Fußball Weltmeisterschaft

  • Ich fand die Freude der Italiener gestern auch sehr ansteckend und fand es sehr witzig, wie die Spieler sich aufgeführt haben :grin Ich konnte mich jedenfalls mit ihnen freuen, auch wenn es kein wirklich verdienter Sieg war und ich eigentlich auch eher für Frankreich war. Fußball ist eben zu einem großen Teil immer auch Glück-das gehört dazu und macht auch den Reiz des Fußballs aus.
    Und Zidane...er begann gerade, mir sympathisch zu werden...

    Zitat

    Anderer Seits muß ich sagen das diese Fußballer auch nur Menschen sind. smile


    Ja, eben. Und ich glaube keiner von uns kann sich vorstellen, unter was für einer Spannung sie in einem Endspiel einer WM stehen...wobei das natürlich keine Rechtfertigung ist!

  • Zitat

    Original von Jeanne
    Und Zidane...er begann gerade, mir sympathisch zu werden...


    Wer weiß was dieser ver'*§%& (zensiert) Italienier ihm auch zugeflüstert hat um so auszuticken... :-(

  • Deadline!


    Die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland ist beendet. Italien wurde zum vierten Male in seiner Verbandsgeschichte Weltmeister. Diese Mannschaft hatte nicht den Glanz der Teams von 1934 und 1938 (mit dem unvergessenen Raimondo Orsi von Juve), und auch das Team von 1982 verbreitete mehr Glanz. Aber danach fragt bald eh niemand mehr.
    Herzlichen Glückwunsch nach Italien – jede Mannschaft die es schafft den Titel zu erringen hat es auch verdient. Dabei ist es egal ob spielerische Glanzpunkte gesetzt wurden oder ob es ein Sieg der „taktischen Meisterleistungen“ war. Lippi hat sich mal wieder als der Fuchs erwiesen, als der er bekannt ist. Immer in der Lage noch eine Schippe draufzulegen, wenn es um Taktik geht, hat er vor allen Dingen im Spiel gegen Deutschland mal wieder alle überrascht.


    Ach ja, ein Fußballspiel gewinnt die Mannschaft, die die meisten Tore schießt, es gewinnt nicht die Mannschaft, die besser spielt und/oder die meisten Chancen hat. Tore sind es die zählen.


    Was bleibt jetzt von dieser WM?
    In erster Linie wird in Erinnerung bleiben, welches Fest hier in Deutschland gefeiert wurde. Vielleicht muss man erst einmal ein wenig Abstand gewinnen um zu sehen, was hier eigentlich passiert ist.


    Unzählige Menschen feierten zusammen, friedlich auch in der Niederlage. Diese Bilder beherrschten die Medien, nicht Bilder von irgendwelchen Polizeieinsätzen. Schon aus diesem Grunde ist die Weltmeisterschaft ein voller Erfolg gewesen. Es gab diesen wunderbaren, fröhlichen, neuen Patriotismus. Wäre es nicht schön, man könnte dieses Gefühl konservieren und immer wieder hervor holen wenn wir in diesem Land mal wieder in eine kollektive Depression verfallen?
    Man kann nur inständig hoffen, dass unsere Damen und Herren Politiker dieses Gefühl nicht wieder in ihrer unendlichen Geschwätzigkeit zerreden. Sie haben am wenigsten zum Gelingen dieses Riesenfestes beigetragen – sie füllten lediglich mit ihrer Präsenz der Fußballunkenntnis die besten Sitzplätze.


    Es war ganz einfach nur schön, mit dem Fähnchen am Auto durch die Gegend zu fahren. Dieses Land kann wieder Flagge zeigen! Und es hat es auf eine sehr freundliche und auf die Anderen zugehende Art gemacht, dieses Flaggezeigen! Der Gast wurde hier mit offenen Armen aufgenommen, und nur in den seltensten Fällen verkam die Gastfreundschaft zu einer sinnleeren Floskel.


    Sportlich wird diese WM kein Meilenstein in der Fußballgeschichte werden. Dafür wurde zuviel biedere Fußballhausmannskost geboten. Diese WM hatte keinen herausragenden Spieler, es gab kein herausragendes Team und es gab leider auch nicht so viele Tore. Es fehlte der Spieler, es fehlte das Team, die dieser WM ihren Stempel aufgedrückt hätten.


    In rein sportlicher Hinsicht war es eine schwache WM.
    Der Fußball hat sich nicht weiterentwickelt. Es wird weiter vor allen Dingen zwischen den Strafräumen „gespielt“ und wenn der Ball sich dann doch einmal in einen Strafraum verirrt, dann spricht man schon von einer Chance. Wenig passierte aus den Standards. Eigentlich schade, wo doch gerade Weltmeisterschaften immer einen Schub nach vorn bewegt hatten – diesmal wohl offensichtlich nicht.


