Am 10. Mai 2004 veranstaltete Büchereule.de um 21 Uhr einen großen Chatabend mit der Bestsellerautorin Rebecca Gablé ("Das Lächeln der Fortuna", "Die Siedler von Catan" ). Die User hatten so die Möglichkeit, Fragen an einer der derzeit erfolgreichsten deutschen Autorinnen zu stellen.
Der Chatabend erfreute sich über sage und schreibe 20 interessierte User, die sich bis ca. 22 Uhr 30 mit Frau Gablé unterhalten konnten.
Folgend eine Zusammenfassung des Chats.
Teil I:
Morgana: Als erstes möchte ich Rebecca Gablé ganz herzlich bei uns Willkommen heißen. Sie wird uns hier und heute für Fragen zur Verfügung stehen.
[zu RebeccaGabl] Möchtest Du noch ein paar Worte sagen zum Anfang?
RebeccaGabl: Oh, die Frage macht mich immer sprachlos Aber ich freue mich, heute hier zu sein Und bin gespannt auf eure Fragen.
WolfenToT: Madame Gable: Wieso handeln die meisten Bücher von England ?
RebeccaGabl: Ich habe englische mittelalterliche Literatur als Hauptfach studiert. Darum kenne ich mich da am besten aus.
Bussibaerle: [zu RebeccaGabl] Seit wann schreiben Sie???
RebeccaGabl: Und ich schreibe so etwa seit dem 13. Lebensjahr, glaube ich
WolfenToT: ok. Also ich finde die Bücher großartig. Nur würde ich mir eben wünschen auch mal ein Buch zur deutschen Geschichte lesen zu dürfen.
RebeccaGabl: Deutsche mittelalterlicher Geschichte finde ich schwer darzustellen, weil es keine Nationalgeschichte ist. Viele interessante Persönlichkeiten wie Friedrich der Staufer sind "abgegrast".
Historikus: Eine Schreibblockade ist wohl die schlimmste Krankheit, die Autoren haben können. Hatten Sie schon einmal eine Schreibblockade?
RebeccaGabl: Eine wirklich schlimme Schreibblockade ist mir bislang zum Glück erspart geblieben. Mal zwei, drei Wochen, wo es gar nicht lief, das schon.
Historikus: Was würden sie einem anderen Schriftsteller raten, der unter einer Blockade leidet?
RebeccaGabl: Blockade: Puh, das finde ich sehr schwierig. Ich glaube, wegfahren, ausspannen, ein paar Wochen nicht an das festgefahrene Manuskript denken ist vielleicht das Wirksamste Heilmittel.
Viabene: Frau Gable, sich zum Schreiben berufen fühlen und schreiben zu können sind ja nun zwei paar Schuhe. Was haben sie tun müssen, eine Begabung zu professionalisieren?
RebeccaGabl: Viabene: Ich habe einen Roman nur für die Schublade geschrieben. Auch ein paar Geschichten. Viel gelesen und versucht, daraus praktisches zu lernen. Aber letztlich hilft m.E. nur Übung.
Iris: Ich habe zwei etwas indiskrete Frage, die Sie auch nicht beantworten müssen: Warum schreiben sie unter Pseudonym? Und: Warum gerade dieses Pseudonym?
RebeccaGabl: Zum Pseudonym: Das war ein Wunsch meines Verlages, weil mein bürgerlicher Name "Krane-Müschen" zu lang und nicht einprägsam ist. Gable ist der Mädchenname meiner Mutter.
Biloxi: [zu RebeccaGabl] haben Sie mit diesem durchschlagenden Erfolg des "Lächelns der Fortuna" gerechnet?
RebeccaGabl: Nein, das Lächeln der Fortuna war ein völlig unerwarteter Erfolg
Viabene: Frau Gable, wie kam es dazu, die Schublade zu öffnen und sich mit den Talentwerekn an einen Verlag zu wenden?
RebeccaGabl: Ich glaube, die meisten Leute, die schreiben, wollen irgendwann auch veröffentlichen. Als ich "Jagdfieber" vollendet hatte, hatte ich einfach das Gefühl, jetzt ist der Zeitpunkt, es zu versuchen.
babyjane: [zu RebeccaGabl] und dann? hat es sofort beim ersten verlag geklappt??? Oder mußten sie im wahrsten sinne des Wortes Klinken putzen??
