Reagenzglas-Kinder

  • Zitat


    Original von Tom
    Bei manch einer emotional bedingten Äußerung sollte man einfach zwei-, dreimal überlegen, bevor man sie postet. Ich nehme mich da nicht aus. :-)


    Ähm, ja, letztendlich bleibt es immerhin ihre Meinung. Ich persönlich könnte mich mit diesem Gedanken ein weiteres Kind zu bekommen, das als Ersatzteillager funktioniert, definitiv nicht anfreunden. Klar weiß man nicht, wie man in dieser Situation reagiert, und ich hoffe, dass ich niemals in so eine gerate.

  • Zitat

    Original von Tom


    Ich weiß nicht. Da lese ich, jemand würde für sein Kind "alles tun", unter anderem auch - möglicherweise - ein zweites zeugen, um das erste zu retten. Mal von der Widersprüchlichkeit dieser Aussage abgesehen, und von der Tatsache, daß solche fiktiven Behauptungen (man weiß nie, wie man in einer Situation wirklich agiert, in der man zuvor noch niemals war) natürlich weitgehend haltlos sind: Ein Menschenleben - und zwar jedes - sollte immer höchstes Gut sein, sonst funktioniert nichts mehr. Über die Frage, ab wann ein Mensch ein Mensch ist (wie angedeutet - die katholische Kirche geht neuerdings von der sogenannten "Parallelbeseelung" im Moment der Zeugung aus), kann man vortrefflich streiten, wenn man möchte, aber daß ein geborenes Kind ein solcher ist, das sollte m.E. außer Frage stehen.


    Bei manch einer emotional bedingten Äußerung sollte man einfach zwei-, dreimal überlegen, bevor man sie postet. Ich nehme mich da nicht aus. :-)


    Erklär mir das. Warum ist das widersprüchlich?


    LG

  • Wäre das Geschwisterchen nicht auch "Dein Kind"? In welcher Weise würde es sich vom ersten unterscheiden? Willst Du eine endlose Rekursion auslösen, um jeweils das Geschwisterchen zu retten, indem Du ein weiteres zeugst? Mit Verlaub, ziemlicher Blödsinn, oder? :wave

  • Nein Tom, das sehe ich anders. Natürlich ist es auch mein Kind, aber aus dem Blickwinkel des erkrankten Kindes ist es eben das Geschwisterchen.


    Meiner Meinung nach handelt es sich auch nicht um eine Rekursion, denn zum einen ist es unwahrscheinlich, dass dieses Schicksal ein und dieselbe Familie mehrmals trifft (mal davon ausgegangen, es handelt sich nicht um eine Erbkrankheit, aber da hätten wir diese Diskussin ja von vorn herein nicht), außerdem gibt es die Möglichkeit, Stammzellen zu archivieren, was ich wahrscheinlich tun würde, wenn meine Famlilie in so eine Situation geraten wäre.


    Gruß


    Lesemaus

  • Hallo, Lesemaus79.


    Ich habe Dich vermutlich falsch verstanden. Da es zuvor im Thread um Klone als Ersatzteillager ging, nahm ich an, Du meintest, möglicherweise durchaus in Erwägung zu ziehen, ein weiteres "Geschwisterchen" zu zeugen, um "Dein Kind" zu retten - eben als Ersatzteillager, selbiges (also das "Geschwisterchen") opfernd. Wenn ich so lese, was Du jetzt ausführst, gehe ich davon aus, daß Du das "Geschwisterchen" als Spender für Stammzellen gebären wollen würdest, was natürlich ein durchaus zweifelhafter Grund für die Zeugung eines Kindes ist, aber weit weniger zweifelhaft als derjenige, den ich fälschlicherweise angenommen habe. Sorry. :wave

  • Ja, so meinte ich es, ich hätte das Kind gebähren wollen.


    Übrings gibt es keinen selbstlosen Grund ein Kind zu bekommen, oder ?! Und WARUM letzendlich ein Kind den Weg in diese Welt findet ist doch egal, so lange es in Liebe groß wird, oder?!


