Solaris von Stanislaw Lem

  • Sein wohl bestes und bekanntestes Werk ist Solaris. Ein Roman voller Tiefenpsychologie, stellenweise vielleicht ein wenig langatmig aber doch nicht ohne Spannung.
    Allein die Aufarbeitung des seelischen Schuttes, der sich im Laufe eines Lebens ansammelt, bringt die Lösung des Problems. Brillant in der Darstellung, logisch im Aufbau und teilweise auch sehr spannend geschrieben. Wie gesagt, leider auch hin und wieder zu langatmig. Aber auf jeden Fall lesenswert.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Mir war's dann irgendwann doch ein wenig zu abgehoben. Zweifellos ein guter Roman und ein SF-"Klassiker", aber den Schreibstil fand ich nicht sehr flüssig zu lesen.


    Aber es ist ja toll, dass die SF'ler jetzt eine eigene Rubrik bekommen haben. Vielen Dank an die Admins! :-) Machen wir uns also auf, diese auch mit guten und schlechten SF-Romanen zu füllen...und dorthin zu gehen, wo noch nie ein Mensch gewesen ist...


    Gruss,


    Doc

  • Echte Lem - Fans sind selten... Hier ist einer *lach*
    Der Film mit George Cloony stimmt mit dem Buch nicht überein... Lem selbst hat, soweit ich das mitbekam auch nie diesen Film als Verfilmung seines Buches anerkannt. Es gab einen Film, der seinem Buch entspricht, ich glaube irgendwann Ende der sechziger Jahre in Russland gedreht.


    Ich traf viele Leser, die behaupteten, Lem - Bücher wären zu schwer zu verstehen. Wie seht ihr das? War Solaris so schwer?


    Vielleicht sollte ich erwähnen, dass die meisten Lem - Romane, obwohl als Science Fiction geschrieben, vom Entstehungsjahr aus betrachtet werden sollten. Denn für diese Zeit waren sie, zwischen den Zeilen gelesen, sehr gesellschaftskritisch. Deshalb ist mein Favorit von ihm "Fiasko".


    Ich hoffe, ich bin nicht zu weit vom Thema abgedriftet, komme bei Lem immer so schnell ins schwärmen... :grin

  • Zitat

    Original von Sam
    Ich traf viele Leser, die behaupteten, Lem - Bücher wären zu schwer zu verstehen. Wie seht ihr das? War Solaris so schwer?


    Nicht schwer, aber einfach zu überladen. Es hat keinen Lesespass vermittelt. Meiner Meinung nach, auch wenn's ein "Klassiker" ist, nichts, was man wirklich gelesen haben "muss".


    Gruss,


    Doc

  • Solaris ist sicher kein "schweres" Buch.


    Sehr gut fand ich die Schilderung der Atmosphäre, die war beeindruckend und mitreißend. Auch die Handlung war lesenswert: originell und spannend.


    Was ich aber gar nicht mochte, waren Lems Abschweifungen. (erinnerte mich an die Mythenmetzsch´schen Abschweifungen, nur weniger originell ;) ) Die selbstverliebte Aufzählung angelesenen und erfundenen Wissens waren teilweise einfach einschläfernd. Leider begnügt Lem sich nicht mit wissenschaftlichen oder pseudo-wissenschaftlichen Begründungen geschilderter Vorgänge. Nein, er muss immer wieder in den Tonfall eines langweiligen Universitätsdozenten verfallen.


    Trotzdem bereue ich es nicht, das Buch gelesen zu haben. Jede/r Science-Fiction-Fan sollte Solaris kennen. *behaupt*

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

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  • An Baby jane


    Nur weil du den Film so schlecht fandest, musst du nicht gleich das Buch ablehnen. Ein Tip fuer Leute, die wirklich gute Filme sehen wollen. Es giebt eine "fanantastische" Verfilmung von Lems Solaris, die sehr Anspruchsvoll ist und die Stimmung des Buches hervorragend rueberbringt. Taikowsky; Solaris von 1972.
    Info nebenbei: Ich bin uebrigens der Bruder von Beatrix, bei der ich gerade die Kinder betreue

