rechtliche grundlagen

  • hallo,


    ich möchte einen historischen roman schreiben und habe ein paar rechtliche fragen dazu.


    inwieweit muss man bei den tatsachen bleiben, was historische charaktere und ereignisse betrifft? meine fragen betreffen grundsätzlich das mittelalter-also keine lebenden personen oder aktuelle geschehnisse...


    beispiel 1-PERSONEN:
    kann ich behaupten papst soundso hatte im jahre xxxx (mittelalter) eine affäre ODER kaiser soundso hatte eine halbschwester ODER königin sonundso litt an dieser und jener krankheit, etc.?


    beispiel 2-EREIGNISSE: zwischen dem 1. und dem 2. kreuzzug gab es noch einen weiteren kreuzzug (welchen es dann eben nicht gab) ODER in diesem oder jenem land herrschte ein bitterer krieg ODER es gab ein herzogtum namens soundso (was es nicht gab), etc.


    also inwiefern darf ich tatsachen/Personen ändern bzw. komplett neu erfinden ohne auf rechtliche hindernisse zu stoßen? wo sind die grenzen der künstlerischen freiheit?


    ich hab im forum schon nach urheberrecht etc. gesucht, aber so eindeutige infos hab ich dann speziell zu meinem buchprojekt nicht gefunden.


    vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen...

  • Ergänzend zu Iris: Das Urheberrecht betrifft die geistige Urheberschaft an Kunstwerken. Es kann überhaupt nicht betroffen sein. Was möglicherweise greifen könnte, wären Personen- und Persönlichkeitsrechte, aber da Du über eine Zeit zu schreiben gedenkst, in der unser derzeitiges Staatsgefüge noch nicht einmal als Embryo existierte, ist das absolut irrelevant, zudem wären sämtliche möglichen Kläger tot, verwest, zu Staub zerfallen und als PET-Flaschen recycled. Du kannst Kaiser Barbarossa zum Schwulen machen, irgendeinen Zar zum Vater einer ganzen Horde chinesischer Kinder, Du kannst Dir Kriege ausdenken, kinderlosen Menschen Kinder andichten, Haupt- und Provinzstädte verlegen, Krankheiten erfinden, Hunde sprechen lassen, Meere trockenlegen und den Mond zur Scheibe abflachen.


    Tatsächlich aber hast Du dann keinen historischen Roman mehr. Gute historische Romane variieren geschichtliche Fakten nur gering, vielmehr versuchen sie, diese mit Leben zu füllen. Die Fiktion besteht aus hinzugedichteten Personen, erfundenen Situationen und Handlungssträngen - aber solchen, die sich in den korrekten Hintergrund einfügen. Ansonsten, wie gesagt: Siehe Iris' Erläuterung.


    Mit Verlaub, das hört sich nach einem weiteren Autor an, der sich mehr Gedanken über Vermarktung, Vertrieb und mögliche Rechtsfolgen macht als über das Schreiben des Manuskripts.

  • Zitat

    Ergänzend zu Iris: Das Urheberrecht betrifft die geistige Urheberschaft an Kunstwerken. Es kann überhaupt nicht betroffen sein. Was möglicherweise greifen könnte, wären Personen- und Persönlichkeitsrechte, aber da Du über eine Zeit zu schreiben gedenkst, in der unser derzeitiges Staatsgefüge noch nicht einmal als Embryo existierte, ist das absolut irrelevant, zudem wären sämtliche möglichen Kläger tot, verwest, zu Staub zerfallen und als PET-Flaschen recycled. Du kannst Kaiser Barbarossa zum Schwulen machen, irgendeinen Zar zum Vater einer ganzen Horde chinesischer Kinder, Du kannst Dir Kriege ausdenken, kinderlosen Menschen Kinder andichten, Haupt- und Provinzstädte verlegen, Krankheiten erfinden, Hunde sprechen lassen, Meere trockenlegen und den Mond zur Scheibe abflachen.


