Würdet Ihr Schwarzarbeit melden?

  • @Ines...hm, naja...nur weil etwas jeder angeblich tut, bestünde ja noch lange kein Grund, das Gleiche auch zu machen, oder?


    Aber zu Brankas Frage: wenn ich Freunde hätte, die Schwarzarbeit verrichten, wüßte ich generell auch, warum sie zu dieser Maßnahme greifen und würde die darauf ansprechen, um die Gründe zu erfahren. Vielleicht ist es ja gar keine?


    Und zweitens: muß man wirklich Schwarzarbeit (zum Beispiel aus finanzieller Not oder nur einfach Unkenntnis) gleichsetzen mit zum Beispiel Betrug oder Diebstahl?
    Wenn mich ein Freund belügen oder bestehlen würde, wäre es keiner mehr, aber bei Schwarzarbeit wäre ich mir da nicht so sicher...wie gesagt, vielleicht ist alles ganz anders als gedacht?


    Uns wurde einmal angeboten, an unserem Haus handwerkliche Arbeiten schwarz erledigen zu lassen. Da man dann aber keinerlei Garantie hat und keinen rechtlichen Ansprechpartner, wenn etwas ist, haben wir lieber die Mehrkosten getragen...und prompt war übrigens eine Reklamation fällig.


    Mal eine Frage dazu: was genau IST eigentlich Schwarzarbeit und was ist zum Beispiel NUR Nachbarschaftshilfe. Wo fängt das Illegale an und wo steht dazu etwas?

  • Schwarzarbeit ist dann Schwarzarbeit, wenn Geld fließt, wenn eine Firma z.B. ohne UST arbeitet..wenn ein Elekriker gegen Geld in eurem Haus arbeitet u.u.u. Wenn ihr einen Arbeitlosen gegen Geld irgendie beschäftigt


    Nachbarschiftshilfe ist, wenn dein Onkel, dein Nachbar bei dir tapeziert und du ihm dafür den Rasen mähst..oder du in deinem Verein unentgeltlich mithilfst.....aber ganz genau definiert ist da nix!


    Denn theoretisch könnte mein Mann einem Elekriker das Dach decken, der verkabelt im gegenzug unser Haus...auch da wäre der Tatbestand der Steuerhinterziehung möglich....Voltaire weiß da sicher genaueres

  • @Ines...ich zielte nur darauf ab, dass nicht rechtens sein muß, was viele oder die Masse machen. Du schriebst doch, ob hier jeder seine Haushaltshilfe ordnungsgemäß angemeldet habe...


    Erstens habe ich ja keine und zweitens versuche ich mir ja gerade ein Bild davon zu machen, was mit Schwarzarbeit wirklich definiert ist.


    Wenn es unter Schwarzarbeit fällt, dass man eine Haushaltshilfe nicht ordnungsgemäß versichert und anmeldet...ich dachte immer 400,- € -Jobs MÜSSEN nicht gemeldet sein, sondern KÖNNEN nur?...dann kann ich doch nicht wirklich gutheißen, wenn jemand schwarz arbeiten läßt...zumindest doch nicht mit der Begründung, viele andere täten das auch.


    Das ist doch kein Grund, oder?! :wow

  • Zitat

    Original von Alexx61
    ....Voltaire weiß da sicher genaueres


    Nee, der weiß da auch nix genaues!
    Schwarzarbeit ist ein unbestimmter Rechtsbegriff. Auch der Verwandte kann schwarz bei dir arbeiten, wenn er durch seine Arbeit ein lohnähnliches Entgelt erhält und dieses Entgeld überwiegend (ich glaube das heisst so) zu seinem Lebensunterhalt beiträgt.
    Der dir nicht weiter bekannte Handwerker arbeitet nicht schwarz, wenn er bespielsweise bei dir nur geringfügige/geringwertige Arbeiten ausführt und du ihm eine Aufwandsentschädigung zahlst.


    Einkommen ist nicht gleich Einkommen und Arbeitsentgelt ist nicht gleich Arbeitsentgelt.


    Schwarzarbeit ist darüber hinaus ein Steuerstraftatbestand. Das besondere an diesen Straftatbeständen im Steuerrecht ist, dass dort sehr hart bestraft wird.


