Klappentext:
"Ich glaube, eine Frau kann leichter bei einem Mann etwas erreichen, wenn sie einen runden Busen hat. Deshalb habe ich mir vorgenommen, mir morgen vier Taschentücher in den Ausschnitt zu stopfen..."
So beginnt Annemarie Selinkos großer historischer Roman, das fiktive Tagebuch der Désirée Clary, Seidenhändler-Tochter aus Marseille, die es tatsächlich zu etwas bringen und in die Weltgeschichte eingehen sollte. Sie war die erste Verlobte Napoleons, heiratete später den französischen Marschall Bernadotte, lebte in der Gunst des Kaisers in Paris und verließ Frankreich schließlich mit ihrem Mann, als der den schwedischen Thron bestieg.
Meine Meinung dazu:
Als Désirée Napoleon als jungen Soldaten kennenlernt, war sie selbst erst 14 Jahre alt - vielleicht hatte ich das nicht so vor Augen, als ich anfing zu lesen, denn mir erschien das schriftliche (fiktive) Vermächtnis von Désirée nun wirklich sehr naiv und ich war mir nicht sicher, ob ich das über 600 Seiten lang durchhalten kann.
Eigentlich war sie das auch während ihres ganzen Lebens bzw. durch das ganze Buch. Aufgrund ihrer mangelnden Bildung sicher naiv - sie selbst bezeichnete sich als "dumm" - aber immer in einer Art und Weise, die sie mir sehr liebenswert erscheinen ließ - das Herz auf dem rechten Fleck.
Und mit dieser Eigenschaft kam sie durch ihr Leben, das sie sich als damals noch Bürgerliche nie erträumt oder vorgestellt hätte und sie nimmt sich immer wieder auch selbst ein wenig auf den Arm, wenn sie von dem Bemühen erzählt, aus ihr eine Dame zu machen, die sich in den allerhöchsten gesellschaftlichen und politischen Kreisen bewegt.
In einem fast durchweg heiteren Plauderton erzählt Désirée von ihrem Leben, läßt einen genauso an großen historischen Ereignissen teilhaben, als auch an den alltäglichen Sorgen und Nöten in Frankreich unter Napoleon und auch später als Königin von Schweden.
Alles in allem beschließe ich für mich, dass es ein wunderbarer Unterhaltungsrom ist. Annemarie Selinko schafft es mit ihrem Roman, dass man mit Désirée lacht und leidet, bangt und hofft.
Ich hätte ausnahmsweise einmal früher auf meine Mutter hören sollen, die das Buch schon vor Jahrzehnten gelesen hat und immer wieder versucht hat, es mir schmackhaft zu machen.
Viele Grüße
Shirat