    danke erstmal-die antwort löst alle meine fragen hierzu mit einem schlag... :anbet


    Zitat

    Tatsächlich aber hast Du dann keinen historischen Roman mehr. Gute historische Romane variieren geschichtliche Fakten nur gering, vielmehr versuchen sie, diese mit Leben zu füllen. Die Fiktion besteht aus hinzugedichteten Personen, erfundenen Situationen und Handlungssträngen - aber solchen, die sich in den korrekten Hintergrund einfügen. Ansonsten, wie gesagt: Siehe Iris' Erläuterung.


    ich hab ja auch nicht gesagt, dass ich die weltgeschichte neu erfinden will, sondern wollte nur anhand von extrembeispielen wissen, WIE weit man gehen darf. ich hab nun wirklich keine ahnung von rechtsgrundlagen...


    Zitat


    Mit Verlaub, das hört sich nach einem weiteren Autor an, der sich mehr Gedanken über Vermarktung, Vertrieb und mögliche Rechtsfolgen macht als über das Schreiben des Manuskripts.


    hmmm-es überrascht mich, dass dir das so vorkommt. also mal nicht so voreilig - ich kann dich beruhigen :bruell: ich bin einfach leidenschaftliche schreiberin und geschichtenerfinderin. mein geld verdien ich mir mit meinem hauptberuf, die schreiberei ist für mich mehr eine art ausgleich und leidenschaft...
    ... :write aber da ich nun schon mal schreibe und rumphantasiere, kann ich doch auch gleich an die einhaltung der form und der rechtlichen grundlagen beachten, für den fall, dass ich mein lebenswerk tatsächlich einmal komplett aufs papier bringe.
    ich dachte immer formalitäten müssten geklärt sein, BEVOR man mit der geschichte anfängt. ist ja schließlich doof, wenn man hinterher aus rechtlichen gründen die hälfte seiner geschichte wieder streichen muss und alles nicht mehr zusammen passt.


    also dann nochmal meinen aufrichtigen dank :knuddel für die ersten beiden absätze in deiner antwort - den dritten hab ich mal schnell wieder vergessen
    :rolleyes

  • Na, dann vergessen wir den dritten Absatz halt. :grin


    Die einzige Gefahr, die bei sowas besteht, ist die, daß sich die Leser verhonepiepelt vorkommen ("Scheiße, diesen Kreuzzug kann es überhaupt nicht gegeben haben!"). Derlei beugt man vor, indem man als Vorwort eine Art Disclaimer schreibt, in dem erläutert wird, daß man sich der Falschheit dieser oder jener behaupteten Tatsache bewußt ist, und warum sie dennoch eingefügt wurde. Hilfreich sind auch Zeittafeln, die den tatsächlichen historischen Ablauf darstellen, fiktive und historische Persönlichkeiten auflisten usw. Auch beim Versuch der Kontaktaufnahme mit Verlagen sollte man erläutern, daß (und welche) historischen Fakten verbogen wurden. Viele Leser historischer Romane erwarten eine Art Lehrbuch mit fiktionalem Beiwerk. Dazu gibt es auch einige Threads hier bei den Eulen.


    Was ganz schlecht ankommt, das sind miserabel recherchierte historische Romane, also solche, bei denen der fiktive Anteil hoch ist, weil der Autor zu faul war, sich um die Hintergründe und Quellen zu bemühen. Das gilt übrigens nicht nur für äußere Fakten (Personen, Orte, Geschehnisse), sondern auch und insbesondere für Sozialverhalten und -strukturen, weltanschauliche Hintergründe, Sprache, Interaktion usw. Wer einen Henker zur Zeit des Mittelalters "Cool" sagen läßt, wobei er sich durch den Stoff seiner Jeans am Gehänge kratzt, hat schon ziemlich verloren. Sackkratzen stand damals nämlich unter Todesstrafe. :lache

  • danke für die zusatzlichen tipps.


