Wir hatten das ja schon mal, doch aktuell hier eine kleine Passage aus dem mehrseitigen Interview der Zeit mit Günther Grass zum Thema Handke und der Heine-Preis (den Handke ja nicht mehr verliehen haben möchte).
Es geht dabei u. a. mal wieder um die Frage, ob Schriftsteller eine besondere Verantwortung bzw. eine solche eben nicht haben, etc.
ZEIT: Dann wäre Handke also in jeder Hinsicht ein würdiger Heine-Preisträger gewesen.
Grass: Handke hat immer die Neigung gehabt, mit den unsinnigsten Argumenten eine Gegenposition einzunehmen. Was ich an der gegenwärtigen Diskussion ablehne, ist diese Relativierung. Als könne man Schriftstellern das Recht auf Irrtum als eine besondere Gnade zugestehen. Botho Strauß hat etwas in dieser Richtung gesagt. Das halte ich für eine einseitige Zählweise. Es ist eine Sache, den Stab zu brechen über Autoren, die in ihrem Urteil über Diktaturen danebenlagen oder gar mitgemacht haben. Heidegger, Benn, Brecht und andere. Aber es hat auch genug Autoren gegeben, die nicht mitgemacht haben, die ein genaues Urteil hatten. Und zwar nicht nur, was den Faschismus, sondern auch, was den Kommunismus betraf. Denken Sie an Orwells Buch Mein Katalonien über den spanischen Bürgerkrieg: Er wurde später als linker Autor in England isoliert, weil er die Kommunisten innerhalb der republikanischen Front kritisiert hat wegen ihres Terrors hinter den eigenen Linien. Ich lebe ungern damit, dass man Schriftstellern eine Art Geniebonus zuspricht, der ihnen dann erlaubt, den größten und gemeingefährlichsten Unsinn mitzumachen.
Das vollständige Interview gibt es hier bei der Zeit.
Gruss,
Doc