Dürfen Dichter lügen?

  • hallo!
    ich muss für den Deutschunterricht eine Erörterung schreiben zu dem Thema:
    Dürfen Dichter lügen?


    Ich würde gerne einmal so ganz allgemein eure Gedanken dazuhören damit ich einen kleinen Überblick bekomme und vielleicht ein paar Anreize, wäre echt schön :-)
    Danke schon einmal!


    P.S.: es wär ganz schön wenn ihr mir ein paar pro- und contra - Argumente nennen könntet

    Die Ruhe ist dem Menschen heilig, nur Verrückte haben`s eilig!

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  • Hallo!
    Kannst Du die Frage noch etwas präzisieren? Oder war das schon das komplette Thema?
    Grundsätzlich sage ich mal, aber da kann ich nur für mich sprechen: natürlich gehört zum Schreiben Fiktion. Und natürlich wird ein wenig an der "Wahrheit" gedreht, damit aus einem historischen Ereignis z.B. ein Roman werden kann. Im Prinzip ist ja, sobald das Etikett "Roman" draufsteht klar, dass es sich um etwas ausgedachtes handelt. Hat das ganze aber einen reellen Hintergrund, dann muss, meine Meinung, irgendwo kenntlich gemacht sein, wo die Realitätsbeschreibung aufhört und wo die reine Fiktion beginnt.
    Wenn Du allerdings eine andere Art von "lügen" meinst, dann bitte nochmal um präzisere Fragestellung!
    :wave Silke

  • also das Thema ist auf das Stück "Maria Stuart" von Schiller bezogen es ist aber trotzdem eine freie Erörterung das heißt ich muss es schon etwas mit einbeziehen aber es ist nicht notwendig


    Maria Stuart ist ja eine historische Persönlichkeit und das Trauerspiel von Schiller handelt von ihrem Leben jedoch hat Schiller in seinem Stück etwas an der Wahrheit gedreht also um mal etwas konkreter zu werden: Zwischen Maria Stuart (königin von Schottland) und Elisabeth (Königin von England) gab es in Wirklichkeit nie ein Treffen vor Marias Hinrichtung (Maria wurde auf den Befehl von Elisabeth hingerichtet) Im Drama jedoch gab es ein Treffen zwischen den beiden. Und außerdem gab es noch weitere Abweichungen von der Biografie

  • Hiya, matrimonio,


    am besten klärst Du mal die Begriffe ab


    Was ist ein 'Dichter'? Was seine Aufgabe? Was erwartet man von seinem Werk?
    Was bedeutet 'Lüge'?


    Was ist 'dichterische Freiheit'?

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus


  • Danke das ist gut :write

  • Prima, wenn Du das Thema so anpackst, wie Magali rät, dann dürftest Du einen guten Weg haben! Lass mal wissen, wie die Note nachher war!
    Noch so eine Idee, warum Schiller die beiden Damen evtl. zusammengebracht haben KÖNNTE - es gibt ja auch gewisses "Handwerkszeug", was ein guter Roman ist bzw. wie ein Drama aufgebaut sein sollte, dazu gehören eben auch Protagonist plus Gegenspieler; vielelicht kannst Du diesen Gedanken auch einbauen.
    :wave Silke

  • Hat jemand noch weitere Ideen für Fragen, welche ich mir zu Beginn stellen sollte? Wäre schön! Ansonsten bedank ich mich schon mal bei Silke und magali:-)

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  • Okay dann würde mich nun eure Meinung interessieren:
    Dürfen Dichter nun lügen oder nicht?
    Es wäre schön wenn wir einige Argumente dafür und dagegen sammeln könnten


    aber als erstes möchte ich die oben genannten fragen klären


    Was ist ein Dichter?


    Ich denke ein Dichter ist ein Verfasser von Dichtung, also von sprachlicher Kunst und ich habe gelesen, dass man einen Dichter früher und vielleicht auch noch heute als geistigen Führer einer Nation sah/sieht. Dagegen ist der Autor ein reiner Textproduzent


    Was denkt ihr darüber?