    wie gesagt, ich habe vor, einen historischen roman zu schreiben, der sich so genau wie möglich an die tatsachen hält und eben geschehnisse in der vergangenheit mit leben füllt. nur muss ich die grenzen kennen, um mich mit meiner geschichte innerhalb dieser bewegen zu können.


    der unterschied zu einem fantasybuch soll eben die authentizität der geschichte sein; und der unterschied zu einem reinen geschichtsbuch, eben die lebendigkeit und die kleinen details (die sich vielleicht so hätten abspielen können...)


    man soll durch das buch die beschriebene zeit schließlich erleben wie ne kleine live-zeitreise - so hab ich es ja schließlich auch als leserin am liebsten....

  • Respekt, da hast Du Dir ja einiges vorgenommen, gerade einen historischen Roman schreiben zu wollen. Das würde ich mir niemals nicht zutrauen, mal so eben als Laie...
    Allein schon die aufwendige Recherche, damit dem Henker eben nicht ein "cool" rausrutscht, während der Eisverkäufer durchs grölende Publikum rappt. Das allein nimmt doch schon Monate in Anspruch, bevor es überhaupt losgeht. Ich ziehe meinen Hut vor allen, die das angehen und bleibe lieber Konsument.
    Fantasy hätte den enormen Vorteil, dass die Recherche wegfällt, da gehts ja nicht um historische Korrektheit, da kannste ja alles machen, einen Zyklopen Springseil hüpfen lassen, oder ihn mit den Gebissen wütender Omas bewerfen. Wurscht.

  • Zitat

    Original von Tom
    Was ganz schlecht ankommt, das sind miserabel recherchierte historische Romane, also solche, bei denen der fiktive Anteil hoch ist, weil der Autor zu faul war, sich um die Hintergründe und Quellen zu bemühen.


    Kann ich als Leserin bestätigen. Übrigens gilt das auch für Filme. Wobei mir dabei einfällt, dass es nett sein kann, Scherze in eine historische Story einzubauen, die als Scherze erkenntlich sind. :grin Aber dann muss der Humor natürlich auch in die Story hineinpassen.


    Schöne Grüße, Berit

  • Zitat

    Original von Berit
    Wobei mir dabei einfällt, dass es nett sein kann, Scherze in eine historische Story einzubauen, die als Scherze erkenntlich sind. :grin Aber dann muss der Humor natürlich auch in die Story hineinpassen.


    Wie in Ecos Baudolino, der den Anachronismus zum Stilprinzip macht und damit das Genre inronisiert? Ich finde es himmlisch, zu sehen wie von Poes Kriminalgeschichten bis Mike Tyson die sonderbarsten Sachen Eingang fanden.
    Puristen unter den Kritikern (speziell bei Amazon.de) haben ihm das als irreführend angelastet, bezeichnen des Roman deshalb sogar als "Schund"! Da hat offenbar jemand nicht den Unterschied zwischen Doku-Drama und Literatur begriffen. :lache


    Man bedenke stets den abschließenden Dialog zwischen Niketas und Paphnutios:

    Zitat

    »Es war eine schöne Geschichte. Schade, daß sie nun niemand erfährt.«
    »Glaub nicht, du wärst der einzige Geschichtenverfasser in dieser Welt. Früher oder später wird sie jemand erzählen, der noch verlogener ist als Baudolino.«


    Aber bis man dahin kommt, muß man sich schlafwandlerisch auskennen in der materiellen und immateriellen (geistigen) Welt der Epoche, die man zum Raum-Zeit-Kontinuum seiner Geschichte machen will!

  • Zitat

    Original von Tom



    Mit Verlaub, das hört sich nach einem weiteren Autor an, der sich mehr Gedanken über Vermarktung, Vertrieb und mögliche Rechtsfolgen macht als über das Schreiben des Manuskripts.



    Entschuldige dass ich mich hier noch kurz einmische, Tom, aber genau das meinte ich drüben im thread "Autobiografie" mit "erst mal das Negative herauspicken" - selbst dort, wo es jeder Grundlage entbehrt.