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Hallo, Eulen,
    nun muß ich aber mal etwas zur Ehrenrettung von 'Solaris' sagen.
    Doch, es IST ein 'schweres' Buch, nein, es ist NICHT langatmig. Tatsächlich ist jedes Wort genau dort, wo es hingehört.
    Worum geht es? Um eines der großen Themen der Science Fiction Literatur, den Umgang (von Menschen) mit Dem Anderen.
    Das Andere ist in diesem Buch eine merkwürdige, riesengroße, rot-rötliche Erscheinung, die einen fremden Planeten bedeckt. Die menschlichen Entdecker nennen ihn 'Ozean', weil die Meere der Erde das nächstliegende sind, das ihnen dazu einfällt.
    Dann machen sie sich daran, es zu erforschen, viele Jahrzehnte lang. Sie bauen eine Forschungsstation zur Beobachtung. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Geschichte einsetzt, ist es nicht gelungen, herauszufinden, wer oder was der Ozean eigentlich ist. Dafür ereignen sich merkwürdige Dinge auf der Station. Ein Astronaut und Wissenschaftler wird ausgeschickt, um nachzusehen, was denn da los ist.
    Klassische Situation eigentlich. Und tatsächlich geht nun die Action voll ab. Aber: ganz anders, als erwartet. Schließlich ist das hier von Lem und nicht von John Carpenter. :grin
    Die merkwürdigen Vorkommnisse auf der Station, die der Neuangekommene, Ich-Erzähler (Achtung für alle, die das nicht mögen), sehr schnell selbst bemerkt, sind zuerst belustigend, werden dann aber immer bedrückender und schließlich direkt unheimlich. Gänsehaut garantiert!!
    Er merkt ebenso schnell, daß sie offenbar mit dem Ozean, mit Solaris, zu tun haben. Um der Sache näher zu kommen, befaßt er sich eingehend nicht nur mit den bislang vorhandenen Erkenntnissen über dieses rote Ding da, sondern damit, WIE diese Erkenntnisse zustande kamen. Das sind die Stellen, die einem 'langatmig' vorkommen können. Die sind aber wichtig und fest verzahnt mit der Handlung, allen Personen (einschließlich des Ozeans!) und der (möglichen) Lösung.
    Diskutiert wird hier auf eine ganz große und großartige Weise die Frage der Entstehung von wissenschaftlicher Erkenntnis und ihrer Umsetzung. Haben WissenschaftlerInnen immer recht? Sind ihre Methoden die richtigen? Stellen sie die richtigen Fragen? Können sie das überhaupt? Nicht vergessen, Lem war selbst Naturwissenschaftler.


    Versteht mich nicht falsch, das Buch ist nicht bloß für WissenschaftlerInnen oder Leute, die sich dafür interessieren. Es geht darum, wie Menschen mit fremden Phänomenen umgehen, inwieweit sie sich von vorgegebenen Fragestellungen beeinflussen lassen, wenn sie etwas erkennen wollen und, das ist das Wichtige, inwieweit vorgegebene Fragen einen hindern können, etwas Fremdes überhaupt in seiner ihm eigenen Dimension zu erkennen. Weil wir immer nur unser Eigenes sehen.
    Ein sehr aktuelle Frage z.B. vor dem Hintergrund der aktuellen 'Islamismus' Diskussion, BTW.


    Es ist ein hochwichtiges Buch, ein grundlegendes Buch, nicht nur im Genre SciFi (wie die meisten von Lem). Es ist, im Unterschied zu seinen anderen Büchern, in der Behandlung des Themas nahezu zeitlos, wenn auch nicht in der dargestellten Technik (Leut, eine Welt ohne PCs!!) und in der Lösung. Wir sind in den Sechzigern, Kalter Krieg, Eiserner Vorhang. Die Wahrscheinlichkeit (für den damaligen Betrachter) ist hoch, daß wir das jeweilige Andere NIE verstehen werden. Die Hauptfigur bleibt, möglicherweise für immer, auf der Station über dem Ozean. Vielleicht wird man eines Tages begreifen...
    Ein Buch für erfahrene LeserInnen, klar. Fürs öfter Lesen, man findet immer etwas Neues darin. Aber laßt euch bloß nicht abschrecken. Der Umgang mit dem Anderen braucht Mut und einen offenen Blick. Warum nicht mit Lem anfangen?
    magali


    PS: Aus dem Gesagten ging schon hervor, warum die Verfilmungen scheiterten. Miußten sie, es geht um Gedankengebäude. Die russische Verfilmung ist 'Filmkunst' an sich, von Tarkowski ('r' nach dem a, kein 'i', ein Tippfehler), aber trotzdem nicht gelungen. Und Clooney? In dem Fall, fürchte ich, hätte sich auch Solaris nicht einmal bemüht. :grin

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Ich hätte es gar nicht besser sagen können.. :-) Den Versuch startete ich schon mal, bin aber leider manchmal etwas wortkark..


