Der Funke des Chronos - Thomas Finn

  • Ich habe es tatsächlich geschafft und die ganze Zeit geduldig durchgehalten, bis es als TB erschienen ist und nun liegt es hier und wartet auf mich. Ich bin sehr gespannt, und habe eure Beiträge gelesen und die Spoiler brav ausgelassen, wobei ich gestehen muss, da ich lange nicht mehr hier war: Ich weiß gar nicht mehr, wie man solch einen Spoiler öffnet? [SIZE=7]*rotanlaufundverlegenhüstel*[/SIZE]


    Könnte mir da jemand vielleicht einen Tipp geben? :gruebel


    :wave

  • @ Eskalina
    Beim Erstellen von Beiträgen gibt es oben links in der Buttonleiste (gleich der erste) einen für "Spoiler". Wenn man den anklickt, kommt ein Feld, in das man den zu spoilernden Text schreibt. Das Programm fügt dann automatisch den entsprechenden Code ein.
    Oder man fügt den Steuercode gleich beim Schreiben mit ein (so mache ich das meist). Hier ist die Hilfeseite mit den BB-Codes und Mustern. Für einen Spoiler sähe das so aus:


    [SP ] Hier steht der gespoilerte Text


    (Fehler darin enthalten, damit es angezeigt wird: die Leerstelle zwischen "SP" und "]" muß weg!"


    Sieht fertig dann so aus:


    Wenn Du nicht klarkommst, frag einfach nochmals nach. :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ein Zeitreise-Roman? Zu mir! :freude


    Zum überwiegenden Teil spielt der Roman im Hamburg des Jahres 1842. Und ich muß gestehen: ich habe Heimweh bekommen. Der Autor schildert die Stadt und ihre Bewohner sehr lebendig, man sieht es geradezu vor sich. Erst recht, wenn man die Stadt kennt. Besonders gefallen hat mir das Hamburgische. :-] Für mich allerdings ein Minuspunkt: es war kein richtiges Plattdeutsch, sondern eher "missingsch" - reines platt hätte mir persönlich besser gefallen. Aber damit wäre dieses Buch dann wirklich nur etwas für Norddeutsche geworden und das wäre schade, denn diesem Buch würde ich eine weite Verbreitung wünschen.
    Die Geschichte selbst ist sehr spannend erzählt, die Charaktere sind sympathisch. Mir hatte es vor allem der Polizist Borchert angetan und seine unglaubliche Familie - immer wieder zauberte er einen passenden Verwandten aus dem Hut. :chen
    Auch die Hommage an H.G. Wells ist gelungen und bereits bei der ersten Beschreibung der Zeitmaschine sah ich die Maschine aus der Verfilmung mit Rod Taylor vor mir. ;-)
    Lediglich das Ende konnte mich nicht gänzlich überzeugen. Es war, als wäre dem Autor gerade noch eingefallen, daß er ja eine Zeitreisegeschichte und keinen historischen Roman schreiben wollte und hätte mal eben ein paar passende Elemente eingestreut.
    Insgesamt aber ist es ein spannender, gelungener Roman, der besonders für Hamburg-Liebhaber zu empfehlen ist :-)

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

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  • Meine Meinung
    Seit seiner Kindheit im Waisenhaus erhält Tobias, der mittlerweile Medizin studiert und gerade von seiner Freundin verlassen wurde, zu jedem Weihnachtsfest ein Päckchen von einem Unbekannten. Dieses Jahr enthält es einen geheimnisvollen Stab und eine Nachricht, die Tobias endlich Aufschluss über seine Herkunft geben könnte.
    Doch statt das Rätsel zu lösen, gerät Tobias in eine tödliche Auseinandersetzung, aus der es nur eine Fluchtmöglichkeit gibt – eine Reise in die Vergangenheit…


