WM - Sonette

  • Dieser Fred ist auf Fortsetzung während der nächsten dreieinhalb Wochen angelegt ;-)



    WM – Sonett I


    Vier Tage Vorspiel. Gestern kam die Stunde,
    nach der sich weltweit Fußballfreunde sehnten.
    Und während dieser großen Stunde gähnten
    weltweit die Fußballfans in trauter Runde.


    Das war nicht Samba, was die Brasilianer spielten.
    Zum Sambatanz gehört nun mal Bewegung.
    Ronaldos Recken zeigten keine Regung,
    weshalb sie aus dem Stand daneben zielten.


    Kaka – Zwei Silben retteten den Glauben
    daran, dass die gelb-blauen Sambatänzer
    am Ende dann wohl doch den Titel holen.


    Haha – Ich will euch nicht die Hoffnung rauben.
    Doch tanzt ihr besser als die Abwehrschwänzer ?
    Ich freu mich auf die Polka gegen Polen ...

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Sonnette find ich sowas von beschissen ...


    ... sagte Robert Gernhardt in seinem Sonnett, worauf ich begann, Sonnette zu lieben. Ja, churchill, pack die Fußballkritik in strenge Verse, das lese ich gern.
    Ich freue mich auf mehr!


    Lieben Gruß


    polli

  • Ach wäre Fußball doch mehr so wie Tanz, Ballett, Musik.....


    So wie es ist hingegen finde ich es nur stinklangweilig und bringen mich keine zehn Pferde, nicht mal 100 Elefanten und schon gar nicht 22 von den ungehobelten, krummbeinigen Männlein, die sich vor einem Riesenpublikum um einen dreckigen Ball kampeln, vor den Fernseher. :-(


    Trotzdem klasse, dein Sonett, Churchill! :wave


    Gibt es hier eigentlich keinen Thread für Fußball-Frustis? :fetch

  • WM-Sonett II


    Träume vor dem Polen-Spiel




    Ein rundes Leder und Männer, die es treten,
    es schreit das Volk nach Helden überall.
    Die Menschen all feiern den Fußball,
    und manchesmal hilft da nur beten.


    Der Atem stockt, die Gegner zieh’n vors Tor,
    sie schlagen Haken, und sie ziehen Flanken,
    die Abwehr kämpft, kommt doch ins Wanken,
    von den Ränger hallt der Chor.


    Am Ende sind es Polen, die uns retten.
    Gegen Polen, ach welch eine Ironie,
    Das ganze Land kann tanzen jetzt und singen.


    Nun sind es mehr, die auf den Titel wetten
    In unseren Träumen sehen wir sie,
    wie sie den Cup nach Deutschland bringen.

  • Danke lieber Churchill für eine wieder mal wunderbare Interpretation, diesmal über die WM :-)
    Gefällt mir ausgesprochen gut.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • WM - Sonett III


    Der Angriff hatte Polen längst verlassen.
    Für Deutschland wollte Klose Tore schießen.
    Obwohl sie ihn und Poldi üben ließen,
    blieben sie heute Polen. Nicht zu fassen...


    Und doch: Die Polen waren nicht zu retten.
    Solang sie atmen, kämpfen Deutschlands Männer.
    Von deutschen Tugenden erzählen echte Kenner
    wie Netzer: „Sprengen wir die Abwehrketten!“


    Es war die Nachspielzeit schon angebrochen,
    da kam aus Ghana eine deutsche Flanke,
    ein Mythos wurde wieder neu geboren.


    Ein kleiner Schweizer sprang, um einzulochen
    in Ghanas Flanke, sagt’ französisch danke...
    O deutsche Tugend ! Polen ist verloren...

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • WM - Sonett IV

    Der Serben Spiel lag rettungslos am Boden,
    der Gauchos Macht stand keine Kraft entgegen.
    Schnell war man hoch zurück gelegen;
    das Glück zerbrach auf rutsch’gem Rasensoden.


    Fast jeder konnte treffen, wie er wollte,
    die Abwehr spielte lustlos und sehr mau.
    Der Mann im Tor war in der Tat die ärmste Sau,
    er wusst’ am Ende nicht, was er tun sollte.


    Die Demütigungen nahmen echt kein Ende,
    immer wieder ging der Ball ins Tor,
    herrlich wie die Schüsse jeweils passten.