    Denn ich sehe im Beitrag der Fragestellerin hier keinen einzigen Anhaltspunkt, der den von dir in den Raum gestellten Schluss rechtfertigen würde. Wie kommst Du darauf? Bleibt nur noch eine Vermutung: Wie der Schelm ist, so denkt er? ;-)


    Zu den Rechtsfolgen: Meinen ersten, bescheidenen Erfahrungen nach kann man sich, besonders bei allen Büchern, die mit dem Bereich "Urheberrecht" zu tun haben, gar nicht früh genug Gedanken über ein rechtlich korrektes und abgesichertes Vorgehen machen.


    Und bin schon weg, werde auch ev. hier im Forum noch eintreffende Antworten nicht mehr lesen, weil ich meine Zeit nicht mit einer Kommunikation verschwenden möchte, die mich runterzieht bzw. mir im besten Fall wenig bringt. Ich erlebe im Netz teilweise so gute und liebevolle Kommunikation, dass ich meine Zeit für anderes nicht mehr verwenden möchte. Bin in dieser Hinsicht vielleicht ein wenig verwöhnt. :-)


    :wave


    serce

    Lass Dir keine Grenzen setzen in Deiner Liebe, nicht Maß, nicht Art, nicht Dauer.
    Friedrich Schleiermacher

  • Zitat

    Original von serce
    Zu den Rechtsfolgen: Meinen ersten, bescheidenen Erfahrungen nach kann man sich, besonders bei allen Büchern, die mit dem Bereich "Urheberrecht" zu tun haben, gar nicht früh genug Gedanken über ein rechtlich korrektes und abgesichertes Vorgehen machen.


    LilyRose' Fragen haben nichts, aber auch gar nichts mit dem Urheberrecht zu tun. Um den entsprechenden Wikipedia-Artikel zu zitieren:

    Zitat

    Als Urheberrecht bezeichnet man das ausschließliche Recht eines Urhebers an seinem Werk.


    Das Urheberrecht wird auf bestimmte kulturelle Geistesschöpfungen, Werke genannt, angewendet, zum Beispiel auf literarische und wissenschaftliche Texte, musikalische Kompositionen, Tonaufnahmen, Gemälde, Fotografien, Theater-Inszenierungen, Filme, Rundfunksendungen, Gebäude und Skulpturen. Es hat zwei voneinander klar zu trennende Aspekte:

    • Es schützt den Urheber in seinem Persönlichkeitsrecht, d. h. in seinem Recht auf die erste Inhaltsmitteilung, die Erstveröffentlichung, die Urheberbezeichnung, den Schutz vor Entstellung des Werkes, ggf. auf den Zugang zu Werkstücken und ggf. auf den Rückruf des Werkes.
    • Es dient der Sicherung der wirtschaftlichen Interessen des Urhebers durch das Verwertungsrecht, d. h. das Recht auf die Vervielfältigung, die Verbreitung, die Ausstellung, die öffentliche Wiedergabe und die Bearbeitung des Werkes. So darf niemand ohne Zustimmung des Urhebers mit diesem Werk Geld verdienen oder die Vermarktung des Werkes durch den Urheber hintertreiben, z. B. mittels so genannter Raubkopien.


    (Quelle: Wikipedia s.v. Urheberrecht)


    LilyRose' Fragen bezogen sich auf ein evtl. vorliegendes Persönlichkeitsrecht (auch allgemeines Persönlichkeitsrecht bzw. postmortales Persönlichkeitsrecht).


    Was Tom und mich irritiert, ist die Wahl der Beispiele, die möglicherweise nur unglücklich gewählt sind, aber den Eindruck eines sehr wurstigen Umgangs mit der historischen Realität zeigen.


