Das Erbe von Ragusa - Corinna Kastner

  • Nach der Lesung aus diesem Buch in Altwarmbüchen beim Eulentreffen kam ich an ihm nicht mehr vorbei- nachdem ich zunächst mit der Idee einige Schwierigkeiten hatte mich anzufreunden zog mich die Spannung schliesslich so in das Buch, dass heute früh, wenn andere aufstehen, ich mich dann noch ein paar wenige Stunden zum Schlafen legen konnte nachdem ich bis zur letzten Seite durchgelesen habe.


    Corinna Kastner gelingt der schwierige Ritt auf der "Zeitreiseschneide", ohne völlig in den Kitsch oder den Irrsinn abzugleiten- ihre Personen handeln in ihrer Zeit jeweils glaubhaft und besonders die Beschreibung der Handlungsorte gelingt Corinna Kastner hervorragend- ich bin versucht zum Vergleich Namen wie Karl May oder Jules Verne zu nennen, bei denen die Schilderung dessen wo und wie die Geschichte sich abspielt eine ebensogroße Rolle spielt und eine ebenso große Plastizität erreicht. Selbst diese scheußliche Stadt in Niedersachsen wird dem Leser von ihren interessanten Seiten vorgestellt und der Betonwüste Leben und Farbe eingehaucht. (Orte wie Dubrovnik und Cavat interessant darzustellen ist da sicher sehr viel einfacher.)


    Bei aller Leichtigkeit, die meine Vorposter zu Recht lobend erwähnen, bei Liebesgeschichte und Frauenschicksal, Sammlergier und Vater- Tochterkonflikt wird aber auch das Schicksal der Region um Dubrovnik im Balkankrieg, die Situation zwischen Serben und Kroaten heute und der Wiederaufbau geschickt in die Geschichte eingebunden und nicht nur die Gegend schöngeredet.


    Der Hexenwahn, den Heinrich Institoris mit seinem Hexenhammer in Europa verbreitete und die Bedrohung die davon für selbstbewußte Frauen ausging und die Macht die dieser Wahn für skrupellose Männer erbrachte wird ebenso thematisiert wie die Tatsache, dass diesem Wahn durchaus nicht alle Kleriker anhingen. Das aber auch da gilt Wissen ist Macht- und sei es das Wissen um die Heilkraft der Kräuter- zeigt, dass zwischen 1550 in Ragusa und 2005 in Europa weniger Unterschiede bestehen, als man erwarten (erhoffen?) sollte..


    Fazit: Ein wirklich gelungenes Buch mit hohem Lesespaß.

  • Normalerweise mag ich die Romane von Corinna Kastner recht gern, da sie zwei verschiedene Zeitebenen geschickt miteinander verbinden. "Das Erbe von Ragusa" jedoch konnte mich nicht überzeugen. Der Beginn war langatmig, erst später kam Spannung auf, als es um Mirjanas Geschichte ging. Überhaupt erschien mir Mirjana als die einzig überzeugende Person im Roman - Nella blieb blass und Safet schwankte ständig zwischen der Rolle des Schurken und des Geliebten. Dubrovnik mag zwar eine faszinierende Stadt sein, doch ich hatte während des ganzen Buches über immer wieder das Gefühl, einen Reiseführer zu lesen, aber keinen spannenden Roman.
    Schade, denn in anderen Romanen hat die Autorin bewiesen, daß sie deutlich besser schreiben kann.

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Hallo Nell,


    schade, dass Dir "Ragusa" nicht so gefallen hat. Für mich ist es beachtenswert zu erfahren, wie unterschiedlich bei Dir meine Bücher ankommen - vor allem, weil mir gar nicht bewusst ist, bei "Ragusa" irgendwas anders gemacht zu haben als bei den anderen - auch nicht, was z. B. die Beschreibungen der Schauplätze angeht.


    Dass es so unterschiedlich rüberkommt - auch von Leser zu Leser - finde ich immer wieder interessant. :wave

  • Ich habe vor kurzem "Das Erbe von Ragusa" gelesen bzw. regelrecht verschlungen. ;-)


    Wie der Grossteil hier fand ich das Buch sehr fesselnd, so dass ich den Roman innerhalb von 1 1/2 Tagen ausgelesen hatte und mir nun auch noch "Die verborgene Kammer" gekauft habe. :-]


    Die Mischung aus Fantasy, Mystery, Abenteuer und Liebesgeschichte finde ich sehr gelungen; mit den Protagonisten (vor allem mit Nelle und Mirjana) kann ich mitfühlen bzw. mitfiebern und der Schreibstil ist sehr flüssig & packend.


    Bis das neueste Buch habe ich nun alle Romane von Corinna Kastner gelesen und bin von allen schwer begeistert. :anbet
    Ich hoffe noch auf viele weitere Bücher...