    Ansonsten müsste ich mich auch erst in die Materie einlesen, aber es gibt hier sicher User die fundierte Kenntnisse dieser Dinge besitzen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Alexx61
    Wenn ich also dem Bekannten fürs Tapezieren 50 Euro in die Hand drücke, kann mir nix passieren.


    höchstens, dass du dich nicht mehr retten kannst vor interessensbekundungen in sachen telefonnummer des bekannten.
    50 ocken fürs tapezieren? ich tät glatt noch nen kasten bier drauftun.
    :grin

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • Ich habe jede Menge Freunde und Bekannte, die schon mal Schwarzarbeiter beschäftigt haben. Man kann in fast allen Fällen sagen, dass der Wirtschaft dadurch keine Steuergelder durch die Lappen gegangen sind - denn ohne die billigere Schwarzarbeit wäre ein Haus, das ich kenne, nicht gebaut und so manches alte Haus nicht an der einen oder anderen Stelle restauriert worden...


    Handwerker sind inzwischen so teuer geworden, dass du sie bei größeren Sachen kaum noch bezahlen kannst. Wir machen aus diesem Grund unglaublich viel in Eigenleistung.


    Und wegen der Verrichtung von Schwarzarbeit oder dem Beschäftigen von Schwarzarbeitern anzeigen würde ich garantiert keinen Freund oder Bekannten. Da gehört eine gute Portion Selbstgerechtigkeit dazu - denn wer hat schon eine blütenreine Weste? Wenn ich mein Auto in einer freien Werkstatt hätte und gefragt würde, ob ich das ohne Rechnung haben möchte, würde ich nicht nein sagen...


    Ich kenne einen ausländischen Mitbürger, der seit langem händeringend nach legaler Arbeit sucht und eine Familie zu ernähren hat. Ich kann gut verstehen, dass er die Schwarzarbeitsangebote seiner Nachbarn gern annimmt und würde ihn niemals verpetzen!

  • Zitat

    Original von Branka


    Wenn euch bekannt ist, dass ein Freund/Bekannter von euch schwarz nebenbei Geld dazu verdient, würdet ihr das melden? Oder würdet ihr es dabei belassen, weil es ja ein Freund / Bekannter ist, oder weil es nicht eure Angelegenheit ist... ?


    Ich war noch nie in einer solchen Situation, aber ich glaube, ich würde es nicht melden. Ich glaube ich würde den Freund/Bekannten warnen, dass er es nicht zu weit treiben soll, aber melden würde ich ihn nicht. Nein, niemals, das wäre unverzeihlich.

  • Zitat

    Original von Alexx61
    Wenn ich also dem Bekannten fürs Tapezieren 50 Euro in die Hand drücke, kann mir nix passieren.



    Liebe Alexx,
    aus der Beantwortung von so konkreten Einzelfällen halte ich mich lieber raus........... :grin :grin :grin :grin


    ......da fehlt mir ganz einfach das Hintergrundwissen. Nachher sind es nur 49,98 EUR die du ihm in die Hand drücken darfst, wie stehe ich dann da? :grin :grin


    :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Blaustrumpf...der Kasten Bier beim "schaffen" ist eh Pflicht :grin


    Waldfee...der normale Bürger unterscheidet schon zwischen Schwarzarbeit, die du erläutert hast, und professioneller Schwarzarbeit...wenn z.B. eine Firma das im großen Stil betreibt...bleiben wir mal beim Handwerk..die Leute im Winter "heimschickt" also entlässt, die aber schwarz weiter beschäftigt...das ist sogar doppelter Beschiß..


    Auch in anderen Bereichen wird damit viel Geld gescheffelt..Gastronomie u.s.w.


    Im Nachbarort ist z-B. ein Mitbewerber, der fast auschliesslich Leute schwarz beschäftigt....jeder weiß das, keiner sagt was....Mitbewerber kann man schon fast nicht sagen, denn bei den Preisen die der anbietet, kann kein normaler Betrieb mithalten...aber anzeigen?? nö!

  • Alexx,


    was du da beschreibst, sind schon härtere Fälle, die mich auch nerven. Komischerweise käme ich nicht auf die Idee, sowas anzuzeigen... Wahrscheinlich wäre das konsequent, aber ich kann Denunzianten nicht leiden.


    Mir fällt dazu eine Auszubildende zur Bäckereifachverkäuferin ein, die nun ein Übernahmeangebot erhalten hat: Sie bekommt einen Vertrag über 20 Stunden die Woche für 312,- Euro (nicht einmal einen 400,--Euro-Job konnten diese Halsabschneider sich abringen!) - und die restlichen 20 Stunden darf sie schwarz arbeiten für 5,- Euro die Stunde... Sie wird annehmen, bis sie etwas besseres gefunden hat. Würde ich den Betrieb anzeigen, stünde sie ganz ohne Arbeit da...