    Nun gut, wenn man sich die Programme der großen Publikumsverlage ansieht, finden sich dort enorme Mengen an "historischen" Romanen, in denen es nicht um die fiktionale Wiedergabe einer möglichen oder wahrscheinlichen historischen Realität geht, sondern um die plumpe Zementierung kruder Vorurteile über "finsteres Mittelalter" voller Hexenwahn, armer schöner Mädchen, geiler Mönche und marodierender Ritterbanden. :pille


    Ich persönlich finde solche Machwerke extrem peinlich für die Verfasser! Wer sich nicht die Mühe machen will, sich eingehend und intensiv mit dem Umfeld auseinanderzusetzen, in dem die Geschichte spielen soll, und eher dieses Umfeld verbiegt als seine Story bzw. seine Vorurteile, der sollte sich auf eine vollkommen fiktionale Welt verlegen, in der er spinnen kann, wie er will.


    Nachtrag: Kleine Fehler finde ich hingegen verzeihlich, denn frei von Irrtümern ist wohl niemand von uns.

  • Zitat

    Original von Iris
    Puristen unter den Kritikern (speziell bei Amazon.de) haben ihm das als irreführend angelastet, bezeichnen des Roman deshalb sogar als "Schund"!


    Ach ja, die werten BuchkritikerInnen ... glücklich, sich über andere zu erheben. In diesem Fall eher peinlich für sie als für andere. :grin


    Zitat

    Original von Iris
    Ich persönlich finde solche Machwerke extrem peinlich für die Verfasser!


    Manchmal bewundere ich aber auch die Gleichgültigkeit solcher Leute gegenüber solcher Kritik. Das gibt es ja überall im Geschäft der Kunst und Popkultur. Der eine "Künstlertyp" müht sich redlich ab und versucht etwas möglichst gut und stimmig herzustellen (ob Buch oder was anderes, egal) - und andere machen einfach. Irgendwie so. Zack. Denken nicht groß drüber nach, pfeifen auf Regeln, schlagen alle möglichen professionellen Ratschläge in den Wind - und haben damit auch noch Erfolg. Da kann man schon manchmal staunen, oder? :-)

  • Zitat

    Original von Berit
    Der eine "Künstlertyp" müht sich redlich ab und versucht etwas möglichst gut und stimmig herzustellen (ob Buch oder was anderes, egal) - und andere machen einfach. Irgendwie so. Zack. Denken nicht groß drüber nach, pfeifen auf Regeln, schlagen alle möglichen professionellen Ratschläge in den Wind - und haben damit auch noch Erfolg. Da kann man schon manchmal staunen, oder? :-)


    Es ist anders: Die erfolgreiche Gruppe unter denen, die drauf pfeifen, fabrizieren Sachen, bei denen die Darstellung des Umfeldes der Handlung den Vorurteilen eines Gutteils des Lesepublikums 1:1 entspricht, mag sie auch noch so falsch sein.
    Dabei geht es auch nicht um erzählerisches oder stilistisches Können, sondern schlichtweg um die Bestätigung von weit verbreiteten, aber aufgrund fehlender Sachkenntnis meist komplett falschen Vorurteilen. Deshalb glauben Autor und Leser den Quatsch, der dann als historische Realität verkauft wird, tatsächlich aber ein Zerrbild ist, daß durch die Darstellung späterer Epochen geschaffen wurde.


    Das "finstere Mittelalter" bspw. ist u.a. eine Schöpfung der "Aufklärung" (speziell der frz. "Aufklärung"), die ihre eigene bluttriefende Zeit als Fortschritt gegenüber der Vergangenheit darzustellen versuchte und von daher geradezu genötigt war, diese Vergangenheit als noch bluttriefender und schrecklicher zu präsentieren. Aus diesen Vorstellungen speist sich noch immer der größte Teil der Sachbuchliteratur und daher die entsprechenden Darstellungen in den historischen Romanen.
    Tatsächlich beschreibt der Begriff "dunkles MA" eine bestimmte Zeit (nämlich die, die Herr Illig konsequenterweise gleich aus den Geschichtsbüchern streichen möchte :lache), über die wir verhältnismäßig wenig schriftliche Quellen haben, weshalb die traditionelle, sich auf schriftliche Quellen beschränkende Geschichtsschreibung sie jahrhundertelang als obscurum ("unklar", "schemenhaft", "dunkel") ansah.

