neuer Berling

  • Ich funktioniere das hier mal um, um ein wenig über das neue Buch zu plaudern. Spoilerfrei, vorerst.


    Ich seit gestern seelige Besitzerin des Buches "Ritter zum Heiligen Grab" (seit "Der schwarze Kelch" übrigens endlich wieder mal ein Titel ohne "Der/die/das ... des/etc.), habe aber noch nicht wirklich viel gelesen.


    Wie sich das bei einem Berling so gehört, habe ich die ersten Seiten nach dem Prolog erst mal damit verbracht, ständig mit einem "wer warst Du noch gleich?" zum dramatis personae zu blättern. Und bei all den eigentlich vertrauten Namen - Namensrecycling en gros oder mögliche Vorfahren unser Lieben? - klingelt es mir im Kopf, als wäre ich immer noch in einem Glockenturm.


    Was mich schon mal sehr freut, ist daß es hier offenbar gar nicht um den Ersten Kreuzzug an sich geht, sondern dessen Vor- und Entstehungsgeschichte. Das ist ein höchst interessanter Ansatz.


    Wirkt aber ohne die von mir so geliebten seitenweisen gemischten Anhänge und einer schockierenden Trennung von historisch und erfunden sehr viel herkömmlicher, als die Luebbe-Berlings vor allem. Wäre interessant, ob das der Wunsch des Verlags war oder ob er des Spiels müde geworden ist. Naja, zum Entflechten bleibt auch so immer noch genug übrig.

  • Na klar! Ich habe eben eine Ewigkeit damit zugebracht, mal nur die Verwandtschaftsverhältnisse der Protagonisten der ersten nicht mal 60 Seiten auseinanderzuplücken. Herrlich verwickelt.
    Da wir diesmal eigentlich kein Großereignis haben, um das es geht, weil es ja offenbar nur um die Vorgeschichte des Kreuzzugs geht, bin ich umso aufgeregter, weil ich keinen blassen Schimmer habe, was mich hier erwartet. Ich hatte ja die berlingsche Variante des Kreuzzugs an sich erwartet.
    Wohl eine verwickelte und verdrehte Geschichte über seine Eigenkreationen mit den klingenden Namen, interagierend mit historischen Menschen und Ereignissen, die irgendwie in Clermont 1095 kulminiert und wohl der Gründung gewisser Orden. Wir werden sehen.

  • Liebe Grisel!


    nun warte ich schon seit Tagen gebannt auf Deine Berling-Rezi... (Zumal bisher im übrigen Internet nichts über das Buch zu lesen ist.)


    Also, bitte lass Dir nicht mehr allzu lange Zeit. :-]

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

  • Wie soll ich eine Rezi schreiben, wenn ich noch lange nicht fertig bin? Da ich nicht so zum Lesen komme, wie ich mir das vorstelle, komme ich erschreckend langsam voran. Ich riskiere echt, meine Stellung als selbsternannter Fan Nr. 1 zu verlieren. :yikes


    Zwischenmeldung. Ich fürchte, nicht komplett berlingverrückte könnten dieses Buch verreißen. Aber gut, öfter mal was neues, das geschieht ja sowieso meistens. :lache


    Ist nur so, daß sich hier schon bemerkbar macht, daß er mit dem historischen Hintergrund hier, Papst + Mathilde vs. Kaiser ==> 1. Kreuzzug zwar einen sehr interessanten und unausgelutschten ausgewählt hat, aber auch einen nicht so griffigen, wie zuletzt zB die Assassinen und die Rückeroberungen Saladins, wo viel Raum blieb, um die irren Irrfahrten seiner Figuren einzubauen.
    Deshalb blieben diese Irrfahrten anfangs etwas in der Luft hängen und der historische Hintergrund beginnt uns erst jetzt historisch-intrigant einzuholen.
    Mich stört es nicht wirklich, außer daß das nun jetzt endlich das Tüpfelchen auf dem i ist, denn ich bin ein hoffnungsloser Fall. Ich liebe neben dem historischen ja schon einfach seine leicht bissige und ironische Art zu schreiben.
    Wir werden sehen, was er mir auf den letzten 200 Seiten bietet.


    Ist halt die Frage, sehe ich ihn hier ein bißchen überkritisch, weil ich ihn so :anbet und unbedarfte Neuleser hätten eh ihr Vergnügen am irren Treiben? Ich weiß es nicht, aber wie gesagt, es scheint nun ans Eingemachte zu gehen und das begrüße ich.


