'Der Sohn des Tuchhändlers' - Seiten 155 - 307 (Absatz oben)

  • Diesen Teil habe ich verschlungen! Zuerst der Mord, der die politische Situation der Stadt noch weiter zuspitzt, dann die Fortführung der demagogischen Reden, dann werden die ersten Häuser beschmiert, dann Menschen mitgenommen. Immer ein bisschen weniger Skrupel und immer mehr Fanatismus. Erinnert brutalst an die jüngere deutsche Vergangenheit :-( und zeigt sehr deutlich, wie solche Mechanismen funktionieren - mehr als einmal haben sich bei mir in diesem Teil die Nackenhaare gesträubt und eine Gänsehaut lief mir über den Rücken.


    Peter muss derweil an allen Fronten kämpfen - nicht nur um seine neue Heimatstadt, sondern auch um seine Familie. Ich glaube nicht so ganz, dass seine Verdächtigungen gegenüber Jana stimmen, sie macht mir eher den Eindruck, als hätte sie ihm eine Affäre längst gesagt, ich glaube, da steckt etwas ganz anderes dahinter... Dann seine beiden älteren Kinder - ursprünglich zu sich gerufen, um die Beziehung wieder aufleben zu lassen, der denkbar ungünstigste Moment, wie sich herausstellt... Dann verschwindet auch noch Paolo :-( Hoffentlich finden sie ihn gesund wieder!!!


    Und im Hinterkopf bleibt immer der Prolog... *ohje*

  • Ich bin jetzt auch in diesem Teil angelangt, aber ich muss sagen, diese Szene mit Avellino hat mir nicht so gut gefallen.... ich fand es etwas mühselig, das zu lesen was er so predigt. Das ging mir auch am Anfang schon so.
    Aber die Szene mit dem Toten wiederrum habe ich auch verschlungen. Da fing das Buch für mich endlich an spannend zu werden. Auch die Gespräche mit den Juden oder auch vorher (ich weiß jetzt nicht ob es vor der Seite 155 war) wo er versucht hat mit Weigel zu sprechen, um schlimmeres zu vermeiden.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Ja, jetzt wird es spannend. Aber ich finde es immer noch ziemlich hektisch. Es kommt mir so vor als ob alle durch Krakau rennen und irgendjemand suchen.
    Bin mal gespannt wie sich das mit Jana und Peter aufklärt. Ich schätze mal, es geht nur um eine Handelsbeziehung. Ich glaube nicht, daß Jana mit F.M. (auswendig kann ich den schweren Namen nicht schreiben) ein Verhältnis hat.

  • Diese Unruhen sind wirklich zutiefst beunruhigend und vor allem brandaktuell! Schon schlimm, dass die Menschheit in so vielen hundert Jahren immer noch nicht schlauer geworden ist, obwohl können/müssen wir die Glatzen eigentlich zur Menschheit rechnen?


    Es ist und bleibt spannend, auf jeder Seite passiert etwas neues und Peter kann sich seiner Familie nicht so widmen, wie er gern würde. Ich hoffe sehr, dass Peter es noch schafft, sich seinen großen Kindern wieder zu nähern!


    Gab es den Avellino wirklich?

  • Nachdem ich gestern voll im Stress war und gar nicht zum lesen gekommen bin, geht´s heute mit diesem Abschnitt weiter.


    Gefällt mir immer noch sehr gut - vor allem die Darstellung der einzelnen Personen. Mit all ihren Ecken und Kanten kommen sie so realistisch rüber.


    Die Situation zwischen Peter und Jana spitzt sich im Moment ja ganz schön zu - obwohl ich glaube, das wird sich alles aufklären. genau, wie Jana Peter irrtümlich verdächtig, den Ring gestohlen zu haben, um Schulden zu begleichen (als Leser weiß man ja, was wirklich dahinter steckt), denke ich, daß das Verhältnis Jana - Fryderyk M. auch ein anderes ist, als es zu sein scheint. Ich halte Jana für eine starke, ehrliche Frau, die zu ihrem Tun steht - wenn sie wirlich ein Verhältnis hätte, dann würde es Peter gegenüber sicher eingestehen und mit den Konsequenzen leben ....


    Für schwieriger zu lösen halte ich da das Verhältnis Peter - Sabina / Daniel. Das ist schon jahrelang angespannt und jetzt hat Peter durch die ganze Situation drumherum auch nicht die Zeit sich mit beiden wirklich auseinander zu setzen. Eigentlich verständlich, das die beiden sich zurück gestoßen und überflüssig fühlen. Aber ich hoffe mal, auch da kann noch eine Annäherung stattfinden - denn eigentlich leidet Peter doch genau wie seine Kinder unter diesen Spannungen!

  • Ich bin mal gespannt, ob vielleicht Paolos Einschätzung der Situation zwischen Jana und Fryderyk richtig war; daß sie sich gestritten hatten. Kindern wird ja für zwischenmenschliche Beziehungen ein gewisses Gespür zugesprochen. Die nehmen noch viel mehr unterbewußt wahr, was Erwachsene nicht mehr erkennen, weil die Erwachsenen schon viel zuviel hineininterpretieren.

  • Oh je oh je ... jetzt geht´s aber richtig zur Sache. Ich hätte nicht geglaubt, das die Spannung noch so zunehmen könnte ... tut sie aber!


    Wie habt ihr eigentlich die Stelle mit dem toten Avellino empfunden? Ich fand sie ja schon sehr makaber - aber klasse beschrieben!


