Hallo, Bott.
Die Freiheit des einen endet da, wo die Freiheit des anderen beginnt. Und wo die Grundsätze der Gemeinschaft berührt werden. Wenn mit Geisteshaltungen eine Gefährdung dieser Grundsätze einhergeht, endet die Meinungsfreiheit, zum Beispiel, wenn es um extremistische Ideologien und menschenverachtende Haltungen geht. Das ist im Zusammenhang mit der Meinungsäußerung zu den Weltreligionen allerdings nicht gegeben, da sich der Status der Religionen dramatisch verändert hat. Ihnen kommt nicht mehr die ethische und weltanschauliche Rolle zu, die sie über Jahrhunderte innehatten, sie sind der Erosion ausgesetzt, möglicherweise erleben einige von ihnen das Ende dieses oder des nächsten Jahrhunderts nicht mehr. Vor allem haben - und das seit noch nicht allzu langer Zeit - "glaubensfreie" Weltanschauungen aufgeschlossen und überholt, wodurch es zu einem Widerstreit der Anschauungen gekommen ist, der notwendig und wichtig ist. Damit aber sind Religionen nicht mehr essentieller Bestandteil des Gemeinschaftslebens, weil es viele Menschen innerhalb der Gemeinschaft gibt, die nicht glauben - oder etwas völlig anderes. Es wäre deshalb unfair, unethisch und widersprüchlich, die besondere Rolle der Religionen weiterhin aufrecht zu erhalten. Sie stellen eine Grundhaltung dar, die Deckung mit den Werten der Gesellschaft haben kann, aber sie stellen kein auf besondere Weise schützenswertes Gut der Gesellschaft (mehr) dar.