    :wave Sam

  • Ist schon eine ziemliche Weile her seit ich das Buch gelesen habe. Vermutlich war ich damals zu jung um das zu erkennen was du in dem Buch siehst.
    Mittlerweile bin ich zwar etwas älter, aber nichts desto trotz hat mich dieses Buch -Solaris- davon abgehalten weitere Bücher von Lem zu lesen. Ich bringe auch heute nicht mehr die Motivation mit das Werk nocheinmal zu lesen. Das Thema an sich -eine planetenumspannende Intelligenz- ist mittlerweile von anderen Autoren (Asimov, Wilson, ...) besser und spannender behandelt worden.


    Auch ohne ein Fan dieses Buches zu sein, gestehe ich ihm jedoch einen gewissen Kultstatus zu. Man kann zu Lem stehen wie man will, im Bezug auf SF ist er mit Sicherheit einer der vielgelesensten Autoren.

  • Zitat

    Original von vallenton
    Ist schon eine ziemliche Weile her seit ich das Buch gelesen habe. Vermutlich war ich damals zu jung um das zu erkennen was du in dem Buch siehst.
    Mittlerweile bin ich zwar etwas älter, aber nichts desto trotz hat mich dieses Buch -Solaris- davon abgehalten weitere Bücher von Lem zu lesen. Ich bringe auch heute nicht mehr die Motivation mit das Werk nocheinmal zu lesen. Das Thema an sich -eine planetenumspannende Intelligenz- ist mittlerweile von anderen Autoren (Asimov, Wilson, ...) besser und spannender behandelt worden.


    Auch ohne ein Fan dieses Buches zu sein, gestehe ich ihm jedoch einen gewissen Kultstatus zu. Man kann zu Lem stehen wie man will, im Bezug auf SF ist er mit Sicherheit einer der vielgelesensten Autoren.


    Das Thema an sich ist nicht die Zitat: "planetenumspannende Intelligenz". Setzt man sich in die Entstehungszeit dieses Romans zurück, denn nur aus dieser Sicht sind alle Lem-Werke zu sehen, war der Aufbau der Mauer in Deutschland aktuell, der kalte Krieg flammte auf: Warum soll da ein Science Fiction Autor nicht darauf bezug nehmen, indem er Menschen eine andere Lebensform gegenüberstellt und diese bei Solaris nicht versteht, bei Fiasco sogar zerstört?
    Ist meine Interpredation so abwegig?


    :wave Sam

  • Deine Interpretation ist keineswegs abwegig. Für dich ist sie richtig und damit ist das für mich OK.
    Ich habe nur eine andere Interpretation. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das der Mauerbau in Deutschland irgendeinen Einfluß auf einen polnischen SF Autor haben soll. Aber, vielleicht war es ja doch so.


    Wenn es nur um die Gegenüberstellung oder die Konfrontation mit einer anderen Lebensform geht, würde das Buch nur eines von vielen sein. Ich denke mal, das in fast jedem SF Roman "andere" Lebensformen auftauchen. Nur das Thema einer "planetenumspannenden Intelligenz" ist für mich damals neu gewesen und hat mich etwas fasziniert. Darum betrachte ich das Buch auch als ein Werk mit gewissem Kultstatus. Nur, die Umsetzung fand ich für mich viel zu langatmig und langweilig.


    Aber das ist natürlich alles Geschmackssache. Und ich finde es auch positiv das ein Werk unterschiedliche Gewichtungen bei den Lesern hervorruft. Außer unserer Meinung gibt es wohl noch Dutzende anderer. Und die sind genauso richtig und wichtig. Da ich nur -Solaris- von Lem kenne, kann ich auch nicht Vergleiche oder Bezüge zu anderen seiner Werke ziehen.


    Die Sterntagebücher werden aber immer wieder lobend erwähnt.

  • Du hast recht.. Schließlich wollte der Autor, dass man sich den Kopf über sein Buch zerbricht und das da unterschiedliche Meinungen entstehen ist klar... :knuddel1


    Die Sterntagebücher sind deshalb viel gelesen, weil sie leichte Unterhaltung sind. Sie drehen sich um den Piloten Pirx, der allerhand im Weltraum erlebt. Diese Geschichten sprühen geradeso vor Humor und Phantasie... *empfehlenwill*


    :wave Sam

  • Hallo.