  • Huhu!
    Ich denke, die Definition von Dichter ist schon mal gut. Wobei heutzutage die Begrifflichkeiten "Dichter", "Autor" und "Schriftsteller" verschwimmen. Siehe Synonymlexikon...hihi...
    Ich gehe davon aus, dass Dein Lehrer "Dichter" im eher klassischen Sinne meint, also Verfasser von Lyrik und Prosa, die zu ihrer Ziet auch sehr Symbolbehaftet sein konnten (z.T. mit so vielen versteckten Hinweisen auf die damals aktuelle Politik und Geselschaftskritik, dass vieles heute gar nicht mehr verstanden werden kann). Ein Dichter in diesem Sinne ist also durchaus auch ein politischer Mensch, der kritisiert. Kritisieren soll, damit die Menschen beginnen, nachuudenken. Gesellschaftskritik verpackt in schönen Geschichten. Unddamit5 ist er auch eine Art "Wertebewahrer", moralisch gesehen sollte er dann natürlich nicht lügen.
    Wobei ich unterscheiden würde zwischen inhaltlicher (also gesellschafts-, politischer oder Religions-Kritik) Lüge (STichwort: Was will der Autor uns mit sienem Text sagen?) und der Anpassung von Tatsachen, damit der Lauf der Geschichte nicht behindert wird.
    Wenn der Text fertig ist - würdest Du den hier einstelenß Bin neugierig, tshculdigung...
    Liebe Grüße
    Silke

  • Danke da waren echt viele gute Gedanken drin esonders gut gefällt mir, dass ein Dichter gleichzeitig häufig ein Kritiker ist
    Klar kann cih den Text dann hier reinstellen jedoch wird das noch ein paar Tage dauern :-)

  • huhu
    ich habe meine Erörterung zum Thema "Dürfen Dichter lügen?" heute wieder bekommen und es war eine 1- wert:) bei gelegenheit werd ich sie auch hier reinstellen

  • Dichter lügen nie, deshalb sind es Dichter.

    Du mögest arm sein an Unglück und reich sein an Segen, langsam im Zorn, schnell in der Freundschaft. Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell, nur das Glück sei dein Begleiter von heute an
    Irisch

  • Batty deine Aussage stimmt nicht. Laut Heinz Erhardt ist es eher das Gegenteil


    Warum ich Dichter wurde
    Als ich klein war ich untenrum immer sehr naß, weil ich ausgelaufen bin.
    Darum betete ich zu Gott: Bitte laß mich dichter werden.
    Und so wurde ich Dichter. :grin

    Du mögest arm sein an Unglück und reich sein an Segen, langsam im Zorn, schnell in der Freundschaft. Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell, nur das Glück sei dein Begleiter von heute an
    Irisch

  • Oha... wieder jemand, der zu faul ist, selbst zu denken.... :wow


    Kinder, manchmal frag ich mich, ob ich im Hausaufgabenforum gelandet bin... :fetch

  • @BJ: Ich finde es nicht verkehrt, daß man Autoren direkt nach sowas fragt, wenn man eine derartige Aufgabenstellung hat. Das zeigt Intiative und Kreativität. :grin


    matrimonio : "Dichtung" ist allgemein ein sprachliches Kunstwerk. Der Begriff "Dichter" hat erst im 18. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum den Begriff "Poet" abgelöst. "Dichten" stammt etymologisch - vermutlich jedenfalls, sagt der "Kluge" - von Begriffen wie "abfassen" oder "anordnen" ab. Heutzutage redet man von Dichtern tatsächlich nur noch im Zusammenhang mit Lürik, wohingegen früher die Verfasser von Dramen u.ä. auch "Dichter" genannt wurden. Vermutlich sind aber alle Arten von Schriftstellern gemeint.


    Und zur Frage: Die Schaffung von Fiktion ist eine Art Lüge. Schriftsteller sind notorische, professionelle Lügner. Man kann das euphemistisch auch als "Phantasie" bezeichnen, aber tatsächlich besteht die Hauptaufgabe von Schriftstellern darin, sich Dinge auszudenken, die es so nicht gegeben hat oder gegeben haben kann. Je realistischer oder wahrscheinlicher (denkbarer) eine solche Lüge klingt, umso erfolgreicher wird der Autor damit sein, sie an den Mann zu bringen. Dies allgemein gesagt. Wie ein Autor mit historischen Fakten umzugehen hat, ist ein gesondertes und sehr vielschichtiges Problem. Es gibt meiner Erinnerung nach in der Autorenecke mindestens einen Thread zum Thema "Wie faktentreu müssen Autoren historischer Romane sein?". Dort findest Du einige Meinungen zu diesem Thema. Generell gilt aus meiner Sicht, daß es keinen Umstand oder Fakt gibt, der nicht der dichterischen Freiheit anheim fallen kann. Das gilt sogar für Unumstößlichkeiten wie physikalische Gesetze und ähnliches. Das hängt natürlich wiederum davon ab, was erzählt wird. In einem SF-Roman darf der Apfel auch mal nach oben fallen, in einem Buch über den zweiten Weltkrieg sollte er es nicht tun.