Ein Lebensfragment – Knut Hamsun

  • Erzählungen


    9 frühe, autobiographisch gefärbte Erzählungen des norwegischen Nobelpreisträgers von 1920, die bis 1988 noch nicht in Buchform erschienen waren.


    Originaltitel:
    Livsfragmenter
    1989 auf Deutsch bei Paul List Verlag erschienen.


    Inhalt sind die folgenden Kurzgeschichten, die ursprünglich in Zeitungen, zum Teil unter Pseudonym zwischen 1884 und 1906 erschienen sind:
    Ein Lebensfragment, Auf Tournee, Sünde, Weihnachtszeit, Kleinstadtleben, Nachtschwärmer, Meine Reisebegleitung, Schlimme Tage, In der Klinik.
    Zudem gibt es ein informatives Nachwort von Hamsun-Forscher Lars Frode Larsen, der die Geschichten zusammenstellte, in dem die Entstehungsgeschichte der einzelnen Texte erläutert wird.


    Wie von Hamsuns frühen Romanen gewohnt, sind seine Protagonisten häufig am Rande des Nervenzusammenbruches, rastlos, hoch erregt und neigen zu impulsiven Handeln.
    So auch in der wohl besten der Geschichten, „Ein Lebensfragment“, in dem der Protagonist sich aus Liebeskummer rächen möchte, von Kopenhagen nach Deutschland reist und schließlich von seinen Ärzten das baldige Ende angekündigt bekommt. Da beschließt er nach Amerika zu reisen.
    Soweit ist dies vergleichbar mit Knut Hamsuns eigenen Leben um 1884. Nur das Knut Hamsun im Gegensatz zum Protagonisten aus Amerika nach Norwegen zurückkehrte.
    In dieser Geschichte erinnert der Protagonist an den typischen getriebenen und suchenden Hamsun-Charakter z.B. Johan Nils Nagel aus „Mysterien“.
    In „Auf Tournee“ wird höchst intensiv und detailliert eine Bahnreise beschrieben.
    Manche Geschichten haben mir nicht gefallen, diese seien jedoch nicht weiter erwähnt.


    Die oft naturalistisch gefärbten Geschichten behandeln häufig das Leben der Gescheiterten und Armen, so z.B. in „Sünde“, in dem ein Mädchen aus Not Blumen stiehlt und dafür von der Gesellschaft verachtet wird oder in „Weihnachtszeit“, in der es nur Gescheiterte Persönlichkeiten gibt, die den sozialen Abstieg erleben. Die Themen dieser Geschichten erinnern z.B. an Hamsuns Roman „Hunger“.


    Abschließend sei noch die Geschichte „In der Klinik“ erwähnt, in der ein Schriftsteller sich selbst in die Irrenanstalt einweist, nachdem er durch mehrere gescheiterte Romanprojekte einen nervösen Zusammenbruch erleidet.
    Auch hier ist der typische Hamsun-Ton erkennbar, der den Geschichten den Reiz verleiht und sie immer noch lesenswert macht.


    Noch ein Wort zum Umschlagmotiv: Es zeigt den jungen Knut Hamsun, gemalt von Alfred Emil Andersen, 1891


    Zum Autor:
    Knut Hamsun, geboren als Knut Pedersen am 4. August 1859 in Lom (Gutbrandsdal)/Norwegen, Gelegenheitsarbeiter und Reisender sowie Journalist und Autor. 1877 erschien sein erster Roman "Der Rätselhafte". Das autobiographische Werk "Hunger" (1890) begründete seinen Ruhm. Es folgten "Mysterien (1892), Neue Erde (1893) und Pan (1894). 1920 erhielt Hamsun den Nobelpreis für Literatur. Bis heute ist der Autor umstritten, weil er 1941 den Einmarsch deutscher Truppen in Norwegen befürwortete. Knut Hamsun starb, taub und erblindet, am 19.Februar 1952 auf Narholm bei Grimstadt.


    Weitere Bücher:
    Auf verwachsenen Wegen, Pan, Victoria, Gedämpftes Saitenspiel, Unter Herbststernen, Die letzte Freude, Vom Teufel geholt, Segen der Erde, Das letzte Kapitel, Landstreicher, August Weltumsegler, Nach Jahr und Tag, Der Ring schließt sich.

  • Danke für diese interessante Vorstellung.


    Ich hatte vor kurzem das Vergnügen, mich mit Herrn Hamsun und seinem "Hunger" näher zu beschäftigen. Die Geschichten in "Ein Lebensfragment" scheinen sehr ähnlich zu sein.


    Beeindruckend für mich war auch bei "Hunger" die extrem naturalistische Darstellung der Thematik und der Personen. Es war kein "schönes" Buch, es war fast abstoßend, schwer verdaulich, die Menschen extrem unsympathisch aber trotzdem faszinierend.
    Mal sehen, ob ich mich noch einmal zu einem Knut Hamsun Buch durchringen kann :-]