    Keiner glaubte je an eine Wende
    Serbien trug den Fußball-Trauerflor,
    denn sechs Mal schlug es ein in ihrem Kasten

  • Zitat

    Der Mann im Tor war in der Tat die ärmste Sau, er wusst’ am Ende nicht, was er tun sollte


    Jep, mir hat er auch Leid getan...sah ein bisschen verloren in seinem Tor aus. Da hilft nur üben, üben und üben! :grin

  • WM - Sonett V


    Als Todesgruppe wurde sie beschrieben,
    und wirklich mussten heut' die ersten sterben,
    denn für die Serben gab es nichts zu erben.
    Die Argentinier trafen nach Belieben.


    Auch Spielkunst reicht oft nicht zum Überleben.
    Zu stark war im orangenen Gewande
    ohne Humor das Team der Niederlande.
    Wohl spürte man der Afrikaner Streben,


    doch hätten sie beizeiten lernen müssen,
    dass auch die ersten dreißig Spielminuten
    zum Match gehören. Fußball ohne Gnade.


    Das Glück, es wollte nur van Basten küssen.
    So wird manch Fußballherz still weiter bluten
    und Holland kühl berechnend siegen. Schade.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

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  • Ein Sonett ist eine Gedichtform die folgendermaßen aussieht:


    QUARTETT (1) (eine Strophe aus 4 Versen)


    QUARTETT (2)


    TERZETT (1) (eine Strophe aus 3 Versen)


    TERZETT (2)


    wobei das Reinschema wie folgt aussieht:


    a
    b
    b
    a


    c
    d
    d
    c


    e
    e
    f


    g
    g
    f

    SuB: 276


    :lesend
    Kaufman/Spooner - Their Fractured Light
    Joe Abercrombie - The Blade Itself

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  • Dann wären obige allerdings keine richtigen Sonette ;-)


    Das Reimschema bei den Dreizeilern ist variabel


    (ich habe hier bislang


    e
    f
    g


    e
    f
    g


    verwendet... )


    Wichtig ist übrigens auch die gleichbleibende Silbenzahl (klassisch 11, es gibt auch die 13-Silben-Variante...dies auch als kleiner Hinweis für Rabarat :grin )

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

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  • WM - Sonett VI


    Ganz lässig schwingt der Fan seinen Sombrero
    Ein Fahnenmeer aus grün’ und weißen Farben,
    nie hätten sie gedacht, sie müssten darben,
    und doch waren an Toren es nur zero.


    Begeisternd war der Angolaner Jubel,
    Voll Stolz und lachend bleckten sie die Zähne
    Ein jeder Spieler zäh wie ‚ne Hyäne
    Mit etwas Glück rollt bald für sie der Rubel.


    Vorher hoffen sie auf die nächste Runde.
    Schaffen sie das, sind sie daheim die Helden
    Die man den Göttern gleich ewig verehret.


    Auch Mexiko erhofft sich frohe Kunde,
    sie wollen weiter im Turnier sich melden,
    auf dass sich's nicht ins Gegenteil verkehret.

  • :anbet


    Einen (arg holprigen) Versuch hab ich auch gemacht, was meine Hochachtung noch steigert ...


    WM - Sonett VII


    Der Sommer riecht nach getretenem Leder
    buntgelaunte Menschen auf allen Rängen
    die Stimmen werden zu Jubelgesängen
    das Mädchen drüben tanzt wie eine Feder.


    Der Spielkunst unten gilt nicht ihr Begehren
    den schwarzen Elfenbeinen gilt ihr Sehnen
    zu spüren ist ihr unartiges Flehen
    kaum weiß sie sich der Körper zu erwehren.


    Während die Männer auf dem Rasen rennen
    fängt heißeste Lust an sie zu verbrennen
    ein schnelles Tor jetzt würde sie erlösen.


    Doch plötzlich fällt es für die Niederländer
    auf den Platz fliegen orangene Bänder
    der Tanz ist vorbei, sie beginnt zu dösen.

  • WM - Sonett VIII


    Voll Farbe war der Spieltag. Rote Karten
    berechtigt und gerecht verteilt. Die Vierer
    auf beiden Seiten wurden zum Verlierer.
    Auf schöne Tore muss Italien warten.


    Und dann die Tschechen gegen Ghanas Jungen:
    Die Freude an dem Spiel hat heut gewonnen.
    Wer vorher über Ghanas Sieg gesponnen,
    hat hinterher das Jubellied gesungen.


    So ist in dieser Gruppe alles offen
    und wahre Fußballfreunde dürfen hoffen,
    dass nicht Statistiker den Sport besiegen.


    Denn träumend möchte ich prognostizieren,
    dass Tschechien und Ghana triumphieren
    und Al Italia darf gen Heimat fliegen...

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)