    @ Richard
    Wenn Avellino einer realen Person nachempfunden ist ... hat dann diese Situation so oder ähnlich wirklich stattgefunden? Das mag man sich ja kaum vorstellen! :wow


    @ all
    Traurig finde ich, das Moszjez und natürlich Paolo verschwunden sind - wobei ich bei Paolo eigentlich ein gutes Gefühl für einen positiven Ausgang der geschichte habe - bei Moszjez bin ich da etwas skeptischer.


    Schön finde ich die Annäherung von Peter und Daniel - wenn sie auch unter sehr dramatischen Umständen stattfindet.

  • Ich muss jetzt noch 9 Seiten bis zum Ende dieses Teils lesen und ich bin total begeistert von diesem Buch! Ich muss ja zugeben, dass ich nach der Lektüre des ersten Buches reichlich skeptisch war, aber diese Skepsis ist komplett verschwunden!!!


    Traurig ist wirklich, dass Paolo und Moszjez verschwunden sind, ich hoffe, das klärt sich noch zum Guten?! Traurig ist auch das Misstrauen zwischen Peter und Jana, die passen doch eigentlich so super zusammen! Aber ich glaube auch nicht, dass Jana mit dem seltsamen Menschen eine Affäre hat.


    Prisca kam mir mit ihrer Frage, ob diese Szene wirklich stattgefunden hat, zuvor - das würd mich jetzt auch interessieren, ob eine solche Leichenfledderei stattgefunden hat. *schüttel*


    Schön ist, dass Daniel und Peter sich langsam besser verstehen und ich hoffe sehr, dass auch noch eine Verbesserung der Beziehung zwischen Peter und Sabina stattfinden wird, denn diese Streitigkeiten beruhen ja leider auch nur auf Missverständnissen.

  • Der zweite Teil gefiel mir ebenfalls am besten. Allerdings bin ich von der vielen Rennerei durch ganz Krakau recht atemlos.
    Sehr gelungen fand ich, dass es dem Autor trotz allem gelungen ist, immer wieder neue Adjektive und Beschreibungen für Erschöpfung zu finden.


    Der Charakter des Peter ist einfach klasse gezeichnet. Ein bisschen stört mich allerdings, dass er dauernd etwas denkt und etwas anderes ausspricht. Sind Männer so?


    Die innerstädtischen Verwicklungen sind ebenfalls sehr gut geschildert. Es hat Spaß gemacht, diese zu lesen.


    Alles in allem: Die Personen sind - bis auf Jana, sie ist mir einfach zu gut - mit Ecken und Kanten gemalt, so dass sie sehr glaubwürdig rüber kommen.


    Gefallen hat mir außerdem, dass es kaum Klischees gibt.

  • Liebe bibihexe, liebe Kleine Bärin,


    die historische Vorlage für Avellino ist Jan Capistrano, ein Hetzprediger, der um die Mitte des 15. Jahrhunderts in Krakau wirkte und der Liebling des damaligen Domprobstes war. Anders als Avellino hat der wirkliche Capistrano für seine Taten den Lohn erhalten, der lange Zeit in der katholischen Kirche für Brandredner, Demagogen und Hetzer gegen Andersgläubige üblich war: er ist heiliggesprochen worden. An einem Haus an der Westflanke des Tuchmarktes in Krakau befindet sich eine Figur von Jan Capistrano und blickt auf den Tuchmarkt hinunter, ziemlich genau auf die Stelle, an der früher Kleine und Große Waage standen. Für mich war daher klar, dass Avellino genau an diesen Stellen predigt.


    Liebe Grüße
    Richard

  • Liebe Prisca,


    die Inspiration zu der Szene mit dem toten Avellino habe ich schon seit langer Zeit im Hinterkopf. Erinnert sich noch jemand, wie es war, als man den toten Ayatollah Khomeini zu seinem Begräbnis zu bringen versuchte? Zitat "Während des Trauerzugs im Juni 1989 hatte die rasende Menge Khomeinis in ein Tuch gewickelten Leichnam von der Bahre gerissen. Die Beisetzung in Teheran konnte erst mit stundenlanger Verzögerung stattfinden, nachdem ein Hubschrauber die sterblichen Überreste zu der Grabstätte transportiert hatte. " Zitat Ende, www.ksta.de.


    Bei der noch nicht so lange zurückliegenden Beisetzung von Jassir Arafat war es übrigens ähnlich.


    Liebe Grüße
    Richard

  • Mir hat der zweite Teil bisher am besten gefallen.


    Ich bin gespannt, was aus Paolo und Mojzesz geworden ist. Die aufgeheizte Stimmung, der Hass, die Leichenschändung, das war wirklich erschreckend. :wow


    Peter gefällt mir als Charakter sehr gut. Insgesamt sind die Personen schön gezeichnet, lediglich Jana ist mir etwas zu blass.

    Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt. (Rudyard Kipling)

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  • Liebe Ines,


    ich denke, man sollte seine Figuren schon kennen - besser jedenfalls als man die meisten seiner echten Mitmenschen kennt...


    Ich arbeite für alle wichtigen Figuren eingehende Essays aus, schreibe tabellarische Lebensläufe für sie und kenne am Ende dieses Prozesses viel, viel mehr Details aus ihrem "Leben", als letztlich in die Geschichte einfließen. Für mich gehören Handlung und Charaktere untrennbar zusammen - der Handlungsbogen meiner Geschichten entwickelt sich so, wie er es tut, weil es eine umittelbare Wechselwirkung zur Anlage der Figuren gibt. Ich lege die Handlung so an, dass sich spannende Konflikte für die Charaktere ergeben - umgekehrt gilt das natürlich auch.



    Liebe Grüße
    Richard