    Deutschland hat zum Teil mitreißend gespielt, auch wenn es keine Fußballoffenbarung gewesen ist. Aber die deutschen Fußballtugenden wurden aus dem Schrank geholt und ein dritter Platz hat sie mal wieder eindrucksvoll bestätigt.


    Klinsmann ist auch nicht der Heilsbringer für den deutschen Fußball. Was er geschickt verstanden hat war, die Emotionen zu wecken, bei den Spielern und bei den Zuschauern, und sie dann während des Spiels in sinnvolle und sehenswerte Aktionen umzusetzen. Etwas, das nicht viele Trainer können. Klinsmann ist sicher jemand, der sehr gut zu motivieren versteht. Diese Fähigkeit hat er vor und während des Turniers eindrucksvoll bewiesen. Nur sei hier die Frage erlaubt, reicht diese Fähigkeit auch noch für die EM-Qualifikation, für die EM (so sich Deutschland denn qualifiziert), für die nächste WM-Qualifikation, oder nutzt sich diese Fähigkeit sehr schnell ab und es wird wieder das bekannte Herumdümpeln. Euphorie ist kein Fundament auf das sich dauerhaft bauen lässt. Das weiß alles auch der Jürgen Klinsmann, und er weiß auch, dass nichts so vergänglich ist wie der Ruhm und der Erfolg von gestern. Denn die schwierigere Phase käme jetzt, Kompensieren des bisher Erreichten und dieses Erreichte dann weiter ausbauen. Ich gehe mal davon aus, dass er nicht bleiben wird.


    Zidane ein tragischer Held?
    Nein – ein Dummkopf! Ein Profi seiner Klasse muss sich ganz einfach in der Gewalt haben, egal was ein Gegenspieler zu ihm sagt. Zidane muss wissen und weiß es auch, dass verbale Provokationen ganz einfach zum Geschäft gehören. Um ein wirklich ganz Großer zu sein, fehlt es ihm an Charakter. Und es soll in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, dass es bereits die vierzehnte Rote Karte in seiner Profikarriere war. Ein Franz Beckenbauer beispielsweise ist nie vom Platz geflogen. Zidane hat Frankreich den Titel gekostet, damit und mit seinem unrühmlichen Abgang wird er leben müssen – aber auch das wird den Meister der emotionalen Kälte sicher nicht weiter stören.


    Welche Spieler fielen mir bei dieser WM ganz besonders auf?


    Hier sei an erster Stelle David Beckham zu nennen. Mit aller Härte vor der WM kritisiert, ackerte er während des Turniers vorbildlich für seine Mannschaft. Er war der überragende Spieler des englischen Teams. Lampard, Rooney waren diesmal nur Staffage.


    Natürlich muss hier auch David Odonkor genannt werden. Unbekümmert und schnell hatte er auch vor großen Namen keine Angst. Ein Mann für die Zukunft.


    Luis Figo! Ein wirklich Großer des internationalen Fußballs nahm Abschied aus der portugiesischen Nationalmannschaft. Immer noch ein Vorbild an Einsatz und Mannschaftsgeist. Bemerkenswert wie er sich immer wieder in den Dienst der Mannschaft gestellt hat.


    Ronaldinho. Es sollte seine WM werden. War er eigentlich dabei?


    Die Schiedsrichterleistungen waren im Großen und Ganzen in Ordnung. Die Kritik an den Schiedsrichtern wird auch in Zukunft immer stärker werden, gibt es doch keinen Quadratzentimeter mehr, der nicht elektronisch überwacht wird. Jeder noch seine kleinste Fehler wird den Schiedsrichtern in zigfacher Ausstrahlung ein ums andere Mal vorgehalten, ein Fluch dieses totalen Medienereignisses. Wahrscheinlich darf in Zukunft nur noch der Schiedsrichter werden, der auch zwei Augen am Hinterkopf hat.
    Die Damen und Herren der Medien waren nicht weit vom kollektiven Versagen entfernt. Es ist schon erstaunlich, welchen Müll die Herren Beckmann, Rethy, Simon und Wark so im Laufe von 90 bzw. 120 Minuten zusammenquatschen. Man kann davon ausgehen, dass sie den Vorstand des „Bundes der sinnleeren und dümmlichen Dampfplauderer“ bilden. Es gab wohl keinen Schwachsinn, den diese Verbalakrobaten ausgelassen hätten.
    Beckmann plappert und plappert und plappert und plappert…..bis ihm jemand sagt, dass das Spiel bereits seit Stunden beendet sei und er schon lange nicht mehr auf Sendung ist.
    Kerner soll man lieber bei seiner Gutfried-Werbung bleiben. Diese ewige „Gute-Laune-und-ist-nicht-alles-wunderschön-Visage“ kann man über einen längeren Zeitraum kaum ertragen. Danke an Jürgen Klopp und Urs Meyer für ihre Leistung, sie haben kompetent und informativ agiert – trotz Kerner.