    Yvonne

  • Ich habe mir über dieses Thema gestern nochmal intensiv Gedanken gemacht - auch, weil ich gerade das Buch "Das Lazaruskind" lese, in dem es im Hauptthema um die sogenannte Rückholung aus dem Koma eines Geschwisterchens geht, wodurch auch der am Unfall "mitschuldige" Bruder stark involviert wird.


    Zu Deiner Aussage, liebe Lesemaus, es gäbe keine selbstlosen Gründe, ein Kind zu bekommen, habe ich mir ebenfalls Gedanken gemacht...und gebe Dir teilweise recht: zu Anfang ist das so! Man macht sich eher keine tiefer gehenden Gedanken, welche Verantwortung man eigentlich übernimmt, einen lebenden Menschen in die Welt zu lassen und die Welt umgekehrt ja auch irgendwann auf das Kind loszulassen.


    Dazwischen allerdings passiert unglaublich viel und mit großem Glück wird man sich einerseits darüber klar, dass es eben ein eigenständiger Mensch ist, den man da begleiten darf...und dass man eines nun überhaupt niemals darf:


    Erwarten oder gar fordern, dass Verständnis oder Dankbarkeit für sich selbst, ureigenste Beweggründe und was dergleichen Dinge mehr sind, zurückkommt.


    Es ist schön, wenn es so ist, aber man darf m.E. nie erwarten, dass die eigenen Kinder die gleiche Opferbereitschaft haben, die man als Mutter oder Vater hat.


    Nicht umsonst gibt es den uralten Spruch: "Eine Mutter kann durchaus 10 Kinder großziehen, aber nie 10 Kinder für eine Mutter sorgen."


    Kurzum: ich würde mir für meine Kinder Arme und Beine abhacken lassen, so es denn erforderlich sei...umgekehrt erwarte ich von ihnen nichts, weil ich das schlichtweg eine heillose Überforderung und Ausnutzung fände....ja, es ginge in der Tat für mich in Richtung Mißbrauch, sowas zu fordern, was nur Eltern können.


    :wave
    Ikarus

  • Zitat

    Original von Babyjane
    ... alles zahme brave Menschlein, wäre doch toll.


    Ich vertrete halt die Meinung, daß die Welt einen Tick besser wäre, wenn nicht Hinz und Kunz Kinder in die Welt setzen dürfte, nicht nur aufgrund der vermeintlich "minderwertigen Erbanlagen", sondern vor allem aufgrund der Unfähigkeit, diese Kinder vernünftig aufzuziehen, zu lieben zu erziehen und Verantwortung zu übernehmen.


    (Jetzt regt euch wieder ab... ich spreche doch rein hypothetisch und ich habe keine Lust jetzt auf das Pferd aufzspringen, wie moralisch bendeklich es wäre, bei der Fortpflanzung von menschlichen Lebewesen von Zucht zu sprechen....)



    Hallo Babyjane,


    mal abgesehen von den ethischen Gründen....spinne den Gedanken von einer Welt, in der zahme brave (schöne und gesunde) Menschen bzw. Kinder von den "perfekten" Eltern großgezogen werden, doch mal weiter....
    Wäre das wirklich sooo erstrebenswert?


    Ich könnte mir vorstellen, daß es sehr eintönig wäre in einer solchen Welt aufzuwachsen. Eintönigkeit erzeugt Langeweile. Langeweile erzeugt .....


    Und wie hier schon mehrmals erwähnt wurde: Was wären denn gute, perfekte Eltern?


    Ich kann mir z. B. vorstellen, daß auch zu viel Liebe, Erziehung und Verantwortung für ein Kind nicht gerade wortheilhaft sein könnte.