    Aber, damit hier kein falscher Eindruck entsteht, ich genieße das Buch durchaus. Liegt halt auch daran, daß der unausgelutschte Hintergrund hier einer ist, von dem ich leider wenig Ahnung habe, da ich ja erst bei den Staufern einsteige und die Salier und Canossa & Co. nicht wirklich gut kenne. Daher kann ich hier auch nicht so schön entflechten und mich an seinem Geschick beim verflechten erfreuen. Außer, daß ich mich über die faszinierenden neuen Familien von Tankred von Lecce und Balduin von LeBourg wundere.


    Edit: Blödsinn, Tankred von Lecce ist ja ein anderer normannischer Tankred. Interessant daß Berling den unsrigen, zum ersten Kreuzzug gehörenden auch nach Lecce versetzt, wo er IMO nichts zu suchen hat. Böswillige Verwirrung ohnehin schon verwirrt googelnder Leser. :grin
    Ich wußte schon mal, wer seine Eltern waren. Die Mutter irgendeine Emma, glaube ich, Tochter von Guiskard. Vater? :gruebel
    Vater hat offenbar keine gröberen Spuren hinterlassen, ein guter Markgraf Odo. OK. Markgraf wovon?

  • Ach ja, noch ein PS, da ich eigentlich alle gefühlten 50 Seiten damit beschäftigt bin, innezuhalten um schriftlich festzuhalten wer was wann wo mit wem wegen wem gegen wen. Das ist auch ein Punkt, der wunderbar berling ist und den ich eigenartigerweise bei ihm so genieße, diese totale Verwirrung.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Wie soll ich eine Rezi schreiben, wenn ich noch lange nicht fertig bin? Da ich nicht so zum Lesen komme, wie ich mir das vorstelle, komme ich erschreckend langsam voran. Ich riskiere echt, meine Stellung als selbsternannter Fan Nr. 1 zu verlieren. :yikes


    Eben, und als dieser gebührt Dir auch die Ehre, die ersten Worte über sein neues Opus zu verlieren… :wave


    Zitat


    Aber, damit hier kein falscher Eindruck entsteht, ich genieße das Buch durchaus. Liegt halt auch daran, daß der unausgelutschte Hintergrund hier einer ist, von dem ich leider wenig Ahnung habe, da ich ja erst bei den Staufern einsteige und die Salier und Canossa & Co. nicht wirklich gut kenne.


    Danke für die schöne Zwischenmeldung! Jetzt kann ich mir schon besser vorstellen, in welche Richtung es gehen wird. Die Salier und auch die Canossaepisode finde ich eigentlich recht spannend. Der ganze Investiturstreit antizipiert ja irgendwie schon die große Auseinandersetzung Friedrich II. <-> Papsttum.
    Es gibt einen tollen Roman darüber von Petra Gabriel: „Waldos Lied“. Geschrieben aus der Perspektive eines kleinwüchsigen (Anti-)Helden. Hatte hier auch mal eine Rezi dazu geschrieben. Das war ein Buch ganz nach meinem Geschmack, mit lebendigen Protagonisten, einem plastischen historischen Hintergrund und einem recht fiesen Heinrich IV., der meiner Vorstellung von ihm recht nahe kam. Dort taucht auch ein gewisser Friedrich von Büren auf.
    Klingelts? Genau, der Stammvater unserer lieben Staufer…


    Sehr gut ist übrigens auch dieses schöne Sachbuch:


    Hegemoniales Kaisertum – Ottonen und Salier von Hans K. Schulze


    Nur, falls Dir mal der Lesestoff ausgeht :grin


    Ansonsten freue ich mich bereits auf Deine Rezension. Die dürfte ja recht kontrovers werden. Die ersten Amazonverrisse werden wohl auch bald eintrudeln... Berling eben.

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Siorac ()

  • Zitat

    Original von Siorac
    Eben, und als dieser gebührt Dir auch die Ehre, die ersten Worte über sein neues Opus zu verlieren… :wave


    Diese Verantwortung! :grin


    Zitat

    Danke für die schöne Zwischenmeldung! Jetzt kann ich mir schon besser vorstellen, in welche Richtung es gehen wird. Die Salier und auch die Canossaepisode finde ich eigentlich recht spannend. Der ganze Investiturstreit antizipiert ja irgendwie schon die große Auseinandersetzung Friedrich II. <-> Papsttum.