    Was bleibt?
    Nicht viel – leider! Der Alltag hat uns wieder, der Alltag mit all seinen Problemen. Die Welt ist nicht ein Jota besser geworden, es wird weiter ohne Abstriche gemordet, unterdrückt und verhungert. Kinder werden auch weiterhin in sehr großer Zahl um ihre Kindheit betrogen werden. Die Politikerinnen und Politiker werden auch weiterhin nicht imstande sein, irgendwelche Probleme zu lösen, ihre „Arbeit“ wird weiterhin nur Selbstzweck sein. Die Arbeitslosen werden weiterhin selbst Schuld haben und die Regierung wird es mal wieder nicht schaffen eine verfassungskonformen Haushalt vorzulegen.
    Der positive Patriotismus wird, wenn wir nicht scharf aufpassen, wieder in tumben Nationalismus umschlagen.


    Machen wir uns also nichts vor. Es waren vier schöne, aufregende und ereignisreiche Wochen – nur Probleme hat diese WM nicht gelöst, allenfalls verschleiert. Wurschteln wird also frohen Mutes weiter, denn das können wir wirklich.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Wer weiß was dieser ver'*§%& (zensiert) Italienier ihm auch zugeflüstert hat um so auszuticken... :-(


    Genau, und wenn man die Reaktion gesehen hat dann muß das schon starker Tobak gewesen sein.
    Aber leider gibt es für verbale Fouls keine gelben oder roten Karten. Eigentlich Schade. :-)


    Zitat

    Ach ja, ein Fußballspiel gewinnt die Mannschaft, die die meisten Tore schießt, es gewinnt nicht die Mannschaft, die besser spielt und/oder die meisten Chancen hat. Tore sind es die zählen.


    :write


    Zitat

    Unzählige Menschen feierten zusammen, friedlich auch in der Niederlage. Diese Bilder beherrschten die Medien, nicht Bilder von irgendwelchen Polizeieinsätzen. Schon aus diesem Grunde ist die Weltmeisterschaft ein voller Erfolg gewesen.


    Ja das deutsche Gesicht ist in der Welt wieder besser geworden. :grin

  • Zitat

    Diese Bilder beherrschten die Medien, nicht Bilder von irgendwelchen Polizeieinsätzen.


    Jane schweigt und denkt sich ihren Teil....

  • Nun, sagen wir, es war zwar friedlicher als erwartet, aber wirklich friedlich, sieht für mich anders aus. :wow

  • Nochmal meine 2 Cent:


    Ich hab mir gestern 12.00 die Fanmeile im Fernsehen angeschaut -Und eine halbe Stunde lang immer wieder geweint. Ich hab die letzte WM auch miterlebt, und da wurde unsere Mannschaft nicht so gefeiert, obwohl sie 2. geworden sind. Es hat mich wirklich berührt, dass "Unsere" Mannschaft nicht ausgebuht wurde oder sonstiges, sondern total gefeiert. Ich hab sogar den Verdacht, dass uns der 3. Platz noch besser getan hat, als es der 1. getan hätte (Ja, schlagt mich.) -Aus Erfahrung wissen wir ja, wie leicht wir es übertreiben können :grin (Okay, Insider aus der Schottlandfahrt, als wir "alles erobern" mussten = Ruine erklimmt, und einer übertreiben musste)


    Zum Finale: Ich gönn es den Italienern. Ich hab mir im voraus angeschaut, wie die Stimmung bei den Mannschaften ist. Vielleicht war es Medienverblende, aber mir waren die Franzosen extrem unsympathisch. Während die Italiener euphorisch, glücklich waren, es soweit geschafft zu haben, womit sie nicht gerechnet hatten, haben die Franzosen voller Arroganz ein "Das war unser angestrebtes Ziel und euphorisch sind wir nicht" herausgehauen. *würg*


    Außerdem haben die Italiener weitaus "netter" gespielt als die Argentinier. Haben sich hochhelfen lassen, hoch geholfen, sich gegenseitig mit den Deutschen auf den Rücken geklopft etc. Die Argentinier waren da einfach nur noch ***. (Als ich das auf Arbeit sagte, bekam ich zuhören "Was? Die Mimosen? Die sind doch immer mit voller Absicht hingefallen, obwohl nichts wahr." Nun gut, so hat jeder seine Meinung)


    Zum Spiel gegen Italien: Das Tor war nun mal verdient von den Italienern, in dem Moment haben wir einfach Mist gebaut in der Verteidigung.


