'Alma Mater' von Rita Mae Brown

  • Auf dem Campus von William and Mary kennt sie jeder: die schöne Vic Savedge und Charly Harrison, Footballstar des Colleges. Die beiden sind schon lange ein Traumpaar. Doch dann kommt eine neue Studentin aufs College, Chris Carter, zu der Vic sich unwiderstehlich hingezogen fühlt.


    Soweit zum Inhalt. Ich habe das Buch gerne gelesen, weil R.M. Brown eine flotte Schreibe hat und das Buch auch an und für sich unterhaltsam ist.


    ABER: Es war keines ihrer Highlights. Ich würde mich eher dazu versteigen zu sagen, es ist eines ihrer schlechteren Bücher.


    WEIL... das Buch viele Klischees bedient... die College-Schönheit und der Footballstar als Traumpaar ist nur eines davon. Und dann ging mir der ganze Ablauf zu glatt und völlig an der Realität vorbei.


    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß der Coming Out Prozeß auch nur annähernd so abläuft wie beschrieben... und daß die Umwelt so reagiert. Vor allem nicht bei den Amis, die eh sehr komisch - sprich: prüde - sind in Bezug auf Sexualität.


    Das Buch ist wie gesagt nett zu lesen, man ärgert sich auch hinterher nicht drüber, daß man es gelesen hat - man empfiehlt es aber auch nicht weiter.


    Mary Read,


    Du hast das Buch doch ebenfalls gelesen. Kannst Du mir beipflichten?

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Hmmm.... liebe Piratenschwester, mir ist's mit dem Buch etwas anders gegangen. Das, was du beschreibst, stimmt zwar alles auch, aber bei mir hat es einen etwas anderen Eindruck hinterlassen.


    Ich kopiere mal faulerweise hierher, was ich an anderer Stelle dazu geschrieben habe - wobei ich dazu sagen muss, dass ich das Buch auf Englisch gelesen habe, also zur Qualität der Übersetzung nichts sagen kann.


    Ich fand das Buch sehr witzig und sehr spannend. Die Südstaaten-Atmosphäre wird sehr liebevoll und mitreissend gezeichnet, und ich habe mich sehr an die YaYa-Sisters erinnert gefühlt. Wie realistisch die Geschichte ist, darüber lässt sich sicher streiten, aber es ist eine mutige Coming-out-Geschichte in einer Zeit, als das noch viel weniger selbstverständlich war (zumal im "Bible Belt" der USA), und als solche finde ich sie klasse.


    Sprachlich stört mich an RMB im Englischen nur, dass sie meint, Dinge bezeichnen und erklären zu müssen, die sich von selbst verstehen, oder die besser in Dialogen untergebracht wären. Das liest sich dann eher wie Bühnenanweisungen als wie ein Teil des Textes. Schwer zu erklären... aber auch in diesem Buch finden sich dafür etliche Beispiele:
    "Sissy can't drive either", Mignon added her bit. (Okay, wir müssen wissen, dass Mignon spricht, aber dass sie sich einmischt und ihren Senf dazugibt, merken wir auch so.)
    oder:
    "Support hose." Jinx thoughtfully supplied that detail. (Genauso - dass Jinx das sagt, ist wichtig, aber "that detail" sind leere, überflüssige Meta-Wörter.)


    Aber das hat mich vor allem am Anfang gestört; später ist es entweder nicht mehr so schlimm, oder ich habe drüber weggelesen.


    Fazit: Ich musste das Buch in einem Rutsch durchlesen, und ich habe mich bestens unterhalten!


    Letzte Woche habe ich "Maus im Aus" (auch auf Englisch) gelesen, das ist wieder einer der Katzenkrimis von Rita Mae Brown - der hat mich über weite Strecken nicht überzeugt, wenngleich die Spannung gegen Ende etwas steigt.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Gerade frisch gelsen.
    Mich hat das Buch sehr, sehr geärgert, muß ich sagen.
    Von Rita Mae Brown bin ich besseres gewohnt und auch sollte man meinen, daß Thema könnte ihr vertraut sein.
    Doch statt die Seelennöte, die die plötzliche Erkenntnis, man sei lesbisch, zu erfassen, statt die Konflikte mit Freund, Familie und Nachbarn zu behandeln, bleibt Rita Mae Brown belanglos und oberflächlich und geradezu absurd konfliktfrei.
    Statt Eifersuchtsdramen bekommen wir die detaillierte Schilderung eines Dreiers - und nicht mal danach Gewissenskonflikte und Unsicherheiten - nein, alle sind fröhlich.
    Statt einer Südstaatenfamilie, die um ihr Ansehen in der konservativen Kleinstadtgemeinde fürchten muß, kommt Verständnis für die absurdesten Beziehungsverwicklungen.
    Die kleine pubertierende Schwester reagiert verspielt neugierig, die Mutter mit "Hauptsache, du bist glücklich Kind..." und die Nachbarn haben für alles Verständnis. Der Freund läßt sie ohne Kampf, Streit und Selbstzweifel ziehen.
    Zu keinem Zeitpunkt in dem Buch hat man das Gefühl die Figuren nehmen sich und ihre Situation ernst. Die Autorin nimmt das Thema und ihre Figuren nicht ernst, sondern setzt uns eine schwule, heile Welt vor, die es wohl nur in ihren Träumen gibt, aber wohl kaum in der amerikanischen Südstaatenrealität.
    Vielleicht ist es ihr Versuch eine traumhafte Phantasiewelt eines reibungslosen, glücklichen Coming Outs zu erschaffen? Dem Thema wird sie damit jedenfalls nicht gerecht - und allen Mädchen und jungen Frauen, die jemals in dieser Situation gesteckt haben auch nicht.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Das einzig Interessante an diesem Buch war die Art, wie ich es in die Hände bekam. Es gehört nämlich meiner Mutter, die es von ihrer ältesten Schwester vor ein paar Jahren zu Ostern geschenkt bekam - weil diese ihre Brille beim Bücherkauf nicht dabei hatte und eigentlich dachte, das Buch würde um Alma Maler handeln.
    Nach der Entdeckung des (dann doch herumgereicht und gelesenen) Irrtums und dem Fakt, dass es sich um eine Lesbengeschichte handelt, war unsere Familie um eine weitere Anekdote für das nächste Ostertreffen reicher.
    Ansonsten fand ich das Buch:
    amazing
    ...ly bad