'Heinrich VIII.' - Seite 200 - 402

  • Was mich stört ist diese einseitige Sicht auf die Boleyns. Ich bin gerade an der Stelle, als Henry mit Mary Boleyn tanzt. Er hält sie für eine Kurtisane, für abgebrüht.
    Auch die Meinung über die Boleyns ist nicht wirklich besser, spezielle Anne wird von ihm als Hexe bezeichnet.
    Letzendlich ist das wohl die Meinung, die bis heute bei vielen vorherrscht. Aber waren die Boleyns wirklich so?

  • Bouquineur
    Ich bin gestern auch darüber gestolpert, dass Henry offensichtlich eine Abneigung gegen die Familie Boleyn hat. Trotz dieser Bedenken, die er beim Tanz mit der Mutter Boleyn hatte, holt er all ihre Kinder an den Hof und macht zwei davon zu Mätressen. Gegen alle Bedenken heiratet er sogar später eine von ihnen. Wir wollen mal die Aktionen gegen den Papst und Abspaltung der Kirche nicht extra erwähnen ... ;-)


    Also, wenn ich diese Meinung über die Familie hätte, wäre ich bestimmt hinterher nicht derart engagiert. Ich warte also auf die Stelle, an der er seine Meinung revidiert.

  • Dieses Überbein als Finger zu bezeichnen, ist vielleicht auch etwas gewagt.


    Wie dem auch sei ... ich fand diese Antihaltung ein bisschen zu früh im Text. Immerhin hat er die Mädels ja noch gar nicht gesehen und Cupido konnte noch gar keine Pfeile abschießen. ;-)

  • Ich beschäftige mich nun seit heute auch wieder mit dem guten Heinrich, nachdem ich zwischendurch ein anderes Buch eingeschoben habe.


    Was mich heute sehr überrascht hat, war, als Heinrichs Schwester Maria den französischen König geheiratet hat. Zur Hochzeit wurde ein Stellvertreter geschickt, der die Ehe dann auch "vollziehen" mußte. War das allgemein gängige Praxis, daß Könige o.ä. Stellvertreter zu Eheschließungen geschickt haben?


    Und mittlerweile ist auch die Veränderung Heinrichs spürbar. War er mir anfangs sehr sympathisch, zeigt er teilweise jetzt ganz andere Seiten.

  • Ich noch nicht ganz durch mit dem Abschitt.
    Ich finde Heinrich mittlerweile immer weniger sympathisch, er zeigt Züge die mir garnicht gefallen... Woran mag es gelegen haben? An der Königsbürde die der junge Mann zu tragen hat? Der Druck einen Erben zu bekommen?
    Empfand ich es nur so, oder ging die Veränderung doch recht rasch von statten?

  • Zitat

    Original von Gwendy


    Zur Hochzeit wurde ein Stellvertreter geschickt, der die Ehe dann auch "vollziehen" mußte. War das allgemein gängige Praxis, daß Könige o.ä. Stellvertreter zu Eheschließungen geschickt haben?


    Gerade über dieses "Ritual" des Ehevollzugs durch einen Stellvertreter habe ich schon öfter gelesen ( wenn mir doch noch einfallen würde wo.. :gruebel), von daher denke ich, dass das damals keine Seltenheit war.

  • Zitat

    Original von nofret78


    Gerade über dieses "Ritual" des Ehevollzugs durch einen Stellvertreter habe ich schon öfter gelesen ( wenn mir doch noch einfallen würde wo.. :gruebel), von daher denke ich, dass das damals keine Seltenheit war.


    Die Königskinder wohnten ja nicht gleich in der Nachbarschaft und hatten noch andere Verpflichtungen, wie Turniere oder Tanzveranstaltungen beizuwohnen, die Jagd, ab und an auch mal einem verfeindeten Völkchen die Grenzen aufzeigen, usw. Um dann aber den durch die Heirat geschlossenen Frieden nicht zu gefährden, haben sie halt einen Stellvertreter voraus geschickt. (Und unter uns, wenn ich mir einige Herren im 15. oder 16. Jahrhundert ansehe, hätte ich diese Möglichkeit wohl auch in Erwägung gezogen. :lache)

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  • Zitat

    Original von Büchersally
    (Und unter uns, wenn ich mir einige Herren im 15. oder 16. Jahrhundert ansehe, hätte ich diese Möglichkeit wohl auch in Erwägung gezogen. :lache)


    Nicht nur du :grin

  • Erinnert mich an die Wächter der Teufelsbibel, da wurde auch ein Stellvertreter geschickt. War also wohl auch in Adelskreisen gängige Praxis. In diesem Fall war die Dame sehr enttäuscht, als sie merkte, dass der Stellvertreter nicht der vorgesehene Ehemann war :lache

  • Abschnitt beendet.
    Was mich doch erbost hat, war die Tatsache das sich Heinrich mit Vorsatz und berechnend eine Geliebte gesucht hat. Da kann ich kaum glauben das er Katharina geliebt hat ( zumindest hatte ich es bis dahin angenommen). Später wird ja immer deutlicher das sie ihm zunehmend gleichgültig wird.
    Als ich las das Mary Boley auch die Geliebte von Franz gewesen sein sollte, machte ich mich gleich auf Spurensuche im Netz...fand aber nur Vermutungen. Weiss jemand von euch näheres bzw. gesicherte Quellen?
    Auf mich macht Heinrich den Eindruck als ob er auf die Meinungen/Ansichten seiner Mitmenschen nicht allzu grossen Wert legt. Ausser auf die von More. Da stellt sich mir natürlich wieder die Frage: Warum? Meine Suche nach Antworten war nicht wirklich ergiebig.
    Anne. Will lässt ja kein gutes Haar an ihr. Auch von Heinrich wird sie rückblickend gleich als Hexe bezeichnet, obwohl er sonst geradezu von ihr schwärmt, sie sogar als Seelenverwandte bezeichnet. Ich war teilweise echt verblüfft wie er von ihr sprach. Sie suchte und sich bemühte sein Interesse nicht gar zu offensichtlich darzulegen. Und dann gibt ihm die Gute einen Korb und er lässt ( sorry, typisch Mann!) sie, gekränkt in seinem männlichen Stolz und Königsehre, vom Hof entfernen.
    Fortsetzung folgt. Und ich bin gespannt drauf :grin