    Schöne WM: hat mir Spaß gemacht. :-] Es ist wie mit Urlaub: Flucht aus dem Alltag, aber wichtig fürs Herz. Und eine schöne Erinnerung.


    Und ich finds sehr toll, noch 4 Jahre Sportfreunde Stiller singen zu können, das Lied mag ich. :grin


    Aber warum funktioniert der Link bei mir nicht???



    JAss :keks

  • Zitat

    Original von Alexx61
    Voltaire...dein Bericht gefällt mir nicht!


    Offen gestanden ist mir das egal.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Es ist vorbei. Ich kann wieder in die Kneipe gehen, ohne auf eine Großbildleinwand starren oder mich fußballterminologisch niederquatschen lassen zu müssen, die Standartenführer verschwinden aus dem Stadtbild, die Fußballer mit ihren mehr oder minder originellen Kosenamen (Wer erlaubt eigentlich Benennungen wie Klinsi oder Schweini?) aus den Schlagzeilen, ich darf die Straße des 17. Juni wieder benutzen, ich muß nicht mehr wissen, wer Zidane oder Beckham ist, um ein Telefongespräch führen zu können, das eigentlich überhaupt nichts mit Fußball zu tun hat, und wenn jemand "Deutschland" sagt, dann meint er wahrscheinlich den Staat und nicht mehr nur dessen Fußballnationalmannschaft.


    Unter uns: Hätte es nicht in Deutschland stattgefunden, wäre es strunzlangweilig gewesen. Ich hab nicht viel Ahnung von Fußball, aber Brillanz kam da selten auf. Tolle Schauspielkünste allerdings waren zu sehen, vor allem seitens der Italiener in der zweiten Hälfte des Halbfinales - tragikomischere Stürze und lachunterdrückendere Schmerzgesichter habe ich noch nie gesehen. Und von wegen verdient: Das hochunsportliche Insistieren der Italiener auf Ahnung einer Tätlichkeit, die nicht einmal das vermeintliche Opfer als solche gesehen hat, führte letztlich zum Nichteinzug der deutschen Mannschaft ins Finale, oder, anders gesagt: Mit Frings wäre das nicht passiert. Gewonnen hat eine lahme, selbstverliebte Nulpentruppe gegen ein überaltetes Frustamselnrudel, dessen Oberamsel in den offenen Vollzug gehört und nicht auf ein Fußballfeld. Davon abgesehen bin ich schwer dafür, daß sämtliche Spieler, die Stürze vortäuschen oder nichtgehandete Fouls begangen haben, im Anschluß an Fußballspiele anhand von Videoauswertungen nachträglich mit gelben oder roten Karten belegt werden.


    Ich bin froh, daß es vorbei ist. War 'ne tolle Sache, selbst für einen Profisporthasser wie mich, und das war es, weil es in Deutschland stattgefunden hat, wie gesagt. Man kam einfach nicht dran vorbei. Und das war auch das Negativste in diesem Zusammenhang. Daß sich bei aller Hochjubelei trotzdem besoffene Proleten geprügelt haben, ist nicht überraschend und liegt in der Natur der Sache.

  • Die WM war insgesamt eine nette Veranstaltung. Schade, dass der Weltmeister durchs Elfmeterschießen ermittelt werden musste und keiner in der Lage das in der regulären Spielzeit auszufechten.


    Die nächsten Wochen wird sich dann ja zeigen, ob von der guten Stimmung etwas in den Alltag rüberzuretten war und ob sich das Deutschlandbild unserer Gäste tatsächlich gewandelt hat und nicht schnell wieder in alte Denkweisen zurückgerudert wird.


    Und klar, Tom hat es auf den Punkt gebracht. Eine WM am Ende der Welt hätte wohl kaum solche Reaktionen hervorgerufen, wie im eigenen Land. Das konnte man ja bei der WM in den USA oder in Asien gut beobachten. Aber das ist nicht unbedingt entscheidend. Deutschland hat auf mich den Eindruck eines guten Gastgebers gemacht und da hoffe ich einfach mal, dass da ein bisschen was davon hängen bleibt.


    Gruss,


    Doc