Der ballspielende Hund – Agatha Christie

  • [Dumb Witness (1937)]


    Eine alte Dame, Emily Arundell, hat während eines Familienwochenendes zu Ostern Ärger mit ihrer geldgierigen Verwandtschaft und ein unangenehmes nächtliches Erlebnis. Das alles verunsichert sie so, daß sie ihr Testament ändert. Darüberhinaus schreibt sie einen Brief. Dieser kommt zwei Monate später bei Hercule Poirot an. Das Datum macht Poirot stutzig, der Inhalt des Briefs klingt eigenartig genug, um ihn neugierig zu machen. Trotz des energischen Einspruchs seines Freunds Hastings fährt Poirot aufs Land, um die alte Dame zu besuchen. Er kann nicht mehr mit ihr sprechen, sie ist kurz nach Ostern gestorben. Das verwunderte eigentlich keinen, denn sie kränkelte seit Jahren. Poirot allerdings wundert sich, nicht zuletzt wegen der Geschichte mit Bob, dem Terrier von Miss Arundell und seinem schwarzen Ball...


    Das ist ein schwungvoll geschriebener, ganz typischer klassischer englischer Kriminalroman. Es gibt einen rätselhaften Todesfall, gut getroffene Charaktere – wie üblich bei Christie gerade mit zwei, drei Strichen skizziert und dann läuft das – witzige Dialoge, einen brummigen, höchst skeptischen Hastings und einen – fast – unbeirrbaren Poirot.


    Der Roman ist darüber hinaus deswegen interessant, weil es keine regelrechte polizeiliche Ermittlung gibt, keiner erhebt Anklage, alles bleibt im engsten Familienkreis. Es ist eine gewagte Mörderjagd, höchst diskret und doch mit dem Ziel, ‚Gerechtigkeit’ zu schaffen.
    Es ist ein recht schlüssiger Krimi, gut und dicht geschrieben. Zugleich aber sieht man durch die Geschichte hindurch, kann also auch den Mechanismus dahinter erkennen. Die Ablenkungsmanöver z.B., das bewusst Konstruierte, vom Pflanzengift im Geräteschuppen bis zur spiritistischen Sitzung sind erkennbar, sind teilweise recht einfach, wirken aber trotzdem. Die Geschichte wird von den verschiedensten Seiten durchleuchte, man folgt sozusagen Poirot beim Denken, bis er zu einem befriedigenden Schluß kommt und man endlich erfährt, wie Emily Arundell wirklich gestorben ist.
    Ein altmodischer Whodunnit, ein echtes Puzzle, von einer gutgelaunten Agatha Christie, richtig charmant.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • und hier noch die englische Ausgabe, in der man Christies Sprachwitz genießen kann.


    Es ist einer meiner Lieblingskrimis von ihr, oft gelesen und immer wieder gut.


    :wave

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • So hab es jetzt endlich durchgelesen, irgendwie dauern kleine Bücher bei mir immer ewig. :gruebel


    Ich fands wieder Klasse, vor allem die Wortwahl diesemal Mr.Poirot anstatt Monsieur Poirot. Oder er bestellte ein Mietauto und sagte dem Lenker sehr fein aber für uns modernen Mensch sehr witzig.
    Alles in allem wieder sehr gelungen und für mich war das Ende überraschend.

  • Zitat

    Original von milla
    Hat mir als bekennendem Poirot-Fan natürlich gefallen *g* Witzig fand ich, dass die Ermittlungen auf dem Brief einer Toten basieren :grin


    War mir klar, dass du das Buch schon gelesen hast! :lache


    Ich kannte das Buch gar nicht, hab es aber gleich auf meine Wunschliste gesetzt :-]


    Emma :wave

  • Zitat

    Original von mina
    das notier ich mir gleich. Habe bisher noch keinen Poirot gelesen, aber es macht mich sehr neugierig :-]


    :wow magali sinkt ohnmächtig neben milla hin


    mina,
    Poirot ist WELTLITERATUR
    :lache :lache

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich habe das Buch in der schon genannten LR gelesen.
    Ein typischer Agatha Christie Roman - ein spannendes Buch, ein (fast schon bescheidener) Poirot, Hastings, viele Mordverdächtige und ein überraschendes Ende - was braucht ein Krimi mehr?
    Für mich 8 von 10 Punkte!

  • Hallo Zusammen,


    auch ich habe dieses Buch innerhalb der LR gelesen.


    Agatha Christie schafft es auch in diesem Roman wieder alle ihre Figuren wunderbar lebendig zu beschreiben, keine Figur und kommt sie noch so sehr am Rande vor (hier zum beispiel das Hausmädchen Ellie oder die ältere Ms Peabody) bleibt blass oder leblos.


    Auch hier hat es A.Christie wieder geschafft mich auf eine falsche Fährte zu locken. Ich bin immer wieder erstaunt wie insich schlüßig doch ihre Verbrechen sind ! Hut ab für die große Krimi-Königin ! :anbet
    Manch heutiger Krimiautor könnte sich eine Scheibe von Agatha Christie abschneiden.

    liebe Grüsse melanie


    Wenn man Engeln die Flügel bricht, fliegen sie auf Besen weiter !
    :keks


    :lesend )

  • Ich war ebenfalls ein Leserunde-Leser. :-)


    Meine Rezension:


    Agatha Christie hat es mit "Der Ball spielende Hund" einmal mehr geschafft mich zu begeistern. Der Detektiv Hercule Poirot sieht sich einem Fall gegenüber stehen, welcher eigentlich schon ca. zwei Monate alt ist - was natürlich für seine Ermittlungen nicht gerade förderlich ist. Ebenso wie die Tatsache, dass seine Klientin Emily Arundell inzwischen verstorben ist. Hierbei möchte ich noch einmal auf den genialen ersten Satz dieses Kriminalromanes hinweisen: "Emily Arundell starb am 1. Mai." Schlicht und dennoch ungeheuer wirkungsvoll, begegnet man dem Tod doch gleich unmittelbar am Anfang. Und wie oft haben sich Autoren schon den Kopf über den Anfangssatz ihres Werkes zerbrochen?