  • Zitat

    Original von Iris
    Die erfolgreiche Gruppe unter denen, die drauf pfeifen, fabrizieren Sachen, bei denen die Darstellung des Umfeldes der Handlung den Vorurteilen eines Gutteils des Lesepublikums 1:1 entspricht, mag sie auch noch so falsch sein.


    Ja, genau - das merken die ja aber oft gar nicht. Solche Erfolge verdanken sich meines Wissens selten der vorherigen genauen Analyse von Klischees, sondern jene werden einfach (zumindest teilweise) unbewusst nachvollzogen. Vergleichbar ist das ja auch mit kitschigen, platten Liebesgeschichten oder auch anderen 'Kunstwerken' ... Aber das wird jetzt ein bisschen OT hier. ;)

  • Hallo, Serce.


    Zitat

    Entschuldige dass ich mich hier noch kurz einmische, Tom, aber genau das meinte ich drüben im thread "Autobiografie" mit "erst mal das Negative herauspicken" - selbst dort, wo es jeder Grundlage entbehrt.


    Das kann ich nur 1:1 retournieren. Ich habe auf die Fragen ziemlich ausführlich geantwortet, und meine Anmerkung, auf die Du Dich beziehst, war nur ein kleiner Teil davon, gelle?


    Ergänzend zu dem, was Iris geschrieben hat: Wenn Du die Autorenecke durchstöberst, findest Du viele Anfragen von Leuten, die gerade damit beginnen wollen, ein Romanprojekt zu entwickeln, und die das Pferd von hinten aufzäumen, vorsichtig ausgedrückt. Bevor auch nur die allererste Zeile geschrieben ist, macht man sich Gedanken darüber, wie man die Verlage daran hindern kann, die Ideen zu klauen (<sic!>), wie die Vertragsgestaltung auszusehen hat und was man auf einer Lesereise wohl an Klamotten tragen sollte. Die hier gepostete Anfrage fiel nach meinem Gefühl in eine ganz ähnliche Kategorie - insbesondere die Tatsache, daß nach dem Urheberrecht gefragt wurde, schien mir ein hinreichendes Indiz zu sein. Aber ich habe meine Anmerkung ja auch relativiert bzw. mich für eine mögliche Fehlvermutung entschuldigt.

  • Zitat

    Original von FrauMustermann
    Fantasy hätte den enormen Vorteil, dass die Recherche wegfällt, da gehts ja nicht um historische Korrektheit, da kannste ja alles machen, einen Zyklopen Springseil hüpfen lassen, oder ihn mit den Gebissen wütender Omas bewerfen. Wurscht.


    Zu diesem ganz speziellen Punkt kann ich nicht schweigen.
    Wer glaubt, bei Fantasy ohne Recherche auszukommen, befindet sich ganz gewaltig auf dem Holzweg.


    Kaum eine Fantasystory geht ohne eine kleine oder größere Schlacht aus. Wie kann man eine Schlacht spannend und logisch zugleich zu schildern, wenn man sich nicht ein wenig mit Kriegsstrategien, Waffen, Rüstungen, etc. auskennst (außer es läuft ausschließlich über Zauberei).
    Wer eine Burgenbelagerung schildert, sollte sich erst einmal mit Burgen, Belagerungsgeräten und Wehranlagen beschäftigen.
    Wer eine offene Feldschlacht beschreibt, kommt um ein wenig Kriegskunde, Nah- und Fernwaffen und Rüstungen einfach nicht herum.
    Wer Lagerleben einer Söldnertruppe beschreiben will, findet bei den Landsknechten des Mittelalters viel Inspiration.
    Und wer einfach nur eine Stadt beschreibt, der sollte sich trotzdem ein wenig mit Lebensmitteln, Kleidern, der Sprache oder den Verhältnissen der kleinen Leute und der reichen Herren auskennen.