  • @ Sabine73
    Das freut mich natürlich! :-]
    Und es ist wirklich gerade hier auch wieder faszinierend, wie verschieden z. B. Nella bei Dir und Nell ( :grin - lustige Namens(fast)gleichheit) rübergekommen ist.
    Und ich hoffe, dass Dir die "Kammer" auch gefallen wird!


    @ Nell
    Na, so was ist ja häufig auch eine Bauch- bzw. Gefühlssache, wie etwas beim Lesen ankommt. Geht mir als Leserin genauso. Alles sehr subjektiv! Aus meiner Perspektive als Autorin ist das aber daher tatsächlich sehr interessant - auch wenn man weiß, dass man es natürlich nie allen recht machen kann. :wave

  • Sooo, (leider) fertig gelesen.


    Wieder mal ein sehr schönes Buch von Corinna Kastner. Ich bin ja inzwischen schon großer Fan dieser "Reiseführer" ;-) geworden. Jetzt stellt sich nur die Frage, ob ich zuerst nach Dubrovnik, Guernsey oder aufs Fischland will. :lache


    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, auch wenn der männliche Hauptdarsteller leider nicht so in mein Männerbeuteschema passte und er mir somit leider überhaupt nicht gefiel.
    Die Geschichte um die Kette, die Visionen, die Verbundenheit der beiden Frauen über die Jahrhunderte hinweg, das Vermächtnis und die Geschichte dahinter haben mich hingegen wirklich in ihren Bann gezogen.


    Von mir 9 von 10 Punkten :-]

  • Ein sehr unterhaltendes, lesenswertes Buch, das mich von der ersten Seite in seinen Bann gezogen hat. Ich war sehr skeptisch, als mir klar wurde, dass sich eine Handlungsebene mit Hexenverfolgung beschäftigen wird, denn Bücher zu dieser Thematik lese ich generell nicht! Ich war aber angenehm überrascht, wie sensibel Corinna Kastner diese Handlungsebene entwickelt, frei von offensichtlicher Brutalität und allzu ausführlichen Folterbeschreibungen, die bei Büchern mit diesem historischen Hintergrund sonst fast immer auftauchen (das muss ich nicht haben).
    Die Liebesgeschichte zwischen Nella und Safet entwickelt sich ohne Kitsch, dafür aber mit Leidenschaft und dem Wechsel zwischen Nähe suchen und wegstoßen - sehr ansprechend!


    Ein sehr gutes Buch, das Lust auf mehr macht.

  • Mein zweites Buch dieser Autorin und bestimmt nicht mein letztes.
    Von der ersten Seite an hatte es mich in den Bann gezogen und liess sich nur schwer aus der Hand legen.
    Die Landschaftsbeschreibungen sind einfach toll, auch die Charaktere haben mir gut gefallen.
    Die Geschichte hat mich bis zur letzten Seite gefangen gehalten.

    Diese Eintrag wurde bisher 47 mal bearbeited, zultzt gerade ebend, wegen schwere Rechtsschreipfeler.

  • Dies war mein erstes Buch der Autorin und es war mit Sicherheit nicht das letzte. Ich muss aber zugeben, das ich am Anfang kurz vorm abbrechen war, weil die ersten 100 Seiten mehr Liebesgeschichte war auf die ich gut und gerne verzichtete hätte. Aber als Nella dann in Dubrovnik war nimmt die Geschichte endlich ihren Lauf und ich meinen Lesefluss. Ich konnte mir richtig gut vorstellen wie es dort aussieht bzw im 16. Jahrhundert aussah. Die Handlung war mitreißend, auch wenn es mir zum Schluss eher wie ein Maffiosofilm vorkam. Das Ende fand ich auch ziemlich kitschig, aber sehr passend :lache 8 Punkte.

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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Nachtelfe ()

  • Wirklich ein tolles Buch!
    Die Geschichte ist ein super durchdacht und spannend - man weiß nie was als nächstes passiert.


    Der Schreibstil von Corinna Kastner gefällt mir einfach gut, dass war auch in diesem Buch der Fall.


    Mehr davon!

  • Zitat

    Original von Nachtelfe
    Dies war mein erstes Buch der Autorin und es war mit Sicherheit nicht das letzte. Ich muss aber zugeben, das ich am Anfang kurz vorm abbrechen war, weil die ersten 100 Seiten mehr Liebesgeschichte war auf die ich gut und gerne verzichtete hätte. Aber als Nella dann in Dubrovnik war nimmt die Geschichte endlich ihren Lauf und ich meinen Lesefluss. Ich konnte mir richtig gut vorstellen wie es dort aussieht bzw im 16. Jahrhundert aussah. Die Handlung war mitreißend, auch wenn es mir zum Schluss eher wie ein Maffiosofilm vorkam. Das Ende fand ich auch ziemlich kitschig, aber sehr passend :lache 8 Punkte.


    Nachelfe hat mir sozusagen aus der Seele gesprochen. Acht Punkte auch von mir!

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."