  • Zitat

    Original von Waldfee
    ... Sie wird annehmen, bis sie etwas besseres gefunden hat. Würde ich den Betrieb anzeigen, stünde sie ganz ohne Arbeit da...


    Bist du dir da sicher? Ich nehme nicht an, daß der Betrieb sie aus Nächstenliebe eingestellt hat, sondern weil er eine zusätzliche Arbeitskraft benötigt.
    Würde es zu einer Anzeige kommen, wäre der Betrieb gezwungen einen richtigen Lohn zu bezahlen oder aber auf die Arbeitskraft zu verzichten.
    Wahrscheinlich müßte er sich für ersteres entscheiden.


    Aber anzeigen würde ich so etwas auch nicht gerne, weil eben nicht nur der Betrieb bestraft würde, sondern auch die Angestellte.


    So wie ich das verstanden habe, werden ihr 312 Euro und ca. 80 Stunden a 5,- Euro (= 400 Euro) gezahlt, sind zusammen 712 Euro netto.
    Zustehen würden ihr ca. 1500 Euro brutto.
    Also erzielt sie eigentlich keinen Vorteil aus der Schwarzarbeit und deshalb würde ich es um ihretwillen nicht anzeigen.

  • Zitat

    Original von Branka
    Ich habe eine Gewissensfrage.


    Wenn euch bekannt ist, dass ein Freund/Bekannter von euch schwarz nebenbei Geld dazu verdient, würdet ihr das melden? Oder würdet ihr es dabei belassen, weil es ja ein Freund / Bekannter ist, oder weil es nicht eure Angelegenheit ist... ?


    Ganz klar, nein. Ich würde es nicht anzeigen... Da gibt es bei mir gar keine Diskussion drum...

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Nein, ich würds auch nicht melden...


    nachdenkliche Grüße von Elbereth :wave


    *oh nein ich habs doch getan.. und ich hab mir geschworen nie, niemals im einem Weltgeschehenfred was zu schreiben ...*

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

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  • Hier werden zwei Fragen auf einmal gestellt: Würdet Ihr einen Freund oder Bekannten anschwärzen, der eine Straftat begeht (und aktive wie passive Schwarzarbeit erfüllt einen Straftatbestand) - und haltet Ihr Schwarzarbeit, sofern Ihr die erste Frage mit "Ja" beantworten würdet, für einen entsprechenden Tatbestand?


    Schwarzarbeit ist ein Vergehen an der Gemeinschaft; letztlich zahlen alle, immer. Das ganze ist ein Nullsummenspiel. Das Geld, das ich vermeintlich spare, wenn ich einen Handwerker schwarz engagiere, zahle ich wieder zurück, wenn ich am nächsten Tag meine Hinterachse in einem Schlagloch zerbrösele, das nicht repariert werden konnte, weil dem Staat die Knete fehlt. Letztlich geht es hier um Steuerhinterziehung. Steuern sind eine essentielle Bringepflicht, ohne die eine Solidargemeinschaft wie die unsrige nicht existieren kann, weil sie sich finanzieren muß. Steuerhinterziehung ist wie Versicherungsbetrug und viele andere vergleichbare Taten (zu denen auch Ladendiebstahl gehört) zudem ein Vergehen, über das man sich direkt an allen anderen bereichert - den Steuerehrlichen. Die Lohnnebenkosten sind unter anderem deshalb so hoch, weil der Verlust aus Schwarzarbeit aufgefangen werden muß.


    Auf die erste Frage will ich nicht antworten. Aber man kann sie weiterspinnen. Würdet Ihr jemanden (Freund/Bekannter) anzeigen, von dem Ihr wißt, daß er


    - sein Auto in den Ostblock verscherbelt hat, nachdem er es als gestohlen gemeldet hat
    - seine Kinder schlägt
    - Falschgeld druckt
    - Vergewaltigungen begangen hat
    - Drogen vertickt
    usw. usf.


    :wow

  • Zitat

    Original von Tom
    - und haltet Ihr Schwarzarbeit, für einen entsprechenden Tatbestand?

    wie bereits weiter oben geschrieben:

    Zitat

    Original von mir
    Nicht die Schwarzarbeit an sich ist schlecht, sondern ein Sozial- und Steuersystem, das Schwarzarbeit um ein vielfaches lohnender macht als reguläre Arbeit.