    Mögen vielleicht einige Leute anders sehen und es mag auch einige Fantasy-Bücher geben, bei denen auf die Recherche verzichtet wurde, aber für mich das einfach nur "unrecherchierter Klump", der es nicht wert ist, seine Zeit damit zu verschwenden.

  • Zitat

    Original von treogen
    Mögen vielleicht einige Leute anders sehen und es mag auch einige Fantasy-Bücher geben, bei denen auf die Recherche verzichtet wurde, aber für mich das einfach nur "unrecherchierter Klump", der es nicht wert ist, seine Zeit damit zu verschwenden.


    Da stimme ich dir vorbehaltlos zu.


    Mir ging es vor allem darum, daß man in einem Fantasy-Roman eher mal die ganzen kruden Vorurteile austoben kann, die sich über das Mittelalter offenbar angesammelt haben.
    Für sich genommen bilden die herrschenden Vorstellungen ja eine phantastische Welt, die allerdings so nie Realität war und knapp an der Unmöglichkeit vorbeischrammt, so unwahrscheinlich ist sie.
    Dazu kann man ja stehen, ein Autor darf Welten erschaffen, das ist sein gutes Recht. Aber hinzugehen und zu behaupten, so sei es tatsächlich zugegangen, damit gibt man sich m.A.n. der Lächerlichkeit preis.


    Die Äußerung, wer nicht ernsthaft recherchieren bzw. an die Ergebnisse der Recherche (den common sense in der Forschung, halten will, möge sich doch besser auf die Fantasy verlegen, sollte meinerseits keineswegs eine Abwerutuing der Fantasy bzw. Phantastischen Literatur sein!

  • Ich noch mal, auch wenn es ein wenig OT ist ...


    Zitat

    Original von Iris
    Die Äußerung, wer nicht ernsthaft recherchieren bzw. an die Ergebnisse der Recherche (den common sense in der Forschung, halten will, möge sich doch besser auf die Fantasy verlegen, sollte meinerseits keineswegs eine Abwerutuing der Fantasy bzw. Phantastischen Literatur sein!


    habe ich auch nicht so gesehen ;-)
    mir ist halt nur allgemein aufgefallen, dass bei manchen zum einem der Wunsch da ist, zu schreiben, aber auf der anderen Seite anscheinend das Interesse zu recherchieren (oder überhaupt zu lesen) fehlt.
    Das passt einfach nicht zusammen. In keiner Gattung (selbst nicht bei Fantasy, ein bisschen was ist immer zu recherchieren).


    Wobei da beim historischen Roman sicher wirklich am meisten zu tun ist.

  • So, ich denke jetzt bin ich als veranlasserin dieses threads doch nochmal an der reihe. das alles nimmt hier seinen eigenständigen lauf und ich muss mich einfach von den vorwürfen hier in aller deutlichkeit distanzieren.
    die stattfindene diskussionen hat einfach nichts mehr mit der ausgangsfrage zutun!


    für alle, die es also trotz meiner bereits erfolgten erläuterung nicht verstanden haben:


    1. ich habe mich entschieden einen historischen roman zu schreiben, weil mich einige tatsächliche geschehnisse in der mitteralterlichen zeit enorm interessieren.
    wer mir andere intentionen unterstellt, hat keine ahnung und spekuliert nur rum!


    autoren, die in erster linie an geld, erfolg etc. denken gibt es sicherlich mehr als genug. aber soetwas jemandem grundlos zu unterstellen, finde ich, sagt doch etwas über einen selbst aus, oder nicht??? projektion heisst es wohl in der fachsprache...


    2. dasselbe gilt für mangelnde recherchen, unangepasste schreibstile (btw: jeder lese-fan historischer romane weiss, dass kein henker "cool" sagen würde) oder nicht nachvollziehbare handlungsabläufe...
    diese punkte werden von mir mit keinem wort erwähnt und sind aus meiner frage heraus auch nicht logisch abzuleiten. ich habe weder auch nur ein einziges wort über mein wissen um das mittelater beziehungsweise der mich interessierenden ereignisse verloren, noch hier eine leseprobe zur beurteilung meines schreibstils veröffentlicht....
    daher kann ich nur annehmen, dass hier gedanken aufgrund persönlicher emotionen ihren eigenen lauf genommen haben, aber mit der realität und mit mir nichts zutun haben!