RebeccaGabl: Nein, es hat keineswegs auf Anhieb geklappt. Ich habe ca. 30 Klinken geputzt, und es hat 5 Jahre gedauert, bis es klappte.
Bussibaerle: [zu RebeccaGabl] Warum, meinst Du, sind Deine Krimis weniger bekannt?
RebeccaGabl: Deutsche Krimis haben es allgemein nicht so leicht.
Iris: Was mich sehr, sehr freut, ist, dass es unter den deutschen AutorInnen viele gibt, die nicht "nur" gut erzählen können, sondern wirklich gründlich recherchieren können - ob nun AkademikerInnen oder nicht - wie sehen Sie das?
RebeccaGabl: Gründliche Recherche ist das A und O beim historischen Roman, denke ich. Wenn das Fundament nicht stimmt, kann auch das Gebäude nichts werden. Aber auch viele Briten und - obwohl oft anderweitig verleumdet - Amerikaner recherchieren zuverlässig.
Wolke: [zu RebeccaGabl] ich habe das Buch die Siedler von Catan nicht gelesen, sondern gehört, das Hörbuch hat mir ganz ausgezeichnet gefallen, wie geht es dir da, gefällt es dir auch, oder hast du es nie gehört?
RebeccaGabl: Thema Hörbuch: Die drastischen Kürzungen haben schon ein bisschen weh getan. Aber insgesamt gefällt es mir sehr gut. Martin May, den ich inzwischen kennen gelernt habe, ist ein hervorragender Sprecher, finde ich
Filti: Wird es eine Fortsetzung von 'Die Siedler von Catan' geben?
RebeccaGabl: Es könnte gut sein, dass es eine Fortsetzung zu Catan geben wird (nicht vom Stuhl kippen, Historikus;-))
Historikus: Es gibt nicht nur Lob für "Die Siedler von Catan". Einige Kritiker meinen, es fehle die Gable-typische Tiefe im Buch, zu viel Fiktion und Vorhersehbarkeit. Wie entgegnen sie jenen Kritikern?
RebeccaGabl: Es gibt wohl für kein Buch nur Lob. Ich persönlich finde nicht, dass Handlung und Figuren weniger Tiefe haben als in den vorhergehenden Büchern, aber das ist natürlich subjektiv. Ich bedaure, wenn Leser mit dem Buch etwas gekauft habe, das sie nicht haben
wollten. 25 Euro IST viel Geld. Aber laut geltender Definitionen (z.B. Gero von Wilpert) IST Catan ein historischer Roman. Wie gut er gelungen, wie tiefgehend er ist, steht auf einem anderen Blatt.
Filti: Wie empfanden Sie die Arbeit mit Klaus Teuber?
RebeccaGabl: Die Zusammenarbeit mit Klaus Teuber hat sehr gut funktioniert. Nachdem wir den historischen Rahmen abgesteckt hatten, hat er sich nicht weiter eingemischt, aber mich sehr konstruktiv beraten.
Historikus: Wenn sich ein höchst bekannter und seriöser Filmregisseur bei Ihnen melden und anbieten würde, die Verfilmung für "Das Lächeln der Fortuna" oder "Das zweite Königreich" zu übernehmen, was würden sie ihm sagen?
RebeccaGabl: Meine sehr geschätzt Kollegin Ingrid Noll vergleicht die eigenen Romane mit Kindern, Verfilmungen mit Enkelkindern, für deren Gelingen man keine Verantwortung trägt: Ja, ich würde einer Verfilmung wahrscheinlich zustimmen.
Bussibaerle: [zu RebeccaGabl] Mit den Siedlern hast du quasi nach den Vorgaben eines anderen geschrieben... war das sehr schwer?
RebeccaGabl: Vorgaben im eigentlichen Sinn gab es nicht. Natürlich wollte und musste ich Elemente des Spiels in den Roman integrieren. Aber das ist NICHTS im Vergleich zu historischen Tatsachen als Vorgaben. Die machen manchmal Kopfschmerzen
Bussibaerle: [zu RebeccaGabl] Welcher der historischen Romane ist dein persönlicher 'Favorit'....... und bitte: Butter bei die Fische ;-)))))
RebeccaGabl: Meinst du meine eigenen, Bussibaerle? Da lautet die Antwort: Der König der purpurnen Stadt. U.a. weil Jonah Durham mir von all meinen Figuren die liebste ist.