    Wie immer legt Agatha geschickt Spuren aus und führt Befragungen durch, während wir an den Lippen der Zeugen hängen und versuchen, etwas Brisantes und von ungeheurer Wichtigkeit in den Aussagen zu entdecken - was mir persönlich in vielleicht einem von zehn Fällen gelang. Das Ende war gewohnt überraschend und dennoch vollkommen logisch, wenn auch nicht ganz nach meinen Vorstellungen betrefflich Poirots Verhalten. Da dies erst mein zweiter Poirot-Krimi von Christie war, den ich gelesen habe, ist mein Bild von diesem Detektiv von nicht allzugroßer Moral geprägt, hat er doch in "Mord im Orientexpress" auch überhaupt kein Problem mit Selbstjustiz gehabt.


    Nichtsdestotrotz war dieses Buch ein wahrhafter Krimi alter Schule - ein Agatha Christie eben. :-) Noch immer bin ich begeistert von ihrem Schreibstil. Während des Lesens höre ich manchmal in Gedanken die Stimme einer alten Frau, die mir ihre Geschichte vorliest. Mrs. Miller ist meine persönliche Großmutter in Sachen Kriminalromane und erinnert mich fortwährend daran, dass ich diesem Genre doch etwas mehr Beachtung schenken sollte. :-)


    Eindeutige 10 Punkte! :wave

  • Wieder einmal gute Kriminalliteratur der Queen of Crime.
    Wie bei den meisten ihrer Werke versteht es A. Christie auch hier den Leser von Anfang an in die Geschichte zu ziehen, sie mitzuerleben. Die Protagonisten sind lebendig und jeder mit seiner eigenen Art/Eigenart ausgestattet. Hercule Poirot ist hier schon fast bescheiden, was ja eigentlich nicht so zu ihm passt, ihn jedoch noch sympathischer macht. Hastings hingegen glänzt hier nicht sonderlich durch Intelligenz oder logisches Denken.
    Gemeinsam machen sie sich auf die Wahrheit zu ergründen. Mit der Entwicklung bzw. dem Ende hab ich nicht gerechnet, wieder einmal hab ich mich mit meiner Theorie völlig verschätzt. Aber genau das machen für mich die Bücher von A.C aus - sie legt geschickt Spuren, welche in die verschiedensten Richtungen führen und mich so manch haarsträubende Theorie aufstellen liess. Aber am Ende war es doch ganz anders und völlig logisch und plausibel. Gute Unterhaltung, in ihrer typischen Einzigartigkeit.

  • ein sehr schöner Christie-Krimi :-]


    Eines der wenigen Bücher, bei denen ich mit den Personen gleich zurecht kam und sie mri alle merken konnte (das war bisher eigentlich noch nie der Fall.... :rolleyes )
    Ich hab zwar immer versucht mitzudenken und den Spuren zu folgen, kam aber nicht annähernd dahinter wer was und wieso gemacht hat.
    Auf den Täter wäre ich auch nie gekommen und die Auflösung fand ich in diesem Buch besonders gelungen!
    in den letzten 4-5 Kapiteln habe ich richtig mitgefiebert, was jetzt noch alles kommt und das Tempo hat sich, in meinen Augen, auch sehr gesteigert, was mir fast den Atem nahm :wow
    Die Sprache ist wie immer hervorragend! Niemand schreibt so schön wie Agatha Christie *anhimmel*
    Da es allerdnigs kein "Mord im Orientexpress, "Zehn kleine Negerlein" oder "Tod auf dem Nil" ist (die sind schon ausserordentlich!) gibt's von mir 8 Punkte :-)

  • Das war der 1. Agatha Christie Roman gewesen den ich gelesen hab! Seitdem bin ich ein Fan!
    Klasse Buch. Hab mitgerätselt und mitgeraten, aber lag da völlig daneben.


    Sehr zu Empfehlen! :wave

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Es ist eine weitere Variation von Agatha Christies mehrfach verwendeten Krimi-Plots: Es schreibt mal wieder jemand an Poirot, weil die Person um ihr Leben fürchtet. In dem Fall ist es die reiche alte Frau Emily Arundell. Als der belgische Meisterdetektiv mit seinem Assistenten Hastings eintrifft, ist die Briefverfasserin bereits tot und Poirot beginnt zu ermitteln. Um es interessant zu halten, könnte diesmal der Ball spielender Foxterrier namens Bob in den Fall verwickelt sein. Und es gibt (mal wieder) leicht übernatürliche Andeutungen. Davon abgesehen läuft es nach dem bekannten Schema: Poirot befragt der Reihe nach sämtliche Leute, die für den Fall relevant sein könnten und setzt so allmählich das tatsächliche Bild der Ereignisse zusammen. Zwischen den Befragungen schließen sich der Detektiv und sein Assistent kurz und natürlich liegt Hastings mit seinen Überlegungen ziemlich oft daneben. Interessant wird es da erst zum Ende hin, als Hercule Poirot der versammelten Familie eröffnet, wie tatsächlich alles zusammenhängt. Fazit: Nette Krimiunterhaltung für zwischendurch. Für Agatha-Christie-Fans allerdings gibt es nicht viel Neues.