Anne Tyler - Im Krieg und in der Liebe

  • Hallo Leute.


    Mich hat die Rezesion absolut verführt. Hab mir das Buch bei Hitflip besorgt.
    Im Moment bin ich ja nicht so sehr an Liebesdramen interessiert, aber da mach ich mal eine Ausnahme. Da es ja scheinbar nicht NUR um die Liebe an sich geht.

  • Das Buch erzählt die Geschichte von Michael und Pauline, die sich während des 2. Weltkrieges zufällig in Michaels Lebensmittelladen kennen- und lieben lernen. Michael zieht freiwillig in den Krieg und kommt später verwundet zurück. Die beiden heiraten und gründen eine Familie. Beschrieben wird ihre Familiengeschichte vom Kennenlernen bis ins hohe Alter, von guten und von schlechten Tagen, von Liebe und Streit, von Sehnsüchten und vom Umgang miteinander. Irgendwann treten die Lebensläufe der Kinder in den Vordergrund, dann wieder die der Eltern.


    Mir hat diese Geschichte wirklich gut gefallen, ich fand sie durchwegs interessant. Sie war leicht zu lesen und man konnte sich die Personen gut vorstellen. Die Charaktere waren sehr bildlich beschrieben. Besonders gut gefiel mir die lange Zeitspanne, die in dem Buch beschrieben wurde. War ein guter Tipp von Elke Heidenreich.

  • Der Leser begleitet Pauline und Michael Anton auf ihrem Lebensweg von 1941 bis in die 1990er Jahre. Wären die beiden auch ein Paar geworden, wenn sie sich nicht im Krieg kennen gelernt hätten? Wohl eher nicht, sie sind einfach zu unterschiedlich. Für Pauline ist die Ehe die Verschmelzung zweier Menschen, Michael sieht in der Lebenspartnerschaft eine gemeinsame Reise zweier Menschen. So ist die Ehe der beiden auch eher ein 30jähriger Krieg, der durch diverse Waffenstillstände unterbrochen wurde. Zu Beginn des Buches kam ich in Versuchung, abzubrechen. Es waren mir einfach zu viele Streitigkeiten, die aus dem Nichts kamen und ins Nichts führten. Aber die Autorin schaffte es, eine Bindung zwischen mir und den Protagonisten aufzubauen. Gefühlsmäßig gehörte ich bald schon zur Anton-Familie. Ich wurde zum stillen Beobachter, der sowohl Pauline als auch Michael gern gelegentlich geschüttelt hätte, um sie zur Vernunft zu bringen. Es war aber auch die schöne Sprache, derer sich Anne Tyler bedient, die mich bei diesem Buch hielt. Und ich habe das Durchhalten nicht bereut. Jetzt, nachdem ich den Roman beendet habe, kann ich sagen, dass mir „Im Krieg und in der Liebe“ recht gut gefallen hat. Denn selten habe ich an einer Alltagsgeschichte, die ich persönlich mit Krieg begann und die im Verlauf der Handlung in Liebe zum Buch umschlug, so gehangen. Die Charaktere der Antons wurden so klar und facettenreich herausgearbeitet, ich hatte oft das Gefühl, sie wären gute Bekannte von mir, die ich schon lange kenne.
    Mein Fazit: „Im Krieg und in der Liebe“ ist eine sehr schön geschriebene Alltagsgeschichte, wie es sie in der Realität häufig geben mag. Aber der lebensnahe Erzählstil und die wunderbare Sprache haben aus dem Buch etwas Besonderes gemacht. (Die ständigen Streitereien und die Art wie beide sich in die Ehe einbranchten, haben mich aber hin und wieder an den Rand der Fassungslosigkeit gebracht.)

