Glauben vs. Meinungsfreiheit

  • Zitat

    Original von churchill
    Ich vermute, dass sich in unserer Kirche auch nur einer für den Papst hält.. Und wer der katholischen Kirche immer noch einen Ausschließlichkeitsanpruch auf Wahrheit unterstellt, hat schlicht und einfach keine Ahnung von der Entwicklung der Theologie der letzten 40 Jahre...

    Das gebe ich unumwunden zu. Als Heide habe ich keine Ahnung vom Katholizismus.

  • Wenn ich meine erzkatholische Freundin ansehe, die in der Fastenzeit kein rotes Fleisch isst, dann ist die weitaus toleranter als manches, was hier von sich gegeben wurde.


    Sie fühlt sich nicht angegriffen, wenn die Institution Kirche kritisiert oder gar der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Ihrer Meinung nach steht ihr Glauben über diesen Dingen und sie lässt es ohne weiteres zu, dass ich die Existenz ihres Gottes Jahwe anzweifle. Sie kritisiert meine Glaubenshaltung ebenfalls.


    Die Tatsache, dass dies allerdings strafrechtlich verfolgt werden soll, ist lächerlich, unsinnig und undemokratisch.
    Wenn man nach Frankreich sieht, dann hat der Laizismus viel Gutes gebracht und vor allen Dingen mehr Rechte für alle Bürger.

  • Zitat

    Original von Tom
    Diesen Konflikt will u.a. Edmund Stoiber zugunsten der Kirchen auflösen.


    Wie von mir vermutet, kannst Du das "u.a." aus Deinem Eingangsposting streichen. U. a. melden heute die Rheinische Post und die Welt, dass sich die Kirchen alles andere als hinter Stoibers Vorstoss stellen. Warum auch?


    Dein "u.a." könnte natürlich auch für Stoibers Klientel und/oder deren Spießgesellen stehen. Für die Kirchen sicherlich nicht. ;-)


    Siehe u. a. hier.


    Gruss,


    Doc

  • Hallo, Doc.


    "Die Deutsche Bischofskonferenz bezog eine ausweichende Position zu Stoibers Vorstoß. Es gebe dazu keine Haltung der katholischen Bischöfe, sagte eine Sprecherin in Bonn."


    Das kann man so oder so lesen.


    Ich bleibe dabei. Eine Sonderbehandlung religiöser Auffassungen halte ich für anachronistisch und der Meinungsfreiheit abträglich (genaugenommen widerspricht sie ihr). Obwohl der § 166 so gut wie überhaupt nicht zum Tragen kommt, gehört er m.E. völlig abgeschafft, wie jede staatliche Verankerung der christlichen Religion und ihre Bevorzugung gegenüber anderen Weltanschauungen auch.

  • Zitat

    Original von Tom
    Eine Sonderbehandlung religiöser Auffassungen halte ich für anachronistisch und der Meinungsfreiheit abträglich (genaugenommen widerspricht sie ihr). Obwohl der § 166 so gut wie überhaupt nicht zum Tragen kommt, gehört er m.E. völlig abgeschafft, wie jede staatliche Verankerung der christlichen Religion und ihre Bevorzugung gegenüber anderen Weltanschauungen auch.


    Das klingt für mich aber auch sehr viel versöhnlicher, als so manches Posting hier im Thread. Damit kann ich gut leben.


    Gruss,


    Doc

  • Hallo, Doc.