    So verschlägt es Tobias und den Leser ins Hamburg des Jahres 1842, wenige Tage, bevor der große Brand ausbricht und das Stadtbild der hanseatischen ‚Perle’ unwiderruflich verändert. Jahrelange Recherchearbeit und detailreiche, lebhafte Beschreibungen vermitteln dem Leser den Eindruck, tatsächlich Seite an Seite mit Tobias durch die Stadt zu wandern, einen bestialischen Mörder zu verfolgen, verzweifelt nach der verschwundenen Zeitmaschine zu suchen, die ihm die Rückreise in sein altes Leben sichern soll, und sich dabei auch noch zu verlieben.
    Währenddessen trifft man nicht nur auf historisch verbürgte Personen wie etwa den Dichter Heinrich Heine, sondern auch auf einen mysteriöse Geheimbund und Technikliebhaber, die einen Einblick in den damaligen Stand der Wissenschaft, etwa in Bezug auf die Eisenbahn, liefern.
    Die Tatsache, dass Charaktere der unteren Gesellschaftsschichten in Mundart – Platt, Hessisch oder Jiddisch – sprechen, hemmt zwar manches Mal den Lesefluss, trägt aber wunderbar zur Atmosphäre bei.
    Ohnehin sind die Figuren allesamt ausreichend klar umrissen, sodass man sie gerne auf ihren Abenteuern begleitet.


    Lediglich erzähltechnisch hapert es an manchen Stellen ein bisschen. So wird Tobias gleich zweimal in letzter Sekunde gerettet, was dem Spannungsbogen nicht unbedingt zuträglich ist. Auch stört es, wenn der Autor seine Hauptfigur regelmäßig als «der Student« bezeichnet und dieser jeden Morgen erwacht, ohne zu wissen, wo er ist. Oder sich seine «blonden« Haare aus dem Gesicht streicht. All das sind Informationen, die der Leser sich vermutlich auch merken kann, ohne dass sie ständig wiederholt werden müssen.
    Auch der Anfang und die plötzliche Flucht mithilfe der Zeitmaschine wirken noch etwas holprig, zumal die Idee der Zeitmaschine zunächst nicht allzu innovativ scheint. Liest man aber im Anhang, in dem man neben dem Nachwort auch zwei Karten von Hamburg und ein Register der historisch verbürgten Personen findet, dass Thomas Finn mit dem Roman u.a. eine Hommage an H.G. Wells schreiben wollte, sieht man die Zeitmaschine gleich wieder in einem anderen Licht.
    Außerdem ist man durch den rasanten Start ohne viel Vorgeplänkel gleich mittendrin in der Geschichte, die sich zügig entwickelt und auf ein dramatisches, zufrieden stellendes Ende zusteuert.


    FAZIT: Ein unterhaltsamer Ausflug in ein authentisches Hamburg während der Biedermeierzeit.


    Meine Wertung: 4/5

  • Ich hab das TB seit 2009 im Regal liegen gehabt. Die positiven Rezensionen und die Tatsache, dass die Geschicht im historischen Hamburg um den Großen Brand spielt, haben mich sofort zugreifen lassen. Doch der Aspekt Zeitreise ließ mich dann vor dem Lesen immer wieder zu einem anderen Buch greifen, so dass "Der Funke des Chronos" schließlich im RUB verstaubte.


    Auch hier muss ich wieder sagen: Absolut zu unrecht.


    Ich war schnell in der Geschichte drin und reiste mit Tobias zurück durch die Zeit. Der Roman riss mich mit und ließ mich kaum wieder los, so dass ich die letze Hälfte am Stück lesen musste.


    Besonders haben mir die Schilderungen der Stadt und des Lebens im 19. Jahrhundert gefallen. Beeindruckend, wie der Autor es schafft, diese Bilder lebendig werden zu lassen. Heines Wintermärchen werde ich mir auf jeden Fall auch noch zu Gemüte führen.


    Die Figuren, vor allem die Nebenfiguren, allen voran mein Liebling der Uhle Borchert, waren detailliert gezeichnet und ich fühlte mich ihnen verbunden. Die Schurken waren grässlich und grausam, vielleicht etwas eindimensional, aber das tat meinem Lesevergnügen keinen Abbruch.


    Die unterschiedlichen Dialekte, wie das Hamburger Platt, haben mich nicht gestört, da sie gut lesbar waren, obwohl ich sowas eigentlich nicht mag.


    Für mich war das ein besonderes Lesevergnügen und ich vergebe 10 Punkte.

  • Diese Rezension von mir ist heute auch im Steampunk-Magazin "Clockworker" erschienen.