    Die Diskussion hier finde ich übrigens sehr interessant :wave

  • Charlotte...
    es erzeugt Langweile, wenn alle glücklich, intelligent und zufrieden sind? Ähm... ich glaub, das kann ich jetzt grad nicht nachvollziehen... :wow

  • Hallo,


    eine Gesellschaft funktioniert aber eben nur dann, wenn ihre Mitglieder möglichst verschieden sind.... Denn nur so können auch die vielen verschiedenen Aufgaben die nötig sind erledigt werden. Im Bienenstock gibt es ja auch nicht nur die Königen ;-)


    Gruß


    Lesemaus79

  • Hm... wir sprachen ja nicht von Einheit, ich sprach eigentlich eher davon alle ein bißchen schlauer, ein bißchen gesünder und ein bißchen entspannter zu machen, was das an der Unterschiedlichkeit der Individuen ändern würde, erschließt sich mir nicht ganz.

  • Nun, wenn wir nicht von Eintheitlichkeit sprechen (also alle Menschen werden gleich gut, intelligent, freundlich etc.), sondern davon, daß alle nur etwas besser werden sollten, würde es im Verhälnis doch so bleiben wie es jetzt ist ;-)


    Mal utopisch weitergesponnen. Du willst nicht alle gleich, sondern alle nur eine Stufe "besser". Also total schlechte Eigenschaften sollten wegfallen.


    Nehmen wir an, wir könnten Mord durch Genmanipulation gänzlich ausselektieren (was meiner Meinung nach aber sowieso nicht funktioren kann!!), dann hätte wir irgendwann eine Gesellschaft ohne Mörder. Als nächstes würden wir die Betrüger ausselektieren, weil das dann das nächstschlimmste Verbrechen in unserer Gesellschaft wäre......und das würde immer so weiter gehen. Bis alle Menschen letztendlich gleich wären.....und dadurch eben langweilig.


    Ich hoffe, es war so verständlicher ausgedrückt :-)

  • Ich verstehe was du meinst, ich verstehe nur nicht, was an einer Welt ohne Verbrechen langweilig sein sollte.... :grin


    Außerdem bleibt ja dennoch jeder individuell nur eben etwas netter... :lache

  • Charlotte
    Spinne den Gedanken ruhig noch weiter. Was käme als nächstes? Der seiner Arbeit angepasste Mensch: als Taucher vielleicht ein Kiemenatmer, für schwere Arbeiten ein Mensch mit besonders stabilem Kochengerüst und kabeldicken Muskeln und Sehnen etc.
    Das dumme an so einer Sache ist immer, wenn man damit mal angefangen hat, hört man nicht mehr auf. Es gibt immer "gute" Gründe um weiter zu machen. Übrigens, beim ollen Adolf hat man ja auch auf diesem Gebiet geforscht - mangels heutiger Kenntnisse versuchte man sich damals mehr auf dem Zuchtsektor.
    Es ist besser, wir bleiben so unvollkommen, wie wir sind und lassen der Natur auch weiterhin ihren Lauf.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

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  • Noch ganz kurz zu den Kindern, die eine genetische Eigenschaft haben, die ihren Geschwistern fehlt: Diese Kinder sind kein Ersatzteillager, sondern normalerweise Stammzellenspender (durch Nabelschnurstammzellgewinnung) und u.U. Blutspender aber keine Organspender.


    Ich persönlich halte die Vermeidung von geistigen Behinderungen für erstrebenswert. Ich kenne Leute mit Down-Syndrom-Kindern und auch anderen Behinderungen und das ist ein schweres Schicksal für Eltern und Kinder. So etwas würde ich nicht mal meinem ärgsten Feind wünschen.


    Zu Agressionen: Die Männer, die mit einer Verdopplung der Y-Chromosoms geboren werden, haben eine überdurchschnittliche Agressivität und sind auch überdurchschnittlich in Gefängnissen vertreten. Hier ist im fetalen Stadium eine Verdopplung geschehen - das kann man erst bei einer Untersuchung der amniotischen Flüssigkeit erkennen, wie eben auch bei der Trisomie.