    Daß manches unversöhnlich klang, hatte auch etwas damit zu tun, daß nicht mehr über das Thema gesprochen wurde (Position der Religion(en) in der Gesellschaft), sondern über Glauben vs. Nichtglauben. Spätestens an dieser Stelle wird's immer haarig. BTW, sollte ich jemandem zu kräftig auf den Schlips getreten haben, mag sich derjenige melden, ich kaufe ihm einen neuen. :wave

  • grundsätzlich will ich zum thema respekt und meinungsfreiheit mal sagen:


    per se hat jeder - ungeachtet seiner anschauung - das recht darauf, dass seine meinung respektiert wird. wenn hier einschränkungen gemacht und sogar strafrechtlich sanktioniert werden, müssen diese meinungsbekunden schon sehr schwerwiegend den grundkonsens in unserer gesellschaft stören (wie z.b. verleugnung des holocousts).


    dieser grundkonsens entwickelt sich ständig. aber wir sind uns sicher einig, dass dieser auch sehr stark auf christliche grundwerte beruht (ist schließlich der religiöse hintergrund in diesem land) - und damit habe ich überhaupt kein problem. wenn es um ein friedliches miteinander, um nächstenliebe geht, sollte wohl keiner was dagegen haben.


    aber im gegensatz zu einigen anderen der vorschreiber sehe ich das nicht so, dass ein großteil der bevolkerung gläubig ist - und deshalb dieser glaube einen besonderen respekt und damit auch strafrechtlichen schutz verdient. diese zeiten sind vorbei.


    die religionen konkurrieren untereinander, mit alternativen lebensentwürfen, mit der generellen ablehnung von glauben. jeder hat seine meinung, darf sie äußern, und darf sein leben in die hand nehmen und nach seinen vorstellungen und möglichkeiten gestalten.


    dafür kann man ihn bedauern, belächeln - keine problem: das darf dieserjeniger auch mit uns machen. das tut nicht weh.


    problematisch wird es erst, wenn ich meine vorstellungen vom leben anderen aufzwinge.


    punkt.


    wie solch eine diskussion bei dem thema abdriften kann, haben wir nun auch wieder veranschaulicht bekommen. dazu sage ich nichts mehr.


    bo

  • Hallo Bo...


    möchte mal ein, zwei Fragen - rein interessehalber für mich - stellen:


    Zitat

    Original von bogart


    aber im gegensatz zu einigen anderen der vorschreiber sehe ich das nicht so, dass ein großteil der bevolkerung gläubig ist - und deshalb dieser glaube einen besonderen respekt und damit auch strafrechtlichen schutz verdient. diese zeiten sind vorbei.


    Und welche Zeiten haben Deiner Meinung nach begonnen?


    Zitat

    problematisch wird es erst, wenn ich meine vorstellungen vom leben anderen aufzwinge.


    Wo ziehst Du da die Grenzen?


    Zitat

    wie solch eine diskussion bei dem thema abdriften kann, haben wir nun auch wieder veranschaulicht bekommen. dazu sage ich nichts mehr.


    bo


    Das ist jetzt der (wievielte?) Thread rund um das Thema Glauben oder Nichtglauben, Redefreiheit usw. usf....und ich muß zugeben, ich bin schlicht und einfach völlig verblüfft darüber.


    Herzlichst
    Ikarus

  • ach, was habe ich gelacht, als ich das gelesen habe.. soetwas zeugt doch davon, dass man in seinem glauben nicht gefestigt ist, wenn man kritik nicht verträgt...
    und dann muss er sich mal die tragweite überlegen, wenn kann er nur festlegen, dass allgemein religionen nicht kritisiert werden können...
    d.h. aber, dass er bei dem skandal wegen der Mohammed-Karikaturen auf der seite der religion steht... ich glaube kaum, dass der bayer das will :lache


    sowas kann der nie durchsetzen, zumindest nicht außerhalb des freistaates, wie will man das auch festlegen, is es schon eine beleidigung, wenn ein atheist auf der straße steht, einen unfall sieht und sagt "oh mein gott!!!!" :wow


    es verstößt gegen das recht auf freie meinungsäußerung, wenn der sowas durchbringt, dann will ich, dass nazis das demonstrationsrecht verwehrt wird und das versammlungsrecht und dann will ich.... - das nähme kein ende bzw das ende wär ein hitler an der spitze...