    Es ist ausgesprochen interessant, gerade weil es die üblichen, ausgelatschten Bahnen verlässt. Mir gefällt auch die Art, wie hier die Überleitung gemacht wird, denn langsam dämmert mir auch, wo der Zusammenhang ist. Aktuell geht es jetzt nämlich darum, die Hauptträger des Ersten Kreuzzugs mit mehr oder weniger sanftem Druck dazu zu bringen, welche zu werden. Bohemund und Tankred - hier eben mit faszinierender neuer Familie - haben sie schon. Die nächsten zu knackenden Nüsse sind Gottfried von Bouillon, Robert von der Normandie und Raymond IV von Toulouse. Das verspricht, interessant zu werden.


    Ich glaube, der Grund, warum ich nur entzückt und nicht hellauf begeistert bin, noch nicht, ist, daß ich einfach zu langsam lese. Wie gesagt, einen ungünstigeren Zeitpunkt für das Buch hätte es für mich gar nicht geben können. Bin aber selber schuld, ich hätte es ja auch liegen lassen und irgendwann lesen können.


    Wer hat da gelacht?


    Zitat

    Es gibt einen tollen Roman darüber von Petra Gabriel: „Waldos Lied“. Geschrieben aus der Perspektive eines kleinwüchsigen (Anti-)Helden. Hatte hier auch mal eine Rezi dazu geschrieben. Das war ein Buch ganz nach meinem Geschmack, mit lebendigen Protagonisten, einem plastischen historischen Hintergrund und einem recht fiesen Heinrich IV., der meiner Vorstellung von ihm recht nahe kam. Dort taucht auch ein gewisser Friedrich von Büren auf.


    Danke, das schaue ich mir mal an. Obwohl ich einen fiesen Heinrich IV eigentlich nicht brauche. Ich weiß über ihn zu wenig, um zu wissen ob ich ihn mag oder nicht, aber irgendwie tut er mir leid, weil er ein saumäßiges Pech mit seinen Söhnen hatte, die sich beide gegen ihn gestellt haben.
    Interessanter Mann ist er auf jeden Fall. Nicht nur als Opa des ersten staufischen Herzogs.


    Zitat

    Klingelts? Genau, der Stammvater unserer lieben Staufer…


    Ich hatte ja fast gehofft, den hier auch irgendwo zu treffen, aber, leider nicht. Bin mal gespannt, wann die Templergründer, die laut Personenregister auch irgendwann auftauchen sollten, dies tun. Und wer sie nun eigentlich sind, Mitglieder der Geheimen Dienste? Ganz wer anderer? Prieuré-Spuren habe ich hier eigentlich keine gefunden. Ich glaube, es geht hier gar nicht um deren Vorgeschichte, obwohl wir hier viele schöne schillernde Gisors, Bethunes und de Sions haben.


    Zitat

    Sehr gut ist übrigens auch dieses schöne Sachbuch:
    Hegemoniales Kaisertum – Ottonen und Salier von Hans K. Schulze
    Nur, falls Dir mal der Lesestoff ausgeht :grin


    Du bist ein lustiger Geselle. :grin
    Aber, danke für die Tips!


    Zitat

    Ansonsten freue ich mich bereits auf Deine Rezension. Die dürfte ja recht kontrovers werden. Die ersten Amazonverrisse werden wohl auch bald eintrudeln... Berling eben.


    Och, so kontrovers glaube ich gar nicht, zumindest nicht bei mir. Leicht wird es nicht werden, aber eher deshalb, weil ich hier auch nicht so den Durchblick habe, eben weil hier mit Namen und Ereignissen jongliert wird, die mir nicht so vertraut sind.


    Fertig werde ich wohl nicht so bald, aber ich habe mir zumindest vorgenommen, heute noch ein bißchen näher dem Ende zu kommen.

  • So, jetzt haben wir Berling in Reinkultur. So mag ich das. :-]
    Spätestens, seit die Ritter André de Montbard, Robert de Craon und Gottfried de Saint-Omer aufgetaucht sind. Ich vermisse noch den guten Hugo de Payens.
    Allerdings geht es jetzt auch Schlag auf Schlag mit den Todesfällen. :wow


    Ich bin nun auf den magischen letzten 100 Seiten. Würde das Ding wirklich gerne noch heute beenden, aber wenn ich Schlaf plane, wird das nichts werden.

  • Lohnt sich doch, gelegentlich mal zu schauen, was sich so tut bei den Lieblingsautoren. Diese Quasi-Autobiographie war ja schon lange angekündigt und im Herbst ist es jetzt endlich soweit. Hat zwar nicht ganz die Hysterie der Vorfreude auf einen historischen Berling, aber darauf bin ich doch sehr gespannt, ich habe ja auch seine RWF-Biographie sehr genossen.
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