    Ist noch gar nicht so lange her, seit ich "Solaris" gelesen habe.
    Meine Meinung: Schwere Lektüre. Eine wissenschaftliche Abhandlung liest sich leichter... Seitenlange Beschreibungen der ozeanproduzierten Strukturen - ich hätte einschlafen mögen.
    Die Idee selber - ein intelligenter Ozean und die Unmöglichkeit mit ihm zu kommunnizieren - ist meiner Meinung nach brillant. Heute wird dem Sci-Fi-Leser, Kinogänger und Serienfan doch ständig suggeriert, dass der Mensch ja so schlau ist, er stellt ruckzuck Kontakt zu fremden Wesen her etc. "Solaris" ist eben anders. Aber bei der Idee bleibt's leider auch.


    Den Film mit George Clooney fand ich unbefriedigend. Ein George Clooney allein macht noch keinen guten Film. Eben das, was mir im Buch so langweilig vorkam, nämlich die "Bauwerke", hätte ich mir gewünscht im Film zu sehen. Dann hätte diese Verfilmung mehr nach Science-Fiction ausgesehen. So aber hätte die Handlung überall spielen können.


    Die Tarkowski-Verfilmung habe ich als Kind ein paar Mal gesehen, die lief bei uns mehrmals im TV, aber leider erinnere ich mich nur noch bruchstückhaft daran...


    ***
    Aeria

  • Zitat

    Original von Magali
    Fürs öfter Lesen, man findet immer etwas Neues darin


    Uupps, habe ich jetzt erst entdeckt.


    Ein Lob an Aeria fürs Forumdurchstöbern und hochspülen,


    Ein dickes Lob an Magali für Ihren Beitrag, dem ich nur zustimmen kann.
    Ich habe "Solaris" im Laufe der Jahre seit den frühen 70ern schon mehrmals gelesen. Dabei habe ich an mir festgestellt, dass der Schwerpunkt sich jedesmal änderte.
    Am Anfang, Perry-Rhodan-gewöhnt, fand ich die Idee der planetenumspannenden Intelligenz toll, aber den Roman sonst stinke langweilig. Ein andermal fiel mir die Wissenschaftskritik darin auf oder der psychologische Aspekt des Verdrängen ins Unbewußte, aber unser Handlen bestimmend usw.


    Ein Buch, das bei öfterem Lesen immer wieder neue, bisher unentdeckte Perspektiven öffnet, bezeiche ich als einen Klassiker.


    Und zum Vergleich Roman und Film - mache ich nicht mehr, denn ein Roman ist ein Roman und ein Film kann zwar das gleiche Thema wie ein Roman haben, aber er ist von einem ganz anderen Autor geschrieben.
    Daher ist für mich der Vergleich zwischen Buch und Film nur in der Art akzeptabel, wie ich zwei Romane unterschiedlicher Autoren zum gleichen Thema bewerte.


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Die Erstverfilmung habe ich auch damals gesehen und sie lag m. E. näher am Buch als die neuere mit G. Clooney. Allerdings hatte der Film damals auch wegen seiner Nähe zum Buch einige Längen, die nicht bei jedem gut ankamen.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Demosthenes
    Ich hoffe, du willst damit nicht sagen, das die Verfilmung von Soderbergh mit Clooney KEINE Längen hatte? :-)


    Es gibt Bücher die eignen sich wunderbar dazu verfilmt zu werden. Dann gibt es wiederrum Bücher, die für eine Verfilmung nicht viel hergeben. -Solaris- gehört meines Erachtens zu letzteren Büchern.

  • Zitat

    Original von vallenton
    Demosthenes
    Ich hoffe, du willst damit nicht sagen, das die Verfilmung von Soderbergh mit Clooney KEINE Längen hatte? :-)


    Es gibt Bücher die eignen sich wunderbar dazu verfilmt zu werden. Dann gibt es wiederrum Bücher, die für eine Verfilmung nicht viel hergeben. -Solaris- gehört meines Erachtens zu letzteren Büchern.


    Wenn ich Filme nur unter dem Gesichtspunkt der Aktion sehe, dann gebe ich dir völlig Recht. Ich fand nur, der erste Film hatte den Charakter des Buches richtig eingefangen und daß die Aussagen des Autors somit viel deutlicher rüber kamen.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.