    Zum Inhalt
    Der Medizinstudent Tobias gelangt mithilfe einer Zeitmaschine aus dem 21. Jahrhundert ins Jahr 1842. Im alten Hamburg kommt er einer teuflischen Verschwörung auf die Spur, und ein Serienmörder geht um in der Hansestadt. Freimaurer, Alchimisten und Erfinder knüpfen ein bedrohliches Netz um den jungen Mann aus der Zukunft. Tobias’ Suche nach seiner verlorenen Zeitmaschine wird zu einer Achterbahnfahrt voll tödlicher Überraschungen – bis sich mit einem gewaltigen Feuer in Hamburg die Pforten der Hölle öffnen. Wird Tobias den Verlauf der Geschichte ändern können?


    Eigene Meinung
    Das Hamburg des Jahres 1842 wird sehr detailliert beschrieben, und hier wird deutlich, dass der Autor die historischen Begebenheiten intensiv recherchiert hat. Das ist eine große Stärke des Romans. Nicht nur die Zeitmaschine (die deutlich angelehnt ist an jene aus dem Roman von H.G. Wells) ist hier ein Steampunk-Element, denn unter den Nebenfiguren gibt es einen Erfinder, der selbst auch Erfindungen aller Art sammelt, und darüber hinaus werden auch die Wissenschaften jener Zeit thematisiert – bis hin zu einer fragwürdigen Forschung der eher okkulten Art, was dann entsprechend auch an verrückte Wissenschaftler erinnert, die ja in Steampunkromanen häufig anzutreffen sind. Man könnte das Buch aber auch ohne weiteres als historischen Krimi mit Science-Fiction-Elementen betrachten.
    Die Hauptfigur ist mit zahlreichen Eigenschaften ausgestattet, die sich für die Handlung als hilfreich erweisen: Tobias verfügt durch sein Studium über medizinische Kenntnisse, hat in seiner eigenen Zeit Fechten gelernt und interessiert sich darüber hinaus auch für Geschichte.
    Gelegentlich wird dieses Wissen ein wenig übertrieben, z.B. weiß Tobias ohne vorherige Anleitung, wie man Pferde lenkt, die eine Kutsche ziehen. Auch kommt es kaum zu einer Reflektion über seine bizarre Situation. Er denkt zwar über die Zeitmaschine nach, macht sich aber so gut wie keine Sorgen, ob er jemals wieder in seine eigene Zeit kommen wird.
    Was allerdings das Lesevergnügen nicht schmälert aus meiner Sicht, denn die Handlung ist von Beginn an spannend und dies wird zum einen durch die Geschichte um den Serienmörder, zum anderen durch den großen Brand in Hamburg noch intensiviert.
    Die Nebenfiguren, darunter der Polizeiaktuar Kettenburg (das historische Pendant zu einem Kommissar), der Wachmann Borchert und Professor Lewald sind mit sehr viel Liebe zum Detail und anschaulich ausgearbeitet. Im Roman wird übrigens teilweise auch Hamburger Plattdeutsch, Französisch, Hessisch und Jiddisch gesprochen, aber der Autor hat die entsprechenden Dialoge so geschickt geschrieben, dass man das Gesagte auch ohne entsprechende Kenntnisse aus dem Zusammenhang erschließen kann, z.B. durch die hochdeutschen Antworten anderer Figuren.
    Einige historische Persönlichkeiten tauchen ebenfalls auf und greifen teilweise auch an wichtiger Stelle in die Handlung ein. Auch hier hat der Autor intensiv recherchiert. Wer sich für die historischen Hintergründe interessiert, sollte das Dramatis Personae und das Nachwort lesen.
    Einen schönen Gag gibt es übrigens im letzten Kapitel des Buches, der wiederum H.G. Wells Fans freuen dürfte.


    Fazit: Ein spannender, sehr gut recherchierter historischer Roman mit Steampunk/Sci-Fi Elementen und viel Hamburger Lokalkolorit. Fans historischer Krimis und LeserInnen, die sich für die Hamburger Geschichte im 19. Jh. interessieren, dürften an diesem Roman besonderes Vergnügen finden. Zeitreisen findet man in deutschsprachigen Steampunk-Büchern bisher eher selten, und hier wird dieses Thema gelungen umgesetzt.


    Der Roman (420 Seiten) ist aktuell überall als E-Book erhältlich, die Printausgabe wird nicht mehr aufgelegt, kann aber als Sammlerstück
    oder Second-Hand-Ausgabe noch gefunden werden.


    Die Verlagsseite zum E-Book:
    https://www.piper.de/buecher/d…n-978-3-492-96833-1-ebook