Morgana: Es soll ja eine Fortsetzung von "Das Lächeln der Fortuna" geben und ich habe gelesen, dass es sogar eine Trilogie werden soll. Steht die Geschichte zu Teil 2 schon fest? Und wann könnte das Buch erscheinen?
RebeccaGabl: Der 2. Teil der Fortuna-Trilogie ist etwa zur Hälfte fertig und soll voraussichtlich im Herbst 2005 erscheinen. Wenn alles gut geht
Historikus: In "Lächeln der Fortuna" arbeitet Robin, der Held des Buches ,anfangs auf einem Gestüt. Mein Vater, der das Buch auch gelesen hat, war ganz begeistert, dass Pferden im Buch Beachtung geschenkt wurde. Haben Sie eine besondere Beziehung zu Pferden?
RebeccaGabl: Ich habe seit meiner Kindheit bis zu einem kleinen Malheur vor etwa zehn Jahre geritten. Ja, man kann wohl sagen, dass ich eine besondere Beziehung zu Pferden habe. Ich finde, sie sind sehr faszinierende Kreaturen.
WolfenToT: [zu RebeccaGabl] ich würde mir wünschen, dass das Kartenwerk zu den Büchern manchmal etwas detaillierter ist. Ließe sich so etwas machen ?
RebeccaGabl: Die Karte in Fortuna ist die rudimentärste. Der Verlag, der damals glaubte, das Buch werde keine 3000 Stück verkaufen, wollte kein Geld dafür ausgeben. Da war mein Mann so nett und hat eine kleine Karte gezeichnet. Die im 2. Königreich ist ganz okay, oder.
Biloxi: [zu RebeccaGabl] in wie vielen Ländern ist die Fortuna denn schon erschienen? Und mit welchem Erfolg?
RebeccaGabl: Fortuna ist ins Tschechische und - staun - ins Koreanische übersetzt. Spanien soll bald folgen
Historikus: Sie lieben Krimis und Historische Romane. Wie wäre es mit einem Historischen Krimi?
RebeccaGabl: Nichts lieber als das. Mit dem Gedanken an einen historischen Krimi trage ich mich schon lange. Aber im Moment komme ich einfach nicht dazu. All diese Fortsetzungen ...
Viabene: Frau Gable, Schreiben ist ja nicht nur Passion, sondern auch immer harte Arbeit. Woher nehmen Sie Ihre Energie...woher die Inspirationen?
RebeccaGabl: Ah ja. Ich weiß es selbst nicht so genau. Schreiben ist Sucht. Da findet man die Energie schon irgendwie. Mit der Inspiration ist es schwieriger. England inspiriert mich immer, wenn ich da bin. Mittelalterliche Literatur. Manchmal aber auch ganz profane Dinge. Es passiert einfach.
WolfenToT: noch ein Frage: Sie sagten sie müssten viel recherchieren. Gehört dazu z.B. auch das Studium einiger Schriften in z.B. altdeutsch oder altenglisch ? Wie weit geht eine solche Recherche ?
RebeccaGabl: Ja, manchmal lese ich Quellen in Alt- oder Mittelenglisch. Das habe ich ja zum Glück gelernt. Aber meistens findet man doch neuenglische Übersetzungen. Da geht die Lektüre schneller.
Historikus: Sie schreiben, sie wollen vor allem unterhalten, die Romanhandlung stehe im Vordergrund. Gerade Ihre Fans loben Ihre Kunst, Geschichte mit interessanter Fiktion zu verbinden. Wäre dies nicht überhaupt die beste Methode (auch in der Schule), Geschichte lebendig rüberzubringen?
RebeccaGabl: Ja, ich wünschte, der Geschichtsunterricht würde ein bisschen entstaubt. Gut recherchierte Romane könnten da sicher helfen.
Biloxi: [zu RebeccaGabl] bei dir habe ich den Eindruck, dir fliegen die Sätze nur so aus der Tastatur
RebeccaGabl: Das ist ein Irrtum. Bei Ballett-Tänzern sieht es ja auch ganz leicht aus. Aber es steckt viel harte Arbeit dahinter. Wenn dann der Eindruck von Leichtigkeit entsteht, ist das eine ziemliche Belohnung und Befriedigung für den Schreibenden. Dann war die Mühe nicht vergebens, wollte ich sagen.