  • Was für ein umwerfendes Buch! Absolut wunderbar! Ich war sehr bewegt beim Lesen und mehr als einmal habe ich mich ertappt gefühlt. Manchmal muss man einfach akzeptieren, dass man nicht zueinander passt und keiner bewusst und gewollt die Schuld daran trägt, dass eine Beziehung nicht mehr stimmt. Fehlendes Verständnis und allzu verschiedene Charaktere müssen zu Krisen führen. Es ist allerdings nicht leicht zu erkennen, ob man in eine Sackgasse rast oder noch Hoffnungen leben darf.


    Es gibt eine Stelle, die ich schön finde:


    Zitat

    Ehen sind wie Obstbäume [..], die mit Zweigen anderer Sorten an den Stämmen veredelt werden. Nach einiger Zeit vermischen sie sich, wachsen zusammen, und es ist egal wie verrückt die Mischung ist - Pfirsich auf einem Apfelbaum, oder Kirsche auf einem Pflaumenbaum -, doch würdest du sie trennen, würdest du ihnen eine tödliche Wunde zufügen.
    S. 211


    Und gerade dieser Sachverhalt lässt so manchen weiter machen.


    Dies ist ein Buch, dessen Original- und Übersetzungstitel sehr stimmig sind. Beide kehren zwar verschiedene Aspekte der Handlung hervor, haben aber beide eine Berechtigung.


    Anne Tyler versteht es, die Familie Anton so darzustellen, dass man jedes Mitglied der Familie kennenlernt. Man leidet mit allen Beteiligten, freut sich aber auch mit ihnen über ihre Triumphe. Trotz allem bewahrt man eine gewisse Distanz zu den Vorgängen, auch wenn die wechselnde Erzählperspektive in jedem Kapitel dem Leser wertvollen Einblick in die Gedanken der jeweiligen Person bietet. Die Autorin nimmt für keinen Partei und gerade diese Neutralität ist wohl auch die Stärke des Romans.


    Je nachdem, wie man selbst ist, kann man das Buch neutral lesen oder für Pauline, Michael oder eines der Kinder Partei ergreifen. Durch diesen Kunstgriff, wird sicher jeder Leser den Roman auf verschiedene Weise angehen und dadurch etwas ganz eigenes herauslesen.


    Es passiert nichts besonderes - "Im Krieg und in der Liebe" erzählt einfach ein durchschnittliches Familienleben. Eine Ehe, die mit hohen Erwartungen begonnen wurde, die den Tatsachen der Wirklichkeit nicht standhalten. Schon alltägliche Angelegenheiten wie Ordnungsliebe, Konfliktbewältigung, die Frage nach der Positionierung im Leben oder das Bedürfnis nach sozialen Kontakten birgt großes Gefahrenpotential, das nicht immer gebannt werden kann.


    Traurig und erheiternd zugleich ist das Kapitel über Paulines und Michaels 30. Hochzeitstag, an dem ihnen ihre Kinder gerahmte Bilder aus ihrer Jugend schenken. Genauer gesagt, die letzten Aufnahmen von Pauline und Michael bevor sie sich 1941 kennenlernten. Die beiden beginnen sich zu erinnern und zum Entsetzen der Kinder bestehen die meisten dieser Anekdoten aus Streitigkeiten. Pro Person erwähnen sie nur eine positive Erinnerung... ( - ohne Kommentar - )


    Ich könnte ewig weiterschreiben, breche hier aber ab, damit ich euch nicht die Neugier wegrede. ;-)


    "Im Krieg und in der Liebe" war ein Jahreshighlight für mich!

  • Ein Buch, bei dem ich ständig zwischen Lachen und Heulen schwankte und bei dem zum Schluss wirklich gerührt die Tränen flossen.Das Buch wird wohl das Highlight des Jahres 07 sein.