  • Da viele Veröffentlichungen davon berichten, dass Mary mit Franz I eine Affäre hatten und ich nicht glaube, dass alle voneinander abschreiben, ist es wohl eher wahrscheinlich, dass es stimmt. Affären waren damals nichts besonderes. Insofern kann es doch gut sein.


    An Anne wird wirklich kein gutes Haar gelassen. Weiter oben hatte ich schon bezweifelt, dass Heinrich wirklich so eine große Anstrengung mit dem Bruch der Kirche auf sich genommen hätte, wenn er sie nicht so sehr gemocht hätte. Ich glaube, er war richtig verschossen und wollte sie unbedingt. (Sorry) Nur daher kann ich mir seine Motivation erklären.


    Der Fall Thomas More wird noch interessant.

  • Zu Mary:
    Da hast du wohl recht. Ich kann es nicht ganz nachvollziehen das die Frauen (oder zumindest einige) damals sich so "hergegeben" haben, weil es vielleicht lohnenswert war. Ich dachte man hatte auf einen "Ruf" zu achten? :grin
    Heut ist es ja zum Glück etwas lockerer :lache


    Zu Anne:
    Das denke ich auch. Von daher wundert mich seine spätere Meinung von ihm über sie. Aber ich gewinne so langsam den Eindruck, das der gute Henry sich alles so dreht wie er es gerade braucht.


    Zu More:


    Ich hab da noch dunkel was in Erinnerung... Bin gespannt!
    Hoffe ich hab heut im Nachtdienst wieder etwas Zeit zum lesen :grin


    Edits: Die Tücken der Technik und eine verpennte Nofret...

  • Eine Mätresse zu sein, bedeutete ja auch Macht, Einfluss und Geld. Insofern war das ja eher positiv, wenn der Monarch eine Tochter wählte. Die Familie hatte erstmal ausgesorgt. Wenn diese junge Frau dann auch noch einen anerkannten Thronfolger gebar, kam noch mehr Sicherheit dazu. Der Ruf war wohl weniger in Gefahr, zumal ja der König auch den späteren Ehemann vorschlug. In Marys Fall war das aber wohl eher eine heimliche Ehe mit William.


    Heutzutage ist nicht unbedingt ein gesichertes Einkommen drin, wenn man sich "hingibt". :lache

  • Ich wunder mich das die gefundenen Ehemänner bereitwillig eine "abgelegte" geheiratet haben. Wahrscheinlich haben sie ein hübsche Sümmchen dafür kassiert oder? Und "Erfahrung" brachte die Gute ja auch mit :grin


    Zum Mätressendasein:
    Ich kann es nur schwer nachvollziehen, das eine Frau ( in dem Fall Mary) sich ohne grosses Werben dem König hingibt nur weil es für sie und die Familie positive Konsequenzen hat. Was wenn der Typ hässlich oder gar abstossend ist, komische Praktiken bevorzugt? *schüttel* Konnte man da einfach so drüber hinweg sehen? Geld hin Macht her?
    Gut das ich im Hier und jetzt lebe :grin

  • ich glaube nicht, dass Du als Frau irgendeine Wahl hattest, wenn das Auge des Königs auf Dich gefallen war. Da gab es weder die Möglichkeit, sich zu widersetzen noch eigene Wünsche. Dem Monarchen gehorcht man.
    Anne dürfte es als einige wenige Frauen in der Geschichte so geschickt angestellt haben, dass am Ende eine Ehe mit dem König für sie heraussprang.

  • Danke für den Link Bouquineur :wave
    Es las sich auch so. Mich hat diese sofortiger Bereitwilligkeit ( Bessie &Mary) einfach irritiert.
    Zum Glück leb ich in der jetzigen Zeit, sonst wäre wohl mein Kopf gerollt :yikes :grin

  • zum Thema Mätresse:
    Ich stimme Bouquineur zu, dass man seinerzeit nicht viel dagegen einwenden durfte, wenn der König seine Wahl getroffen hatte. Die Mädels wurden dazu erzogen, dass sie gar nicht in dem Maße eine Abneigung entwickelt haben, wie wir es heute tun.


    Im Fall Mary muss man auch beachten, dass sie einen sehr zielstrebigen Vater hatte, der es auch zu etwas bringen wollte. Notfalls dann auch mit Hilfe seiner Töchter. Der hat doch gejubelt, dass Mary für seinen König interessant war. Seine andere Tochter sogar als Königin zu sehen, war wohl auch für ihn fast unglaublich.

  • Das Buch hat an Spannung nichts verloren. Gerade ist Henry´s Sohn gestorben. Katharina "verliert" sich im Glauben, Henry in der Arbeit. Er zieht in den Krieg, Katharina ist wieder schwanger, verliert es aber auch diesmal. Sie kann einem wirklich leid tun.
    Was mich so langsam nervt sind die altklugen Anmerkungen und das damit verbundene Unterbrechen von Will.

    Liebe Grüße
    Steffi


    Einen Menschen zu lieben bedeutet, ihn so zu nehmen, wie Gott ihn gemeint hat