Über den Autor
Anke Richter, 1964 geboren, volontierte in Los Angeles, war Max-Redakteurin, Playboy-Autorin und für die Fernsehsendungen von Roger Willemsen und Reinhold Beckmann tätig. Heute lebt sie als Korrespondentin für mare mit ihrer Familie in Christchurch/Neuseeland.
Kurzbeschreibung
Der winzige Staat Tokelau inmitten der Südsee ist ein echtes Paradies: keine Autos, kein Fernsehen, keine Touristen. Sieben Monate verbringt eine deutsche Familie auf dem kleinen Atoll Atafu, abgeschnitten vom Rest der Welt. Die Journalistin Anke Richter erlebte mit Mann und Sohn eine nie gekannte Idylle. Doch die polynesische Kultur mit ihren streng christlichen Sitten wird zur Herausforderung. Die Prügelstrafe etwa macht Anke Richter zu schaffen, und als sie sich einmischt, bricht sie ein ungeschriebenes Gesetz ihrer Gastgeber …
Meine Meinung
Auf dem Buch steht noch drauf "Ein mitreißend erzählter und sehr persönlicher Bericht aus einer Welt, die es nicht mehr lange geben wird: Durch die Klimaveränderung wird Tokelau eines Tages vom Meer überspült sein". Das hat mich eigentlich zum Kauf animiert. Das und das eigentlich sehr fröhliche Bild der Tokelauer bei einer Feier am Strand.
Der Klappentext hört sich mal wieder reißerischer an, als das Buch eigentlich ist.
Die Autorin und ihr Mann kommen für ca. ein halbes Jahr auf diese idyllische Insel am Ende der Welt, weil ihr Mann dort als Arzt arbeitet. Wir erleben mit, wie es sich so lebt, wenn nur alle drei Wochen mal ein Versorgungsschiff vorbei kommt, das auch nur die Hälfte aller bestellten Waren dabei hat. Wir spüren auch die Nöte des Arztes auf einer Insel, auf der die meisten Medikamente über das Verfalldatum gelagert wurden und die Krankenhausapotheke nicht einmal die nötigsten Medikamente enthält....
... trotzdem - und obwohl gerade auch solche Themen zu Sprache kommen - hat man das Gefühl, im Paradies gelandet zu sein. Die Dorfgemeinde scheint füreinander da zu sein und einer hilft dem anderen, wo er nur kann. Auf der anderen Seite gehören Ohrfeigen für die Jüngeren aber zur täglichen Erziehung und die Ordnung in diesem doch sehr limitierten Reich funktioniert nur durch starre Hierarchien so gut.
So tappen unsere deutschen Protagonisten besonders anfangs immer wieder ahnungslos in jeden herumstehenden Fettnapf, obwohl sie sich in unseren Breiten durchaus zu benehmen wissen. Erst nach und nach finden sie heraus, was in Tokelau Usus ist und was man besser bleiben lassen sollte ;-).
Das Buch hat keine wirklichen Höhen und Tiefen, aber es ist sehr interessant und überaus unterhaltsam geschrieben. Eine Bilderstrecke rundet die Eindrücke ab.
Das Buch ist ein sehr interessanter Bericht über ein zeitweise völlig anderes Leben und ich denke, wenn man so lange ohne regelmäßige Stromversorgung und nur auf sich selbst gestellt lebt (kein TV, kein bzw. nur sehr sporadisch Internet, Strom nur morgens und abends etc.), hat man im Anschluß daran sicherlich eine ganz andere Sicht auf so manche Errungenschaften unserer Zivilisation. Das heißt, ich hoffe ganz stark, daß dem so ist.
Ich habe das Buch als gebundenes Buch mal für 3 EUR aus einem Wühlstapel gezogen, finde aber, es ist auch die ca. 9 EUR fürs Taschenbuch wert.