe liest, ist hier gut aufgehoben. Wer aber auch geschichtliche Zusammenhänge in einem historischen Roman sucht, sollte sich besser ein anders Buch nehmen.