    Euren schönen Rezis kann ich nichts mehr hinzufügen, ausser, dass ich jetzt auf die Suche nach weiteren Tyler-Büchern gehen werde. :-)

  • Zitat

    Original von Sisi


    Euren schönen Rezis kann ich nichts mehr hinzufügen, ausser, dass ich jetzt auf die Suche nach weiteren Tyler-Büchern gehen werde. :-)


    Viel Spaß beim Suchen. Ich bin ein Tyler-Fan und habe als besonders gut in Erinnerung "Fast ein Heiliger" nur so als Tipp :heiigenschein

  • marilu


    Deine Rückmeldung zu dem Buch, hat mir so sehr gefallen,
    die kam so emotional und ehrlich rüber, würde immer gerne
    deine Meinung lesen.
    Gruß Levita

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume

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  • Ich habe versucht dieses Buch zu lesen. Ich hab es wirklich versucht und mich bis zu Seite 130 gequält, aber dann musste ich es weglegen. Ich fand die Geschichte und die Erzählung sehr platt. Auch wenn der Erzählstil nicht langweilig war, so war es für mich einfach der Verlauf der Geschichte.
    Natürlich kann es sein, dass es nach Seite 130 noch spannend wurde, aber soweit bin ich ja nicht mehr gekommen.


    Ich fand die Figuren einfach zu platt. Wenn eine Figur kantig und als Störer eingebracht wurde, war sie dennoch so Klischeebehaftet "störerisch", dass es kaum Spannung erzeugte. Und das soll einer Störer ja eigentlich.


    Die Protagonistin war mir seitenweise einfach viel zu naiv. Kam sie zuerst als intelligente junge Frau rüber, so wurde sie plötzlich zum langweiligen Mäuschen.


    Mein Buch war das definitiv nicht. Schade.

  • Ich habe gestern das Buch angefangen zu lesen und mir gefällt es bis jetzt ganz gut. Die Sprache ist schön lebendig, doch meiner MEinung nach muss man sich erst einmal daran gewöhnen. Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein Autor / Autorin mit so vielen Klammern arbeitet.
    Doch man ist schnell in der Geswchichte drin und ich freu mich darauf es wieder gleich in die Hand zu nehmen.

    ... Liebe, die, weil sie nie genung bekommt,
    stets schon im Augenblick lebt, der noch kommen wird.
    Marcel Proust

  • Auch wenn der Thread schon etwas älter ist, möchte ich doch noch meinen Senf dazu geben.


    Eure Rezis haben mich ja erst dazu veranlasst, mir das Buch zu besorgen. Und ich muss sagen, ich habe es nicht bereut.


    Obwohl ich fast ein ganzes Jahr gebraucht habe, um in die richtige Stimmung für dieses Buch zu kommen, habe ich es dann wirklich genossen, es zu lesen.


    Es ist schon etwas ungewöhnlich geschrieben. Oft wird viel Übersprungen, was mich dann doch etwas verwirrt hat.
    Aber anders wäre es einfach zu langatmig geworden.


    Teilweise hat es mich auch erschreckt, wie treffend die Gefühle und Eheprobleme der Protagonisten beschrieben wurden. Ich hatte oft das Gefühl, bei mir und meinem Mann sei es doch eigentlich genauso.
    Aber zum Glück ist es bei uns nicht immer so und wenn wir über unsere Vergangenheit sprechen, fallen uns nicht nur Streits und Unstimmigkeiten ein :grin


    Es war ein Buch, welches mich sehr nachdenklich und teilweise traurig gemacht hat.
    Es ist wirklich sehr lesenswert und nur zu empfehlen.

  • Nachdem ich das Buch zugeklappt hatte, fragte ich mich: Wie konnte es passieren, dass "Im Krieg und in der Liebe" fast zwei Jahre auf meinem SUB lag, ohne jegliche Beachtung? Ich hatte es damals auch nur durch Zufall gekauft und dann nur gelesen, weil nichts anderes zur Hand war.


    Und ich bin nun sowas von begeistert :-] Ich mochte die nicht übertriebenen, sondern einfach normalen Charaktere, die Familiengeschichte von den 40er Jahren bis ins Jetzt und ich fand das Buch so unglaublich authentisch, ehrlich, aber auch traurig und nachdenklich machend. Meiner Meinung nach eine ganz ganz tolle Lektüre :anbet Ich gebe 10 von 10 Punkten.

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