    3. wer jetzt trotzdem meint, das ja aber meine beispiele so realitätsfern waren, dass man annehmen muss, ich hätte keine ahnung von dem was ich schreibe...
    dass ich so abstruse beispiele gewählt habe,hat vor allem zwei gründe. erstens wollte ich nichts über die geschichte preisgeben und zweitens habe ich mir gedacht, wenn die extremsten veränderungen der weltgeschichte schon keine rechtlichen auswirkungen haben, dann müssen winzige deteilveränderungen ja wohl erst recht durchgehen. ich wollte ebenkeinen zweifel an der antwort haben und hatte wohl auch recht damit, meine frage sooo übertrieben zu formulieren.


    4. ich denke nicht, dass ich meine frage rechtfertigen muss. und ob sie nun im bereich des urheberrechts liegt oder des persönlichkeitssrechtes, ist mir schnurz und sagt nichts über meine intention zu schreiben aus. warum darüber diskutiert wird, was es über jemanden aussagt, wenn er eine frage zu diesem oder eben zu jenem rechtsgeibt stellt, ist mir schlicht unverständlich.
    ich bin kein anwalt, ich hab nie ein buch veröffentlicht und mich bisher nie damit auseinandergesetzt. ich wollte lediglich wissen, wie weit die künstlerische freiheit gehen darf. und meine frage wurde auf anhieb zu meiner vollsten zufriedenheit beantwortet.


    5.abgesehen davon, fände ich auch nichts beschämendes oder falsches darin hier (ein autorenforum sollte doch schließlich dazu da sein ALLE die schreibarbeit betreffenden fragen stellen zu dürfen!!!) fragen zu rechtlichen grundlagen sowie "gedankenklau" oder was auch einem sonst in den sinn kommt zu fragen. warum reagiert ihr "echten autoren" denn so gereizt, wenn ein "laie" so etwas wissen will.
    ist doch klar, dass jeder der mit dem gedanken spielt ein buch zu veröffentlichen, tausende von fragen hat. in welcher reihe man seine fragen zu dem gesamtwerk abarbeitet, sollte doch wohl jedem selbst überlassen sein. ich mache es so wie sie mir in den sinn kommen. und wie ich schon sagte, will ich später nicht die halbe geschichte streichen müssen oder beispielweise mein manuskript komplett umändern müssen, nur weil ich mich vorher nicht erkundigt habe.
    ich dachte fragen kostet nichts, aber da hab ich mich wohl geirrt. bei den falschen leuten kostet es eine ganze menge energie, vor allem wenn man falsch verstanden werden will.
    also diesen punkt finde ich am enttäuschendsten und unprofessionellsten. so voreingenommen sollte man in einen forum wirklich nicht gegenüber fragen und fragestellern sein.


    fazit: danke für die meine frage betreffende antwort - der rest verwirrt nur...

  • Huhu, LilyRose.


    Dann schreib doch nächstes Mal: Bitte antwortet mir ausschließlich und direkt auf meine Frage. Alles andere will ich nicht wissen, es ist sowieso alles geheim oder so, und außerdem will ich keine Spekulationen hören oder von mir geben müssen. Dann hätte die Antwort gelautet:


    "Urheberrechtliche Bedenken sind grundlos." Punkt. Aus.


    Du mißdeutest die Antworten. Ich denke, vorherrschende Intention ist das Interesse an der (Deiner) Arbeit und der Wunsch, Dir zu helfen. Daß dabei Themen aufgeworfen werden, die Deine Frage nicht berührt hat, mag zwar sein, ist aber kein Grund, sich zu echauffieren. :wave