Hatice Akyün - Einmal Hans mit scharfer Soße
Lesung in Kassel am 14. Mai 2006
Kurzbeschreibung
1001 Geschichten aus einem Leben zwischen Berlin und dem Bosporus: Amüsant und pointiert rückt Hatice Akyün den Eigenarten von Türken und Deutschen zu Leibe.
„Hans und Helga heißen alle Deutschen bei uns Türken“, schreibt Hatice Akyün, „und jedes Mal, wenn ich in die Türkei fahre, heißt es: ‚Hast du jetzt endlich einen Hans gefunden?‘ Natürlich habe ich ihn noch nicht gefunden. Ein Hans, der galant genug wäre, mir beim ersten Date – wie in der Türkei üblich – die Autotür aufzuhalten, ist mir noch nicht begegnet. Und türkische Männer trauen sich nicht mehr in meine Nähe. Seither bin ich das Sorgenkind meiner Familie. Sie kennen meine Familie noch nicht? Dann kommen Sie her, und setzen Sie sich, und vergessen Sie nicht, etwas zu essen mitzubringen, denn das macht man so bei uns. Ich entführe Sie in ein Deutschland, das Sie unter Garantie noch nicht kennen. Geschichten aus 1001 Nächten im Ruhrpott, nachdem mein Vater nach Deutschland gekommen ist, um hier zu arbeiten. Stellen Sie sich auf eine längere Reise ein, denn es geht um so etwas wie den Eintritt in ein anderes Universum.“
Ein Beitrag zu einem hochaktuellen Thema, über das so frech, humorvoll und witzig noch nie geschrieben wurde.
Über die Autorin
Hatice Akyün wurde 1969 in Akpinar Köyü in Zentralanatolien geboren. 1972 kam sie mit ihrer Familie nach Deutschland, wo sie seither lebt. Hatice Akyün schreibt als freie Journalistin u.a. für den "Spiegel", "Emma" und den "Tagesspiegel". Sie lebt in Berlin.
Es ist in einer Kassler Buchhandlung seit einigen Jahren wunderbare Tradition, eine Muttertagsmatinee zu machen, zu der in diesem Jahr Hatice Akyün eingeladen wurde. Der Einladung folgten sicherlich 50-60 Nordhessen und Nordhessinnen, die diese charmante Lesung sicherlich nicht so schnell vergessen werden.
Sie las über eine Stunde lang einige Stellen ihres Buches "Einmal Hans mit scharfer Soße" und erzählte im Anschluss noch weitere Anekdoten aus ihrem Familienleben.
Hatice Akyün gelang es, die Leser total in ihren Bann zu ziehen und alle waren an ihren deutsch-türkischen Geschichten interessiert. So schilderte sie z.B. wie ihr Vater mit ihr im Auto über mögliche Heiratskandidaten spricht, wieviel Essen eine durchschnittliche türkische Familie vertragen muss/kann und wie sie sich den perfekten Mann vorstellt. Sie erzählte über die Unterschiedlichkeit ihrer fünf Geschwister und über die Verzweiflung ihrer Eltern, dass sie mit 35 Jahren immer noch nicht verheiratet sei.
Im Anschluss an die Lesung erzählte sie noch über Integrationsprobleme auf beiden Seiten und bat, Ehrenmorde/Zwangsheiraten differenzierter zu betrachten, also dass diese traditionell und NICHT religiös bedingt seien (was ich ja auch nur unterschreiben kann), sie wies auf die große Bedeutung von Bildung hin und bat türkische Eltern, ihre Kinder zweisprachig aufwachsen zu lassen, da beide Kulturen wunderbar seien.
Alles in allem hat diese Lesung richtig viel Spaß gemacht, sie bot Spaß, Melancholie, Ernsthaftigkeit und Charme - außerdem gab es noch leckere Dinge zu essen und zum Muttertag ein Gläschen Sekt.
Vielen Dank Hatice Akyün und der Buchhandlung Bebelplatz