Inhaltsangabe laut Klappentext:
Jim Knipfel ist der blinde Seher im modernen Gewand. Konfrontiert mit der unausweichlichen Wahrheit einer unheilbaren Krankheit, die ihm langsam das Augenlicht raubt, sieht er überall die Lüge. Die Lüge der einem blinden Gesundheitswahn verfallenen Gesellschaft, die der überforderten Eltern und Freunde, die der eloquenten, aber teilnahmslosen Therapeuten.
Anstatt zu leiden, reagiert Knispel auf seine Weise. Er lacht über alles, schmeißt Ehe und Studium, zieht vom kleinbürgerlichen Wisconsin in einen Großstadtslum, treibt sich mit "Versagern" herum, stiehlt, säuft, schluckt Tabletten - ein junger Mann aus gutem Hause, auf der Überholspur ins Vergessen.
Irgendwann entdeckt er das Schreiben. Das Papier erträgt seine Wahrheiten; endlich kann er sie teilen. Mit schwarzem Humor, der von tiefster Sensibilität und Verletzlichkeit zeugt, aber keine Tabus respektiert, beschreibt er sein Leben, seine Angst, seine Hoffnung.
"Blindfisch" ist das Gegenteil einer therapeutischen Krankengeschichte - es ist ein grotesker Aufschrei dessen, der hinter dem Schein, den er immer weniger zu sehen vermag, das wahre Sein erkennt.
Die Originalausgabe hieß "Slackjaw" und ist im Jahre 1999 bei Tarcher/Putnam in New York erschienen.
Über den Autor
Jim Knipfel wurde 1965 in Green Bay, Wisconsin, geboren. Er studierte an der Universität of Minnesota und hielt sich nach dem Studienabbruch mit verschiedenen Jobs über Wasser. Heute lebt er in Brooklyn und schreibt für die "New York Press". Er leidet an einer unheilbaren Augenkrankheit (Retinitis pigmentosa), die ihn langsam völlig erblinden läßt.
Meine Meinung
Dieses Buch war ein Verlegenheitskauf, weil ich heute drei Stunden unverhofft warten mußte. Ich habe es für einen Euro erstanden.
Meine Erwartungen waren daher nicht sehr hoch.
Jedoch hat mich "Blindfisch" von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Es überzeugt durch eine dichte Geschehensbeschreibung, die von Anfang bis zum Ende konsequent durchgehalten wird.
Das Buch öffnet auch die Augen in Bezug auf die Alltagsschwierigkeiten von Blinden und zeigt auf, wie man als Hilfebedürftiger in die Mühlen von Ämtern und wohlmeinenden Hilfeorganisationen geraten kann.
Der Umgang des Autors mit seinen diversen Leiden (Wutanfälle durch Temporallappenläsion des Gehirns, Depressionen, Selbstmordversuche und die schleichende Erblindung) ist unkonventionell:
Zu erwarten gewesen wäre eine von Lamoryanz triefende Leidensbeschreibung , aber enthalten ist ein pragmatischer Umgang mit allen Leiden. Fast schon nüchtern beschreibt der Autor die diversen Stufen der Erkrankungen, jedoch nicht ohne ein großes Maß an schwarzem Humor zu bewahren.
Letztendlich besiegt er - trotz oder vielleicht sogar wegen der Erblindung - seine Depressionen und die permanent vorhandene Selbstmordabsicht. Er findet seine Mitte im Leben.
Fazit:
Eine "wie im Fluge" vergangene Wartezeit, angereichtert durch etliche Lacher und neue Einblicke. So müssen Bücher sein.